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Syrien - Druckversion

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Re: Syrien - Mitleser - 05.10.2015

Auch (oder grade) wenn die Hölle zufriert, die USA lassen die Golfmonarchien nicht hängen. Öl wird bis auf weiteres nicht an Bedeutung verlieren, im Gegenteil. Die Frage ist, ob der IS für die Saudis zum größten Problem werden kann. Vermutlich dann, wenn anderswo nichts mehr zu holen ist.


Re: Syrien - Quintus Fabius - 05.10.2015

Inzwischen produzieren die USA selbst mehr als genug und könnten daher sogar gerade deshalb auf den bösen Gedanken kommen, die Golfmonarchien zu erledigen. Den dann würde das Öl der USA vom Wert her deutlich gewinnen und sie würden abgesehen davon dass sie selbst weiter günstig Energie hätten auch noch erhebliche Einnahmen daraus erzielen können während alle anderen erheblich wirtschaftlich geschwächt wären, insbesondere die Europäer aber auch die VR China.

Von daher wäre es von den USA in Kürze sogar ein geschickter Schachzug, die Golfmonarchien hängen zu lassen und sich neue Bündnispartner zu suchen oder die ganze Region einfach sich selbst vernichten zu lassen.


Re: Syrien - Mitleser - 05.10.2015

Quintus Fabius schrieb:Inzwischen produzieren die USA selbst mehr als genug und könnten daher sogar gerade deshalb auf den bösen Gedanken kommen, die Golfmonarchien zu erledigen. Den dann würde das Öl der USA vom Wert her deutlich gewinnen und sie würden abgesehen davon dass sie selbst weiter günstig Energie hätten auch noch erhebliche Einnahmen daraus erzielen können während alle anderen erheblich wirtschaftlich geschwächt wären, insbesondere die Europäer aber auch die VR China.
Von daher wäre es von den USA in Kürze sogar ein geschickter Schachzug, die Golfmonarchien hängen zu lassen und sich neue Bündnispartner zu suchen oder die ganze Region einfach sich selbst vernichten zu lassen.
Fracking-Öl ist teuer und verknappt schnell. Tiefseeöl ist ebenfalls aufwändig zu fördern.
Das saudische Öl bleibt ja an Ort und Stelle auch wenn die Monarchen aufs Schafott kommen sollten.
Die Vorstellung, dass die Chinesen oder Russen sich mit irgendeinem neuen Regime welches auf den saudischen Ölquellen sitzt einig werden, dürfte einigen US-Strategen schlaflose Nächte bereiten (spätestens, wenn mit den Ölmilliarden russische oder chinesische Waffen erworben werden, man also gar nichts mehr daran verdient). Auch wenn die Umsturzphase zu einer mittelfristig für die USA vorteilhaften Verknappung und Preissteigerung führt.
Sind die USA zur Zeit eigentlich überhaupt Netto-Exporteure ?
Was Deine Annahme stützt ist, dass die USA relativ leichtherzig auf den Zugriff auf das irakische Öl verzichten.


Re: Syrien - Sapere Aude - 05.10.2015

Quintus Fabius schrieb:Inzwischen produzieren die USA selbst mehr als genug und könnten daher sogar gerade deshalb auf den bösen Gedanken kommen, die Golfmonarchien zu erledigen. Den dann würde das Öl der USA vom Wert her deutlich gewinnen und sie würden abgesehen davon dass sie selbst weiter günstig Energie hätten auch noch erhebliche Einnahmen daraus erzielen können während alle anderen erheblich wirtschaftlich geschwächt wären, insbesondere die Europäer aber auch die VR China.

Von daher wäre es von den USA in Kürze sogar ein geschickter Schachzug, die Golfmonarchien hängen zu lassen und sich neue Bündnispartner zu suchen oder die ganze Region einfach sich selbst vernichten zu lassen.

Wäre aber unklug, da das Vakuum was die USA hinterlassen schnell andere füllen werden. Russland, China usw. Ist ja nicht so, dass die Menscheit dort in der Region steht und fällt mit den USA.


Re: Syrien - Mitleser - 05.10.2015

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/empoerung-ueber-verletzung-tuerkischen-luftraums-13840584.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 40584.html</a><!-- m -->

Mit der Türkei wurde wohl im Vorfeld weniger telefoniert als mit Israel ...

Zitat: Die Regierung in Ankara zeigte sich empört über das Eindringen russischer Kampfflugzeuge am Wochenende. Nach türkischen Angaben hatten zwei türkische Jagdflugzeuge ein aus Syrien kommendes russisches Kampfflugzeug abgedrängt. Das russische Flugzeug sei daraufhin abgedreht. Zudem seien türkische Kampfflugzeuge auf Patrouillenflug am Sonntag von einem russischen Flugzeug bedrängt worden.

Das türkische Außenministerium bestellte am Montag den russischen Botschafter ein und übergab ihm eine Protestnote. Ein Sprecher des Kreml äußerte, man wolle den Vorfall prüfen. In einer ersten Reaktion sprach Moskau von einem Navigationsfehler. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu äußerte die Drohung, die türkische Luftwaffe werde bei weiteren derartigen Zwischenfällen gegebenenfalls das Feuer eröffnen. Russland werde die Verantwortung für „ungewollte Ereignisse“ tragen müssen. Die Türkei, die den Sturz des syrischen Diktators Baschar al Assad betreibt, hat das Eingreifen der russischen Luftwaffe in den Syrien-Konflikt als „schweren Fehler“ kritisiert.

Die Information, wo der türkische Patrouillenflug stattfand würde den Bericht etwas abrunden.


Re: Syrien - Quintus Fabius - 06.10.2015

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nytimes.com/2015/10/06/world/middleeast/russian-soldiers-join-syria-fight.html?_r=0">http://www.nytimes.com/2015/10/06/world ... .html?_r=0</a><!-- m -->

Zitat:MOSCOW — Ratcheting up the confrontation over the Syria war, Russia said Monday that its “volunteer” ground forces would join the fight, and NATO warned the Kremlin after at least one Russian warplane trespassed into Turkey’s airspace.

Zitat:A Russian ground force could fundamentally alter the conflict, which has left 250,000 people dead and displaced half the country’s population since it started in 2011.

Although President Vladimir V. Putin of Russia said he would not put troops in Syria, the plan for so-called volunteers was disclosed Monday by his top military liaison to the Parliament, Adm. Vladimir Komoyedov.

Zitat:Moreover, American military officials said they believed that more than 600 Russian military personnel were already on the ground in Syria, not counting aircrews, and that tents for nearly 2,000 people had been seen at Russia’s air base near Latakia, in northwest Syria near the Turkish border.

Russia intensified the airstrikes it began in Syria last week, with new attacks on territory near Palmyra that is indisputably held by the Islamic State.



Re: Syrien - fsc_zedtler - 06.10.2015

Die Luftangriffe Russlands gegen die Terrorbanden scheint nach wenigen Tagen mehr Wirkung zu zeigen als die der Amis & Co. mit ihren Scheinangriffen seit über einem Jahr.
Laut Spiegel wollen sich ca. 40 Rebellengruppen zusammenschließen wegen der Russen. Das zeigt doch deutlich das die Amis nie Interesse hatten den IS und co. ernsthaft zu schwächen.
Während in der Zeit der US-geführten Scheinangriffe der Einfluss der Terrorgruppen gestiegen ist, macht sich offenbar nun Panik unter ihnen breit.


Re: Syrien - hunter1 - 06.10.2015

Soso, Scheinangriffe, die keine Wirkung zeigen...
Die Amerikaner haben bisher nur gegen den IS gekämpft und nicht gegen andere Gruppen. Sie kämpfen grundsätzlich nicht gegen Gruppen in Syrien, die nur Assad bedrohen. Die Angriffe gegen den IS seitens der Amerikaner begannen erst, als dieser im Irak aktiv wurde. Erfolge gab es im Irak und auch in Syrien (Kobane).
Dass sich die übrigen syrischen Rebellengruppen nun gegen die Russen vereinigen, ist nachvollziehbar, hat aber vermutlich wenig mit deren Effektivität zu tun. Die lässt sich nach den paar Luftangriffen ohnehin noch nicht nachweisen. Ein Verbündeter Assads ist automatisch der Feind aller Rebellen, ergo kann man auch mal gemeinsam erklären, man habe sich dagegen zusammengeschlossen. Der Zusammenschluss wird, wie alle bisherigen Rebellenallianzen in Syrien, eher lose und temporär sein, denn die Ziele der einzelnen Gruppen divergieren zu stark.
Ich verstehe daher nicht ganz, warum die Leistung der Russen hier nun dermassen überhöht wird...reines Ami-Bashing?


Re: Syrien - hunter1 - 07.10.2015

Sieh mal einer an:
Zitat:Washington (CNN)—Russia launched a naval bombardment of ISIS targets in Syria on Wednesday, a senior official said, ramping up a newly muscular presence in the Middle East.

Four Russian ships fired 26 missiles into Syria, hitting 11 targets, Russian Defense Minister Sergei Shoigu told President Vladimir Putin during a televised meeting.

Shoigu said the strikes were launched from the Caspian Sea using precise long-range missiles that flew 1,500 kilometers (930 miles) to their targets.

Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://edition.cnn.com/2015/10/07/middleeast/russia-syria-isis/index.html">http://edition.cnn.com/2015/10/07/middl ... index.html</a><!-- m -->

Braucht man ja nicht mal was ins Mittelmeer zu verlegen.


Re: Syrien - Mitleser - 07.10.2015

Diplomatisch und marketingtechnisch bis jetzt eine Glanzleistung, was die Russen abliefern. Jetzt werden schon katholische Bischöfe zu Putinisten:

Zitat:Der US-amerikanische Senator John McCain beklagt, dass die russische Luftwaffe nicht die Stellungen des Islamischen Staates, sondern die von der CIA ausgebildeten Rebellen angreift. Dies finde ich äußerst beunruhigend, so Erzbischof Jacques Behnan Hindo von Hassakè-Nisibi, denn damit gesteht er ein, dass sich hinter dem Krieg gegen Assad auch die CIA verbirgt und es sich um einen Stellvertreterkrieg von Mächten die zusammen mit ihren Verbündeten in der Region gegen Syrien kämpfen.Die westliche Propaganda, so der syrisch-katholische Erzbischof, redet weiterhin von gemäßigten Rebellen, doch die gibt es nicht: in der Galaxie der bewaffneten Gruppen sind die Soldaten der Syrischen Befreiungsarmee nur mit einer Lupe zu finden. Alle anderen, abgesehen vom IS, habe

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.focus.de/politik/ausland/islamischer-staat/erzbischof-hindo-bezeichnet-protest-des-us-senator-isis-terror-im-news-ticker-kommentar_id_6862048.html">http://www.focus.de/politik/ausland/isl ... 62048.html</a><!-- m -->


Re: Syrien - McBain - 07.10.2015

Mitleser schrieb:Diplomatisch und marketingtechnisch bis jetzt eine Glanzleistung, was die Russen abliefern.

Sollte Assad es schaffen mit russischer Unterstützung IS (und die anderen Rebellengruppen) zu vertreiben, wird der Irak ebenfalls um russischen Schutz ersuchen (wenn die USA nicht ganz schnell ihre Politik ändern und wieder mit Bodentruppen in den Irak gehen).

Das würde bedeuten wir haben eine russisch beeinflusste Achse, die von Syrien bis in den Iran reicht. Nicht nur für Saudi-Arabien ein Alptraum, sondern auch für die USA und die Türkei ein schwer verdaulicher Brocken.
Man könnte auch sagen, dass unter diesen Umständen amerikanische Nahostpolitik der letzten Jahrzehnte für die Katz wäre.


Re: Syrien - Mitleser - 07.10.2015

Zitat:Man könnte auch sagen, dass unter diesen Umständen amerikanische Nahostpolitik der letzten Jahrzehnte für die Katz wäre.
Der letzte große Wurf der USA war die Befreiung Kuwaits, gefolgt von der Etablierung in Saudi-Arabien.
Letzteres war allerdings immer ein zweischneidiges Schwert, wurde es doch unter anderem von Al Quaida als Beleg für die Korruption der Golfmonarchen angeführt. Nicht dass man in der Gegend nicht ohnehin Israel und die USA noch für jede Masernepidemie verantwortlich machen würde, aber US-Militärbasen im Land der heiligen Stätten sind schon harter Tobak.


Re: Syrien - hunter1 - 08.10.2015

Ein guter Artikel, den man als Kontrast zu dem unsäglichen pro-russischen Theaterdonner der letzten Medien-Tage positionieren kann (die Putin-Trolle werden schon ihre Messer wetzen :lol: ).
Zitat:A growing protest against a country's corrupt regime leads to a civil war. The regime is assisted by advisors and weapons from Russia to oppress the riots.
At a certain stage, the ruler and regime are at risk of being toppled. The Russians bring in forces and directly intervene in the battles. Jihad organizations declare a holy war ("jihad") on the regime and the Russians, and thousands of Muslim volunteers from around the world join the war. Many countries, including Saudi Arabia and the Gulf states, help the jihadists.
This description is not taken from Syria of 2015, but from Afghanistan of 1979.
[...]
As the Russians land on their shores, the Alawites are returning to the situation of protégés leaning on a foreign power, just like during the French mandate in the 1930s and 1940s, thereby losing the little legitimacy they had left to control Syria.
The Russian position is against the Sunni majority. In other words, as far as the Arabs are concerned, Russia, like France in the past, is going against the Syrian Arab nationality. Even if the goal to fight ISIS is holy, Russia is positioning itself as an enemy of Sunni Islam by supporting Iran and Hezbollah.

Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4707804,00.html">http://www.ynetnews.com/articles/0,7340 ... 04,00.html</a><!-- m -->


Re: Syrien - Mitleser - 08.10.2015

Was im Moment so abgesondert wird, bekleckert niemanden sonderlich mit Ruhm. Wenn man nicht will dass Syrien komplett unter die Kontrolle irgendwelcher Blutsäufermilizen gerät, braucht man schon so etwas wie einen Plan. "Assad muss weg" ist kein Plan, sondern eine Parole.
Glaubt denn wirklich irgendwer, dass sich humanitär etwas verbessern würde wenn Assad morgen nach Russland ins Exil ginge ?


Re: Syrien - hunter1 - 08.10.2015

Zitat: "Assad muss weg" ist kein Plan, sondern eine Parole.
Doch, genau das ist der Plan. Deswegen sind die Syrer auf die Strasse gegangen und haben hinterher zu den Waffen gegriffen, weil Assad natürlich nicht freiwillig ging. Der Plan ist Systemwechsel und Rache. Was nach Assads Sturz kommt ist zur Zeit völlig irrelevant für diejenigen Syrer, die von Assad unterdrückt wurden. Wie in allen anderen arabischen Ländern, in denen der "arabische Frühling" stattgefunden hat, wollen auch die Syrer den Despoten stürzen sehen, komme was wolle. Auch wenn sich die Situation für uns unschön präsentiert: es ist der Wille der jeweiligen Bevölkerung, der jahrelang unterdrückt wurde und den man jetzt, wo die Angst vor den Regimes überwunden ist, gewähren muss. Zur Erinnerung: "wir" im Westen sind immer noch sauer auf den Iran, der dasselbe schon 1979 tat. Aber wir mussten es hinnehmen. Im Weiteren haben wir es auch in Ägypten hingenommen, als der pro-westliche Mubarak gestürzt wurde. Man darf in Syrien keine Ausnahme machen, es reicht schon, dass in Bahrain weggeschaut wurde, als die Rebellion niedergemacht wurde.