Forum-Sicherheitspolitik
(Allgemein) Atomare Bewaffnung Deutschlands? - Druckversion

+- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org)
+-- Forum: Blickpunkt Deutschland (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=54)
+--- Forum: Allgemeines zur Bundeswehr (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=58)
+--- Thema: (Allgemein) Atomare Bewaffnung Deutschlands? (/showthread.php?tid=6674)

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10


- Turin - 02.02.2006

Zitat:Gibt es, nach dem Ende des Kalten Krieges eigentlich noch verbindliche(!) Zusagen unserer Verbündeten?
Ja, natürlich, und diese Zusage heißt NATO. Die ist so verbindlich wie nur irgendwas. Darauf zielte mein Beitrag ab.

Zitat:Auf die Frage wie er bei einem Kernwaffeneinsatz auf Deutschem Boden reagiert hätte, hat Helmut Schmidt geantwortet, das er der Bundeswehr gegeben hätte das Feuer einzustellen, da es trotz der schrecklichen Konsequenzen, eben nicht im Sinne Deutschlands sei in eine strahlende Wüste verwandelt zu werden.
Nun, mir ist dieses Interview zwar nicht geläufig, aber ich vermute mal sehr stark, er ist hier vom Kontext einer Bedrohung durch den Ostblock ausgegangen. Es ist weitbekannt, dass Deutschland das Schlachtfeld, ob konventionell oder atomar, einer Auseinandersetzung zwischen NATO und WP geworden wäre.
Die Situation mit anderen Bedrohungen, etwa durch den Iran, ist damit bei weitem nicht vergleichbar, zumal hier die Vergeltung wesentlich wirksamer ist. Weder verfügt Iran über ein Arsenal, mit dem Deutschland völlig vernichtet werden kann, noch ist der Iran selbst konventionell oder atomar in einer stärkeren Position gegenüber seinen Gegnern, ganz im Gegenteil. Es ist völlig verfehlt, hier Bedrohungsevaluationen aus dem Kalten Krieg heranzuziehen.

@Pakistan: Ich hatte diesen Staat nicht wegen der Bedrohungskapazität genannt, sondern wegen der mangelnden Tauglichkeit eines jeden internationalen Regimes (also auch Atomwaffensperrvertrag), dieses wirksam einzudämmen. Der lokale Konflikt ist einfach zu intensiv (bzw. war es zur Zeit der A-Waffen-Entwicklung), und der westliche oder östliche Einfluss sowohl in Pakistan als auch Indien (das in diesem Zusammenhang komplementär zu nennen ist) dürften da an ihre Grenzen gestoßen sein. Natürlich lässt sich trefflich darüber spekulieren, ob eine SU oder USA des Kalten Krieges hier mehr Einfluss gehabt hätte, aber die Frage bleibt offen, zumal die A-Waffen-Programme dieser Staaten in Zeiten des Kalten Krieges bereits begonnen worden sind.

Fazit: Sollte der Iran wirklich europäischen, evtl. deutschen Boden angreifen, dann hat das nichts damit zu tun, dass hier jemand Abschreckungsszenarien abwägt, sondern dass er den Grund und Boden rationaler Denkmuster schon längst verlassen hat, so wie du das für Ahmadinedschad (sp) charakterisierst. Dann aber ist es völlig egal, wie stark man den Iran, mit welchen Mitteln und Bündnissen auch immer, abschrecken kann. Du musst dich also schon entscheiden: Ist der iranische Präsident nun völlig irrational, oder ist er doch ein denkender Mensch. Abschreckung setzt realistisches Kalkül beim Gegner voraus. Und diese Abschreckung ist für Deutschland angesichts der politischen und militärstrategischen Situation auch ohne Atomwaffen ganz eindeutig gegeben.

Wenn eines Tages die NATO aufgelöst wird und Frankreich im Spiegelsaal von Versailles anfängt, den Versailler Vertrag zu zelebrieren und eine französische Grenze am Rhein propagiert...ja dann müssten wir uns Gedanken um unsere Optionen machen. Jetzt aber ganz sicher nicht.


- Marc79 - 02.02.2006

In einem Fernsehbeitrag hab ich mal gesehen (ob das stimmt :fragSmile Deutschland bräuchte ca. 2 Jahre um die Bombe zu bauen. Wie realistisch ist das??? Naja die Infrastrucktur wäre ja wohl da, friedlich zwar,aber da. Oder nicht???


- Turin - 02.02.2006

@Marc79: Eine oft diskutierte Frage. Die zwei Jahre kann man nicht so zementieren, da das von der Art der Bombe abhängt. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem IAEO-Inspektor, der meinte, wenn es wirklich pressiert, kann Deutschland bequem innerhalb eines Jahres A-Waffen (d.h. die Gefechtsköpfe) herstellen.
Das hängt aber alles davon ab,
1. Was für eine Art Bombe man haben will. Etwas vom Hiroshima-Typ geht schnell. Wasserstoffbomben, noch dazu von einer Art, dass sie auf eine Rakete passen, dauern länger.
2. Siehe 1.: Auf welchem Träger soll die Bombe ins Ziel gebracht werden, Flugzeug, Rakete (IRBM, ICBM), Marschflugkörper, Granaten?

Das Spaltmaterial könnten wir aus einheimischer Produktion abzweigen, zb. in Garching. Allerdings weiß ich über die möglichen Mengen nicht bescheid. Ansonsten braucht man noch die Maschinen für die Herstellung von Gehäuse etc. Das muss alles ziemlich genau sein, aber angesichts von Deutschlands Rang als Maschinenbauer hab ich ehrlichgesagt wenig Zweifel, dass man genügend qualifiziertes Personal dafür auftreiben kann.


- grammi - 25.02.2007

@ Turin,
was du meinst dürfte die kritische Masse sein. Dieser Begriff beschreibt die Menge an spatbarem Material, die notwendig ist um eine unkontrollierte Kernfission ohne äußere Neutonenquelle in Gang zu bringen (auf gut Deutsch: Bei wieviel Kilo dir des Zeug spontan um die Ohren fliegt^^).
Die kritische Masse kann durch Reflektoren herabgesetzt werden. Reflektoren sind Materialien wie z.B. Wolframcarbid die Neutronen, die das Spaltmaterial verlassen (also nicht mehr zur Spaltung beitragen), in das Material zurückreflektieren.
Bei Plutonium-239 ligt die kritische Masse unreflektiert bei 10,0 kg, reflektiert bei 5,42 kg. Beides sind Mengen, die in Deutschland durchaus mehrfach vorhanden sind. Dass eine Atombome, die nur aus einer Kugel Plutonium besteht äußerst primitiv und ineffizient ist, sollte wohl klar sein. Für eine Verbesserung hin zur Fussionsbombe benötigt man noch Präzesionssprengstoff, Kryptonzünder und Tritium (überschweren Wasserstoff).
Gruß
Grammi


- Turin - 25.02.2007

Aus geschlossenem Thread:

Zitat:Damit könnte man meiner Ansicht nach problemloß innerhalb von 1-2 Wochen eine funktionsfähige Fissions-bzw. Fussionswaffe bauen. Inwiefern diese Waffe dann elegant und vom Flugzeug aus einsetzbar ist, sei einmal dahinngestellt, aber mittels eines LKW's ist sie sicherlich einsetzbar

Nein, dann hat man einen Sprengkopf. Inwiefern das eine Waffe ist, bleibt diskutabel, denn sinnvoll einsetzen kann man die nicht. Oder willst du den LKW bis ins Zielgebiet fahren? Macht sich vielleicht für Al-Quaida gut, aber nicht für einen Staat wie Deutschland. Und "1-2 Wochen" habe ich für eine Waffe, selbst für einen Sprengkopf noch von keinem fachlich versierten Beobachter als Einschätzung gehört. Das unterste war mal "ca. ein halbes Jahr" für einen komplexeren Sprengkopf (kein Gun-Entwurf, sondern ein Implosions-Modell), und diese Angabe kommt von jemand, der bei der IAEA arbeitet. Diese Angabe basiert darauf, dass Deutschland keine direkte Know-how-Hilfe etwa von den USA bekommt, also praktisch einen komplett fertigen Bauplan mit Toleranzen und allen Angaben. Und das kann man eben nicht so einfach aus dem Internet ziehen, zwischen der grundsätzlichen Theorie und einen richtigen Plan besteht ein himmelweiter Unterschied.


- grammi - 01.03.2007

@ Turin
den Plan für den Sprengkopf kann ich dir hier und jetzt liefern: Man nehme eine Kugel Pu-239 mit rundem Loch und einem Gewicht von ca. 9,5 kg, dann schmeiße Man eine kleine Kugel Pu-239 mit einem Gewicht von mindestens 0,5 kg in das Loch in der großen Kugel, und dann kannst du dein letztes Gebet sprechen, oder auch nicht...
Mehr brauche ich für die primitivste Form des atomaren Sprengkopfs nicht. Genug Plutonium, und einen Zünder (Menschen). Dass diese Waffe grässlich ineffizient ist, hab ich ja schon gesagt, aber ich verstehe nicht wo das Problem im Bau dieses Sprengkopfs sein soll.
Wenn man hingegen eine außgereiftere Waffe haben will, dann wird die Sache schon schwieriger, aber unmöglich ist sie nicht.
Das schwierigste am Bau der Atomwaffen ist die entdeckung des Grundprinzips gewesen, der Rest war Verbesserung durch Verkleinerung, höhere Effizienz usw.
Gruß
Grammi


- Turin - 01.03.2007

Zitat:Dass diese Waffe grässlich ineffizient ist, hab ich ja schon gesagt, aber ich verstehe nicht wo das Problem im Bau dieses Sprengkopfs sein soll.
Wenn man hingegen eine außgereiftere Waffe haben will, dann wird die Sache schon schwieriger, aber unmöglich ist sie nicht.

Ich schrieb:

Zitat:Nein, dann hat man einen Sprengkopf. Inwiefern das eine Waffe ist, bleibt diskutabel, denn sinnvoll einsetzen kann man die nicht.

Eigentlich redest du an dem vorbei, was ich geschrieben habe... :roll:


- grammi - 02.03.2007

@ Turin
ich glaube du verstehst mich nicht ganz, ein Sprengkopf ist sehr wohl eine Waffe, zwar in der von mir beschriebenen Form ziemlich primitiv, aber eine Waffe, oder willst du behaupten ein Messer sei keine Waffe, weil es zu einfach gebaut ist?
Auch eine Holzkeule ist eine Waffe, primitiv, aber wirkugsvoll, und sie besteht aus noch weniger Einzelteilen als der von mir beschriebene atomare Sprengkörper, wieso sollte dieser keine Waffe sein?
Gruß
Grammi


- Phoenix_ck - 02.03.2007

@grammi
soweit ich das verstehe ist das keine Waffe, die du in einem normalen Krieg z.B. in die Hauptstadt des Gegners bekommst, weil dir ein geeignetes Trägersystem fehlt. Der Bau würde also kaum Sinn machen.


- Turin - 02.03.2007

Bingo, und das hatte ich auch schon explizit geschrieben. Und nur weil eine Holzkeule vielleicht primitiv und wirkungsvoll zugleich ist, ist das ein Sprengkopf noch lange nicht, so einfach ist das.


- Marc79 - 06.03.2007

Hm, ich habe diesen Link zu geschickt bekommen, dazu sollte ich erwähnen, dass ich im Moment weder aktiv noch als Reservist diene.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.gaaa.org/aufruf-buechel.pdf">http://www.gaaa.org/aufruf-buechel.pdf</a><!-- m -->


- MindMaster - 08.03.2007

naja villeicht hat D ja A-Waffen.
1. Südlich von München gibt es Silos, die A-Raketen lagern können.
2. D hat eine Rakete entwickelt, die A Sprengköpfe transportieren kann (name weiß ich nicht mehr)
3. Der BND wurde doch schon bei Illegaler Urananreicherung erwischt

Aber selbst, wenn D welche hätte, wär das einfach nur schwachsinn, da wir wegen der Rückendeckung aus der NATO keine brauchen.

Und ich schließe mich der Meinung an, dass man aufjedenfall die Verbreitung von A-Waffen verhindern muss.


- Lara - 10.03.2007

@ Marc79

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.grundrechtekomitee.de/ub_showarticle.php?articleID=140">http://www.grundrechtekomitee.de/ub_sho ... icleID=140</a><!-- m -->

Der Aufruf ist wohl älteren Datums.


- Marc79 - 10.03.2007

@Lara Ich habe da auch nichts anderes behauptet, daher fand ichg es auch lustig das ich ihn so spät erhielt, außerdem bin ich seit 2002 nicht mehr Soldat.


- fieserfettsack - 10.03.2007

MindMaster schrieb:naja villeicht hat D ja A-Waffen.
1. Südlich von München gibt es Silos, die A-Raketen lagern können.
2. D hat eine Rakete entwickelt, die A Sprengköpfe transportieren kann (name weiß ich nicht mehr)
3. Der BND wurde doch schon bei Illegaler Urananreicherung erwischt

Aber selbst, wenn D welche hätte, wär das einfach nur schwachsinn, da wir wegen der Rückendeckung aus der NATO keine brauchen.

Und ich schließe mich der Meinung an, dass man aufjedenfall die Verbreitung von A-Waffen verhindern muss.

Von all diesen Punkten habe ich noch nie was gehört. Hast du ein Link dazu?