Ethik: Die Sicht des KGB/SVR
#1
Die Meinung eines Spezialisten zur notwendigen Ethik um eine Gruppe von Menschen zusammenzuhalten und führen zu können. Der grösste teil ist in Französisch, zu lang zum Übersetzen , aber DEEP ist der Freund für diejenigen die das Thema wirklich interessiert.

Zitat:Dabei ist der ethische Anspruch für die Dienste selbst ein wichtiges Anliegen. Ein so anspruchsvoller und besonderer Beruf kann nicht ausgeübt werden, ohne dass die Mitarbeiter selbst über ein solides moralisches Gerüst und einen Verhaltenskodex verfügen, der ihnen die notwendigen Anhaltspunkte gibt, um nicht in Schizophrenie, Paranoia oder unkontrollierte Kriminalität abzugleiten. Wie dieser Bericht zeigt, halten sich die Frauen und Männer des Nachrichtendienstes an Regeln und ihr Beruf ist keineswegs unethisch.

Zitat:Oberst Igor Nicolaevich Prelina diente seine gesamte Laufbahn (1962-1991) beim KGB, wo er nacheinander Funktionen im Spionageabwehrdienst, im Nachrichtendienst (Guinea, Senegal, Angola), an der Nachrichtendienstschule - als Lehrer hatte er Wladimir Putin unter seinen Schülern - und als Presseoffizier des letzten KGB-Vorsitzenden, General Kriuschkow, bekleidete.

Von 1995 bis 1998 war Oberst Prelin als Experte für den Ausschuss für Sicherheit und Verteidigung des Rates der Russischen Föderation (Moskau) tätig. Seitdem widmet er seine Zeit dem Schreiben von Essays, Romanen und Drehbüchern, während er nebenbei eine "Karriere" als internationaler Fechter verfolgt. Igor Prelin ist Mitglied des internationalen Beraterstabs des Französischen Zentrums für Geheimdienstforschung (CF2R), für das er bereits Folgendes veröffentlicht hat:- Sowjetische und russische Geheimdienste: historische Betrachtungen, Forschungsbericht Nr. 28, CF2R, April 2021.https://cf2r.org/recherche/les-services-de-renseignement-sovietiques-et-russes-considerations-historiques/- "La chute du mur de Berlin et la réunification de l'Allemagne: réflexions et conclusions du KGB", Tribune libre n°5, CF2R, Dezember 2009. https://cf2r.org/tribune/la-chute-du-mur...gb/Colonel

Igor Nicolaevich Prelin verbrachte seine gesamte Laufbahn (1962-1991) beim KGB, wo er nacheinander Positionen im Counterintelligence Service, im Intelligence Service (Guinea, Senegal, Angola), in der Intelligence School - als Professor zählte er Wladimir Putin zu seinen Studenten - und als Presseoffizier des letzten KGB-Präsidenten, General Kriushkov, innehatte. Von 1995 bis 1998 war Oberst Prelin Experte im Ausschuss für Sicherheit und Verteidigung des Rates der Russischen Föderation (Moskau).

Seitdem widmet er seine Zeit dem Schreiben von Essays, Romanen und Screenplays, während er eine "Karriere" als internationaler Fechter verfolgt.

Igor Prelin ist Mitglied des College of International Advisors des Centre Français de Recherche sur le renseignement (CF2R), für das er bereits Folgendes veröffentlicht hat:
- Les services de renseignement soviétiques et russes: considérations historiques (Historical Considerations on Soviet and Russian Intelligence Services), Research Paper No. 28, CF2R, April 2021.https://cf2r. org/recherche/les-services-de-rentelligence-sovietiques et-russes-considerations-historiques/-
"The Fall of the Berlin Wall and the Reunification of Germany: Reflections and Conclusions of the KGB" ("Der Fall der Berliner Mauer und die Wiedervereinigung Deutschlands: Überlegungen und Schlussfolgerungen des KGB"), Tribune libre Nr. 5, CF2R, Dezember 2009.https://cf2r.org/tribune/la-chute-du-mur-de-berlin-et-la-reunification-de-l-allemagne-reflexions-et-conclusions-du-kgb/ABOUT THE AUTHOR[/u]

Inhaltsverzeichnis
Zitat:EINFÜHRUNG
1. DER ÄLTESTE BERUF DER WELT
2. ZWÄNGE UND MORALISCHE DILEMMATA EINES GANZ BESONDEREN BERUFS
DIE DELIKATE KUNST DES LÜGENS UND DES DRÄNGENS ZUM VERRAT .
DIE SCHWIERIGE AUSWAHL VON SPIONAGEKANDIDATEN .
DIE MORAL DER AGENTEN
ÜBERKOMMENE VORSTELLUNGEN, DIE SICH HARTNÄCKIG HALTEN
GESCHRIEBENE UND UNGESCHRIEBENE ETHISCHE REGELN .
UNVERMEIDBARE UNWÄGBARKEITEN
MALADRESSEN UND VERLEUGNUNG DURCH DIE BEHÖRDEN
VERRAT
SCHLUSSFOLGERUNG ....

Moral und Ethik im Nachrichtendienst: Die Sicht des KGB/SVR
Theatrum Belli (französisch)
von
CF2R
22. November 2021

Ein Nachrichtenoffizier ist aufgrund seines Berufs vom Staat autorisiert, Handlungen zu begehen, die in allen Ländern vom Strafgesetzbuch als schwere Verbrechen eingestuft werden, das Spionage streng unter Strafe stellt. Im Rahmen seiner operativen Arbeit muss ein Geheimdienstoffizier moralisch verwerfliche Handlungen in Kauf nehmen, um Agenten zu rekrutieren, d. h. Einzelpersonen zum Verrat zu bewegen. Außerdem werden bei der Rekrutierung sehr häufig menschliche Schwächen und Laster gezielt angesprochen, d. h. es wird auf Bestechung, Erpressung, Drohungen und psychologischen Druck zurückgegriffen.

Seit Beginn des 21. Jahrhunderts müssen sich die Nachrichtendienste an ein gesellschaftliches Umfeld anpassen, in dem sich viele wichtige Entwicklungen vollzogen haben, insbesondere im Bereich der Regierungsführung und der Sitten. Heute sind die behandelnden Offiziere mit Situationen konfrontiert, in denen sie nicht nur rein operative Aspekte, sondern auch philosophische Fragen und neue individuelle und kollektive Verhaltensweisen berücksichtigen müssen. Der Beruf und seine Praktiken befinden sich also in einem Umbruch und es stellen sich neue Fragen.

Gibt es eine Moral im Nachrichtendienst? Ist dieser Beruf mit den modernen Werten und Idealen vereinbar? Wie lassen sich die eingesetzten Methoden und Mittel rechtfertigen? Ist es erlaubt, auch im Namen "höherer" Interessen zu täuschen und zu manipulieren?

Leider wird die Debatte über Moral und Ethik im Nachrichtendienst weitgehend durch eine tiefe Unkenntnis der Realität dieses "außergewöhnlichen" Berufs verzerrt. Seine Wahrnehmung ist meist falsch und entspringt in der Regel dem Bild, das die Medien, Romane und Filme von ihm zeichnen.

Dabei ist der ethische Anspruch für die Dienste selbst ein wichtiges Anliegen. Ein so anspruchsvoller und besonderer Beruf kann nicht ausgeübt werden, ohne dass die Mitarbeiter selbst über ein solides moralisches Gerüst und einen Verhaltenskodex verfügen, der ihnen die notwendigen Anhaltspunkte gibt, um nicht in Schizophrenie, Paranoia oder unkontrollierte Kriminalität abzugleiten. Wie dieser Bericht zeigt, halten sich die Frauen und Männer des Nachrichtendienstes an Regeln und ihr Beruf ist keineswegs unethisch.
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#2
Es gibt hier zwar schon Stränge zu Geheimdiensten allg. oder auch der russischen Einmischung via seiner Geheimdienste in die deutsche Innenpolitik, dennoch kann man den Strang separat betrachten und so stehenlassen.

Fakt dürfte sein, dass die russischen Dienste schon seit einigen Jahren einen verdeckten Kampf mit großer Rücksichtslosigkeit gegen Europa führen. Es sind immer nur Facetten und Bruchstücke von Vermutungen und Dementis, die irgendwo auftauchen, aber zusammengeführt ergibt sich ein Bild, dass zeigt, dass die russsischen Dienste rücksichtslos im Ausland, gerade auch in Westeuropa aktiv sind.

Wir haben dabei einerseits die schon oft angesprochene Einmischung in die Innenpolitik via Trollen und Hackern, aber auch andererseits eine brutale, quasi "feuchte" (wie es so euphemistisch heißt) Vorgehensweise, bei denen sich Moskau keinen Deut um die Souveränität einzelner Staaten kümmert.

Beispiele sind:

- der Khangoshwili-Fall in Berlin 2019,
- mindestens drei ukrainische Geheimdienstmitarbeiter in der Ukraine 2017 (Kharaberiush, Shapoval und eine dritte Person),
- zwischen 2011 und 2016 wurden min. vier Tschetschenen-Kommandeure in der Türkei ermordet,
- Liquidierung Yamadayews (ebenfalls Tschetschene) in Dubai 2009,
- Liquidierung Umar Israilows in Wien 2009,
- Ermordung Alexander Litwinenkos in London 2006,
- Tod von Maksim Borodin und Denis Suworow (beides Journalisten) in Russland 2018 unter mysteriösen Umständen,
- Yandarbiyew 2004 in Doha,
- Tod von Beresowski unter seltsamen Umständen in England 2013,
- Giftanschläge auf die Skripals 2018 mit Nowitschok-Derivat und Inkaufnahme der Vergiftung weiterer, unbeteiligter Personen (wovon eine starb).

Schneemann
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#3
Und wenn man in die Vergangenheit zurück blickt dürfte gerade der KGB der unmoralischste Geheimdienst gewesen sein, den es jemals gab. Buchempfehlung in diesem Kontext: Das Schwarzbuch des KGB (zwei dicke Bände). Von Andrew und Mitrochin (letzterer war selbst beim KGB).

Die Paranoia, die menschenverachtende Rücksichtlosigkeit und der grenzenlose Nihilismus des KGB sind heute im Prinzip in die ganze russische Staatsführung eingedrungen. Vieles von dem was mit Russland heute schief läuft ist daher die direkte Folge der Amoral des KGB als Struktur und seiner Eigenheiten. Den vorliegenden Text: Moral und Ethik im Geheimdienst würde ein KGB Agent in jedem Fall als psychologische Kriegsführung werten um damit den Gegenüber zu schwächen (nur mal so als Beispiel für die typischen Denkstrukturen in Russland bzw. in russischen Geheimdiensten).
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#4
Zitat: QI Den vorliegenden Text: Moral und Ethik im Geheimdienst würde ein KGB Agent in jedem Fall als psychologische Kriegsführung werten um damit den Gegenüber zu schwächen (nur mal so als Beispiel für die typischen Denkstrukturen

Was ist denn Ethik, wenn nicht die Gesamtheit der moralischen Spielregeln einer Gemeinschaft". Das heisst es gibt keine globale Ethik, die Ethik des einen ist nicht die Ethik des anderen.
Der Colonel sagt es doch ganz klar
Zitat:Ein Nachrichtenoffizier ist aufgrund seines Berufs vom Staat ermächtigt, Handlungen zu begehen, die in allen allen Ländern als schwere Verbrechen durch das Strafgesetzbuch geahndet werden, das Spionage streng unter Strafe stellt.
Im Rahmen seiner operativen Arbeit muss ein Geheimdienstoffizier akzeptieren, dass er moralisch verwerfliche Handlungen begeht um Agenten, d. h. Einzelpersonen zum Verrat zu bewegen.
Darüber hinaus wird bei der Rekrutierung sehr oft gezielt auf die die menschlichen Schwächen und Laster, d. h. durch die Anwendung von Bestechung, Erpressung, Drohungen und psychologisschen Druckes.

Worauf ich hinaus will selbst der KGB braucht ein (intern) gemeinschaftlich getragenes Regelwerk. Und das Problem Europas ist das wir kein gemeinschaftliche Ethik haben, die europaweit öffentlich von einer Mehrheit getragen wird.
Solange das nicht erzielt ist, brauchen wir nicht über europäische Aussenpolitk oder Armee zu träumen. Eine Politk kann nur erfolgreich sein wenn sie von einer Mehrheit getragen wird. Und ohne gemeinschaftliche Politk , braucht mann nicht an gemeinschaftliche Armeen denken.
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#5
Lass mich zuerst eine Definition des Begriffes Ethik versuchen, sonst schreiben wir aneinander vorbei: Ethik ist Moralphilosophie, im Zentrum der Ethik steht also das methodische Nachdenken über die Moral und im Zentrum der Ethik steht also das moralische Handeln.

Wenn also ein Geheimdienst keinerlei Moral hat, wie es gerade eben beim KGB der Fall war, dann hat er auch keine Ethik, weder die anderer noch eine eigene. Der KGB hatte also auch keine eigene nur für ihn gültige Ethik. Die zwei Bände des besagten Schwarzbuches belegen das eindrucksvoll. Der KGB hatte gerade eben keinerlei moralisches internes Regelwerk, entsprechend waren große Teile des KGB auch mit internen Intrigen, Machtspielchen und gegeneinander operieren beschäftigt. Während man nach außen ebenso es an jeder, auch nur der grundsätzlichsten Moral hat fehlen lassen. Der KGB stand damit in direkter Nachfolge des Roten Terrors, der Terror und Feliks Dzierżyński stand, dessen Persönlichkeit alle folgenden Geheimdienste der Sowjetunion geprägt hat.

Darin lag meiner Meinung nach sogar eine spezifische Schwäche des KGB, den die Aussage des Colonel dass eine Ethik von Vorteil ist, habe ich ja gar nicht abgestritten.

Zitat:Und das Problem Europas ist das wir kein gemeinschaftliche Ethik haben, die europaweit öffentlich von einer Mehrheit getragen wird. Solange das nicht erzielt ist, brauchen wir nicht über europäische Aussenpolitk oder Armee zu träumen. Eine Politk kann nur erfolgreich sein wenn sie von einer Mehrheit getragen wird. Und ohne gemeinschaftliche Politk , braucht mann nicht an gemeinschaftliche Armeen denken.

Die gemeinschaftliche Ethik Europas ist theoretisch in den EU Verträgen klarer festgelegt und exakt definiert als dies bei irgendeiner anderen Organisation dieser Größenordnung (Staat) der Fall wäre. Theoretisch hat Europa eine gemeinschaftliche Ethik.

Das zeigt auch den klaren Widerspruch zwischen gemeinschaftlicher Ethik und Real-Politik auf. Die Uneinigkeit Europas rührt gerade daher, dass man realpolitisch amoralisch und unethisch den eigenen Vorteil über die theoretische gemeinsame Ethik stellt.

Dieses Paradoxon findet sich im Prinzip in jeder größeren Organisation und kann nur durch eine straffe gemeinsame Führung aufgelöst werden. Die EU braucht also - wie du es so treffend schreibst - eine gemeinschaftliche Politik. Diese kann es aber nur geben, wenn die EU politisch an die Stelle der Nationalstaaten treten würde, dazu müssten diese deutlich mehr Macht an die EU abgeben und gerade Frankreich ist hierzu so nicht bereit (und viele andere auch nicht). Solagen wir also völlig unabhängig von der Frage der gemeinschaftlichen Ethik keine gemeinsame Führung haben welche tatsächlich die Macht inne hat, machen gemeinschaftliche Armeen keinen Sinn.

Da Frankreich diese Führung selbst übernehmen will (in seinem Sinne und Interesse), dies aber nicht kann, Deutschland dies könnte, aber nicht will, sollten wir meiner Meinung nach zurück stehen und tatsächlich unsere Interessen unterordnen, so sehr dies auch ein Nachteil ist. Dies aber real zu tun ist extrem schwer, zu viele Machtgruppen haben zu viele persönliche Interessen. Aber im Prinzip müsste jemand ein Opfer bringen und Frankreich wird das niemals und dies auch dann nicht, wenn man eine gemeinsame Ethik hätte.
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#6
Zitat:Dieses Paradoxon findet sich im Prinzip in jeder größeren Organisation und kann nur durch eine straffe gemeinsame Führung aufgelöst werden. Die EU braucht also - wie du es so treffend schreibst - eine gemeinschaftliche Politik. Diese kann es aber nur geben, wenn die EU politisch an die Stelle der Nationalstaaten treten würde, dazu müssten diese deutlich mehr Macht an die EU abgeben und gerade Frankreich ist hierzu so nicht bereit (und viele andere auch nicht). Solagen wir also völlig unabhängig von der Frage der gemeinschaftlichen Ethik keine gemeinsame Führung haben welche tatsächlich die Macht inne hat, machen gemeinschaftliche Armeen keinen Sinn.
Die Nationalstaaten Können und werden sich nicht selber abschaffen, macht ja auch keinen Sinn. Das müssen die europäischen Bürger anstossen. Es gibt ja auch schon Anstösse, wie die "Konferenzen zur Zukunft der EU", das geht ja leider im COVID Rummel unter. Und der zweite Ansatz sind die kommenden Europawahlen. Europaweite Listen, mit einem gemeinschaftlichen Programm der jeweiligen Partei(en) Dann kann es auch einen Spitzenklandidaten geben (aber nur dann), der Kommissionspräsident wird. Dann kann jeder in jedem Land wissen wer das ist und was dahinter gewollt ist.

Bis dahin kann es nur übergangslosungen geben, bessere Zusammenarbeit; Koordination vor allem auf bilateraler Ebene.
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#7
Aus aktuellem Anlass - ob KGB, SVR oder FSB etc. ist hier letztlich nur nebensächlich. Ich habe bewusst mal Al Jazeera gewählt als Quelle, um etwas international nach der Meinung zu suchen...
Zitat:Russian convicted of ‘state-contracted killing’ in Berlin park

Vadim Krasikov sentenced to life in prison for murdering Zelimkhan ‘Tornike’ Khangoshvili, an ethnic Chechen of Georgian nationality. [...] Berlin’s regional court has sentenced a Russian man to life in prison for a killing in Germany’s capital two years ago that prosecutors say was ordered by Moscow.

The 2019 slaying of Zelimkhan “Tornike” Khangoshvili, a 40-year-old ethnic Chechen of Georgian nationality, sparked outrage in Germany and inflamed diplomatic tensions between Berlin and Moscow. [...] The court on Wednesday found 56-year-old Vadim Krasikov guilty of murder. Prosecutors said the killing was an act of retaliation for Khangoshvili’s participation in the second Chechen war and his “enmity towards the Russian state”. [...] Judges said Krasikov bore “particularly grave responsibility” for the slaying, meaning he will not be entitled to the automatic parole after 15 years that is customary in Germany. [...]

“We consider this verdict to be a biased, politically-motivated decision that seriously aggravates already difficult Russian-German relations,” Russia’s ambassador to Germany, Sergei Nechayev, said in a statement. The outcome of the trial could stoke fresh tensions between Germany and Russia at a time when the new government of Chancellor Olaf Scholz is trying to find its foreign policy footing with Moscow.
https://www.aljazeera.com/news/2021/12/1...ed-killing

Schneemann
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#8
Laut Putin war der Mann an mindestens einem Terroranschlag mit Todesopfern beteiligt. Wie würden denn zum Beispiel die USA da handeln?
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#9
Nach russischer Doktrin und Auffassung können Terroristen gezielt getötet werden. Das ist nicht unähnlich den vielen Tötungen durch Drohnen welche die USA teilweise auf bloßen Metadatenanalysen basierend durchführen.

Dessen ungeachtet ist es natürlich eine außergerichtliche illegale Tötung in unserem Staatsgebiet. Das ist ein feindlicher Akt und inakzeptabel, die deutsche Reaktion darauf eigentlich viel zu zurückhaltend. Es ist dabei völlig egal ob der Getötete tatsächlich ein Terrorist war und/oder ist. Er lebt auf unserem Staatsgebiet und damit ist dieser feindliche Akt eine drastische Missachtung unserer staatlichen Souveräntität die zwingend erhebliche Konsequenzen haben sollte.
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#10
@lime
Zitat:Laut Putin war der Mann an mindestens einem Terroranschlag mit Todesopfern beteiligt. Wie würden denn zum Beispiel die USA da handeln?
Uns würde vermutlich ein Auslieferungsantrag ins Haus flattern - WENN der Betreffende wirklich an einem Terrorakt beteiligt war (bislang behauptet Putin es nur).

@Quintus
Zitat:Nach russischer Doktrin und Auffassung können Terroristen gezielt getötet werden. Das ist nicht unähnlich den vielen Tötungen durch Drohnen welche die USA teilweise auf bloßen Metadatenanalysen basierend durchführen.
Es ist insofern doch unähnlich, als dass beide Länder für sich zwar das Recht in Anspruch nehmen, Terroristen zu töten, indessen jedoch die Russen in diese "Klassifizierung von Zielen" gleich noch Oppositionelle, unliebsame Journalisten, Oligarchen und Überläufer aufnehmen. Dodgy

Schneemann
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#11
Spielt für die Sache aber gar keine Rolle. Nehmen wir mal rein theoretisch an, der Getötet wäre vollkommen unschuldig, einfach nur ein Oppositioneller, es wäre genau das gleiche wie wenn er ein echter Terrorist wäre der für unsagbare Verbrechen verantwortlich ist: in beiden Fällen und völlig unabhängig von der Person des Ermordeten handelt es sich um einen feindlichen Akt gegen unsere Nation der von einem erheblichen Maß an Nicht-Achtung geprägt ist und deutlich schärfere Konsequenzen nach sich ziehen müsste.

Es ist inakzeptabel wenn wir es de facto hinnehmen dass andere auf unserem Staatsgebiet einfach beliebig Personen ermorden lassen. Völlig gleich wer diese Personen sind. Der eigentlich in seinen Rechten Verletzte in diesem Fall sind de facto wir.
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#12
Das ist mit Sicherheit der Fall. Genau genommen ist es ja so, dass es nicht nur eine flagrante Verletzung deutscher Hoheitsrechte war bzw. gab, sondern dass solche Verhaltensmuster auch andere Staaten Europas (und auch außerhalb) betroffen haben (bspw. Großbritannien). Aber auch hier lässt sich sehen, dass die Reaktionen allenfalls im offiziellen Protest und im Rauswurf einiger Botschaftsangehöriger kumulierten.

Und solange die Reaktionen eben so zaghaft ausfallen - auch wenn der eine oder andere "Außendienstler" eben lebenslang in den Knast geht (dies läuft vermutlich sowieso unter "einkalkulierten Verlusten") -, dürfte nicht damit zu rechnen sein, dass die russischen Dienste und auch die russische Staatsführung davon herzlich beeindruckt sind. Insofern ist damit zu rechnen, dass auch zukünftig europaweit - und darüber hinaus - derartige Auftragsmorde geschehen werden.

Schneemann
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