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Piraterie - Druckversion

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- BigLinus - 08.04.2006

Die somalische Übergangsregierung hat eine zivile US-Firma mit Schutz und Sicherung der somalischen Hoheitsgewässer beauftragt.

Die mit Topcat Marine Security geschlossene, für zunächst zwei Jahre geltende Vereinbarung sieht vor, daß die US-Firma innerhalb der somalischen Hoheitsgewässer einschließlich der EEZ sämtliche Aufgaben im Kampf gegen Piraterie, Terrorismus, Schmuggel und illegalen Fischfang übernimmt.

Topcat wird dazu an der Küste fünf, mit modernen Kommunikationsmitteln vernetzte Stützpunkte einrichten, von denen aus dann (nach Firmenangaben bis zu 80 Kn !!! schnelle) Speedboote vom Typ COBRA Patrouillen durchführen bzw. zu Einsätzen in See gehen.

Erstmals wird damit eine zivile Firma komplett die hoheitlichen Aufgaben einer Seepolizei und Küstenwache eines Staates übernehmen.

Obwohl hier das "Outsourcing" hoheitlicher Aufgaben einen weltweit wohl einmaligen Höhepunkt erreicht, ist die Beauftragung einer zivilen Firma für die somalische Übergangsregierung ein durchaus sinnvoller Ausweg aus einem Dilemma. Auslöser für die ungewöhnliche Auftragsvergabe ist sicher die in somalischen Gewässern ausufernde Piraterie.

In Reaktion auf die Forderungen des International Maritime Bureau nach aktiver Bekämpfung der Piraterie hätte Somalia entweder selbst eine Küstenwache aufstellen müssen - wozu materiell wie personell die Mittel fehlen - oder die Übergangsregierung in Mogadischu hätte den am Horn von Afrika und vor der ostafrikanischen Küste operierenden, fremden Marinen erlauben müssen, auch innerhalb somalischer Hoheitsgewässer zu operieren - was letztendlich der völligen Aufgabe eigener hoheitlicher Rechte gleich gekommen wäre).

Nun behält man national (zumindest offiziell) die Kontrolle über die Operationen und wahrt seine territorialen Ansprüche. Zugleich ist aber über die modernen Kommunikationsmittel von Topcat wohl auch eine intensive Zusammenarbeit mit den in der Region operierenden Marinen - bis hin zum "Tasking" der Topcat-Boote durch die US-Navy - möglich.

Da so alle Seiten, insbesondere auch die internationale Schiffahrt, von dieser Lösung profitieren, kann man durchaus auch vermuten, daß die Beauftragung von Topcat nicht allein Idee der somalischen Übergangsregierung war, und die Bezahlung der US-Firma (immerhin 50 Mio. Dollar für die zwei Jahre) wohl auch nicht allein Somalia überlassen bleibt.

[Quellen: topcatmarinesecurity.com + Strategie & Technik]


- BigLinus - 07.05.2006

Nigerias Marinebefehlshaber VAdm Adekeye hat erneut die Absicht seiner Marine bekräftigt, veraltete Einheiten und Systeme möglichst zügig zu ersetzen. Ziel soll vor allem die Erhöhung der Sicherheit der für die Volkswirtschaft wesentlichen Ölfördereinrichtungen im Nigerdelta sein.

Unverändert kommt es dort immer wieder zu Überfällen von Stammesbanden, die am Ölreichtum teilhaben wollen. Wenn die alarmierte Marine vor Ort eintrifft, sind die Guerillas meist schon wieder verschwunden. Dazu müssen vor allem schnelle Einheiten beschafft werden, die mit größerer Stehzeit praktisch rund um die Uhr operieren können und nicht erst bei Alarmierung seeklar gemacht werden müssen.

Bei der Suche nach solchen Einheiten scheint Nigerias Marineführung auch fündig geworden zu sein. Neben zwei Patrol Vessel der CASTLE-Klasse aus Beständen der britischen 'Royal Navy' sollen zwei weitere Fahrzeuge aus Deutschland kommen. Angeblich - und offiziell bisher auch nicht bestätigt - sollen die bei der deutschen Marine ausgemusterten Schnellboote ALBATROSS und BUSSARD (Klasse 143) bei der Lürssen-Werft für die nigerianische Marine umgebaut werden.

[Quelle: MarineForum]


- Tiger - 07.05.2006

Schlage vor, das wir diese Neubeschaffungen für die nigerianische Marine hier weiterdiskutieren:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.forum-sicherheitspolitik.org/showtopic.php?threadid=2650&time=1147036923">http://www.forum-sicherheitspolitik.org/show ... 1147036923</a><!-- m -->


- Erich - 18.01.2008

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/politik/international/:Piraten%20Raketenwerfern/304959.html">http://www.ftd.de/politik/international ... 04959.html</a><!-- m -->
Zitat:Piraten mit Raketenwerfern
von David Böcking (Hamburg)

Die Piraterie auf den Weltmeeren ist deutlich angestiegen, die modernen Freibeuter kämpfen vor den Küsten Afrikas und Indonesiens mit schweren Waffen und monatelangen Geiselnahmen. Auch deutsche Reeder sind betroffen.

....
gegen diese Pest muss wirklich was unternommen werden - dafür wären engmaschige Patroullien an den Hoheitsgrenzen sinnvoll


- Erich - 05.04.2008

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/3/0,3672,7223395,00.html">http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/3/0 ... 95,00.html</a><!-- m -->
Zitat: * 04.04.2008

Piraten kapern Luxusyacht vor Somalia
30 Besatzungsmitglieder als Geisel genommen

Piraten haben vor der Küste Somalias eine französische Luxusyacht mit mindestens 30 Menschen an Bord gekapert. Seeräuber hätten von zwei Schiffen aus die Yacht überfallen und die Besatzung gefangen genommen.
...
angeblich werden die Piraten von französischer Marine beschattet
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/19/0,3672,7223731,00.html">http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/19/ ... 31,00.html</a><!-- m -->
Zitat: * 06.04.2008

Französische Marine verfolgt Piraten
Kein Kontakt zu Seeräubern mit 30 Geiseln vor Somalia

Frankreich bemüht sich weiter die 30 Geiseln auf der von Piraten gekaperten Luxusyacht zu befreien. Die französische Marine verfolgt den Dreimaster vor der Küste Somalias. Die Seeräuber haben sich unterdessen Nahrungsnachschub organisiert.
....



- hunter1 - 14.04.2008

Ein Artikel über die Operation der französischen Marine gegen die Piraten, welche vor Somalia eine franz. Luxusyacht gekapert haben:
Zitat:Frankreichs Kampfansage an die Seeräuberei
Diplomatische Initiative nach militärischem Erfolg vor Somalia

Frankreich hat mit seinem militärischen Eingreifen gegen somalische Seeräuber erstmals eine kräftige Kampfansage an die sich ausbreitende Piraterie gerichtet. Mit einem baldigen Vorstoss im Uno-Sicherheitsrat strebt es die Bildung multinationaler Hochsee-Patrouillen und Aktionsfreiheit in Hoheitsgewässern von nicht aktionsfähigen Küstenstaaten an.
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/nachrichten/international/frankreichs_kampfansage_an_die_seeraeuberei_1.709578.html">http://www.nzz.ch/nachrichten/internati ... 09578.html</a><!-- m -->

War das wirklich das erste Mal, dass offiziell gegen die Piraterie in Somalia vorgegangen wurde? Kriegsschiffe verschiedener Nationen kreuzen ja schon seit 2001 vor der Küste Somalias.


- Yioun - 16.04.2008

Frankreich hat aber erst seit letztem Jahr ein bilaterales Abkommen mit Somalia, damit sie auch in deren Gewässern opperieren können. Davor flohen die Piraten einfach in die Hoheitsgewässer Somalias und waren unangreifbar.


- Erich - 22.04.2008

solange sich diese Piraten in internationalen Gewässern befinden braucht es kein Abkommen, um gegen diese Räuberbanden vorzugehen - macht übrigends auch die Bundeswehr
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/bundeswehr62.html">http://www.tagesschau.de/ausland/bundeswehr62.html</a><!-- m -->
Zitat:Bundeswehr-Einsatz am Horn von Afrika
Fregatte "Emden" im Einsatz gegen Piraten

...

Stand: 22.04.2008 17:55 Uhr



- Erich - 04.05.2008

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/176/172666/">http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/176/172666/</a><!-- m -->
Zitat:03.05.2008 10:55 Uhr

Aufrüstung auf den Weltmeeren
Mit Schallkanonen gegen Piraten

Nicht immer ist die Küstenwache schnell genug, um Schiffe vor Angriffen auf hoher See von Piraten zu schützen. Deswegen rüsten sich Kreuzfahrt- und Handelsschiffe mit Abwehrwaffen.

...



- Venturus - 04.05.2008

Da sieht man mal wieder wie Deutschland Möglichkeiten der Arbeitsplatz-Beschaffung links liegen lässt. Anstatt Fischern Abwrackprämien zu zahlen, sollte man eher Fischerboote mit leichten Waffen aus Bundeswehrbeständen ausrüsten und Wertschöpfung bei unseren europäischen Nachbarn betreiben. Wink

Mal im Ernst - es würde mich nicht wundern, wenn an kritischen Stellen wo gerade keine internationalen Marineverbände operieren und die örtliche Staatsgewalt keine oder nur schwache Küstenschutzpräsenz zeigen kann, das alte Konvoi-System zumindest teilweise wieder aufleben würde. Internationale Sicherheitsunternehmen und lokale Machthaber werden sich diese Nische sicherlich nicht entgehen lassen. Insbesondere heimische Gruppierungen werden dort vermutlich bald nach dem Motto: "Ihr werdet uns für unseren Schutz bezahlen, oder ihr werdet euch wünsche, es getan zu haben." operieren.


Piraten kapern deutsches Schiff - BigLinus - 31.05.2008

Zitat:Piraten kapern deutsches Schiff

Wieder haben Piraten vor Somalia zugeschlagen: Diesmal kaperten die Kriminellen ein Schiff der Lübecker Reederei Hans Lehmann. Die Überfälle am Horn von Afrika häufen sich.

(...)
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/politik/international/:Piraten%20Schiff/362248.html">http://www.ftd.de/politik/international ... 62248.html</a><!-- m -->


- Erich - 03.06.2008

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/595/178053/">http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/595/178053/</a><!-- m -->
Zitat:02.06.2008 23:15 Uhr
Somalische Küste
UN erleichtert Kampf gegen Piraten

Spätestens seit der Entführung der Yacht "Le Ponant" ist die Piraterie vor Somalia berüchtigt. Nun hat der UN-Sicherheitsrat eine Resolution zu deren Bekämpfung beschlossen.

...



- Quintus Fabius - 05.06.2008

Der primäre Grund für Piraterie ist Elend, die Gruppen aus denen sich die Piraten rekrutieren leben meistens in einem Elend das unvorstellbar ist. Und sehen vor der Küste regelmäßig Reichtum einfach vorbei fahren während sie als Fischer (die meisten Piraten sind ehemalige Fischer) nichts mehr fangen.

Die Piraten selbst bekämpfen ist ausgesprochen sinnlos, viel interessanter ist die Frage der Hintermänner. Die meisten Piraten heute hängen mit der Organisierten Kriminalität im Hintergrund zusammen, sie sind im Endeffekt nur kleine Fische, Zuarbeiter für viel größere, mächtigere Strukturen und diese Strukturen sind es, die eine zunehmende Gefahr darstellen.

Meiner Ansicht nach ist die Organisierte Kriminalität die sich im Zuge der Globalisierung immer weiter ausbreitet und immer stärker wird eine größere Gefahr als aller Terrorismus.

Die Piraten selbst sind nur ein Symptom für die eigentliche Krankheit.


- Nightwatch - 05.08.2008

ThomasWach schrieb:Ein typischer Nightwatch-Kommentar: Nur um ein ihm verhassten Sachverhalt (die "Zivilisierung der Welt", Völkerrecht per se), den er zudem gar nicht mal voll versteht und erfasst, dissen zu können, verfälscht er Geschichte und biegt, nein verbiegt und verdreht er Fakten, dass die Planken brechen (und nicht nur verbiegen).
Oho. Eine Menge Holz für zwei Sätze.
Ich "disse" im Übrigen nicht das Völkerrecht (das Aktionen gegen Piraten nun mal asudrücklich erlaubt!) oder die Zivilisation der Welt an sich.
Ich kritisiere auch und insbesondere unsere Regierung die Steuermittel für einen Einsatz verpulvert bei dem den Truppen vor Ort die Hände gebunden sind.
Unsere Fregatten und Schnellboote sollten im Rahmen on OEF am Horn von Afrika jeden ertappten Piraten schlicht und ergreifend versenken.
Ob sich dann der Rechtsstaat noch den gefangenen Piraten animmt oder nicht ist eine sekundäre Frage die mit der Eindämmung der Piraterie wenig zu tun hat. Darum gehts es mir dann auch garnicht mehr.


ThomasWach schrieb:Nur so als Auffrischung:
Thema verfehlt.
Die Piraterie war vor Jahrhunderten etwas mehr in Mode als heute. Toll. Was sagt uns das? Rein garnichts über den Umgang mit dem Problem.
Unser Umgang beschränkt sich momentan fast ausschließlich auf passive Abwehrmaßnahmen.
Das Gegenteil sollte angestrebt werden:
Priaten müssten aktiv bekämpft werden.
Ein rigeroses Vorgehen der involvierten Mächte und diese Hobbypirtaerie degeneriert binnen weniger Monate zu einer absoluten Randerscheinung.
Das hat alles nur Überhand genommen weil diese Piraten praktisch nichts zu befrüchten haben. Die Reedereien zahlen und die Sache ist erledigt.
Die Marinen vor Ort können aufgrund sinnfreier RoEs kaum eingreifen.
So gewinnt man dne Kampf nicht, man sorgt allerhöchstens für eine Verschlimmerung der Lage.
Die Piraterie ist ein ertragreiches Geschäft ohne größeres Risiko. Das ist das Problem.
Ein rigeroses vorgehen und das hat sich erledigt.
Wir haben es eben heutzutage (noch) nicht mit einer praktisch durchorganisierten Piraterie wie vor Jahrhunderten zu tun.


- Venturus - 05.08.2008

Schneemann schrieb:Aber: Man darf auch nicht vergessen, dass die Piraterie zunimmt. 2004 wurden vor Somalia ganze 2 Überfälle registriert, 2007 waren es schon 31. Steigt dieser Faktor weiter, so wird er sich irgendwann bemerkbar machen.

Das unbestritten, aber aktuell stufe ich das Ganze noch als Sommerloch-Thema ein.

Was Somalia konkret angeht: Hier sollte man einfach die Kostengünstigste Methode wählen, indem man feste Schiffahrtsrouten ausweist und diese unter besondere Beobachtung und Schutz stellt. Dürfte vermutlich weitaus billiger sein, als im kompletten Gefahrenbereich jeden km² abdecken zu wollen. In wie weit schon diese "Discount"-Methode die Kapazitäten von OEF übersteigt, sei mal dahingestellt, aber meines letzten Wissensstandes nach hat die ganze Mission am Horn von Afrika bisher in der Terrorbekämpfung nicht wirklich viel gebracht. Würde man die kompletten Fähigkeiten der dort stationierten Kräfte auf die Überwachung und Deckung der Handelsrouten konzentrieren, anstatt Fischerkähne nach Waffen zu durchsuchen, könnte man so dort einen Beitrag zur Sicherung leisten, ohne weitere Kosten zu generieren.

Die Rechtsgrundlage für deutsche Einheiten dürfte nicht das Problem sein. Terrorismus ist in Deutschland genauso ein Straftatbestand wie Piraterie. Wenn die deutsche Marine dort Terroristen jagen darf, darf sie auch ohne Probleme gegen Piraten vorgehen. Zumindest wenn man der bisherigen Rechtsauffassung folgt. Die angeblichen juristischen Hindernisse sind nur ein Steigbügel für die Wünsche der CDU öffentliche Bedürfnisanstalten in Zukunft von 18jährigen Wehrpflichtigen mit einem G36 bewachen zu lassen.

Und was irgendwelche Urlauber angeht, die dort verschleppt wurden - sorry, aber in solchen Gewässern einen Segeltörn zu machen dürfte genauso hirnverbrannt sein wie Sightseeing in Bagdad. Wegen irgendwelchen Touris denen Westerland nicht genug Nervenkitzel bietet, sollte man sich nicht aufregen.