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(13.10.2024, 20:52)Quintus Fabius schrieb: Gibt es hierfür:
https://www.irsem.fr/data/files/irsem/do...N-2013.pdf
irgendwo eine englische Übersetzung ?
DeepL übersetzt drei Dokumente kostenlos im Monat, wenn du dich registrierst.
https://www.deepl.com/de/translator/files
Interessant ist die Analyse von möglichen Bevölkerungsgruppen, die zu "Aufständen neigen":
23
Menschliche Faktoren
207. Die Geschichte weist auf bestimmte sozio-anthropologische Merkmale hin, die offenbar Folgendes begünstigen
das Entstehen und die Entwicklung von Aufständen zu begünstigen :
a. Clan- oder stammesähnliche Gesellschaften, die die Tradition ignorieren oder sogar anfechten,
jede Form von Zentralgewalt ;
b. Abgeschottete, isolierte Gesellschaften, die auf ihre starke kulturelle Tradition eifersüchtig sind 26 , die
insbesondere fremdenfeindliche Ablehnungsreaktionen gegen alles entwickeln können, was
ihnen fremd erscheint ;
c. Demografisch dynamische Gesellschaften, die einen hohen Anteil von
von jungen, unbeschäftigten Männern.
d. Gesellschaften mit einem kulturellen Verhältnis, das Gewalt begünstigt 27 (kriegerische Tradition28 ,
Kultur der „Vendetta“, der „Razzien“ usw.) ;
e. Gesellschaften, die sich in einem raschen Wandel befinden (Verlust oder Schwächung von Werten, Zerfall des
traditionellen Familien- und Gesellschaftsmodells, religiöse Verfolgung usw.) ;
f. Fanatismus (insbesondere religiöser Fanatismus) und Analphabetismus, die sich für die
von der Propaganda der Aufständischen ausgenutzt werden usw.
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Vielen Dank an euch beide !
Allgemein:
Eine Buchempfehlung:
https://smallwarsjournal.com/index.php/b...d-conflict
Kontext und Transferwissen aller Art, zur Frage des Kampfes im Urbanen Raum.
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Wenn Sie meinen. Das ist ihre Auffassung. Um auf Ihre Frage zu meinen Kenntnissen über Jemen zu beantworten. Ich habe mich vorher noch nie mit Jemen befasst. Das die Infrastruktur und Bildung dort schlecht ist, ist aber Allgemeinwissen. Das die Huthi nicht von selbst Raketen bauen können, ist auch klar. Deswegen macht es nur Sinn, wenn sie diesen Technologietransfer von Dritten bekommen haben. Da bietet sich der Iran und RU an. Als der Ukrainekrieg 2022 eskalierte, haben Russland und die USA sich meiner Meinung nach gegenseitig ihre Satelliten im Weltraum zerschossen. Deswegen waren beide Seiten im Weltraum blind und mussten beginnen, ihre Aufklärungsfähigkeiten wieder neu aufzubauen. Der Iran hat seinerzeit RU geholfen, indem Drohnen geliefert worden sind. Diese waren als Massenware aber nun Mangelwahre; da man mutmaßlich auch in RU es unterschätzt hatte, wie schnell man die eigenen Satelliten verlieren kann. Im Gegenzug zur Hilfe des Iran erhielt dieser von RU Hyperschallraketen, die dann auf diesem Weg in den Jemen gelangten, insgesamt auch mit allem erforderlichen Know How, diese vor Ort zu produzieren. Allerdings kann ich Ihnen hier nicht eine für Sie akzeptable Quelle nennen; zumal das Posten von klassifizierten Material hier nicht möglich ist, sollte ich auf dieses tatsächlich Zugriff haben. Deswegen wird es für Sie wieder nur eine Erzählung sein. Die Frage ist, ob wir uns wirklich in einem Forum wie diesem derart reglementieren wollen, indem nur als wahr akzeptiert wird, das durch OSINT erfassbar ist. In diesem Falle empfehle ich die Forenregeln deutlicher zu verfassen, dass Überlegungen über hypothetische, aber derzeit noch nicht mit OSINT belegbare Dinge nicht thematisiert werden dürfen. Wenn die Forenregeln nicht angepasst werden, schlage ich vor, was wir unseren politischen Entscheidern in Berlin und Washington empfehlen würden, wie sie mit diesem mutmaßlichen Konflikt mit den Huthi weiter umgehen sollen. Bei der Debatte müssen wir nicht uns einigen, ob meine Thesen stimmen. Wir können dies als hypothetischen Fakt einmal annehmen und so tun, als ob dem so wäre. Dann wäre die Frage: Würde die US Marineinfanterie das Problem für Trump am Boden lösen können oder wäre es nur ein Schrecken ohne Ende? Was ist Ihre Meinung als Sicherheitsexperte dazu? Ihr Frodo Beutlin aus dem Auenland.
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Frodo Beutlin:
Zitat: Allerdings kann ich Ihnen hier nicht eine für Sie akzeptable Quelle nennen;
Woher wollen Sie wissen was für mich aktzeptabel ist? Ich bitte sehr darum: nennen Sie ruhig die Quelle und vernetzen Sie diese hier. Damit würde auf der Stelle eindeutig klar werden, wie Sie auf solche Ansichten kommen.
Um das mal in diesem Kontext zu verdeutlichen: ich lese selbst durchaus öfter mal Anti-Spiegel oder Russia Today oder Sputnik News oder iranische Nachrichtensender oder die Chinesischen oder was auch immer.
Zitat:hypothetischen Fakt
- Hypothetische Fakten - Das ist ein herrlicher Neologismus. Denn muß ich unbedingt übernehmen. Nach den alternativen Fakten also nun die hypothetischen Fakten.
Zitat:Würde die US Marineinfanterie das Problem für Trump am Boden lösen können oder wäre es nur ein Schrecken ohne Ende? Was ist Ihre Meinung als Sicherheitsexperte dazu?
Mal als ernsthafte Antwort: nein kann sie nicht. Weshalb sie auch nicht eingesetzt werden wird.
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(14.04.2025, 09:26)Frodo Beutlin schrieb: ....: Würde die US Marineinfanterie das Problem für Trump am Boden lösen können oder wäre es nur ein Schrecken ohne Ende? Was ist Ihre Meinung als Sicherheitsexperte dazu? die Marineinfanterie würde genauso scheitern wie die USA in Vietnam oder Somalia oder wohl auch im Irak letztlich gescheitert sind, oder die Franzosen in Vietnam und Algerien. Deshalb werden auch israelische Einheiten im Gaza-Streifen scheitern.
Eine Besatzungsmacht schafft sich die Befreiungskämpfer aus der Bevölkerung faktisch selbst.
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So wie die USA auf den Phillipinen? So wie die Besatzungsmächte (wortwörtlich) in Deutschland nach dem 2WK? Wie die Briten in Malaysia? Wie die Briten auf Borneo? Oder wie die VR China in der Mandschurei? So wie die Regierung auf den Phillipinen gegen die Aufständischen dort? So wie die Briten im Oman? Oder wie die Russen in den meisten ihrer Counterinsurgency Kampagnen zwischen 1917 und heute ? So wie die Vietnamesen in Kambodscha ? So wie die Zentralregierung in Sri Lanka gegenüber den Tamilen ? So wie die Regierung in Algerien gegen die Aufständischen dort ? So wie Nigeria in Biafra? usw. usw. usw.
Es gibt im Krieg keine Axiome.
Eine Besatzung wird natürlich immer durch ihre Taten in der Bevölkerung Feinde erschaffen und damit dem Feind Kämpfer zuführen. Mal mehr, mal weniger. Aber das ist nicht der wesentliche Punkt in Bezug auf COIN. Wie jeder Feind kann auch ein Insurgent geschlagen werden und kann die Bevölkerung nachhaltig unterworfen werden. Wo dies scheitert, kann man immer sehr exakt die Gründe dafür benennen, und diese sind teilweise höchst unterschiedlich. Deshalb kann es auch nie eine COIN Strategie geben, sondern muss diese immer auf den jeweiligen Einzelfall hin ausgerichtet werden.
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Nun kann man den Konflikt Israel nicht mit der Besatzung in Deutschland vergleichen . In Deutschland ging es nicht um die Annektierung von gebieten. Wie da eine COIN Strategie helfen soll ist mir nicht ganz schlüssig, findet diese nicht gerade Anwendung wenn es um nicht erobern von Land geht?
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Eine Abhandlung mit 510 Seiten über alle möglichen Counterinsurgency Kampagnen der letzten Jahrzehnte:
https://www.rand.org/content/dam/rand/pu...R291z2.pdf
Sehr empfehlenswert.
Aus gleicher Quelle:
https://www.rand.org/content/dam/rand/pu...G964.1.pdf
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Und kann man ihn mit Vietnam, Somalia oder dem Irak vergleichen ?
Und sind die Gebiete von Gaza und Westjordanland nicht de facto unter israelischer Besatzung?
Die Bundesregierung stuft diese Gebiete aktuell beispielsweise als besetzte Gebiete ein.
Und von Annektion schreibe nur ich - denn offiziell will Israel diese Gebiete eben nicht annektieren und will dies höchstwahrscheinlich auch tatsächlich nicht bzw. nicht kurz- oder mittelfristig.
Im übrigen zählte ich eine ganze Menge mehr an erfolgreichen COIN Kampagnen auf als nur die Besatzung Deutschlands nach dem 2WK.
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(14.04.2025, 22:24)Quintus Fabius schrieb: Und kann man ihn mit Vietnam, Somalia oder dem Irak vergleichen ?
Und sind die Gebiete von Gaza und Westjordanland nicht de facto unter israelischer Besatzung?
Die Bundesregierung stuft diese Gebiete aktuell beispielsweise als besetzte Gebiete ein.
Und von Annektion schreibe nur ich - denn offiziell will Israel diese Gebiete eben nicht annektieren und will dies höchstwahrscheinlich auch tatsächlich nicht bzw. nicht kurz- oder mittelfristig.
Im übrigen zählte ich eine ganze Menge mehr an erfolgreichen COIN Kampagnen auf als nur die Besatzung Deutschlands nach dem 2WK.
Mit den drei Staaten könnte man ihn insofern vergleichen, weil eine "Umerziehung" der Bevölkerung unter Besatzung dort fehlgeschlagen ist, genauso wie sie auch garantiert in Gaza fehlschlagen würde.
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Also bitte: eine Umerziehung!? Wo war in diesen Ländern der Plan die Bevölkerung einer Umerziehung zu unterziehen? Was soll das überhaupt bedeuten?
Somalia: Ziel der UNOSOM I war es die Lebensmittelverteilung an die Bevölkerung zu sichern. UNITAF hatte im Prinzip das gleiche Ziel. Und auch in Bezug auf UNOSOM II welches dann folgte änderte sich daran nichts. Das war nicht mal COIN, dass war eine Friedensmission mit äußerst bescheidenen Missionszielen.
Zielsetzung war keine Umerziehung, sondern die Schaffung einer sicheren Umgebung für die Arbeit von Hilfsorganisationen.
Vietnam: Ziel war keine Umerziehung, sondern zu verhindern, dass Nordvietnam / die Kommunisten den Süden erobern. Was die Kommunisten am Ende mit einem ganz konventionellen, regulären militärischen Angriff durch ganz normale konventionelle Streitkräfte getan haben. Dem folgend unterdrückte Nordvietnam jeden Widerstand im Süden extrem effizient so wie auch später dann in Kambodscha.Aber nur in Bezug auf COIN waren die USA während ihrer Zeit dort durchaus erfolgreich. Der Vietcong war praktisch geschlagen und vernichtet worden. Entsprechend fiel Südvietnam ja auch nicht an den Vietcong, sondern an ganz konventionelle mechanisierte Streitkräfte aus dem Norden in einer ganz gewöhnlichen konventionellen Invasion.
Irak: Vom Zaun gebrochen aufgrund Größenwahnsinn in Bezug auf die realen Möglichkeiten mit der Idee, dort Demokratie zu verbreiten. Die Demokratie führte aber dann aufgrund der Demographie des Irak zum Aufstieg der Schiiten an die Macht (weil Mehrheit) was dann auch niemandem recht war. Von Umerziehung war da nie die Rede, man ging in seiner Verblödung davon aus, dass die Iraker ganz von selbst Demokratie haben wollen und dass dann sobald man diese hergestellt hat alles sich in Frieden und Wohlgefallen auflöst.
In der folgenden Counterinsurgency hatte man im weiteren überhaupt keinen Plan, sondern stolperte nur mehr oder weniger in der Gegend herum und spielte Whac-A-Terrorist. Im weiteren war alles dort dann weniger ein Widerstand gegen die Besatzer, als vielmehr ein konfessioneller Bürgerkrieg zwischen Schiiten und Sunniten. Es wird ja offenkundig bis heute nicht verstanden, dass sich der Gros alle Aktionen der Insurgenten dort jeweils gegen andere Iraker richtete und nicht gegen die US Truppen.
Und weil man diesen Bürgerkrieg nicht in den Griff kriegte, zog man dann einfach ab, und dies ironischerweise genau zu dem Zeitpunkt, als etliche Weichen sich eigentlich in eine positive Richtung stellten und lies die Iraker einfach im Bürgerkrieg zurück der dem folgend sofort wieder aufflammte.
Wir haben also in keinem der drei Fälle eine Umerziehung der Bevölkerung als Kriegsziel und keiner der drei Fälle ist mit Gaza vergleichbar, ja nicht mal ansatzweise. Alle drei genannten Szenarien sind de facto interne Kämpfe innerhalb eines Volkes gewesen, schlussendlich Bürgerkriege. Bei denen sich der Gros der Kämpfe und Anschläge und Aktionen daher innerhalb des eigenen Volkes abgespielt hat und sich nicht einmal gegen die Besatzungstruppen richtete, wobei man sowohl in Vietnam als auch in Somalia nicht einmal von Besatzungstruppen sprechen kann und im Fall von Somalia noch nicht einmal von COIN.
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