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Re: Syrien - Exirt - 14.12.2013

:lol: Geschenke kann man nicht zurückverlangen.


Re: Syrien - Schneemann - 20.12.2013

Der syrische Bürgerkrieg versinkt immer mehr in einem reinen, blutrünstigen Gemetzel ohne klare Fronten, dafür werden umso öfter Zivilisten von beiden Seiten, sowohl von Islamisten wie auch dem Assad-Regime, in die Blutorgie hineingezogen. Die Fundamentalisten haben im Norden des Landes ein eigenes Terrorregime errichtet...
Zitat:ISIS Dschihadisten verbreiten Terror in Syrien

Ein Bericht von Amnesty International beschreibt die Zustände in den von Dschihadisten kontrollierten Gebieten Syriens. Extremisten sollen dort sogar Kinder foltern, kleine Delikte werden drastisch bestraft. [...] Die verbreitete Skepsis, ob ein Sieg der islamistischen Rebellen über Assad die Lebensumstände der Menschen in Syrien verbessert, nährt ein am Donnerstag vorgelegter Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International.

Er beschreibt die Zustände in den Teilen Syriens, die von ihnen bereits erobert wurden und nun unter radikal-islamischer Herrschaft stehen. Von regelmäßigen Auspeitschungen und Massenhinrichtungen ist darin die Rede. [...] Der Bericht beruht auf Aussagen von Flüchtlingen, die der Schreckensherrschaft der Islamisten entkommen sind. Die meisten Interviewten wurden von Kämpfern der Gruppe „Islamischer Staat Irak und Scham“ (ISIS) entführt und in geheimen Gefängnissen teils schwer misshandelt. [...] Sie berichten von drastischen Strafen selbst für kleine Delikte, für Verstöße gegen das islamische Sittlichkeitsgebot und gegen Kritiker ihrer Herrschaft. Sogar Kinder würden in den Geheimgefängnissen gefoltert und teils täglich ausgepeitscht. Es geht dabei um Rakka und Gebiete bei Aleppo und Idlib, in denen Isis die islamische Herrschaft ausgerufen hat.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.fr-online.de/syrien/isis-dschihadisten-verbreiten-terror-in-syrien-,24136514,25671590.html">http://www.fr-online.de/syrien/isis-dsc ... 71590.html</a><!-- m -->

Derweilen scheint das Assad-Regime ein recht simple, indessen perfide Terrorwaffe gezielt gegen von Rebellen gehaltene zivile Stadtgebiete einzusetzen - sogenannte "Fassbomben". Primitive Bomben, Ölfässern ähnelnd, die mit Brandstoffen, Nägeln und Sprengstoff gefüllt sind und die von Helikoptern aus abgeworfen werden...
Zitat:'Barrel bombs' just another symbol of brutality in Syrian civil war

DAMASCUS — In this war where children are being brutalized by both sides, "barrel bombs" have become a trademark of the conflict.

Dropped from low-flying helicopters on civilian streets in the northern city of Aleppo, the bombs are crudely packed with nails, gasoline and TNT. [...] "A helicopter came, and suddenly out of nowhere a barrel hit this area. About 30 people died, including women and children who were waiting their turn so they can get the bread," said one witness, who claimed the attacks came while food was bring distributed. More than 100 people have been killed in three days of barrel bomb attacks by Syrian army helicopters, aid group Doctors Without Borders said on Tuesday.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://worldnews.nbcnews.com/_news/2013/12/17/21943961-barrel-bombs-just-another-symbol-of-brutality-in-syrian-civil-war?lite">http://worldnews.nbcnews.com/_news/2013 ... l-war?lite</a><!-- m -->

Zudem wendet das Assad-Regime offenbar eine Taktik des willkürlichen "Verschwindenlassens" von Zivilisten zwecks des Schürens von Terror bei Regimegegnern an, man erinnere sich hierbei an südamerikanische Militärregime in den 1970ern und 1980ern, was rein rechtlich als Verbrechen gegen die Menschlichkeit gewertet wird.
Zitat:Syria 'abducting civilians to spread terror', UN says

UN human rights investigators say the Syrian government is using what they call "enforced disappearances" as part of a widespread campaign of terror against civilians. Thousands of people have been taken away, with most never seen again, their report says. Disappearances on such a scale could be a crime against humanity, it adds. [...]

'Systematic attack'

The evidence in this report comes from former officers in the Syrian army who have defected - and from families of those who have gone missing. "Enforced disappearances are perpetrated as part of a widespread campaign of terror against the civilian population," says the study by the Independent International Commission of Inquiry on the Syrian Arab Republic.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.bbc.co.uk/news/world-middle-east-25445355">http://www.bbc.co.uk/news/world-middle-east-25445355</a><!-- m -->

Schneemann.


Re: Syrien - Shahab3 - 21.12.2013

Zitat:Dropped from low-flying helicopters on civilian streets in the northern city of Aleppo, the bombs are crudely packed with nails, gasoline and TNT.

Hilfe, die syrische Armee (aka "Assad Regime") hat Bomben. Die Presse... :roll:

Aber mal im Ernst. Geht es der syrischen Luftwaffe schon so schlecht, dass sie Bomben aus Ölfässern bauen müssen? Der Splittereffekt "kommerzieller" Bomben wäre wesentlich effektiver. Ergo, was soll uns der Artikel eigentlich sagen?


Re: Syrien - Schneemann - 22.12.2013

Zitat:Aber mal im Ernst. Geht es der syrischen Luftwaffe schon so schlecht, dass sie Bomben aus Ölfässern bauen müssen? Der Splittereffekt "kommerzieller" Bomben wäre wesentlich effektiver. Ergo, was soll uns der Artikel eigentlich sagen?
Nun denn, dass sie Bomben hat, steht wohl sicher außer Frage, aber a) kann man fragen, was für Bomben sie hat, b) welche sie als reine, billige Terrorwaffe einzusetzen gedenken würde, und c) was sich in ihren Augren [syrische Luftstreitmacht] auch (noch) rechnet. Ein Ölfass mit den aufgeführten "Ingredenzien" ist extrem billig, wiegt - auflockernd gefüllt - aber locker immerhin rund 150 bis 250 kg. Gepresst im Inhalt vermutlich mehr. Das reicht, um dementsprechend schlimme Folgen bei einer Detonation zu verursachen. Und von wegen des Einwandes hinsichtlich des Zustandes der syrischen Luftwaffe: Es ist sicher billiger, so eine Tonne aus einem Helikopter zu werfen, als einen vergleichsweise viel Kraftstoff verbrauchenden Kampfjet aufsteigen zu lassen, der eine dementsprechend teure "cluster bomb" abwirft. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es in Syrien offenbar Treibstoffknappheiten gibt (hatte ich schon mal angesprochen vor einigen Monaten; der Iran hat Syrien vermutlich nicht ganz ohne Grund dementsprechende Treibstoffkredite offeriert). Die Meldung kann indessen schon stimmen.

Aber um auf deinen Einwand einzugehen: Meine eigenen Fragen bzw. Kritikpunkte (als ich die Meldung laß) hinsichtlich hierzu waren und sind:

1.) Wie zündet dieses "Fass"? Es wird mutmaßlich aus einem Helikopter geworfen und wird vermutlich stark taumeln (es sind keine Stabilisierungselemente deutbar). Ein Aufschlagzünder ist also eher unwahrscheinlich. Zu unsicher ist der Auftreffwinkel. Ein Zeitzünder? Dies geben die Meldungen nicht her, ist auch ein zeitlich verdammt enges Vabanque-Spiel, genau dann zu zünden, wenn die Tonne aufkommt (quasi aus Sicht des Helikopters fast nicht machbar). Da zudem mit einem Zerbersten der dünnwandigen Tonne am Boden gerechnet werden muss, ist auch ein Verzögerungszünder eher unwahrscheinlich, da das eigentliche Sprengobjekt ja zerplatzt/verpufft. Einzig möglich ist in der Theorie ein Gemisch, dass bei Stoßeinwirkung explodiert (?) oder ein Abstandszünder (obgleich da die Frage besteht, ob dies eine solche Tonne "wert" ist).

2.) Es ist die Frage, aus welcher Höhe der Abwurf stattfindet. Angesichts der durchaus vorhandenen MANPADS auf Seiten der Rebellen (und islamistischen Terroristen), ist dies durchaus gewichtig. Normal werden solche Sprengkörper eher aus niedrigeren Höhen abgeworfen...

Insofern: Es sind sicher Zweifel an der "barrel bomb"-These angebracht, insgesamt verneinen kann man sie indessen aber auch nicht generell. Oder kurz: Ich halte es für möglich, kann mich aber selbst nur auf Medienmeldungen oder Eigeneinstufungen stützen.

Schneemann.


Re: Syrien - Shahab3 - 22.12.2013

@Schneemann
Die Gedanken, wie man ein "mit TNT und Nägeln beladenes Blechfass" zündet, mache ich mir ehrlich gesagt nicht. Die sogenannte Opposition macht jeden Tag vor,dass es funktioniert. Vielleicht war es sogar eine Beutewaffe und damit eine Art Vergeltung. Vielleicht war aber auch der Hubschrauber ein Beutestück. Vielleicht hat es diesen Vorfall auch nie gegeben.

--------

Es ist sehr interessant dass die USA den Iranern monatelang vorwerfen im syrischen Bürgerkrieg eine Rolle zu spielen, der Iran selbst monatelang von einer angestrebten Verhandlungslösung spricht, aber Washington genau diese iranische Partei bei 30 teilnehmenden Staaten explizit ausschließen will.
Ich würde daraus folgern, dass die scheidende Großmacht an Realitätsverlust leidet.

Zitat:US, Syrian opposition reject Iran role in Geneva talks
Published time: December 21, 2013 02:29

Iran's participation in the upcoming Geneva 2 talks on Syria became a major stumbling block during the last ministerial meeting before the conference, with US and Syrian opposition objecting Tehran’s attendance.

“Our partners in the United States are still not convinced that Iran's participation would be the right thing to do,” UN Syria peace mediator Lakhdar Brahimi said.
...
“We may need additional contacts at the ministerial level in order to clear up the situation around Iran,” Gatilov said.
...
With regards to Iran’s participation in the upcoming Geneva talks, Lavrov said that almost all the participants agree on the importance of Tehran’s role.

“There are signs of the positive impact Iran could have on the settling process [of the Syrian conflict]. Almost everybody talks about it in private conversations and some officials have started speaking publicly in favor of Iran taking part in the conference,” he said.

Most of those who oppose the participation of Iran, Lavrov added, do this “from ideological considerations rather than common interests.”
<!-- m --><a class="postlink" href="http://rt.com/news/geneva-opposition-iran-participation-583/">http://rt.com/news/geneva-opposition-ir ... ation-583/</a><!-- m -->


Re: Syrien - Shahab3 - 22.12.2013

Syria Militants blow up Aleppo Hospital with huge truck bomb :
<!-- m --><a class="postlink" href="http://youtu.be/KCwWgTUpGpE">http://youtu.be/KCwWgTUpGpE</a><!-- m -->


Re: Syrien - Schneemann - 22.12.2013

Zitat:Die Gedanken, wie man ein "mit TNT und Nägeln beladenes Blechfass" zündet, mache ich mir ehrlich gesagt nicht. Die sogenannte Opposition macht jeden Tag vor,dass es funktioniert. Vielleicht war es sogar eine Beutewaffe und damit eine Art Vergeltung. Vielleicht war aber auch der Hubschrauber ein Beutestück. Vielleicht hat es diesen Vorfall auch nie gegeben
Wie gesagt: Ich kann mich nur auf Meldungen stützen oder Eigenmutmaßungen anstellen. Allerdings dürfte es leichter sein, seine Suizid-Bombe in einem Kraftfahrzeug (per Direktzündung) oder eine IED (Kabel, Handy) zu zünden, als eine primitive, aus der Luft abgeworfene und willkürlich trudelnde und aufkommende Bombe. Abgesehen davon haben die Rebellen sicher nicht so viele Helikopter, wenn überhaupt, um dann mit diesen ausgerechnet ihre eigenen bzw. die von ihnen kontrollierten Gebiete zu bewerfen...

Schneemann.


Re: Syrien - Erich - 23.12.2013

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.thenigerianvoice.com/nvnews/132289/1/syrian-helicopter-bomb-raids-kill-42-in-aleppo-mon.html">http://www.thenigerianvoice.com/nvnews/ ... o-mon.html</a><!-- m -->
Zitat: 23 December 2013 Last updated at 09:15 CET

Syrian Helicopter Bomb Raids Kill 42 In Aleppo: Monitors

At least 42 people, including children, were killed on Sunday when Syrian army helicopters dropped improvised "barrel bombs" in the northern province of Aleppo, a monitoring group said. The British-based Syrian Observatory for Human Rights said separate air raids hit several districts in Aleppo, but the biggest toll was in Hanano, east of the city. At least six children were among the dead. "They hit a convoy of cars on a road in Hanano, many cars were destroyed. There were civilians there," said the Observatory's Rami Abdelrahman. Human Rights Watch said in a report over the weekend that barrel bomb attacks had killed scores of civilians in Aleppo in the last month.
....



Re: Syrien - Erich - 29.12.2013

Die beste Zusammenfassung über die geplante Vernichtung der C-Waffen-Ausgangsprodukte, die ich bisher gelesen habe:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.marineforum.info/html/body_wochenschau.html">http://www.marineforum.info/html/body_wochenschau.html</a><!-- m -->
Zitat:Beim im östlichen Mittelmeer operierenden russischen „Mittelmeergeschwader“ hat es weitere Ablösungen gegeben. Der Flottentanker IVAN BUBNOV kehrte am 23. Dezember in seinen Heimathafen Sewastopol zurück; er wurde durch den ebenfalls zur Schwarzmeerflotte gehörenden Tanker IMAN abgelöst. Das Landungsschiff ALEXANDER SHABALIN der Baltischen Flotte ist nach einem Jahr Mittelmeer-Einsatz auf dem Rückmarsch in die Ostsee, macht noch einen Besuch in der spanischen Enklave Ceuta (Marokko) und wird Ende Januar in Baltiysk zurück erwartet. Dort hat sich als Ablösung die ebenfalls zur ROPUCHA-Klasse gehörende KALININGRAD auf den Weg ins Mittelmeer gemacht.

Am 27. Dezember haben sich bei einem Treffen in Moskau Vertreter von Russland, den USA, Syrien, der OPCW und Chemiewaffenexperten anderer Länder letzte Details zum geplanten Abtransport und zur Vernichtung der syrischen chemischen Kampfstoffe festgelegt.

Der geplante Ablauf im Detail
(Anmerkung: die Darstellung wird wöchentlich der Entwicklung angepasst)


Der von der OPCW veröffentlichte Plan sieht in Erfüllung einer UN-Resolution vor, dass 500t (die „gefährlichsten“ Substanzen) spätestens am 31. Dezember syrisches Gebiet verlassen haben müssen; weitere 800t dann bis zum 5. Februar.

Aktuellen (29 Dez) Meldungen zufolge ist der erste Termin nicht mehr einzuhalten. Die „Sicherheitslage in Syrien lasse einen Transport derzeit nicht zu“; man werde damit beginnen, „sobald es möglich sei“.


Der Transport von den Depots durch Syrien zum Verladehafen Latakia erfolgt mit russischen Fahrzeugen. Russland stellt dafür 50 Allradfahrzeuge, 15 gepanzerte LKW und 20 Schützenpanzer bereit, die bereits nach Syrien gebracht wurden. Der Straßentransport nach Latakia ist nicht risikofrei, auch wenn es sich nur bei einem sehr geringen Teil um einsatzfähige Kampfstoffe handelt. Die meisten Chemikalien sind bloße Ausgangsprodukte binärer Kampfstoffe, die selbst erst durch Mischen entstehen. Dennoch sind auch für deren Transport besondere Vorkehrungen zu treffen. Sie werden in spezielle Behälter verpackt, die dann nochmals gesichert und voneinander getrennt in Containern zu transportieren sind.

Auch wenn also z.B. durch bloßen Beschuss ein Freisetzen von Kampfstoffen kaum möglich sein wird, muss doch verhindert werden, dass Ausgangsprodukte für deren Herstellung in die Hände von Milizen fallen. Bisher war es offenbar nicht möglich, mit den diversen Bürgerkriegsparteien zeitlich und örtlich begrenzte Feuerpausen zu vereinbaren. Erst am 24. Dezember sollen Rebellen nach offiziellen syrischen Angaben Chemiewaffenstandorte angegriffen haben. Vor allem die radikal-islamischen Milizen lehnen jede Gespräche ab, und Al-Kaida nahestehende Gruppen nutzen jede sich bietende Chance zur weiteren Destabilisierung der Lage.

Überdies haben sich die Kämpfe in den letzten Tagen noch intensiviert, denn alle Bürgerkriegsparteien sind mit Blick auf die geplanten „Friedensgespräche“ bemüht, ihre Ausgangspositionen zu verbessern, „Fakten“ zu schaffen. Ob diese Gespräche wie geplant am 22. Januar in Montreux stattfinden können, ist derzeit wieder fraglich; es gebe „zu geringe Fortschritte“.

In Latakia werden die Container dann auf zwei zivile Schiffe verladen. Dies ist zum einen die dänische ARK FUTURA, ein Ro-/Ro-Schiff (183m), das in Langzeitcharter schon seit einigen Jahren vom dänischen Verteidigungsministerium meist zum Transport von NATO-Material (Fahrzeuge, Ausrüstung für Übungen) genutzt wird. Norwegen stellt den großen (260m) Frachter TAIKO zur Verfügung, ein Spezialschiff zum Transport von neuen Autos. Bei beiden Schiffen können die Container ohne Nutzung von Ladekränen direkt über Fahrzeugrampen an Bord gefahren werden.

Am 20. Dezember hat Großbritannien angekündigt, ebenfalls 150 t chemische Substanzen in Latakia zu übernehmen und zur Entsorgung in einer zivilen Verbrennungsanlage nach Großbritannien zu transportieren. Hier sind aber wahrscheinlich nur weniger gefährliche, auch für rein zivile Zwecke geeignete (dual-use) Substanzen gemeint, die nach OPCW-Planung eigentlich in Syrien selbst entsorgt werden sollten. Auch bleibt unklar, wann dies geschehen soll.

Vor der Verladung der Kampfstoffe im Hafen von Latakia sind alle Substanzen noch einmal zu verifizieren und genau zu dokumentieren. 20 Kampfstoffspezialisten der finnischen Streitkräfte sollen hier wohl helfen und dann auch den Weitertransport begleiten. Zur Absicherung sollen der russische Zerstörer SMETLIVIY und zwei russische Landungsschiffe (mit eingeschiffter Marineinfanterie) in Latakia einlaufen.

Nach dem Ablegen und während der Fahrt durch die syrischen Territorialgewässer werden zunächst die SMETLIVIY sowie eine (von Anti-Piraterie-Operationen aus dem Golf von Aden abzuziehende) chinesische Fregatte die beiden Frachter schützen. Bei Redaktionsschluss gab es allerdings noch keine Meldungen über die Suezkanalpassage einer chinesischen Fregatte. Für die chinesische Marine wird dies der erste operative Einsatz unter internationaler Führung. Einige Medien sprechen von einem „ersten Einsatz im Mittelmeer“; dies stimmt allerdings nicht. Im März 2011 war bereits eine chinesische Fregatte bei der Absicherung von Evakuierungsoperationen vor Libyen im Einsatz – damals aber unter ausschließlich nationaler Führung.


Außerhalb syrischer Gewässer übernehmen / verstärken dann das dänische Mehrzweckschiff ESBERN SNARE, die norwegische Fregatte HELGE INGSTAD und ein noch zu benennendes britisches Kriegsschiff die Konvoi-Sicherung. Die weitere Fahrt durch das Mittelmeer soll die Schiffe in einen (offiziell noch nicht bekannt gegebenen) italienischen Hafen führen, wo die Chemikaliencontainer auf das das zu den Ready Reserve Forces (Maritime Administration) der US Navy gehörende Ro-/Ro-Schiff CAPE RAY umgeladen werden sollen.

CAPE RAY (Foto: MARAD)Der zeitliche Ablauf ist allerdings vorerst noch unklar. Die CAPE RAY befindet sich noch immer in den USA (Portsmouth, Virginia). Die Installation von zwei mobilen Entsorgungsanlagen (plus einer dritten als Reserve) an Bord ist offenbar, und die Anlagen werden derzeit in See erprobt.

Am 3. Januar soll die CAPE RAY sich auf den etwa zwei Wochen dauernden Weg ins Mittelmeer machen. Sie kann damit erst in der zweiten Januarhälfte in Italien eintreffen, und dies wirft denn auch die Frage nach dem zwischenzeitlichen Verbleib der gefährlichen Chemikalien auf. Da ein Entladen mit Zwischenlagerung im Hafen aus diversen Gründen (öffentliche Proteste, Umweltschutz, Sicherheit/Bedrohung) kaum zu erwarten ist, dürften die Frachter mit ihrer Ladung an Bord zwei bis drei Wochen lang wohl irgendwo vor Anker liegend das Eintreffen der CAPE RAY abwarten. Mit Blick auf zeitliche Unwägbarkeiten kommt so vielleicht auch nur ein Frachter zum Transport der ersten Charge zum Einsatz, während der andere die zweite Charge (Abtransport ja bis spätestens 5. Februar) übernehmen könnte.

Nach Übernahme der Chemikaliencontainer wird die CAPE RAY in internationale Gewässer verlegen und dort mit den installierten Hydrolyse-Anlagen die Umwandlung der chemischen Substanzen in weniger gefährlichen aber noch immer teils extrem umweltschädlichen „Industriemüll“ vornehmen. Wo genau dies erfolgen wird, bleibt geheim. Da die Hydrolyse-Anlagen aber nur bei Wellenhöhen bis zu 1,5m betrieben werden sollen, sind wetterabhängig gewählte Positionen knapp außerhalb von Territorialgewässern in Lee von Land / Inseln anzunehmen. Die Sicherung der CAPE RAY dürften Einheiten der US Navy übernehmen. Sie hat nach wie vor drei Zerstörer sowie den FK-Kreuzer MONTEREY in der Region präsent.

Die auf der CAPE RAY benötigte Zeit für die Umwandlung der für die Kampfstoffproduktion geeigneten Chemikalien in weniger gefährlichen Industriemüll wird mit etwa 45 Tagen, höchstens 90 Tagen angegeben. Damit ist die Einhaltung der vorgegebenen Termine (31. März für die gefährlichen ersten 500t, 30. Juni für die restlichen 800t) grundsätzlich möglich, wenn es auch bei dauerhaft schlechtem Wetter für den ersten Termin knapp werden könnte. Die CAPE RAY wird anschließend die Endprodukte in einem noch zu benennenden Hafen zur weiteren, endgültigen industriellen Entsorgung entladen. Insgesamt ist von etwa 3.000 ts (incl. verschmutztes Wasser) die Rede.
interessant, dass sich die ARK FUTURA und die L 17 sowie die TAIKO und die F313 (dän. bzw. norw.) schon seit Wochen gemeinsam vor der Südostküste Zyperns vergnügen.


Re: Syrien - Schneemann - 29.12.2013

Erneut kamen bei einem mutmaßlichen Angriff der Regierungstruppen mit "barrel bombs" auf Aleppo zahlreiche Zivilisten zu Tode; der Angriff zielte offenkundig auf einen gut besuchten Markt...
Zitat:Deadly 'barrel bomb' raid hits Aleppo market

At least 25 people, including children, reportedly killed after Syrian regime helicopters dropped TNT-packed barrels.

Syrian government helicopters have dropped TNT-packed barrels on a vegetable market and next to a hospital in the northern city of Aleppo, killing at least 25 civilians, including children, activists reported. The Syrian Revolution General Commission, a network of activists on the ground, described the bombing in Tareeq al-Bab district on Saturday as a "massacre".

"The raid targeted a crowded market where people were buying vegetables and home appliances," it said. "Many buildings have been damaged, and one collapsed." [...] President Bashar al-Assad's regime has waged a massive aerial offensive against Aleppo and nearby villages since December 15, killing more than 400 people, most of them civilians, according to opposition activists.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.aljazeera.com/news/middleeast/2013/12/deadly-barrel-bombs-aleppo-market-20131228142838121763.html">http://www.aljazeera.com/news/middleeas ... 21763.html</a><!-- m -->

Schneemann.


nRe: Syrien - Erich - 29.12.2013

ein Augenzeugenbericht aus Aleppo wird auch im SPIEGEL wiedergegeben:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/syrischer-student-aus-leipzig-bringt-hilfsgueter-nach-aleppo-a-938658.html">http://www.spiegel.de/unispiegel/wunder ... 38658.html</a><!-- m -->
Zitat:Semesterferien im Syrien-Krieg: "Ein entsichertes Gewehr auf der Brust"

Was tun, wenn in der Heimat ein Bürgerkrieg tobt? Der Syrer Khalil Ayne, der in Leipzig studiert, wollte helfen. Also fuhr er mit dem Auto los, um Hilfsgüter nach Aleppo zu bringen. Hier erzählt er, warum er die letzten Kilometer nur zu Fuß weiterkam.

...

UniSPIEGEL: Lief auch die Einreise nach Syrien problemlos?

Ayne: Leider hat mich der türkische Zoll mit dem Auto nicht nach Syrien gelassen. Ich konnte das meiste Gepäck nicht mitnehmen, da habe ich mir die Medikamente geschnappt und bin zu Fuß weiter. Am ersten Checkpoint in Syrien hatte ich dann plötzlich ein entsichertes Gewehr auf der Brust. Als Freunde, die ich angerufen hatte, auftauchten, entschärfte sich die Situation. Am Abend war ich in Aleppo.

UniSPIEGEL
: Dort hast du vor dem Krieg gelebt. Wie war es, zurückzukommen?

Ayne: Aleppo war mal eine blühende Stadt. Jetzt herrscht dort Gewalt. Man erlebt Raketeneinschläge und Scharfschützen auf der Straße. Ich selbst habe gesehen, wie ein Kind getroffen wurde. Ich konnte ihm nicht mehr helfen. Für die Menschen in Aleppo geht das Leben aber trotzdem irgendwie weiter. Die müssen eben auch raus, um Nahrung, Wasser oder Brennstoff zu beschaffen.
...
wenn der türkische Zoll so effektiv ist, frag ich mich, wie die Waffen für salafistische Kämpfer und die selbst nach Syrien kommen


Re: Syrien - Shahab3 - 30.12.2013

Zitat:Iraq, Third in the number of its killed under “Nusrah Front” banner
Tuesday, 24 December 2013 13:49
...
“The number of Arab fighters affiliated to al -Qaeda organizations and those who have been killed in Syria since the start of the events in March 2011 until now reached 9936 elements “. According to statistics announced by the Jihadist Salafist movement in Jordan , briefed by " Shafaq News “.
...
The statistics stated that the number of dead Tunisians who have been killed in Syria reached 1902 fighters , 1807 Libyan fighters , 1432 Iraqis , 202 Jordanians and 800 of Palestinians ( the Palestinian of refugee camps in Syria ) and abroad .

The survey revealed that " the number of dead Lebanese reached 828 elements , Egypt 821 element , Saudi Arabia 714 , Yemen 571 , Morocco 412 , Algeria 274, Kuwait 71 , Somalia 42 , Bahrain 21 , Oman 19 , UAE 9 , Qatar 8 , Sudan 3 , Mauritania 1 and the countries of the Caucasus Albania reached about 30 members . "

The statistics explained that most of those who were killed belong to " Nusrah Front form the people of Syria ," and " the Islamic State of Iraq and al-Sham ( Daash)”.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.shafaaq.com/en/politics/8344-iraq-third-in-the-number-of-its-killed-under-nusrah-front-banner-.html">http://www.shafaaq.com/en/politics/8344 ... nner-.html</a><!-- m -->

Die Angaben der Rebellen über die eigenen Verluste belegen, dass es erheblich mehr wie die von Schneemann genannten 10.000 ausländische Kämpfer in Syrien geben muss. Anderenfalls wären diese hiermit offiziell bis auf den letzten Mann getötet worden. Wir wissen allerdings, dass weiterhin eine hohe Zahl ausländischer Kämpfer auf Seiten der Rebellen kämpfen.

Ein Gutes hat die Sache ja. Wenn diese Elemente in Syrien getötet werden, können sie woanders keinen Unsinn mehr machen.


Re: Syrien - Schneemann - 30.12.2013

Zitat:Die Angaben der Rebellen über die eigenen Verluste belegen, dass es erheblich mehr wie die von Schneemann genannten 10.000 ausländische Kämpfer in Syrien geben muss. Anderenfalls wären diese hiermit offiziell bis auf den letzten Mann getötet worden. Wir wissen allerdings, dass weiterhin eine hohe Zahl ausländischer Kämpfer auf Seiten der Rebellen kämpfen.
Nein, das stimmt so nicht ganz. Ich nannte die Zahl von geschätzt 10.000 Extremisten vor grob zwölf bis 18 Monaten. Damals war diese Zahl meiner M. n. durchaus realistisch. Mittlerweile ist aber einiges geschehen. Heute und Ende 2013, nach dem weitgehenden Verdrängen der gemäßigteren Kräfte und nachdem der Konflikt in Syrien sunnitische Extremisten aus fast allen Bereichen des Nahen Ostens anzieht wie ein Magnet, dürfte die Zahl der Islamisten in Syrien wesentlich höher liegen als noch 2012 (30.000?).

Schneemann.


Re: Syrien - Erich - 31.12.2013

Erich schrieb:... interessant, dass sich die ARK FUTURA und die L 17 sowie die TAIKO und die F313 (dän. bzw. norw.) schon seit Wochen gemeinsam vor der Südostküste Zyperns vergnügen.
der Zusammenhang wird inzwischen von anderer Seite bestätigt:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/zerstoerung-von-chemiewaffen-syrien-kann-zeitplan-nicht-halten-a-941346.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/z ... 41346.html</a><!-- m -->
Zitat:Zerstörung von Chemiewaffen: Syrien kann Zeitplan nicht halten

Die Zerstörung von syrischen Chemiewaffen verzögert sich. Zwei skandinavische Schiffe, die den Transport begleiten sollten, mussten nach Zypern zurückkehren. Offenbar erschweren Kämpfe, schlechtes Wetter und logistische Probleme die Ablieferung am Hafen von Latakia.


Schiff "Helge Ingstad" (F 313) vor Zypern: Kein Einlaufbefehl für Syrien

Damaskus - Bei der Vernichtung der syrischen Chemiewaffen kann die für den 31. Dezember gesetzte Zwischenfrist zum Abtransport der gefährlichsten Bestände nicht eingehalten werden. Ein norwegisches und ein dänisches Schiff, die den Transport der Komponenten begleiten sollten, wurden am Montag von der syrischen Küste zurück in einen zyprischen Hafen beordert, wie ein Sprecher mitteilte.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.marineforum.info/html/daily_news.html">http://www.marineforum.info/html/daily_news.html</a><!-- m -->
Zitat: ...
31 December


SYRIA (incl. related / non-naval)
Today’s deadline for removal of the first 500 t “most dangerous” chemicals set to pass with as of yet no sign that operation may be ready to begin … update: designated transport ships ARK FUTURA and TAIKO together with Norwegian frigate HELGE INGSTAD and Danish ESBERN SNARE have returned to port Limassol (Cyprus).
(rmks: Syrian rebels will do whatever it takes to obstruct the operation and make the Syrian government look incapable of controlling events / living up to its promises)
...



Re: Syrien - Erich - 31.12.2013

<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.ria.ru/security_and_military/20131230/267573346.html">http://de.ria.ru/security_and_military/ ... 73346.html</a><!-- m -->
Zitat:Chef syrischer Terrorgruppe Al-Nusra-Front im Irak gefasst

16:07 30/12/2013


MOSKAU, 30. Dezember (RIA Novosti). Der irakische Geheimdienst hat den Chef der in Syrien operierenden islamistischen Gruppe Al-Nusra-Front, Abu Mohammed al-Golani, gefasst, meldete AFP am Sonntag.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.ria.ru/politics/20131230/267574084.html">http://de.ria.ru/politics/20131230/267574084.html</a><!-- m -->
Zitat:Nach Islamisten-Überfall: Syrische Armee rettet 5000 Menschen aus besetztem Adra

17:19 30/12/2013


MOSKAU, 30. Dezember (RIA Novosti). Die syrische Armee hat Regierungsangaben zufolge mehr als 5000 Menschen aus der Start Adra in Sicherheit gebracht. Dieser Industrievorort unweit von Damaskus steht seit fast drei Wochen unter der Kontrolle bewaffneter Islamisten.
...

Bewaffnete Islamisten aus den Terrorgruppen „Jabhat al-Nusra“ und „Dschaisch al-Islam“ hatten am 11. Dezember Adra besetzt und kurz danach massenhaft Zivilisten hingerichtet. In Adra, das rund 20 Kilometer nordöstlich von Damaskus liegt, leben rund 100.000 Menschen, darunter Sunniten, Alawiten, Drusen und Christen. Laut Medieninformationen richteten die Islamisten ein Massaker an Alawiten und Drusen an.
...