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USA vs. Iran - Druckversion

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- Ingenieur - 01.09.2006

Zitat:Shahab3 postete
Zitat:oder nur Luftschläge auf iranische Fabriken
Ja warum nicht? Damit rechne ich ganz stark. Und wenn der Libanonkrieg tatsächlich als Modell dienen soll, dann gehört das wohl offensichtlich zu den Doktrin.

...

Liegt die iranische Wirtschaft ersteinmal am Boden, ist der Iran auch leichter zu handhaben. ..erhofft man sich wohl.

Aber...und das sind ebenfalls die Lehren aus dem Libanonkrieg. Ohne Bodentruppen lässt sich der möglichen Vergeltung (zb. Angriffe auf die arabische Ölinfrastruktur am Golf) nicht verhindern.
Ich glaube, dass der Kosovo-Krieg '99 ein besseres Beispiel ist. Im Libanon-Krieg versuchte man ja nicht eine Regierung in die Knie zu zwingen, sondern eine Miliz.

Nach einem Krieg wird der Iran sich aus Angst vor neuen Bombardements schön hüten, die arabische Ölindustrie angzugreifen. Für jede Shahab3-Rakete kommen dann 10 US-Raketen zurück, und würden den Wiederaufbau der iranischen Infrastruktur zurückwerfen. Und die Öltanker müssten von der US-Flotte im Golf beschützt werden, was aber sicher machbar ist.
Ansonsten Hafenblockade.

Ich glaube der Irak ist da eher anfällig für iranische Racheakte. Wenn Teheran da verdeckt agiert, dann wird auch der Nachweis und somit die Vergeltungsschläge der USA unwahrscheinlicher.


- Shahab3 - 01.09.2006

Zitat:Ich glaube, dass der Kosovo-Krieg '99 ein besseres Beispiel ist. Im Libanon-Krieg versuchte man ja nicht eine Regierung in die Knie zu zwingen, sondern eine Miliz.
Also ich mag ja Vergleiche, weil man sich Dinge dann besser vorstellen und ausmalen kann, aber im Kosovo lief ja bereits im Vorfeld ein Krieg am Boden.
Ingesamt also eine völlig andere Situation als hier. Hier gibts keine Kroaten, Bosnier, Serben, Albaner, etc...Völlig andere Baustelle. Zumal mit Verlaub, der Iran ein Spielgefährte einer anderen Liga darstellt. Der Iran mobilisiert im zweifel 2,5 Millionen Soldaten und verfügt über ein Areal das in etwa so groß ist wie Alaska. Die Art der Bewaffnung und Doktrin ist zudem mit dem Kosovokrig nicht vergleichbar.

Zitat:Nach einem Krieg wird der Iran sich aus Angst vor neuen Bombardements schön hüten, die arabische Ölindustrie angzugreifen.
Also für ihre "Angst" waren die Iraner in ihren vergangen Kriegen eigentlich weniger bekannt. Eher für ihren verschwenderischen Umgang mit dem Leben des Einzelnen. Ich glaube nicht, dass auch nur irgendein Iraner, schon garnicht ein überzeugter Schiite, auch nur eine Sekunde zweifelt, ob er in den Krieg gegen den Angreifer zieht oder nicht. Ein Verlustverhältnis von 10, 50, oder 100:1 machen die Iraner locker mit. Die USA steigt da vorher aus Wink

Zitat:Für jede Shahab3-Rakete kommen dann 10 US-Raketen zurück, und würden den Wiederaufbau der iranischen Infrastruktur zurückwerfen.
Das Spielchen "wem gehen zuerst die Raketen aus" würde ich noch nicht so pauschal als gewonnen betrachten.

Zitat:Und die Öltanker müssten von der US-Flotte im Golf beschützt werden, was aber sicher machbar ist. Ansonsten Hafenblockade.
Die USA werden ihre Flotte mit Sicherheit nicht in den Golf ziehen, sondern aus halbwegs sicherer der Distanz (Golf von Oman) aus operieren. Das mit der Seeblockade ist daher auch ein Spielchen, was beide Seiten betreiben können.
Nur das einer davon unter dem Druck einer sich zuspitzenden Ölkrise steht.

Zitat:Ich glaube der Irak ist da eher anfällig für iranische Racheakte. Wenn Teheran da verdeckt agiert, dann wird auch der Nachweis und somit die Vergeltungsschläge der USA unwahrscheinlicher.
Was Volksaufstände und Milizen angeht bleiben halt die klassischen Einflußbereiche der Iraner/Schiiten: Libanon, Katar, Irak, Afghanistan, und der ölreiche Süden Saudiarabiens.

Aber selbst die eigenen militärischen Kräfte sind stark genug, so dass es sich die Amis schon garnicht leisten können und werden sich in einen konventionellen Krieg mit dem Iran am Boden verstricken zu lassen.

ABER: All diese Punkte wurden in diesem Thread von den Usern dieses Forums bis zum Erbrechen ausdiskutiert. Du bist zwar relativ neu dabei und bist daher nicht so thematisch vorbelastet. Dennoch würde ich Dich bitten, diesen Thread einmal in Ruhe von weiter vorne zu studieren und dann nochmal einzelne Punkte zur Sprache zu bringen, wenn sie denn nicht schon ausführlich geklärt wurden.
Ansonsten dreht man sich nur zum 10mal im Kreis und da hat wohl kaum jemand ein ernsthaftes Interesse. Wink


- Jacks - 04.09.2006

Zitat:Shahab3 postete
Und die Rechnung die man im Iran aufstellt ist, dass eine demokratisch gewählte Regierung in Saudi Arabien, oder Ägypten eher dem Iran freundlich gesinnt ist, als den USA oder Israel.
Dies würde aber den gegebenen Interessen beider Länder,einer Vormachtsstellung unter den islamischen Ländern,vollkommen wiedersprechen.Wenn man dann noch die durchaus vorhandene Abneigung des wahabitischen Saudi-Arabien gegenüber dem schiitischen Iran miteinbeziht,glaube ich zwar an eine durchaus mögliche politische Annäherung,aber mit Sicherheit an keine freundschaftliche Partnerschaft.Dazu kreuzen sich diverse Interessen zu sehr.

Zu den anderen Punkten. Die wurden schon zu oft widerlegt als du sie wieder bringen musst. Wink


- Shahab3 - 04.09.2006

Zitat:Wenn man dann noch die durchaus vorhandene Abneigung des wahabitischen Saudi-Arabien gegenüber dem schiitischen Iran miteinbeziht,glaube ich zwar an eine durchaus mögliche politische Annäherung,aber mit Sicherheit an keine freundschaftliche Partnerschaft.Dazu kreuzen sich diverse Interessen zu sehr.
In diesen genannten Punkten gebe ich Dir absolut Recht. Eine interessante Frage wäre auch, wie es der schiitischen Minderheit im Süden im Falle eines politischen Umbruchs in SA ergehen würde. Dies würde wohl auch maßgeblich die zukünftigen Beziehungen zum Iran bestimmen. Und da bietet sich mit Sicherheit ebenfalls Konfliktpotentiall. Dennoch kann es ja so viel schlechter auch nicht werden. Aber bei grundlegenden Sicherheitsfragen wären beide Seiten aufgrund wirtschaftlicher Interessen gewissermaßen gezwungen sich gemeisam zu arrangieren.


- Shahab3 - 06.09.2006

Bush zieht mal wieder richtig einen vom Leder:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,435343,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 43,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Bush spricht von "Regime der Tyrannei"

US-Präsident George W. Bush wird in seinem Ton gegenüber seinem Erzfeind Iran immer schärfer. Er halte die Regierung in Teheran für genauso gefährlich wie das Terrornetzwerk al-Quaida.

Washington - Die iranische Führung predige nach wie vor den Hass auf Amerika und die Zerstörung Israels, sagte US-Präsident George W. Bush in Washington. Im Iran habe ein "Regime der Tyrannei" die Macht, die den Reichtum des Landes für die Unterstützung von Terroristen und der Verbreitung ihres radikalen Programms missbrauche.

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad habe offen vom Ziel gesprochen, "eine Welt ohne die USA und Israel" zu schaffen, sagte Bush. Ahmadinedschad fordere von der freien Welt sich den Iranern zu beugen. "Aber Amerika wird sich Tyrannen nicht beugen", betonte er. Das "iranische Regime und seine terroristischen Schergen" hätten gezeigt, dass sie Amerikaner töten wollten. Zugleich versuche Teheran, in den Besitz von Atomwaffen zu gelangen. Die "freien Nationen der Welt" würden dies jedoch zu verhindern wissen, sagte Bush.
...
:laugh: Irgendwie finde ich den Vorschlag Ahmadinejads zu einem Fernsehduell mit Bush richtig vielversprechend...


- Ingenieur - 07.09.2006

Die Zuschauerzahlen würden auf jeden Fall in die Milliarden gehen Big Grin
Sowas bekommt man nicht immer geboten, zwei so hochkarätige und rhetorisch brilliante Redner...


- ThomasWach - 07.09.2006

@ Shahab

Meines Wissens nach hat Bahrain ne große schiitische Minderheit und nicht Katar. Zumal auch das relativ liberale Katar da sicher nicht unbedingt ein Hot spot für den Iran wäre...

Und ansonsten muss ich sagen, kann man von der Führungsweise sowohl Kosovo 1999, Libanon 2005 und dann vielleicht auch Iran 200? in die gleiche Kategorie einordnen: Strategischer Luftkrieg eben.
Im Libanon hat man auch wie im Kosovo die Infrastruktur und wichtige zivile Ziele angegriffen und dann in bestimmten Landesteilen (jeweils im Süden)= auch militärische Ziele angrgriffen.


- Shahab3 - 07.09.2006

Zitat:Meines Wissens nach hat Bahrain ne große schiitische Minderheit und nicht Katar.
Stimmt, hab mich vertan. Hab die Kleinen durcheinandergewürfelt. Die Katarer waren überwiegend ethnische Iraner, aber keine Schiiten.

Zitat:Zumal auch das relativ liberale Katar da sicher nicht unbedingt ein Hot spot für den Iran wäre...
Ich weiss zwar nicht was Du unter liberal verstesht, aber in einem potentiellen Konflikt sind alle Länder/Regionen interessant in denen man seinen wie auch immer gearteten Einfluß geltend machen kann. Dieser kann politisch, wirtschaftlich, geheimdienstlich, sowie ethnisch, religiös geartet sein. Die letzteren zwe/drei Punkte bilden die Grundlage für Aktionen.

Zitat:Und ansonsten muss ich sagen, kann man von der Führungsweise sowohl Kosovo 1999, Libanon 2005 und dann vielleicht auch Iran 200? in die gleiche Kategorie einordnen: Strategischer Luftkrieg eben.
ääähm. Das ist dann immer eine Frage, wie man Gemeinsamkeiten definiert. Irgendwo waren auch all das kriegerische Auseinandersetzungen mit schwerpunktmässiger Kriegsführung aus der Luft. Wenn Das die Ebene ist, wo wir Vergleiche ziehen, dann hast Du sicher Recht.

Bei den Unterschieden aber gehts doch mal bei der Landesfläche los (der Libanon hat eine Fläche von 10.000m². Serbien hat eine Fläche von 100.000 m². Deutschland hat eine Fläche von 350.000m². Der Iran hat Fläche von 1.650.000m²). Dann gehts mit der Zahl (der per Luftangriff zerstörbaren?!) Ziele weiter. Dann machen einen großen Unterschied auch die unvergleichbaren Vergeltungskapazitäten (Stichwort ASMs, Raketen, Luftangriffe, Seeweg-Verminung, ethnische Unruhen, Anschläge, ....) und deren mögliche uswirkungen. Die Schlagkraft bzw im Fall Libanon grundlegende Existenz von Luftabwehr und Luftwaffe. Die Zahl der zu mobilisierenden Soldaten, die im Falle des Iran durchaus 1-2,5 Millionen betragen kann. Die Frage ob am Boden bereits ein großer, verlustreicher Krieg ausgefochten wird/wurde (-> Serbien) usw...All diese Punkte wirken sich dann auch auf die Entwicklung des Krieges und die verbundene Kriegsführung aus.

Kurz gesagt. Ausser der Tatsache, dass der Angreifer wie in den Fällen Libanon und Kosovo keine Lust hat sich am Boden die Finger zu verbrennen, gbit es aus militärischer Sicht keine Ebene auf der sich ein anständiger oder schlimmer: auch nur halbwegs tauglicher Vergleich ziehen lässt. Übrigens hat der für Israel desaströse Libanonfeldzug auch gezeigt, dass das sicherlich kein erfolgreiches Modell fü einen Angriff auf den Iran darstellt.


- fieserfettsack - 07.09.2006

Zitat:Shahab3 postete
Zitat:Meines Wissens nach hat Bahrain ne große schiitische Minderheit und nicht Katar.
Stimmt, hab mich vertan. Hab die Kleinen durcheinandergewürfelt. Die Katarer waren überwiegend ethnische Iraner, aber keine Schiiten.

Zitat:Zumal auch das relativ liberale Katar da sicher nicht unbedingt ein Hot spot für den Iran wäre...
Ich weiss zwar nicht was Du unter liberal verstesht, aber in einem potentiellen Konflikt sind alle Länder/Regionen interessant in denen man seinen wie auch immer gearteten Einfluß geltend machen kann. Dieser kann politisch, wirtschaftlich, geheimdienstlich, sowie ethnisch, religiös geartet sein. Die letzteren zwe/drei Punkte bilden die Grundlage für Aktionen.

Zitat:Und ansonsten muss ich sagen, kann man von der Führungsweise sowohl Kosovo 1999, Libanon 2005 und dann vielleicht auch Iran 200? in die gleiche Kategorie einordnen: Strategischer Luftkrieg eben.
ääähm. Das ist dann immer eine Frage, wie man Gemeinsamkeiten definiert. Irgendwo waren auch all das kriegerische Auseinandersetzungen mit schwerpunktmässiger Kriegsführung aus der Luft. Wenn Das die Ebene ist, wo wir Vergleiche ziehen, dann hast Du sicher Recht.

Bei den Unterschieden aber gehts doch mal bei der Landesfläche los (der Libanon hat eine Fläche von 10.000m². Serbien hat eine Fläche von 100.000 m². Deutschland hat eine Fläche von 350.000m². Der Iran hat Fläche von 1.650.000m²). Dann gehts mit der Zahl (der per Luftangriff zerstörbaren?!) Ziele weiter. Dann machen einen großen Unterschied auch die unvergleichbaren Vergeltungskapazitäten (Stichwort ASMs, Raketen, Luftangriffe, Seeweg-Verminung, ethnische Unruhen, Anschläge, ....) und deren mögliche uswirkungen. Die Schlagkraft bzw im Fall Libanon grundlegende Existenz von Luftabwehr und Luftwaffe. Die Zahl der zu mobilisierenden Soldaten, die im Falle des Iran durchaus 1-2,5 Millionen betragen kann. Die Frage ob am Boden bereits ein großer, verlustreicher Krieg ausgefochten wird/wurde (-> Serbien) usw...All diese Punkte wirken sich dann auch auf die Entwicklung des Krieges und die verbundene Kriegsführung aus.

Kurz gesagt. Ausser der Tatsache, dass der Angreifer wie in den Fällen Libanon und Kosovo keine Lust hat sich am Boden die Finger zu verbrennen, gbit es aus militärischer Sicht keine Ebene auf der sich ein anständiger oder schlimmer: auch nur halbwegs tauglicher Vergleich ziehen lässt. Übrigens hat der für Israel desaströse Libanonfeldzug auch gezeigt, dass das sicherlich kein erfolgreiches Modell fü einen Angriff auf den Iran darstellt.
Den Iran wird man auch nicht mit 5 Flugzeugen angreifen wie im Kosovo. Da wir Uncle Sam sicher ein paar mehr Flugzeuge aussenden und den Iran mittels Raketen und Bomben tranchieren wie einen Truthahn.
Die Fähigkeiten des iranischen Militärs kann man zurecht in Frage stellen. 2,5 Millionen Zivilisten mit AK können gegen die USA auch nichts ausrichten.


- Turin - 07.09.2006

Zitat:Den Iran wird man auch nicht mit 5 Flugzeugen angreifen wie im Kosovo. Da wir Uncle Sam sicher ein paar mehr Flugzeuge aussenden und den Iran mittels Raketen und Bomben tranchieren wie einen Truthahn.
Serbien wurde im Kosovo-Krieg mit einer Gesamtflotte von ca. 1.000 Flugzeugen angegriffen, davon der überwältigende Teil US-Maschinen (ca. 700). Nur mal so zum Nachdenken.

Edit: Nur falls jemand nach der Quelle für die (relativ bekannten) Zahlen fragt:

RAND Research Brief: "Operation Allied Force - Lessons for Future Coalition Operations",
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.rand.org/pubs/research_briefs/RB72/index1.html">http://www.rand.org/pubs/research_brief ... ndex1.html</a><!-- m -->


- Ingenieur - 07.09.2006

@Shahab3

Ich habe jetzt, wie du mir empfohlen hast, den Thread teilweise überflogen und daraus drei Reaktionsmöglichkeiten für den Iran auf NATO-Luftangriffe gefunden:

1) Angriff auf Koalitions-Truppen in Irak und Afghanistan
a) mit Bodentruppen
b) Raketen (Shahab3 Wink) o.ä.

2) Überfall auf Öl- und Gaslieferungen

3) Schüren der Aufstände gegen westliche Truppen
a) im Süd-Irak
b) Afghanistan
c) Libanon


Und ehrlich gesagt, eine wirkliche Gefahr für die USA/NATO sehe ich nur bei Punkt 3)

Zu Punkt 1) Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Iranische Bodentruppen eine ernsthafte Chance gegen die USArmy haben, vor allem wenn die USA den Krieg eröffnet haben, und sich daher auf einen iranischen Gegenschlag vorbereitet haben.
Wenn der Iran nach Hisbollah-Art anfängt aus Bergbunkern und getarnten Abschussvorrichtungen den Irak zu bombadieren, werden sie (allerdings weiß ich nicht allzu viel über die Zielauflösung und Treffergenauigkeit der iranischen Raketen) mit ziemlicher Sicherheit zivile Ziele und nicht Koalitions-Einrichtungen treffen. Das wird sie auf jeden Fall den Sieg an der Medienfront kosten, wenn man den Vergleich der zivilen Toten in Folge von NATO- und iranischen Luftangriffen zieht.

Zu Punkt 2) Wenn der Iran sich auf einen US-Luftschlag vorbereiten kann, und ihre Rennboote in irgendwelche geheimen Minihäfen zusammenzieht, dann könnten sie durch irgendwelche Schlauchbootangriffe sicher einigen Schaden anrichten.
Wenn dem aber nicht so ist, da die Initiative auf US-Seite liegt, und daher eine Hafenblockade verhängt wird und genügend Hubschrauber, Schiffe und Flugzeuge vor Ort zur Überwachung vor Ort sind, dann sehe ich es auch hier schwarz für iranische Konterangriffe.

Zu Punkt 3) Jetzt da die UN-Schutztruppe im Libanon ist, gibt es noch einen zusätzlichen Ansatzpunkt für den Iran, um es westlichen Truppen im Nahen Osten schwer zu machen.
Ich weiß nicht in wie weit sich der Iran schon an dem Aufstand im Irak beteiligt, aber wenn er es noch nicht tut, dann siehts schlecht für den Neuen Irak aus.
Zu den Taliban haben die Iraner glaube ich keine so gute Beziehung...


Das sind für mich die Punkte, die aus der vorangegangenen Diskussion in diesem Thread für dieses Thema strittig sind.

---
Edit:
@Turin
Nach einigen Wochen sind der NATO aber schon die militärisch Ziele ausgegangen. Ich kann mich erinnern, dass die Öl-Raffinerie in Novi Sad mehrmals heftig bombadiert wurde, obwohl sie schon nach dem ersten Mal kaputt war. Das selbe mit der Autofabrik in Nisch.

Insofern waren 1000 Flugzeuge glaube ich ein bisschen überdimensionniert.


- Turin - 07.09.2006

Zitat:Nach einigen Wochen sind der NATO aber schon die militärisch Ziele ausgegangen. Ich kann mich erinnern, dass die Öl-Raffinerie in Novi Sad mehrmals heftig bombadiert wurde, obwohl sie schon nach dem ersten Mal kaputt war. Das selbe mit der Autofabrik in Nisch.

Insofern waren 1000 Flugzeuge glaube ich ein bisschen überdimensionniert.
Zum einen sind "einige Wochen" eine sehr lange Zeit, insbesondere wenn man mit so einer starken Luftflotte bezogen auf das Territorium startet. Zum zweiten wurden viele strategische Ziele ausgelassen, weil sie in der Nähe ziviler Einrichtungen lagen, amerikanischen und britischen Darstellungen zufolge vor allem auf Drängen der Europäer.

Und letztlich war der Punkt: In "Allied Force" haben die USA mit "ein paar" Flugzeugen angegriffen, was so einfach unhaltbar ist. Es bleibt offen, wieviele Flugzeuge die USA tatsächlich für den Iran aufbringen können, jedenfalls meinerseits. Die Zahlen im Kosovo-Krieg sind jedoch alles andere als marginal. Und dass sie überdimensioniert waren, sehe ich keinesfalls so. Militärische Doktrin muss stets das Ziel haben, den Gegner so schnell wie möglich in die Knie zu zwingen, schon allein, um eigene Verluste nicht leichtfertig zu kassieren. Grundsätzlich muss man daher alles auf den Gegner werfen, was man hat. RoE, taktische und strategische Grundlagen (im Sinne von Ziellisten) sind wiederum etwas anderes und können, sofern sie die eigenen Kräfte nicht unverhältnismäßig gefährden (was sie im Kosovo nicht waren) durchaus "aufgeweicht" werden.


- Shahab3 - 07.09.2006

Zitat:Zu Punkt 1) Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Iranische Bodentruppen eine ernsthafte Chance gegen die USArmy haben, vor allem wenn die USA den Krieg eröffnet haben, und sich daher auf einen iranischen Gegenschlag vorbereitet haben.
Was werden sie denn an vorbereitenden Maßnahmen treffen? Eingraben im Sand, Grenzen verminen, Verteidigungsstellungen bauen, künstliche Seen, russische 3-Linien Taktik, ...bissel konkreter wäre nett. Was verstehst Du also konkret unter "vorbereitet sein"?

Zitat:Wenn der Iran nach Hisbollah-Art anfängt aus Bergbunkern und getarnten Abschussvorrichtungen den Irak zu bombadieren, werden sie (allerdings weiß ich nicht allzu viel über die Zielauflösung und Treffergenauigkeit der iranischen Raketen) mit ziemlicher Sicherheit zivile Ziele und nicht Koalitions-Einrichtungen treffen.
Ja Moment. Ohne jetzt konkret zu wissen, von wo die Iraner ihre Raketen zu starten gedenken...Zum einen sagst Du, dass Du über die Zielgenauigkeit der Raketen nichts weisst, zum anderen bist du Dir "sicher", dass keine militärischen Ziele getroffen werden. :pillepalle: Vielleicht wird es gerne vergessen. Die Iraker haben mit ihren Steinzeit-Scuds der ersten Generation ohne Satellit, ohne Drohnen, ohne GPS, ohne Lasergyroskop, ohne lenkbaren IRV, ohne Feststoffantrieb, etc...sondern mit ner Landkarte und nem "Taschenrechner" mehrfach US-Lager getroffen. Sein Fehler war, dass er das viel zu selten getan/probiert hat. Und seine ziemlich großen Scud-Starter(TEL) hat die US-Luftwaffe trotz der irakischen Flachland-Wüsten-Einöde nicht gefunden und zerstören können. Darüber würde ich vielleicht mal nachdenken.

Neben dem verhältnismässig großen Raketenarsenal, verfügt der Iran auch über sehr gute Jagdbomber vom Typ F-4 und Su-24. Der verstärkte Einsatz der Luftwaffe gegen gegnerische Bodenziele, wird derzeit bei dem aktuellem Manöver intensiv geprobt und ist und war bisher immer Teil der anzuwendenden Doktrin. Diverse Missionen im ersten GK zeigen, dass die Iraner in der Lage sind komplizierte Missionen, tief in feindlichem Luftraum zu organisieren und erfolgreich zu fliegen.

Die Bedrohung der sich die US-Truppen in den Umliegenden Ländern (Irak, Golfstaaten, am kaspischen Meer und Afghanistan) stellen müssen, ist recht vielschichtig. "Überall" und stets adäquat vorbereitet können sie garnicht sein.

Zitat:Das wird sie auf jeden Fall den Sieg an der Medienfront kosten, wenn man den Vergleich der zivilen Toten in Folge von NATO- und iranischen Luftangriffen zieht.
Du glaubst also, dass die USA nur militärische Ziele treffen/bombardieren und die Iraner aufgrund von grundlegender Unfähigkeit von Material und Personal nur zivile Einrichtungen. Also irakische Hausfrauen und afghanische Kinder treffen, aber "mit Sicherheit" keine US-Soldaten und deren militärische Einrichtungen und Versorgungslinien. :misstrauisch: Und da die Welt die USA gegen die verrücktgewordene "Atommacht Iran" sowieso im Recht sieht, ist die Medienschlacht schon so gut wie gewonnen. :lol!:

Zitat:Zu Punkt 2) Wenn der Iran sich auf einen US-Luftschlag vorbereiten kann, und ihre Rennboote in irgendwelche geheimen Minihäfen zusammenzieht, dann könnten sie durch irgendwelche Schlauchbootangriffe sicher einigen Schaden anrichten.
Wenn dem aber nicht so ist, da die Initiative auf US-Seite liegt, und daher eine Hafenblockade verhängt wird und genügend Hubschrauber, Schiffe und Flugzeuge vor Ort zur Überwachung vor Ort sind, dann sehe ich es auch hier schwarz für iranische Konterangriffe.
Führ das mal bitte näher aus. Wo befinden sich welche Schiffseinheiten der USA und der Iraner und welche Aktionen werden in Deinem Szenario genau unternommen? Vielleicht beziehst Du bei der Sabotage der Öl und Gaslieferungen aus dem Golf, sowie den wichtigen Nachschubgütern der USA in den Golf auch noch zusätzlich landgestützte Systeme mit ein?! Also ASMs & Artillerie.

Zitat:Zu Punkt 3) Jetzt da die UN-Schutztruppe im Libanon ist, gibt es noch einen zusätzlichen Ansatzpunkt für den Iran, um es westlichen Truppen im Nahen Osten schwer zu machen.
Ich weiß nicht in wie weit sich der Iran schon an dem Aufstand im Irak beteiligt, aber wenn er es noch nicht tut, dann siehts schlecht für den Neuen Irak aus.
Zu den Taliban haben die Iraner glaube ich keine so gute Beziehung...
Im Libanon sehe ich die Hizballah erstmal auf Eis gelegt. Strategisches Ziel der USraelis ist damit durchaus erreicht.
Im Irak gehts richtig rund, wenn die schiitischen Milizen mit den AT-Waffen versorgt werden, über die Hizballah verfügt. Aber auch so, wäre ein Bürgerkrieg oder ein großflächiger Aufstand der Schiiten ein schwer beherschbares Problem.
Die Taliban spielen in unseren Überlegungen keine Rolle, ausser die USA finden wieder zu einem freundschaftlichen Verhältnis zu ihnen zurück, wie das vor 2001 noch der Fall gewesen ist. Ansonsten dürften die Iraner wohl auf ihre alten Connections bei einigen Warlords nutzen, einzelne Leute für Aktionen bezahlen oder eigene Leute an der kaum kontrollierbaren Grenze einsickern lassen.


- Schneemann - 07.09.2006

Shahab3 schrieb:
Zitat:Neben dem verhältnismässig großen Raketenarsenal, verfügt der Iran auch über sehr gute Jagdbomber vom Typ F-4 und Su-24.
Wobei man hier aber sagen muss, dass beide Typen schon recht alte Hobel sind und man zudem fragen sollte, besonders bei der F-4, inwieweit hier die Ersatzteilversorgung gewährleistet ist und war und wie es mit der Wartung und Einsatzbereitschaft aussieht. Schließlich hat der Iran auch mal F-14 geliefert bekommen, aber von denen sind die meisten auf den Boden verbannt worden und gammeln irgendwo in Hangars vor sich hin, weil man eben keine Ersatzteile hat.
Zitat:Führ das mal bitte näher aus. Wo befinden sich welche Schiffseinheiten der USA und der Iraner und welche Aktionen werden in Deinem Szenario genau unternommen? Vielleicht beziehst Du bei der Sabotage der Öl und Gaslieferungen aus dem Golf, sowie den wichtigen Nachschubgütern der USA in den Golf auch noch zusätzlich landgestützte Systeme mit ein?! Also ASMs & Artillerie.
Naja, wie die Operation "Praying Mantis" 1988 ausging, weiß man ja. Zwar dürfte der Iran mittlerweile sicher einige modernere Raketen- und Waffensysteme haben, aber gleiches gilt auch für die USN. Und wenn man dann noch den Faktor der Stärke und zahlenmäßigen Überlegenheit hinzunimmt, so dürfte ein Sieg der USN nur eine Frage der Zeit sein. Nur iranischen Minenaktionen spreche ich einige Erfolgsaussichten zu.

Schneemann.


- IarnGreiper - 07.09.2006

Der Vorteil vom alten Hobel F-4 dürfte sein, dass man Ersatzteile wohl ohne großen Aufwand beschaffen kann. Anders bei der F-14 die nur bei der USN im Einsatz ist/war. F-4 Triebwerke wurden schon für Extremgeschwindigkeitsautomobile verwendet, das spricht dafür, dass man da leicht rankommt. Nicht unbedingt Ebay aber über halbwegs kompetente Waffenhändler. Natürlich muss man die Flieger heil an die Front bringen, das heist halsbrecherisch tieffliegen und hoffen, nicht von der eigenen Luftabwehr abgeschossen zu werden.

BTW in der Straße von Hormuz kann man an einem guten Tag sicher auch einen Tanker mit einer Scud erlegen, man muss nur ein wenig Glück haben.