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Re: Israel - Nightwatch - 23.08.2011

1. Wer hier den inoffiziellen Waffenstillstand gebrochen hat sollte klar sein - das Terrorkommando das Israel angegriffen hat. Die Hamas ist verantwortlich für das was irgendwelche Handlager in Gaza veranstalten. Davon abgesehen - welcher Waffenstillstand? Es fliegen alle Nase lang Raketen (wie jetzt auch wieder btw) ohne das sich jemand über diese Verletzungen des Waffenstillstands empören würde. Das passiert erst wenn man meint es Israel ankreiden zu können.

2. Würde Israel den Gazastreifen nicht unter Druck setzen wollen würde sie die Hamas mit immer blutigeren Terrorattacken dazu zwingen. Zumindest sofern sie der Meinung sind ihre Position ohne israelischen Druck nicht halten zu können. Und das bezweifle ich. Das Ansehen der Hamas hat durch Cast Lead gelitten, es ist nicht gestiegen.

3. Momentan kostet eine Iron Dome Abfangrakete gut 50.000 US-$. Diese gegen die Kosten der Grads aufzurechnen ist aber unzureichend. Denn Iron Dome ist so konzipiert, das nur die Raketen auch bekämpft werden, die drohen im bewohnten Gebiet einzuschlagen. Das trifft jedoch nur auf einen gewissen Bruchteil der abgefeurten Grads überhaupt zu.
Weiterhin sind dann nicht die Kosten von Rakete und Rakete gegeneinander aufzurechnen sondern die Kosten des Abfangflugkörpers gegen die Kosten durch entstandene Sachschäden.
Und da ist man dann selbst ohne Verletzte schnell bei Schäden von jenseits 50.000 US-$.


Re: Israel - Kosmos - 23.08.2011

gesamt strategisch sind auch die Kosten der Terroristen für die ganze mit Raketen verbundene Infrastruktur aufzurechen, wenn diese Terrorwaffe nicht wirkt dann waren all diese Kosten für die Terroristen umsonst. Ganz abgesehen davon dass die Raketen eine der wenigen halbwegs wirksamen Terrorwaffen war, bisher, wenn diese Waffen endgültig neutralisiert wird dann bleibt von der Strategie der Hamas, israelische Gesellschaft durch Terror mürbe und gesprächsbreiter zu machen, nicht mehr viel übrig. Hamas ist heute nah dran ihren Terrorkrieg zu verlieren, bemerkeswerte Leistung der Israelis.


Re: Israel - Samun - 23.08.2011

Ich würde das nicht so sagen.
Die Hamas wird nicht aufgeben eagal, wie schlecht es aussieht. Und bevor sie das nicht tut oder komplett zerschlagen wurde, hat sie eben nicht verloren. Und sich selbst trotz besseren Wissens zum Sieger zu erklären ist nicht sehr sinnvoll.

Zumindest hat die Regierung es geschafft erfolgreich von den innenpolitischen Problemen abzulenken. Erstaunlich, das sowas so einfach ist.


Re: Israel - Schneemann - 23.08.2011

Zitat:Meine Aussage ist im Prinzip in Zitat von den Israelis, die das über sicht selbst sagen. (Und möglicherweise noch Stolz darauf sind.)
Welche Israelis sagen dies denn bitte?
Zitat:Deine lustige Erwiderung darauf - mit der gespielten Entrüstung - ist also völlig deplaziert und sinnfrei.
Wir sprechen hier von Menschen die garkein Unrechtsbewusstsein haben. Die verheimlichen garnicht, was sie tun und warum. Und sie verheimlichen auch nicht, dass sie einen Scheiß darauf geben, was andere darüber denken. Für sie gilt nur die eigenen Willkür als Richtschnur, sonst nichts.
Wer soll das denn sein? Radikale Orthodoxe? Fanatisierte Siedler? Rechte Regierungsmitglieder? Wer denn? Spinner gibt es überall und auf beiden Seiten, aber so einen Satz sollte man mal "etwas" genauer darlegen!

Schneemann.


Re: Israel - Kosmos - 23.08.2011

@samun
solange Hamas nicht in der Lage ist Israel Schaden zu zufügen ist diese Hamas für Israel und israelische Siedlungspolitik völlig bedeutungslos, so verliert die Hamas über kurz oder lang ihre innenpolitische Stellung, aber auch die Finanzierung von außen wird sich in Grenzen halten wenn die Organisation keine Erfolge vorzuweisen hat. Damit wäre die Vorraussetzung für Zerstörung der Hamas geschaffen.


Re: Israel - Samun - 23.08.2011

Zitate gibts genug zu dem Thema.

Zitat:“Wir müssen die Araber vertreiben, und ihre Orte übernehmen.“
David Ben Gurion, future Prime Minister of Israel, 1937, Ben Gurion and the Palestine Arabs, Oxford University Press, 1985.

Zitat:„Spirit the penniless population across the frontier by denying it employment… Both the process of expropriation and the removal of the poor must be carried out discreetly and circumspectly.“
Theodore Herzl, founder of the World Zionist Organization, speaking of the Arabs of Palestine,Complete Diaries, June 12, 1895 entry.

Zitat:„Wir müssen alle Palästinenser töten bis sie sich damit abfinden hier als Sklaven zu leben.“
Chairman Heilbrun of the Committee for the Re-election of General Shlomo Lahat, the mayor of Tel Aviv, October 1983.

Zitat:„Wir müssen Terror, Attentate, Einschüchterungen, Landnahme sowie den Stop aller Sozialen Leistungen benützen, damit Galiläa seine Arabische Bevölkerung los wird.“
Israel Koenig, „The Koenig Memorandum“

Zitat:„Wir sollten die Arabische Bevölkerung zu einem Gemeinwesen von Holzfällern und Kellnern vermindern“.
Uri Lubrani, PM Ben-Gurion’s special adviser on Arab Affairs, 1960. From „The Arabs in Israel“ by Sabri Jiryas.

Zitat:„A voluntary reconciliation with the Arabs is out of the question either now or in the future. If you wish to colonize a land in which people are already living, you must provide a garrison for the land, or find some rich man or benefactor who will provide a garrison on your behalf. Or else-or else, give up your colonization, for without an armed force which will render physically impossible any attempt to destroy or prevent this colonization, colonization is impossible, not difficult, not dangerous, but IMPOSSIBLE!… Zionism is a colonization adventure and therefore it stands or falls by the question of armed force. It is important… to speak Hebrew, but, unfortunately, it is even more important to be able to shoot -or else I am through with playing at colonizing.“
Vladimir Jabotinsky, founder of Revisionist Zionism (precursor of Likud), The Iron Wall, 1923.

Zitat:„There are some who believe that the non-Jewish population, even in a high percentage, within our borders will be more effectively under our surveillance; and there are some who believe the contrary, i.e., that it is easier to carry out surveillance over the activities of a neighbor than over those of a tenant. I tend to support the latter view and have an additional argument:…the need to sustain the character of the state which will henceforth be Jewish…with a non-Jewish minority limited to 15 percent.
I had already reached this fundamental position as early as 1940 [and] it is entered in my diary.“
Joseph Weitz, head of the Jewish Agency’s Colonization Department. From Israel: an Apartheid State by Uri Davis, p.5.

Zitat:„Jewish villages were built in the place of Arab villages. You do not even know the names of these Arab villages, and I do not blame you because geography books no longer exist. Not only do the books not exist, the Arab villages are not there either. Nahlal arose in the place of Mahlul; Kibbutz Gvat in the place of Jibta; Kibbutz Sarid in the place of Huneifis; and Kefar Yehushua in the place of Tal al-Shuman. There is not a single place built in this country that did not have a former Arab population.“
Moshe Dayan, address to the Technion, Haifa, reported in Haaretz, April 4, 1969.

Zitat:„Wir müssen uns in einem klar sein. Es ist kein Platz in diesem Land für beide Völker. Wir werden unser Ziel nicht erreichen wenn die Araber in diesem kleinen Land sind. Es gibt keinen anderen Weg als die Araber in die Nachbarländer zu verlegen -alle. Nicht ein Dorf, nicht ein Stamm darf übrig bleiben.“
Joseph Weitz, head of the Jewish Agency’s Colonization Department in 1940. From „A Solution to the Refugee Problem“

Zitat:„Wir müssen alles tun um sicher zu gehen, dass sie [die Palästinenser] niemals zurückkommen. Die Alten werden sterben, die Jungen werden vergessen“
David Ben-Gurion, in his diary, 18 July 1948, quoted in Michael Bar Zohar’s Ben-Gurion: the Armed Prophet, Prentice-Hall, 1967, p. 157.

Zitat:„Wie sollen wir die besetzten Gebiete zurückgeben? Es gibt niemanden, dem man es zurückgeben könnte.“
Golda Meir, March 8, 1969.

Zitat:„So etwas wie die Palästinenser gibt es nicht, sie existierten nie.“
Golda Maier Israeli Prime Minister June 15, 1969

Wir sprechen hier von Leuten, denen jedes Unrechtsbewusstsein fehlt. Und das waren keine Außreißer, sondern Vordenker und wichtige Politische Figuren in Israel.
Was dort passiert ist, war keine Reaktion auf irgendetwas, das die Araber getan hätten, sondern es war von Anfang an geplant und wurde eiskalt durchgeführt.
Zu versuchen die Israelis oder wie man sie auch immer bezeichnen will zu verteidigen ist einfach nur verlogen. Die hatten nie die Absicht mit der nicht-jüdischen Bevölkerung in Frieden zu leben und das haben viele heute noch nicht.


Re: Israel - Nightwatch - 26.08.2011

Ich sehe keinen Sinn hinter dieser lustigen Zitatesammlung aus verschieden Zeiten mit vollkommen unterschiedlichen geostrategischen Lagen und politischen Strömungen. Und wie dann aus 1+1 3 werden soll erschließt sich mir auch nicht. Aber jedem das seine.

Warum ich eigentlich poste - damit die hiesige paliphibe Propagandaabeteilung nicht wieder Israel bezichtigen kann den Waffenstillstand gebrochen zu haben:
Zitat:Grad rocket lands south of Ashkelon despite 'cease-fire'

No injuries or damage reported in attack from Gaza; comes after cease-fire apparently brokered by Egypt, UN; Islamic Jihad had previously announced that it plans to extend rocket range.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.jpost.com/Defense/Article.aspx?id=235526">http://www.jpost.com/Defense/Article.aspx?id=235526</a><!-- m -->


Re: Israel - Erich - 26.08.2011

damit die hiesige Propaganda-Vertreter den Kontext nicht unterschlagen, dürfen die vorhergehenden Meldungen ergänzt werden:
Uni Kassel:
Zitat:Raketenangriffe gestoppt
Palästinenser kündigen einseitigen Waffenstillstand gegenüber Israel an

Von Karin Leukefeld *

Um die anhaltenden Luftangriffe Israels auf den Gazastreifen zu stoppen, ist es der dort regierenden Hamas gelungen, militante palästinensische Gruppen von einem Waffenstillstand zu überzeugen. Hinter den Kulissen soll auch Ägypten dazu beigetragen haben, daß die Vereinbarung zustande kam. Auf der offiziellen Webseite von Hamas hieß es, nur wenn »die israelische Besatzungsmacht ihre Aggression gegen Gaza einstellt«, werde die Waffenruhe ab Sonntag (21. Aug.) in Kraft treten.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-08/israel-gaza-angriff">http://www.zeit.de/politik/ausland/2011 ... za-angriff</a><!-- m -->
Zitat:Datum 24.8.2011 - 10:36 Uhr
Nahost-Konflikt Dschihadist stirbt bei israelischem Angriff

Israels Luftwaffe hat ein Auto im Gaza-Streifen beschossen, trotz Waffenruhe.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.focus.de/politik/ausland/konflikte-palaestinenser-verkuenden-weitere-waffenruhe_aid_659162.html">http://www.focus.de/politik/ausland/kon ... 59162.html</a><!-- m -->
Zitat:Konflikte
Palästinenser verkünden weitere Waffenruhe
Freitag, 26.08.2011, 10:47

Nach einer Woche der Gewalt und Gegengewalt zwischen Israelis und Palästinensern im Gazastreifen hat der Islamische Dschihad einer neuen Waffenruhe mit Israel zugestimmt. Das sagte ein Sprecher der radikalislamischen Gruppe der Nachrichtenagentur dpa in Gaza.
...
... nur zur Vollständigkeit, damits nicht einseitig wird ...


Re: Israel - Nightwatch - 26.08.2011

Schön wie du darstellst wie die Palis eine Waffenruhe nach den anderen ausrufen nur um sie sofort wieder zu brechen.
Aber natürlich ist dann Israel schuld wenn sie die Angriffe beantworten.


Second rocket hits Israel after renewal of Gaza cease-fire
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.haaretz.com/news/diplomacy-defense/second-rocket-hits-israel-after-renewal-of-gaza-cease-fire-1.380918">http://www.haaretz.com/news/diplomacy-d ... e-1.380918</a><!-- m -->

Wie lang muss Israel das jetzt in deiner Realität wehrlos hinnehmen? Auf immer und ewig weil ja ein Waffenstillstand ausgerufen wurde?


Re: Israel - Schneemann - 02.09.2011

So, bin aus dem Urlaub wieder hier...und gleich geht es weiter... :wink:

Worüber wir schon oft gestritten hatten...
Zitat:UN-Bericht

Seeblockade des Gazastreifens war legal

Knapp eineinhalb Jahre nach einem israelischen Einsatz auf einem Schiff für den Gazastreifen sind in einem UN-Bericht Vorwürfe gegen beide Seiten erhoben worden. Zwar sei die Seeblockade durch Israel rechtmäßig gewesen, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung. Doch bei dem Einsatz, bei dem auf dem Schiff neun Türken getötet wurden, hätten die Kommandotruppen überzogene Gewalt eingesetzt. Sie seien bei dem Einsatz auf der „Mavi Marmara“ auf organisierten und gewalttätigen Widerstand gestoßen, hieß es aber zugleich.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/artikel/C31325/un-bericht-seeblockade-des-gazastreifens-war-legal-30495804.html">http://www.faz.net/artikel/C31325/un-be ... 95804.html</a><!-- m -->

Schneemann.


Re: Israel - Nightwatch - 02.09.2011

Sie hätte soich also meucheln lassen sollen obwohl sie sich doch erteidigen durften und im Recht waren?
Ziemlich widersprüchlicher Report, ein politischer Kompromis ohne Logik.
Aber was solls. Nachdem jetzt die Türken übergeschnappt sind interessieren solche Details eh nicht.


Re: Israel - Erich - 02.09.2011

ich meine nach wie vor, dass das Entern der Schiffe nicht in interantionalen Gewässern zulässig, und daher eine Verteidigung durch die Besatzung rechtmäßig war - aber darüber haben wir ja schon oft genug gestritten
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/politik/:streit-um-gaza-hilfsflotte-tuerkei-weist-israels-botschafter-aus/60099213.html">http://www.ftd.de/politik/:streit-um-ga ... 99213.html</a><!-- m -->
Zitat:02.09.2011, 12:48
Streit um Gaza-Hilfsflotte: Türkei weist Israels Botschafter aus

Weil sich Israel nicht für den Militäreinsatz gegen eine Gaza-Hilfsflotte entschuldigen will, schränkt die Türkei die diplomatischen Beziehungen massiv ein: "Es ist Zeit, dass Israel einen Preis bezahlt."
...



Re: Israel - Makarna - 03.09.2011

Naja, die Türkei weist den Botschafter nicht direkt aus. Es wurde nur gesagt, dass die diplomatischen Beziehungen auf das Niveau des Staatssekretärs (2. Staatssekretär, vermutlich unterste diplomatische Ebene) gesenkt wird und dass alle Bürokraten/Mitarbeiter der Botschaft zurück kommen werden. Das führt automatisch dazu, dass die israelische Seite, das ebenso macht.

Außerdem wurde gesagt, dass alle militärischen Abkommen aufs Eis gelegt sind, dass man die 50 Seemeilen-Sicherheitszone nicht anerkennt, wegen der Gaza-Politik zum IGH gehen wird und insbesondere wurde mehrmals betont, direkt oder indirekt, dass man (im Bezug auf die 50 Meilen) die türkische Marine einsetzen wird.

Die lage ist kritisch, denn seit langer Zeit kündigt die Griechisch-Zypriotische Seite eine Gas- und Ölproduktion im östlichen Mittelmeer an; auf die Warnungen des türkischen Außenministeriums wird nicht eingegangen; Griechenland setzt alles aufs Spiel und will die Griechisch-Zypriotische Seite (militärisch) unterstützen und wenn man jetzt auf die gegenseitige Einschleimarbeiten der Griechen und Israelis schaut, sieht man ein ganz anderes Bild.

Der Außenminister, der EU-Minister und andere hohen Minister machen in letzter Zeit immer wieder auf die Marine aufmerksam. Ich hoffe das zwar nicht, aber es kann zu einem großen Flächenbrand kommen.


Re: Israel - Nightwatch - 03.09.2011

Erich schrieb:ich meine nach wie vor, dass das Entern der Schiffe nicht in interantionalen Gewässern zulässig, und daher eine Verteidigung durch die Besatzung rechtmäßig war - aber darüber haben wir ja schon oft genug gestritten
Peinlich, peinlich...
Man sollte hoffnungslose Standpunkte räumen bevor es lächerlich wird.


Re: Israel - Erich - 04.09.2011

dabei bleibe ich - das nennt man "konsequent sein"
<!-- m --><a class="postlink" href="http://derstandard.at/1271377856070/Hintergrund-Internationales-Seerecht-zieht-Grenzen-im-Meer">http://derstandard.at/1271377856070/Hin ... en-im-Meer</a><!-- m -->
Zitat:Internationales Seerecht zieht Grenzen im Meer
31. Mai 2010 13:56

Völkerrecht verbietet Anwendung staatlicher Hoheitsgewalt gegenüber fremden Schiffen auf Hoher See

Hamburg - Das UNO-Seerechtsübereinkommen von 1982 definiert klare Grenzen im Meer. Über deren Einhaltung wachen der Internationale Seegerichtshof (Hamburg), die Kommission für die Grenze des Kontinentalschelfs (New York) und die Internationale Meeresboden-Behörde (Kingston/Jamaika). Das israelische Militär hat am Montag Schiffe einer Gaza-"Solidaritätsflotte" in internationalen Gewässern gestürmt. Nach bisherigen Information wurden sie rund 70 Seemeilen vor der Küste auf Hoher See aufgebracht, fernab vom Territorium Israels.

Die Zwölf-Seemeilen-Zone (1 Seemeile = ca. 1,85 Kilometer) gehört zum Staatsgebiet. Das jeweilige Land muss aber die Durchfahrt ziviler Schiffe dulden. Über weitere zwölf Seemeilen erstreckt sich eine Anschlusszone. Bis hierhin gelten hoheitliche Rechte wie Zoll-, Steuer- und Einwanderungsbestimmungen.
...

...
Das Völkerrecht verbietet die Anwendung staatlicher Hoheitsgewalt gegenüber fremden Schiffen auf Hoher See. Das Seerechtsübereinkommen erlaubt einem Staat Zwangsmaßnahmen gegen Schiffe unter fremder Flagge in seinen Küstengewässern nur, wenn "legitime Eigeninteressen" vorliegen oder Interessen der Staatengemeinschaft verfolgt werden (zum Beispiel der Kampf gegen Piraten oder Terroristen). (APA)
Internationale Gewässer sind internationale Gewässer, wie kann also bitte dann eine Erstürmung in internationalen Gewässern rechtmäßig sein? Dann kann die Hamas oder auch die Türkei demnächst ja auch ein israelisches Schiff in internationalen Gewässern durch Spezialeinheiten (vulgo "Terroristen") stürmen lassen weil ihr danach Lust ist??
Nein, und ganz einfach erklärt:
ein Schiff in internationalen Gewässern ist für sich genommen das Hoeitsgebiet des Flaggenstaates. Ein türkisches Schiff ist also auch in internationalen Gewässern Hoheitsgebiet der Türkei. Und da es internationale Gewässer sind hat kein Staat der Erde in diesen Gewässern irgendein Recht, dieses schwimmende (hier türkische) Hoheitsgebiet mit Gewalt zu behindern oder gar zu entern.
Auch der UNO-Bericht kritisiert ja gerade (sowei bisher bekannt) die exzessive Gewaltanwendung der Israelis, die die israelische Aktion eben rechtswidrig macht. Nicht rechtswidrig wäre es gewesen, wenn der Kapitän des türkischen Schiffes einer Durchsuchung zugestimmt hätte.
Gerade das hat er aber nicht getan - daher war es erst zulässig, das türkische Schiff in den israelischen (oder den israelisch besetzten) Hoheitsgewässern (resp. der Blockadezone) zu stoppen. Insofern ist dem UNO-Bericht nicht zu widersprechen, wenn er die Blockade (allerdings - ohne das deutlich zu sagen - eben nur in diesen Gewässern) als legitim erklärt.
Zitat:Israel's decision to board the vessels with such subtantiell force at a great distance from the blockade zone and with no final warning immediataly prior to the borading was excessive and unreasonable:
...
(Quelle "klick")

Ich möchte das für die user (bei nightwatch ist sowieso "Hopfen und Malz verloren") an drei Beispielen deutlich machen, die nach erstem Anschein für ein solches "Recht auf Aufbringen in internationalen Gewässern" sprechen könnten.

1.
Die Blockaden im zweiten Weltkrieg haben neutrale Schiffe nciht tangiert. Schwedische Schiffe - beispielsweise - auf dem Weg zu oder von schwedischen Häfen zu Häfen anderer neutraler Staaten konnten die Blockadezonen jederzeit durchqueren. Auch in internationalen Gewässern wurden "kriegerische Akte" auf die jeweiligen Kombattanten (Kriegsschiffe, Blockadebrecher) beschränkt. Die Versenkung eines feindlichen Kriegsschiffes in internationalen Gewässern ist nicht anders zu werten als der Angriff auf feindliches Territorium an Land.
Und mir ist nicht bekannt, dass sich die Türkei in Kriegszustand mit Israel befunden hätte.

2.
Selbst die USA haben anlässlich der Kuba-Krise kein nach Kuba fahrendes Schiff unter Gewaltanwendung geentert und in einen eigenen Hafen umgeleitet (früher sagte man "Kaperung" dazu) - und da ging es um wesentlich mehr als nur um humanitäre Hilfslieferungen.
Ein gewaltsames Aufbringen oder Stoppen wäre definitiv der Auslöser eines Krieges gewesen.

2.
Und - um ein noch aktuelleres Beispiel zu nehmen -: die Durchsuchungen von der Piraterie verdächtigen Skiffs im nordwestlichen indischen Ozean (auch in internationalen Gewässern) dienen gerade der Sicherung der freien Passage in internationalen Gewässern und nicht dem Gegenteil.

Zurück nach Israel:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/sozialproteste-in-israel-hunderttausende-gegen-netanjahu-1.1138817">http://www.sueddeutsche.de/politik/sozi ... -1.1138817</a><!-- m -->
Zitat:Sozialproteste in Israel
Hunderttausende gegen Netanjahu

04.09.2011, 08:09 2011-09-04 08:09:27

Mit einer Riesendemo zum Ende der Sommerferien hat die israelische Bewegung für mehr soziale Gerechtigkeit ihren Druck auf den konservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu noch einmal erheblich erhöht. Sie sehen den Regierungschef nun am Zug und erwarten Vorschläge.
...

"Herr Ministerpräsident, sehen sie uns gut an: Wir sind die neuen Israelis", sagte der Vorsitzende des nationalen Studentenbundes, Itzik Schmueli vor den etwa 300.000 Teilnehmern der größten Einzelkundgebung in Tel Aviv.
...

Große Demonstrationen wurden auch aus Jerusalem, Haifa und Afula gemeldet. Die Atmosphäre bei den Kundgebungen war wie schon an den früheren Wochenenden äußerst friedlich und hatte Volksfestcharakter. In Tel Aviv mischten sich Musikgruppen, Pantomimen und Schauspielergruppen unter die Demonstranten, die mit Tröten, Kochtopfschlagen und Gesängen ihren Forderungen Nachdruck verliehen.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/protesteisrael104.html">http://www.tagesschau.de/ausland/protesteisrael104.html</a><!-- m -->
Zitat:Massenproteste in mehreren Städten
450.000 Israelis fordern eine gerechtere Politik

In Israel sind bei landesweiten Protesten Medienberichten zufolge etwa 450.000 Menschen auf die Straße gegangen, um für eine gerechtere Gesellschaftsordnung zu demonstrieren.

Allein in Tel Aviv hätten sich mehr als 300.000 Menschen an den Kundgebungen beteiligt. Es war der bisherige Höhepunkt einer Bewegung, die sich seit Mitte Juli für Wirtschafts- und Sozialreformen in dem Land stark macht.

"Die neuen Israelis haben einen Traum"
...

Stand: 04.09.2011 01:33 Uhr