Antike Waffentechnik - Die Manuballista - Druckversion +- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org) +-- Forum: Hintergründe (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=97) +--- Forum: Geschichtliches (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=68) +--- Thema: Antike Waffentechnik - Die Manuballista (/showthread.php?tid=2630) |
- Tiger - 23.02.2005 Die Römer setzten an Fernwaffen bekanntlich ein als "Skorpion" bekanntes Geschütz ein. Weniger bekannt ist, daß von dieser Waffe auch eine kleinere Version existierte, die als "Manuballista" bekannt ist. Sie wird um 400 n.Chr. von Vegetius in seinem "Abriß des Militärwesens" erwähnt: Zitat:Skorpione nannte man, was man jetzt Handgeschütz (manuballista) nennt; sie wurden darum so genannt, weil sie mit kleinen und feinen Spitzen den Tod brächten.http://www.culture.hu-berlin.de/projekte/gravitation/projekte/wurfbogen/vegetius.html Die Manuballista war eine technisch ausgeklügelte Waffe, die ähnlich einer Armbrust funktionierte. Sie scheint eine erhebliche Durchschlagskraft und Feuergeschwindigkeit gehabt zu haben. Ein gut erhaltener Rest einer solchen Waffe wurde vor kurzem bei Xanten gefunden, wir wissen durch diesen Fund, daß man u.a. Eschenholz für ihren Bau verwendete: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,343291,00.html">http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 91,00.html</a><!-- m --> Bemerkenswert ist, daß die Manuballista, obwohl sie offenbar mindestens 400 Jahre lang im Einsatz war, nie so verbreitet wie z.B. das Pilum war. Es scheint so, als sei diese Waffe nur von Scharfschützen z.B. im Grabenkampf eingesetzt worden. - Quintus Fabius - 25.02.2005 Die Waffe ist übrigens noch um einiges Älter und wurde von den Griechen zur Zeit nach den Perserkriegen erfunden. Sie hieß im Griechischen Gastraphetes: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.barca.fsnet.co.uk/catapult-arrows.htm">http://www.barca.fsnet.co.uk/catapult-arrows.htm</a><!-- m --> Zitat:Bemerkenswert ist, daß die Manuballista, obwohl sie offenbar mindestens 400 Jahre lang im Einsatz war, nie so verbreitet wie z.B. das Pilum war. Es scheint so, als sei diese Waffe nur von Scharfschützen z.B. im Grabenkampf eingesetzt worden.Das liegt an der Größe. Der Gastraphetes zählte selbst in seiner kleinen Form zu den Belagerungswaffen. Darunter verwendete man Bögen, Schleudern oder Stabschleudern. Die Waffe kam nie wirklich außer Gebrauch und fand dann bei den Oströmern und vielleicht auch anderswo im Westen im mediteranen Bereich Verwendung. Sie wurde aber größer und ist auch schon Anfangs keine wirkliche Armbrust sondern eher eine leichte Belagerungswaffe gewesen. Und Belagerungs"armbrüste" dieser Art gab es auch dazwischen. Leichte Formen des Gastraphetes, die im Endeffekt Armbrustartig waren, wurden aber nur zur Zeit der römischen Republik verwendet. Während der Völkerwanderungszeit kamen die Torsionsgeschütze im Westen außer Gebrauch und die Mannuballista wurde größer und so zum Vorläufer der frühmittelalterlichen Belagerungsgeschütze. - Alex der Grosse - 25.02.2005 Guten Morgen Quintus Fabius Weisst du was für eine reichweite ein Gastraphetes hatte? Wenn sie zur belagerung verwendet wurde müsste sie eine ziemlich hohe reichweite haben. - Quintus Fabius - 25.02.2005 Jetzt habe ich gerade gemerkt, daß ich an Tiger vorbei geschrieben habe. Also: Manuballista ist mWn ein Sammelbegriff der Sowohl Torisonsbetriebene als auch durch Bögen betriebene Kleingeschütze umfasst. d.h. Geschütze einer leichten Ausführung vom Typ Skorpion fallen ebenso darunter wie die römische Adaption des Gastraphetes. Später wurde dann Manuballista nur noch für die Waffen des Typs Gastraphetes verwendet, die nicht Torsionsbetrieben waren. Die ersten solchen Waffen wurden zur Zeit Alexanders eingeführt und eingesetzt, und zwar von den Griechen in Sizilien bzw Unteritalien. Alexander führte auch solche Waffen bei Belagerungen mit, z.b. bei der Belagerung von Tyros, aber verwendet sie nicht oder in nur sehr kleiner Anzahl in Feldschlachten. Das hatte folgenden Grund: die Sehnen waren zu witterungsempfindlich (bei Torsionsmaschinen auch dieverdrillten Seile, die hießen übrigens Nervi) und bei den Waffen vom Typ Gastraphetes, die also mit Bögen funktionierten waren diese Bögen zu empfindlich. Das waren Kompositbögen aus Holz, Horn, Knochenleim, Rohhaut usw Im Spätmittelalter konnte sich die Armbrust erst ausbreiten, als sie Stahlbögen hatte, aber in der Zeit der Antike war die Metallurige nicht weit genug. Zudem diente die spätere Arbaleste/Armbrust auf kürzere Distanzen dem durchschlagen der sehr schweren Rüstungen, solche Rüstungen waren in der Antike aber nicht gebräuchlich. Dort kam es mehr auf die Reichweite an. Werter Alex d Große: die Reichweite betrug bis zu 900 m. Selbst die leichten Gastraphetes hatten eine letale Wirkung bis 400 m. |