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Präsidentschaftswahlen 2022 und die Folgen - voyageur - 09.04.2022 Einige Informationen Quellen 1) Das Wahlsystem Jeder französische Bürger (ab 18) kann sich bewerben. Runde 0 Jeder Kandidat versucht sich bekannt zu machen und Unterstützer zu sammeln. Die Runde beginnt für manche Kandaten gleich nach den erfolgten Wahlen. Um die Runde 1 zu kommen braucht ein Kandidat 500 Patenschaften (Abgeordnete, Bürgermeister etc). Damit kommt er in die nächste Runde . Runde 1 Budget Zitat: Der Staat zahlt bei der Veröffentlichung der Kandidatenliste für den ersten Wahlgang einen Vorschuss in Höhe von 153.000 € und erstattet nach dem Wahlkampf einen Teil der Kosten, wobei der Vorschuss abgezogen wird : Audiovisuelle Medien Zitat:Vor Beginn der Kampagne muss der Grundsatz der Fairness, d. h. die Redezeit steht im Verhältnis zur Repräsentativität des Kandidaten (Ergebnisse des Kandidaten oder der Gruppierung bei den jüngsten Wahlen), für erklärte oder mutmaßliche Kandidaten und ihre Unterstützer während des gesamten Zeitraums sowohl bei der Redezeit als auch bei der Sendezeit eingehalten werden.30 Die Medien müssen den Grundsatz der Fairness beachten, d. h. die Redezeit steht im Verhältnis zur Repräsentativität des Kandidaten (Ergebnisse des Kandidaten oder der Gruppierung bei den jüngsten Wahlen). Dieser Grundsatz wird ab der Veröffentlichung der Kandidatenliste bis zum Vortag des Beginns des Wahlkampfs beibehalten, wobei die Programmbedingungen für alle Kandidaten vergleichbar sind.Mit aktuell 12 Kandidaten bedeutet das ein Match von 11 (die den Amtsinhaber ablösen wollen) gegen 1 (den Amtsinhaber) Die Sondagen Figaro (französische Zeitung) FranceTVinfo Die Kampagnen von Le Pen (N°2) und Melenchon (N°3) waren sehr auf Kaufkraft und Inflation ausgerichtet, und haben natürlich mit der Ukrainekrise sehr an Dynamik gewonnen. Beide wollen (unter anderem): - keine europäischen Sanktionen gegen RU, die die französische Wirtschaft schädigen - aus dem europäischen Elektrizitätsmarkt aussteigen. - Mehrwertsteuer auf Energie senken. - das Rentenalter nicht erhöhen bzw senken Heute ist Ruhetag, morgen wird gewählt. Zwei Kandiaten kommen in die Runde 2. Ergebnisse ab Sonntag 20 Uhr. Es gibt keine Umfragen am Ausgang des Wahllokals, also alle "vorherigen" Ergebnisse (zB aus Schweizer oder belgischen Zeitungen) sind mit Vorsicht zu genießen. RE: Präsidentsschaftswahlen - Schneemann - 09.04.2022 Zitat:- aus dem europäischen Elektrizitätsmarkt aussteigen.Gibt es denn da genauere Informationen, wie beide sich dies vorstellen? Ich meine, der europäische Energiemarkt ist ja enorm verzahnt, so einfach aussteigen dürfte doch gar nicht gehen. Ich habe mich da nicht eingelesen, aber soweit ich weiß, ist in Frankreich die Kernkraft eine der großen Säulen der Energieversorgung. Was auch dazu beiträgt, dass Frankreich nicht nur ein Fünftel des gesamten Stroms in der EU produziert, sondern z. B. Strom in großem Umfang auch exportieren kann, etwa nach Spanien, den Benelux-Staaten oder auch auch nach Deutschland (wobei die Exporte nach Deutschland ansteigen), was wiederum entsprechende Einnahmen bedeutet. Insofern ist die Frage, wie denn diese Idee des Ausstieges aussehen soll? Ergänzung (eben gefunden, als ich wegen der Wahlen nach Macron gegoogelt habe): Zitat:Warsaw summons French ambassador after Macron calls Polish PM 'a far-right anti-Semite'https://www.euronews.com/2022/04/08/warsaw-summons-french-ambassador-after-macron-calls-polish-pm-a-far-right-anti-semite Das wird sicher auch einigen Zoff auf dem diplomatischen Parkett nach sich ziehen... Schneemann RE: Präsidentsschaftswahlen - voyageur - 09.04.2022 Zitat:Insofern ist die Frage, wie denn diese Idee des Ausstieges aussehen soll? Du hast ja Glück das der Wahlkampf Ruhetag hat, sonst hätte man dir das Mikro weggezogen, und die Kamera abgeschaltet. Wie, (wie bei vielen anderen Wahlkampfversprechen) wird das gerne übergangen. Was in der öffentlichen Meinung hängenbleibt, ist der Preisunterschied zwischen den Produktionskosten EDF und den Kundenrechnungen. (EDF (muss) einen Teil seiner Produktion für 42 €/MWh an Konkurrenten verkaufen). RE: Präsidentsschaftswahlen - lime - 09.04.2022 Für mich stellt sich schon lang die Frage welchen Nutzen die europäische Strombörse überhaupt hat. Günstiger für den Verbraucher ist der Strom dadurch jedenfalls nicht geworden, obwohl genau dies vorher versprochen wurde. RE: Präsidentsschaftswahlen - Quintus Fabius - 09.04.2022 Sie ermöglicht es uns mit französischen Strom das Netz stabil zu halten, den ansonsten sähe es da schon seit einiger Zeit recht problematisch damit aus. RE: Präsidentsschaftswahlen - lime - 09.04.2022 (09.04.2022, 23:19)Quintus Fabius schrieb: Sie ermöglicht es uns mit französischen Strom das Netz stabil zu halten, den ansonsten sähe es da schon seit einiger Zeit recht problematisch damit aus. Auch bevor es die europäische Strombörse gab funktionierte das schon Länderübergreifend. RE: Präsidentsschaftswahlen - Pmichael - 10.04.2022 Der liberale Energiemarkt kann eigentlich als Kerninteresse für Frankreich beschrieben werden. Nicht nur ist Frankreich vor Deutschland der größer Stromexporteur sondern aufgrund der alten Atomkraftwerke ist die Versorgungssicherheit in Frankreich schlechter zu bewerten als in Deutschland. Im Prinzip wenn Frankreich anfängt Energie in großen Mengen zu importieren dann weniger wegen irgendwelche Energiepreise sondern um das Versorgung sicher zu stellen. Wieso für einen Austritt geworben wird ist schleierhaft. RE: Präsidentsschaftswahlen - lime - 10.04.2022 (10.04.2022, 00:37)Pmichael schrieb: Der liberale Energiemarkt kann eigentlich als Kerninteresse für Frankreich beschrieben werden. Nicht nur ist Frankreich vor Deutschland der größer Stromexporteur sondern aufgrund der alten Atomkraftwerke ist die Versorgungssicherheit in Frankreich schlechter zu bewerten als in Deutschland. Im Prinzip wenn Frankreich anfängt Energie in großen Mengen zu importieren dann weniger wegen irgendwelche Energiepreise sondern um das Versorgung sicher zu stellen. So schlecht können die Meiler nicht sein wenn man ihre Laufzeit um bis zu 50 Jahre verlängern will. https://www.energiezukunft.eu/politik/frankreich-baut-atomkraft-aus/ RE: Präsidentsschaftswahlen - Pmichael - 10.04.2022 (10.04.2022, 09:25)lime schrieb: So schlecht können die Meiler nicht sein wenn man ihre Laufzeit um bis zu 50 Jahre verlängern will. Frankreich hält also nicht nur an der Atomenergie fest, sondern will sie aktiv und großflächig ausbauen. Derweil bereitet seine Atomstrategie dem Land schon heute viele Probleme. Angefangen bei explodierenden Baukosten und -zeiten bis zu wiederholten Abschaltungen. Erst in der vergangenen Woche traten erneut Störungen in französischen AKW auf. Die drei Reaktoren Cattenom 3 in Mosel, Bugey 4 in Ain und Chinon 3 in Indre-et-Loire des französischen Energiekonzern EDF mussten ungeplant vom Netz genommen werden, da möglicherweise Korrosionsprobleme bestehen. Vier weitere Reaktoren sind zurzeit bereits abgeschaltet, da ähnliche Probleme festgestellt oder geprüft werden. Frankreich muss die alten Meiler am laufen halten weil der Bau neuer Atomkraftwerke teuer und langwierig ist, es kommt also das Problem hinzu dass die Nuklearindustrie beim Bau neuer Atomkraftwerke in Europa auf ganzer Linie versagt hat. RE: Präsidentsschaftswahlen - voyageur - 10.04.2022 Zitat: Die drei Reaktoren Cattenom 3 in Mosel, Bugey 4 in Ain und Chinon 3 in Indre-et-Loire des französischen Energiekonzern EDF mussten ungeplant vom Netz genommen werdenwerden geplant in den nächsten Monaten vom Netz genommen, um eventuelle Korrosionsprobleme (Reaktoren baugleich mit den zur Zeit geprüften) zu überprüfen. Eine Detailinformation, bei den heutigen Prüfungen werden Methoden und Geräte mit einer Präzision benutzt, die es damals nicht gab. Was den im Bau befindlichen EPR angeht, das war in der Tat eine Industrieversagen, dessen Korrektur viel Zeit und Geld gekostet hat. Zitat: weil der Bau neuer Atomkraftwerke teuer und langwierig ist,Was die geplanten neuen Reaktoren angeht handelt es sich um das Model EPR2 (mit RETEX) der Erfahrungen aus dem Bau der ersten Serie. In Finnland ist er jetzt ja in Betrieb genommen. Und der Idee ist zivile Versionen der militärischen Atomreaktoren zu entwickeln (die französischen sind die einziegen die mit "zivilen" Brennstäben betrieben werden. Und die Reaktoren werden gebaut, egal wer die Wahl gewinnt. Und auch die Diskussion über die Preisbindung Strom/Gas wird weitergehen. Auf dem letzten EU Gipfel haben das FR und einige andere Länder gefordert, wurden aber von DE und einigen anderen blockiert. Wiedervorlage auf dem nächsten Gipfel. RE: Präsidentsschaftswahlen - Schneemann - 10.04.2022 Ich denke, das ganze Thema könnte auch im Energiesicherheitsbereich weiter diskutiert werden. Genau genommen ist der europäische Strommarkt ein Geben und ein Nehmen. Auch Deutschland exportiert ja Strom, zumeist nach der Schweiz und nach Österreich oder Holland. Aber bei Engpässen importieren wir dann wieder aus z. B. Frankreich oder Dänemark. Deswegen auch mein Hinweis, dass das europäische Stromsystem derart verflochten ist, dass man da nicht mal mit einem Fingerschnippen raushüpfen kann, wie manche Personen im französischen Wahlkampf suggerieren wollen. Ich wollte eigentlich aber das Thema Wahlkampf / Präsidentschaftswahlen in Frankreich nicht zu sehr "entführen", weswegen ich nun versuche hier wieder die Kurve zu kriegen... Zitat:FRANKREICH VOR DEN WAHLENhttps://www.faz.net/aktuell/feuilleton/wahlkampf-in-frankreich-melenchon-als-hologramm-17944809.html Außerdem: Zitat:Präsidentschaftswahl in Frankreichhttps://www.nzz.ch/international/praesidentschaftswahl-in-frankreich-die-neuesten-entwicklungen-ld.1650402 Ferner: Zitat:Explainer: What you need to know about France's presidential electionhttps://www.reuters.com/world/europe/whats-stake-frances-presidential-election-2022-04-06/ Schneemann RE: Präsidentsschaftswahlen - lime - 10.04.2022 (10.04.2022, 11:49)Schneemann schrieb: Ich denke, das ganze Thema könnte auch im Energiesicherheitsbereich weiter diskutiert werden. Genau genommen ist der europäische Strommarkt ein Geben und ein Nehmen. Auch Deutschland exportiert ja Strom, zumeist nach der Schweiz und nach Österreich oder Holland. Aber bei Engpässen importieren wir dann wieder aus z. B. Frankreich oder Dänemark. Deswegen auch mein Hinweis, dass das europäische Stromsystem derart verflochten ist, dass man da nicht mal mit einem Fingerschnippen raushüpfen kann, wie manche Personen im französischen Wahlkampf suggerieren wollen. Ich denke dass es nicht darum das Stromnetz komplett zu isolieren, sondern um die Preisgestaltung durch die Strombörse. RE: Präsidentsschaftswahlen - Broensen - 10.04.2022 Hat jemand eine Ahnung, wie sich Le Pen und ihre Partei zur D/F-Brigade positioniert haben? Würde die im Fall eines rechten Wahlsieges einseitig aufgelöst werden? RE: Präsidentsschaftswahlen - Quintus Fabius - 10.04.2022 Ich finde es nicht mehr, aber vor ein paar Jahren hat sie dazu geäußert, dass sie die D/F Brigade auflösen würde. Was aber wie alle Äußerungen im Wahlkampf wenig bis nichts für die weitere praktische Politik bedeutet, von daher würde ich das auch nicht überbewerten. Da würde mich eher mal interessieren, wie die D/F Brigade ganz allgemein in Frankreich bzw. in den französischen Streitkräften gesehen wird ?! Viele deutsche Soldaten sehen diesen Verband ja eher kritisch und als nicht-funktional an. Und der Bevölkerung ist es egal oder sie wissen rein gar nichts. Wie sieht das in Frankreich damit aus ? RE: Präsidentsschaftswahlen - lime - 10.04.2022 (10.04.2022, 15:26)Broensen schrieb: Hat jemand eine Ahnung, wie sich Le Pen und ihre Partei zur D/F-Brigade positioniert haben? Würde die im Fall eines rechten Wahlsieges einseitig aufgelöst werden? Könnte das überhaupt ein Präsident(in) alleine bestimmen? Selbst wenn Le Pen die Wahl gewinnen sollte wäre fraglich ob dies ihrer Partei bei den Parlamentswahlen danach auch gelingt. |