15.02.2016, 10:33
An dieser Stelle, um dem Forum auch einen gewissen geschichtswissenschaftlichen Hintergrund zu vermitteln (Anm.: Quintus hat dies ja auch bereits getan im Hinblick auf z. B. Japan und die Streitkräfteentwicklung dort [wobei dies nicht nur maritim, sondern v. a. auch hinsichtlich des Landkrieges einen Kontext schuf, worin er sich wesentlich besser auskennt als ich]), möchte ich hier an dieser Stelle einen Spartenbereich anschneiden und erörtern - bzw. auch dieses Thema an sich im Grundsatz eröffnen -, der a) einerseits in der Literatur der Geschichtswissenschaft (zu meinem Leidwesen), b) in der Seekriegsliteratur und c) auch im allgemeinen historischen Bewusstsein über die Antike noch eine sehr untergeordnete Rolle spielt.
Um was geht es? Genau genommen geht es um die Entwicklung des Seefahrerwesens und auch der Seemacht bzw. der maritimen Hegemonie in der Zeit VOR Christi Geburt. Es gibt hier bereits einige Stränge z. B. über Altägypten oder die Assyrer, mir geht es jedoch speziell um die Seefahrt - auch was Entdeckungen angeht -, den Seehandel und die Entstehung der Seemacht
Dies war der Grund, weswegen ich versucht habe, noch weiter zurückzublicken. Ehrlich gesagt ist dieser Gedanke, die Seefahrt der Menschheit vor Christi Geburt ins Auge zu nehmen und nach Schlachten oder Handelsverbindungen aus dieser Zeit zu forschen, nicht erst mit der Formulierung dieser Zeilen hier entstanden. Ich habe schon vorher mich neugierig danach umgesehen. Insgesamt betrachtet waren die Recherche-Ergebnisse im Netz aber äußerst mau (höflich gesagt). Selbst in der Literatur waren die Ergebnis eher sehr beschränkt (zumindest in der deutschsprachigen Literatur).
Insofern habe ich selbst angefangen, alle möglichen Informationen über die vorchristliche Seefahrt und die Seekriege in jener Zeit zusammenzutragen.
Anmerkung: Es sei darauf hingewiesen, dass die Ereignisse oftmals meinerseits mit Umschreibungen wie "um", "ca." oder "ab" versehen sind, da genauere Zahlenangaben aus diesen Perioden oft sehr schwierig sind und Schwankungen von teils Jahrhunderten vorliegen können (auch die zugänglichen Quellen widersprechen sich teils). Zudem kommt die Wissenschaft auch immer wieder zu neuen Erkenntnissen und nimmt Umdatierungen vor. Ich habe deshalb i. d. R. entweder a) die Zahlen herangezogen, auf die sich die Quellen halbwegs einigen konnten, oder b) Mittelwerte genommen, wenn die Quellen sich erheblicher widersprechen. Schreibweisen sind eingedeutscht worden, d. h. z. B. arabische Namen oder die Namen von Pharaonen bzw. antiken Herrschern oder Orten folgen der normalen bekannten Schrift (auf Grundlage zumeist grob des Griechischen oder Lateinischen).
Nachfolgend möchte ich diesbezüglich also meine Erkenntnisse hier einstellen und zugleich dankbar um Ergänzungs- und Kritikbereitschaft ersuchen. Im Falle der Kritik: Bitte gebt an, woher eure Informationen stammen.
Die Gliederung wird hierbei folgendermaßen aussehen:
1.) Die frühesten Anfänge.
2.) Ägypten, Mesopotamien und die Minoer
3.) Zeitraum von 2.000 v. Chr. bis 500 v. Chr.
4.) Zeitraum von 500 v. Chr. bis zu Christi Geburt
Kapitel 1: Die frühesten Anfänge:
• zw. 120.000 bis 50.000 v. Chr.: Erste mögliche "Gehversuche" des Menschen auf dem Wasser mit Hilfe von "Schwimmkörpern" primitivster Bauart (einzelne Baumstämme) werden vermutet, ist aber nicht gesichert. Wissenschaftlich halbwegs gesichert sind z. B. Angelhaken-ähnliche Objekte aus der Zeit um 50.000 bis 20.000 v. Chr. (Die genaue Datierung ist hierbei umstritten.)
• um 40.000 bis 25.000 v. Chr.: Aus dieser Zeit sind erste Besiedlungsspuren in Australien nachweisbar. (Anm.: In der letzten Eiszeit bestand möglicherweise eine Landbrücke zwischen Australien und Südostasien.) Dies ist in der Wissenschaft jedoch teils heftig umstritten und muss mit großer Vorsicht betrachtet werden.
• um 12.500 v. Chr.: Spuren frühester, noch loser Jäger- und Sammlerkulturen finden sich in Ägypten. So können per Datierung bei al-Kadir und im Djebel Schahada identifizierbare Knochenreste aus jener Zeit nachgewiesen werden, die auf Fischfang schließen lassen. Interessant sind hierbei v. a. auch die Funde in der sog. "Catfish Cave" ("Welshöhle").
• um 11.000 v. Chr.: An den Küsten des Baikalsees lassen sich Fischernetze und erste Harpunenkonstruktionen nachweisen. Es sind mutmaßlich die ältesten Harpunen der Menschheit.
• ab 8.700 v. Chr.: Anhand von Funden von Fischernetzen und primitiven Schlittenkufen, die im heutigen Finnland in Torfmooren in vergleichsweise gutem Zustand gefunden und die auf die Zeit zwischen 8.700 und 7.500 v. Chr. datiert wurden, lässt sich ein Rückschluss auf primitive Küstenfischerei dort zu jener Zeit rekonstruieren.
• um 8.500 v. Chr.: In Scarborough (heutiges Ostengland) wird das älteste in Europa bekannte Paddel gefunden (sog. "Paddel von Star Carr"). Es ist das erste bekannte "Holzwerkzeug", das mit dem Zweck bearbeitet wurde, sich verbessert auf dem Wasser fortbewegen zu können.
• um 8.500 v. Chr.: Im heutigen Nigeria wird vermutlich mit Einbäumen "Seefahrt" betrieben. Ein Einbaum wird 1997 gefunden und auf diese Zeit datiert. Er ist das älteste "Wasserfahrzeug" Afrikas.
• um 8.000 v. Chr.: Auf den Ägäis-Inseln (z. B. Skyros) wurden steinzeitliche Mikrolithe gefunden, deren Ursprung anhand des Materials aber nicht auf den Inseln liegen konnte. Möglicherweise erster Hinweis auf eine vorchristliche und vorsintflutliche Handelsverbindung über das Meer?
• um 7.300 v. Chr.: Nahe Duvensee (im heutigen Schleswig-Holstein) wird das älteste bekannte Holz-Paddel Deutschlands gefunden. Es besitzt ähnliche Bearbeitungsmerkmale wie das Star Carr-Paddel.
• um 7.000 v. Chr.: Nachweise von Besiedelungsspuren auf u. a. Zypern, Kreta, Sardinien, Malta und an der Südküste Irlands. D. h. es müssen sich in dieser Zeit Menschen über das offene Meer hinweg zu diesen Inseln bewegt haben.
• um 6.600 v. Chr.: In Thessalien wird Obsidian nachgewiesen, der von der Insel Milos stammte. Es muss also quasi eine Art frühe Seehandelsverbindung gegeben haben. Wie die damaligen "Schiffe" ausgesehen haben könnten, darüber wird spekuliert. Möglicherweise handelte es sich um mit Fell bespannte Boote oder hölzerne Kleinboote mit Auslegern.
• um 6.000 v. Chr.: Entlang der Küsten der Barentssee bzw. auf der heutigen russischen Kola-Halbinsel, in Nordfinnland und in norwegischen Fjorden können Nachweise von Jägern und Küstenfischern erbracht werden.
• um 6.000 v. Chr.: Nachweis von Messern aus Obsidian auf der Insel Zypern. Da dieses vulkanische Glas auf der Insel selbst nicht vorkommt, muss es eine Handelsbeziehung zum Festland gegeben haben.
• um 5.500 v. Chr.: Nachweise einer Handelsbeziehung zwischen Sizilien und den Liparischen Inseln (Töpferwaren). Keramiken aus Sizilien (oder Süditalien?) finden sich auch in Südspanien nahe Gibraltar.
• um 4.700 v. Chr.: Im heutigen Dänemark wird ein ca. 8 m langer Einbaum gefunden, der grob auf 4.800 bis 4.500 v. Chr. datierbar ist. Es ist eines der ältesten in Europa bekannten "Wasserfahrzeuge".
• ab 4.000 v. Chr.: Zwischen den Volkstämmen des Zweistromlandes (s. auch al-Obeid-Kultur) und Küstenorten im heutigen Südarabien kann ein Handelsaustausch nachgewiesen werden (v. a. Perlen und Keramiken).
• um 3.500 v. Chr.: Zwischen den Inseln in der Ägäis besteht ein regelmäßiges See-Handelsnetz (Nachweise u. a. durch Keramik-, Obsidian- und Edelmetallfunde auf den Inseln Ägina, Mykonos und Naxos).
• ab 3.000 v. Chr.: Die Inseln des westlichen Mittelmeeres (z. B. die Balearen) gelten als ständig besiedelt. Handelsbeziehungen bestanden zw. den Balearen, Sizilien, Sardinien und dem südlichen Spanien.
Kapitel 2: Ägypten, Mesopotamien und die Minoer
• um 3.000 v. Chr. (diese Zahl ist nicht unumstritten): Begründung des ägyptischen (bzw. altägyptischen) Reiches. Es dauert, mit kleineren Unregelmäßigkeiten, bis ca. 2.200 v. Chr. Vor allem auf dem Nil, der Lebensader des Reiches, findet ein reger Schiffsverkehr statt.
• um 2.900 v. Chr.: Aufzeichnungen aus dieser Zeit belegen, dass in der ägyptischen Schifffahrt erstmals das Ruder in Gebrauch kommt. Das Ruder (bzw. der an einem Punkt am Bootskörper befestigte Riemen) ist kräftesparender als das bisher geläufige Paddel und lässt zudem eine größere Kraftübertragung zu.
• um 2.700 v. Chr.: Die frühdynastischen Herrscher von Ur in Mesopotamien unternehmen regelmäßige Fahrten durch den Persischen Golf nach der Küste Indiens und Pakistans, was zu einem regen Handelsaustausch führt (s. auch Harappa-Kultur). Anlaufpunkte sind dabei u. a. die Insel Failaka (vor Kuwait), die Insel Dilmun (das heutige Bahrain) und das sagenbehaftete "Kupferreich" von Makan (sehr wahrscheinlich im heutigen Oman gelegen). Weitere Anlaufpunkte lagen an der Küste Belutschistans und in Indien (hier v. a. die Stadt Lothal). Transportiert wurden u. a. Quarze, Kupfer und Perlen. Dieser Seehandel besteht für beinahe 900 Jahre, kommt aber um 1.800 v. Chr. zum Erliegen. Die Gründe sind nicht genau geklärt. Diese Fahrten wurden in teils mehrmastigen Schilfbooten von beachtlicher Größe durchgeführt (s. hierzu auch das Buch "Tigris" von Thor Heyerdahl).
• nach 2.580 v. Chr.: Unter Pharao Snofru werden von Ägypten aus erstmals regelmäßige Handelsfahrten nach dem heutigen Libanon und der Küste Syriens unternommen, um von dort das begehrte Zedernholz zu importieren. Anlaufpunkte waren die Städte Ugarit und später Byblos. Die Fahrten erreichen um 2.450 v. Chr. einen Höhepunkt, wobei jährlich und teils in größeren Konvois (bis zu 40 Schiffe?) gefahren wurde. Weiterhin finden Fahrten durch das Rote Meer nach Süden statt, die das (ebenfalls sagenumwobene) "Goldland" von Punt zum Ziel hatten. Hierbei passierten ägyptische Schiffe den Bab el-Mandeb und erreichten (vermutlich) das südliche heutige Somalia. Wo sich Punt genau befand, ist wissenschaftlich stark umstritten. Möglicherweise lag es im heutigen Äthiopien. Andere Mutmaßungen verlagern es nach Simbabwe, was aber erheblicher seemännischer Befähigungen bedurft hätte. Zudem waren die ägyptischen Schiffe noch kiellos, sie hätten also auf hoher See große Schwierigkeiten gehabt.
• ab 2.400 v. Chr.: Die Bewohner der Kykladen bauen erstmals mehrrudrige Schiffe, mit denen sie eine zeitweilige Dominanz in der Ägäis aufbauen. Nach 2.100 v. Chr. verlieren sie diese Macht indessen an die Minoer auf Kreta, die v. a. in mittelminoischer Zeit (um 2.000 v. Chr.) zu einer bedeutenden Seemacht werden.
• ca. 2.100 v. Chr.: Die Minoer sind mutmaßlich auch die ersten Kulturträger, die erstmals Schiffe mit Kiel und in Spantenbauweise bauen (Aufzeichnungen/Fresken hierzu u. a. im sog. "Admiralshaus" auf Santorin). Hierdurch erhalten die Schiffe eine größere Stabilität, auch auf hoher See.
...wird fortgesetzt...
Schneemann.
Um was geht es? Genau genommen geht es um die Entwicklung des Seefahrerwesens und auch der Seemacht bzw. der maritimen Hegemonie in der Zeit VOR Christi Geburt. Es gibt hier bereits einige Stränge z. B. über Altägypten oder die Assyrer, mir geht es jedoch speziell um die Seefahrt - auch was Entdeckungen angeht -, den Seehandel und die Entstehung der Seemacht
Dies war der Grund, weswegen ich versucht habe, noch weiter zurückzublicken. Ehrlich gesagt ist dieser Gedanke, die Seefahrt der Menschheit vor Christi Geburt ins Auge zu nehmen und nach Schlachten oder Handelsverbindungen aus dieser Zeit zu forschen, nicht erst mit der Formulierung dieser Zeilen hier entstanden. Ich habe schon vorher mich neugierig danach umgesehen. Insgesamt betrachtet waren die Recherche-Ergebnisse im Netz aber äußerst mau (höflich gesagt). Selbst in der Literatur waren die Ergebnis eher sehr beschränkt (zumindest in der deutschsprachigen Literatur).
Insofern habe ich selbst angefangen, alle möglichen Informationen über die vorchristliche Seefahrt und die Seekriege in jener Zeit zusammenzutragen.
Anmerkung: Es sei darauf hingewiesen, dass die Ereignisse oftmals meinerseits mit Umschreibungen wie "um", "ca." oder "ab" versehen sind, da genauere Zahlenangaben aus diesen Perioden oft sehr schwierig sind und Schwankungen von teils Jahrhunderten vorliegen können (auch die zugänglichen Quellen widersprechen sich teils). Zudem kommt die Wissenschaft auch immer wieder zu neuen Erkenntnissen und nimmt Umdatierungen vor. Ich habe deshalb i. d. R. entweder a) die Zahlen herangezogen, auf die sich die Quellen halbwegs einigen konnten, oder b) Mittelwerte genommen, wenn die Quellen sich erheblicher widersprechen. Schreibweisen sind eingedeutscht worden, d. h. z. B. arabische Namen oder die Namen von Pharaonen bzw. antiken Herrschern oder Orten folgen der normalen bekannten Schrift (auf Grundlage zumeist grob des Griechischen oder Lateinischen).
Nachfolgend möchte ich diesbezüglich also meine Erkenntnisse hier einstellen und zugleich dankbar um Ergänzungs- und Kritikbereitschaft ersuchen. Im Falle der Kritik: Bitte gebt an, woher eure Informationen stammen.
Die Gliederung wird hierbei folgendermaßen aussehen:
1.) Die frühesten Anfänge.
2.) Ägypten, Mesopotamien und die Minoer
3.) Zeitraum von 2.000 v. Chr. bis 500 v. Chr.
4.) Zeitraum von 500 v. Chr. bis zu Christi Geburt
Kapitel 1: Die frühesten Anfänge:
• zw. 120.000 bis 50.000 v. Chr.: Erste mögliche "Gehversuche" des Menschen auf dem Wasser mit Hilfe von "Schwimmkörpern" primitivster Bauart (einzelne Baumstämme) werden vermutet, ist aber nicht gesichert. Wissenschaftlich halbwegs gesichert sind z. B. Angelhaken-ähnliche Objekte aus der Zeit um 50.000 bis 20.000 v. Chr. (Die genaue Datierung ist hierbei umstritten.)
• um 40.000 bis 25.000 v. Chr.: Aus dieser Zeit sind erste Besiedlungsspuren in Australien nachweisbar. (Anm.: In der letzten Eiszeit bestand möglicherweise eine Landbrücke zwischen Australien und Südostasien.) Dies ist in der Wissenschaft jedoch teils heftig umstritten und muss mit großer Vorsicht betrachtet werden.
• um 12.500 v. Chr.: Spuren frühester, noch loser Jäger- und Sammlerkulturen finden sich in Ägypten. So können per Datierung bei al-Kadir und im Djebel Schahada identifizierbare Knochenreste aus jener Zeit nachgewiesen werden, die auf Fischfang schließen lassen. Interessant sind hierbei v. a. auch die Funde in der sog. "Catfish Cave" ("Welshöhle").
• um 11.000 v. Chr.: An den Küsten des Baikalsees lassen sich Fischernetze und erste Harpunenkonstruktionen nachweisen. Es sind mutmaßlich die ältesten Harpunen der Menschheit.
• ab 8.700 v. Chr.: Anhand von Funden von Fischernetzen und primitiven Schlittenkufen, die im heutigen Finnland in Torfmooren in vergleichsweise gutem Zustand gefunden und die auf die Zeit zwischen 8.700 und 7.500 v. Chr. datiert wurden, lässt sich ein Rückschluss auf primitive Küstenfischerei dort zu jener Zeit rekonstruieren.
• um 8.500 v. Chr.: In Scarborough (heutiges Ostengland) wird das älteste in Europa bekannte Paddel gefunden (sog. "Paddel von Star Carr"). Es ist das erste bekannte "Holzwerkzeug", das mit dem Zweck bearbeitet wurde, sich verbessert auf dem Wasser fortbewegen zu können.
• um 8.500 v. Chr.: Im heutigen Nigeria wird vermutlich mit Einbäumen "Seefahrt" betrieben. Ein Einbaum wird 1997 gefunden und auf diese Zeit datiert. Er ist das älteste "Wasserfahrzeug" Afrikas.
• um 8.000 v. Chr.: Auf den Ägäis-Inseln (z. B. Skyros) wurden steinzeitliche Mikrolithe gefunden, deren Ursprung anhand des Materials aber nicht auf den Inseln liegen konnte. Möglicherweise erster Hinweis auf eine vorchristliche und vorsintflutliche Handelsverbindung über das Meer?
• um 7.300 v. Chr.: Nahe Duvensee (im heutigen Schleswig-Holstein) wird das älteste bekannte Holz-Paddel Deutschlands gefunden. Es besitzt ähnliche Bearbeitungsmerkmale wie das Star Carr-Paddel.
• um 7.000 v. Chr.: Nachweise von Besiedelungsspuren auf u. a. Zypern, Kreta, Sardinien, Malta und an der Südküste Irlands. D. h. es müssen sich in dieser Zeit Menschen über das offene Meer hinweg zu diesen Inseln bewegt haben.
• um 6.600 v. Chr.: In Thessalien wird Obsidian nachgewiesen, der von der Insel Milos stammte. Es muss also quasi eine Art frühe Seehandelsverbindung gegeben haben. Wie die damaligen "Schiffe" ausgesehen haben könnten, darüber wird spekuliert. Möglicherweise handelte es sich um mit Fell bespannte Boote oder hölzerne Kleinboote mit Auslegern.
• um 6.000 v. Chr.: Entlang der Küsten der Barentssee bzw. auf der heutigen russischen Kola-Halbinsel, in Nordfinnland und in norwegischen Fjorden können Nachweise von Jägern und Küstenfischern erbracht werden.
• um 6.000 v. Chr.: Nachweis von Messern aus Obsidian auf der Insel Zypern. Da dieses vulkanische Glas auf der Insel selbst nicht vorkommt, muss es eine Handelsbeziehung zum Festland gegeben haben.
• um 5.500 v. Chr.: Nachweise einer Handelsbeziehung zwischen Sizilien und den Liparischen Inseln (Töpferwaren). Keramiken aus Sizilien (oder Süditalien?) finden sich auch in Südspanien nahe Gibraltar.
• um 4.700 v. Chr.: Im heutigen Dänemark wird ein ca. 8 m langer Einbaum gefunden, der grob auf 4.800 bis 4.500 v. Chr. datierbar ist. Es ist eines der ältesten in Europa bekannten "Wasserfahrzeuge".
• ab 4.000 v. Chr.: Zwischen den Volkstämmen des Zweistromlandes (s. auch al-Obeid-Kultur) und Küstenorten im heutigen Südarabien kann ein Handelsaustausch nachgewiesen werden (v. a. Perlen und Keramiken).
• um 3.500 v. Chr.: Zwischen den Inseln in der Ägäis besteht ein regelmäßiges See-Handelsnetz (Nachweise u. a. durch Keramik-, Obsidian- und Edelmetallfunde auf den Inseln Ägina, Mykonos und Naxos).
• ab 3.000 v. Chr.: Die Inseln des westlichen Mittelmeeres (z. B. die Balearen) gelten als ständig besiedelt. Handelsbeziehungen bestanden zw. den Balearen, Sizilien, Sardinien und dem südlichen Spanien.
Kapitel 2: Ägypten, Mesopotamien und die Minoer
• um 3.000 v. Chr. (diese Zahl ist nicht unumstritten): Begründung des ägyptischen (bzw. altägyptischen) Reiches. Es dauert, mit kleineren Unregelmäßigkeiten, bis ca. 2.200 v. Chr. Vor allem auf dem Nil, der Lebensader des Reiches, findet ein reger Schiffsverkehr statt.
• um 2.900 v. Chr.: Aufzeichnungen aus dieser Zeit belegen, dass in der ägyptischen Schifffahrt erstmals das Ruder in Gebrauch kommt. Das Ruder (bzw. der an einem Punkt am Bootskörper befestigte Riemen) ist kräftesparender als das bisher geläufige Paddel und lässt zudem eine größere Kraftübertragung zu.
• um 2.700 v. Chr.: Die frühdynastischen Herrscher von Ur in Mesopotamien unternehmen regelmäßige Fahrten durch den Persischen Golf nach der Küste Indiens und Pakistans, was zu einem regen Handelsaustausch führt (s. auch Harappa-Kultur). Anlaufpunkte sind dabei u. a. die Insel Failaka (vor Kuwait), die Insel Dilmun (das heutige Bahrain) und das sagenbehaftete "Kupferreich" von Makan (sehr wahrscheinlich im heutigen Oman gelegen). Weitere Anlaufpunkte lagen an der Küste Belutschistans und in Indien (hier v. a. die Stadt Lothal). Transportiert wurden u. a. Quarze, Kupfer und Perlen. Dieser Seehandel besteht für beinahe 900 Jahre, kommt aber um 1.800 v. Chr. zum Erliegen. Die Gründe sind nicht genau geklärt. Diese Fahrten wurden in teils mehrmastigen Schilfbooten von beachtlicher Größe durchgeführt (s. hierzu auch das Buch "Tigris" von Thor Heyerdahl).
• nach 2.580 v. Chr.: Unter Pharao Snofru werden von Ägypten aus erstmals regelmäßige Handelsfahrten nach dem heutigen Libanon und der Küste Syriens unternommen, um von dort das begehrte Zedernholz zu importieren. Anlaufpunkte waren die Städte Ugarit und später Byblos. Die Fahrten erreichen um 2.450 v. Chr. einen Höhepunkt, wobei jährlich und teils in größeren Konvois (bis zu 40 Schiffe?) gefahren wurde. Weiterhin finden Fahrten durch das Rote Meer nach Süden statt, die das (ebenfalls sagenumwobene) "Goldland" von Punt zum Ziel hatten. Hierbei passierten ägyptische Schiffe den Bab el-Mandeb und erreichten (vermutlich) das südliche heutige Somalia. Wo sich Punt genau befand, ist wissenschaftlich stark umstritten. Möglicherweise lag es im heutigen Äthiopien. Andere Mutmaßungen verlagern es nach Simbabwe, was aber erheblicher seemännischer Befähigungen bedurft hätte. Zudem waren die ägyptischen Schiffe noch kiellos, sie hätten also auf hoher See große Schwierigkeiten gehabt.
• ab 2.400 v. Chr.: Die Bewohner der Kykladen bauen erstmals mehrrudrige Schiffe, mit denen sie eine zeitweilige Dominanz in der Ägäis aufbauen. Nach 2.100 v. Chr. verlieren sie diese Macht indessen an die Minoer auf Kreta, die v. a. in mittelminoischer Zeit (um 2.000 v. Chr.) zu einer bedeutenden Seemacht werden.
• ca. 2.100 v. Chr.: Die Minoer sind mutmaßlich auch die ersten Kulturträger, die erstmals Schiffe mit Kiel und in Spantenbauweise bauen (Aufzeichnungen/Fresken hierzu u. a. im sog. "Admiralshaus" auf Santorin). Hierdurch erhalten die Schiffe eine größere Stabilität, auch auf hoher See.
...wird fortgesetzt...
Schneemann.