Ein neuer arabischer Block
#1
Eine Vereinigte Arabische Front schickt iranische "Proxies" zum Teufel
TFI Global (englisch)
Abhyoday Sisodia von Abhyoday Sisodia
27. Dezember 2021
in Westasien

[Bild: https://tfiglobalnews.com/2021/12/27/a-u...s-packing/]
Arabien Saudi-Arabien VAE Ägypten Iran

Am Sonntag beschuldigte die von Saudi-Arabien angeführte Koalition den Iran und die Hisbollah, die jemenitischen Houthi-Rebellen beim Abschuss von Raketen und Drohnen auf Saudi-Arabien zu unterstützen, wobei zwei Menschen getötet wurden. Saudi-Arabien beschuldigt den Iran, die Houthis mit Waffen zu versorgen, und die Hisbollah, die Aufständischen auszubilden, seit die Allianz vor über sieben Jahren antrat, um die Regierung des Jemen zu unterstützen.

Teheran weist die Vorwürfe zurück. Die Hisbollah, eine schiitische militante Gruppe im Libanon, die vom Iran unterstützt wird, hat stets bestritten, Kämpfer oder Waffen in den Jemen zu schicken.

Der jüngste saudische Vorwurf wurde erhoben, als die Koalition aus Rache für die tödlichen Angriffe des Königreichs ihre Luftangriffe gegen die vom Iran unterstützten Houthis verstärkte. Wenn man die Gesamtsituation aus der Vogelperspektive betrachtet, kommen diese Erklärungen, nachdem eine Vereinigte Arabische Front mobilisiert wurde, um sicherzustellen, dass iranische Stellvertreter im gesamten Nahen Osten nicht mehr wirksam sind.

Angefangen von der Annäherung Katars an die VAE, Saudi-Arabien und Israel über die Zurückdrängung des iranischen Einflusses im Irak bis hin zur politischen Niederlage der Hisbollah im Libanon.

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Der Iran hat versucht, aus jedem Bruch Kapital zu schlagen, um seinen Einfluss über Stellvertreter zu vergrößern. Dabei destabilisieren die iranischen Stellvertreter die Region, gefährden das bestehende politische System und halten die Region im größeren Zusammenhang von einem nachhaltigen wirtschaftlichen Weg zu gemeinsamem Wohlstand ab.

Da sich die VAE und Ägypten jedoch auf einer diplomatischen Erfolgswelle befinden und Saudi-Arabien mit den Aktionen dieser Länder konform geht, sind die Glanzzeiten der iranischen Stellvertreter vorbei.


Die Offensive der VAE gegen den Iran über Ankara:
Unter der Führung der VAE ändert Ankara nun seinen außenpolitischen Ansatz und verbessert die Beziehungen zu Israel und Ägypten. Erdogan erklärte, er sei zu einem umfassenden Dialog mit Israel bereit. Die VAE haben in der Türkei das beste Instrument gefunden, um auf die destabilisierenden Aktivitäten des Irans aufmerksam zu machen und sie für eine geopolitische Offensive gegen den Iran zu nutzen.

Da Ankara gezwungen ist, seine Unterstützung für die gegnerischen Parteien in Syrien, Libyen und anderen Ländern einzustellen, wird sich die Arithmetik zugunsten der größeren arabischen Verbündeten und weg vom Iran verschieben.

Katars Heimkehr: In den letzten Monaten fanden in Doha mehrere hochrangige Besuche statt. Saudi-Arabiens De-facto-Herrscher Mohammed bin Salman besuchte Doha Anfang des Monats. Vor nicht allzu langer Zeit war die Vorstellung eines Besuchs von MBS in Katar schlicht undenkbar.

Die arabische Welt hätte Katar gerne auf ihrer Seite, um maximalen Druck auf den Iran auszuüben, damit dieser seine Atomträume aufgibt. Daher ist Katar plötzlich zu einer außenpolitischen Priorität für den saudischen Block geworden, und die Art und Weise, wie Katar dies erwidert, erzählt die offensichtliche Geschichte von Katars Heimkehr.

Der Irak wendet sich der arabischen Welt zu:

Der Iran hat viele rücksichtslose und unverantwortliche Schritte unternommen, wie z. B. den Versuch, eine bürgerkriegsähnliche Situation herbeizuführen und ein Attentat auf den irakischen Premierminister zu begehen. Wie die Nachrichtenagentur Anadolu berichtet, strebt die irakische Sadisten-Bewegung nach Angaben ihres Vorsitzenden den Aufbau einer nationalen Mehrheitsregierung an, nachdem sie im vergangenen Monat als Sairoon-Allianz die Parlamentswahlen im Lande dominiert hat.

Muqtada Al-Sadr, ein schiitischer Geistlicher, erklärte auf einer Pressekonferenz in Nadschaf im Südirak, dass unkontrollierte bewaffnete Gruppen wie die vom Iran unterstützte Hashd Al-Shaabi-Miliz aufgelöst und ihre Waffen an die Regierung übergeben werden sollten. Dieser Aufruf eines bedeutenden schiitischen Geistlichen zeigt die Realität im Irak, wo Teheran die Unterstützung der Schiiten verloren hat, während Saudi-Arabien und andere arabische Verbündete an Einfluss gewinnen.

Iranischer Stellvertreter
Hisbollah verliert Unterstützung im Libanon: Die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten und andere arabische Länder versuchen, Syrien in die Arabische Liga zurückzubringen, und die Dinge gehen in die richtige Richtung. Und da die Bemühungen dieser Länder in Zusammenarbeit mit Israel Früchte tragen, sind die Bedeutung und der Einfluss der Hisbollah als Stellvertreter des iranischen Terrors auf einem historischen Tiefpunkt angelangt.

Dies lässt sich leicht an der Situation der Hisbollah im Libanon ablesen. Die führende christliche Partei des Libanon hat angedeutet, dass sie eine Beendigung des politischen Bündnisses mit der vom Iran unterstützten Hisbollah in Erwägung zieht und damit eine fragile Union bedroht, die die libanesische Politik seit fast 16 Jahren geprägt hat.

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Zusätzlich zu diesen Entwicklungen spielt auch Ägypten eine Rolle. Das Land arbeitet nicht nur mit Israel und den palästinensischen Behörden zusammen, um die Hamas aus dem Gazastreifen zu vertreiben, sondern auch mit dem Libanon und Syrien, um eine Pipeline zur Sicherung des libanesischen Energiebedarfs zu bauen.

Vor dem Hintergrund all dieser Entwicklungen erklärte der Sprecher der Koalition, Turki al-Malki, auf einer Pressekonferenz, die Houthis würden den Flughafen von Sanaa "militarisieren" und ihn als "Hauptzentrum für den Abschuss von ballistischen Raketen und Drohnen" in Richtung des Königreichs nutzen.

Malki zeigte den Reportern ein Video, das "das Hauptquartier iranischer und Hisbollah-Experten auf dem Flughafen" zeigt, wo "die Hisbollah die Houthis anweist, Sprengfallen zu legen und Drohnen zu bedienen", so Malki. Malki enthüllte auch Aufnahmen eines Hisbollah-Mitglieds, das Sprengstoff in eine Drohne einbaut, und eines Mannes, den er als Hisbollah-Funktionär identifizierte, der die Houthi-Kämpfer anweist: "Wir müssen unsere Reihen stärken", so Malki.

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Diese Aussagen und Beweise sind umso bedeutsamer, als die von Saudi-Arabien geführte Koalition sie aus einer Position der Macht heraus macht, und das wissen sie auch. Saudi-Arabien, die VAE und Ägypten sorgen gemeinsam mit Israel und anderen regionalen Verbündeten dafür, dass die arabische Welt zusammenfindet und die Differenzen abgemildert werden. Gleichzeitig dezimieren sie die iranischen Stellvertreter und ihre Operationen.
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#2
Die Idee eines arabischen Blocks ist genau genommen gar nicht mal neu, das wurde übrigens auch schon seit dem Umsturz in Iran 1979 und der Machtübernahme der Mullahs immer wieder ausgelotet - nur hielten es in den 1980ern und 1990ern die Machthaber der arabischen Staaten, die sich selbst nicht immer ganz grün und untereinander verfeindet waren, nicht für notwendig, da die Einflussoptionen des Iran als zu gering eingestuft wurden (Assad sr. war zwar Verbündeter, aber ein sehr eigensinniger Nationalist; im Irak war Saddam an der Macht, der die Schiiten unterdrückte und der dem Iran spinnefeind gesonnen war; und im Libanon tobte ein Bürgerkrieg, den keine Seite so richtig gewinnen konnte und wo die damals erstarkende Hisbollah noch kein allzu großer Machtfaktor war; hinzu kam, dass der Iran sehr geschwächt war nach dem Krieg gegen Irak in den 1980ern bzw. man den Irak als Bollwerk gegen die Ausbreitung der schiitischen Revolution ansah). Es schien also nicht notwendig zu sein...

Das hat sich grob seit Beginn des Jahrtausends geändert. Der Iran leidet zwar unter den Sanktionen, hat sich aber eine recht beschauliche eigene - "domestic" - Streitmacht zugelegt (gerade auch die Raketentruppen), in Irak haben die USA indirekt und versehentlich - obwohl es genügend Warnungen von Experten dahingehend gab - der Einflussnahme des Iran Vorschub geleistet durch den Sturz von Saddam, der Libanon hat seinen Bürgerkrieg zumindest oberflächlich beendet und die Hisbollah ist dort ein nicht zu unterschätzender, wenngleich auch nicht geliebter, Machtfaktor. Und in Syrien ist Assad jr. mehr als nur abhängig von Teheran, um seine fragile Herrschaft über ein zerstörtes Land zu sichern. Hinzu kommt, dass der Iran seine Finger ausstreckt nach den Golfanrainern und nach dem Jemen (Huthi-Rebellion).

Insofern hat der Iran scheinbar stark an Einfluss gewonnen - vordergründig. Und dies erschreckt natürlich die traditionellen Gegner etwa in Riad oder auch in Kairo.

Allerdings ist der Einfluss auch nicht so stark, wie auf den ersten Blick angenommen werden könnte. Teheran ist in einem Zustand des stark überdehnten Tischtuchs. Man ist verschuldet (grob hat sich die Verschuldung seit 2010 fast verdreifacht), das BIP ist seit 2010 von 600 Mrd. Dollar auf 200 Mrd. Dollar gesunken (!) - und zugleich muss man Kriege in Syrien, im Jemen und teils in Irak (mit-)führen. Und in der Folge ist der eigene Einfluss noch nicht einmal stärker geworden. In Irak ist die Lage fragil, die Zustimmungswerte der Regierung sind im Keller, Gewalt ist alltäglich. In Syrien hat sich das Assad-Regime zwar stabilisiert, aber man wird eine längerfristige Unterstützung nur auf Kosten der eh schon schwachen eigenen Wirtschaft umsetzen können (und Assad wird auf Jahre hinaus noch Unterstützung brauchen). Im Jemen ist ein Ende des Konfliktes nicht in Sicht, ein Fass ohne Boden. Im Libanon ist die Lage sehr schlecht, das Land steht vor dem inneren Zerfall und an der Schwelle eines neuen Konfliktes, und ein großer Teil der Menschen gibt auch der Korruption der Hisbollah und damit dem Iran mit die Schuld - ein wachsender Einfluss ist hier nicht in Sicht, eher ein schwindender.

In gewisser Weise ist der Iran also ein Bauunternehmer, der sich überall Einfluss durch das Heranziehen von Bauaufträgen sichern will, der aber keinen dieser Aufträge wirklich abschließen kann. Eher entwickeln sich die Aufträge zu kostenintensiven und nervigen Dauerbaustellen, was man sich eigentlich nicht leisten kann und die die lokalen Bevölkerungen zunehmend ärgern, was dann wieder die Erosion des eigenen Ansehens bedingen wird.

Wirklich Sorgen machen müssen sich die arabischen Staaten also nicht, sie müssen eher abwarten und ggf. leicht nachjustieren.

Schneemann
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#3
Das ist genau der Punkt. Wenn man immer von wachsendem Einfluss des Iran spricht, stellt sich die Frage, was dieser Einfluss überhaupt bringen soll? Er kostet nur und hat für den Iran eigentlich keinerlei Nutzen. Das ist ein völlig überholtes Denken in dem Einfliuss die Kontrolle über geographische Gebiete bedeutet weil diese Kontrolle früher mal in vielerlei Hinsicht vorteilhaft war. Heute führt dies im Fall des Iran nur zur völligen Überlastung und dass sich die Gegner zusammen schließen und man schließlich so am Ende nur in einer deutlich schlechteren Lage ist als am Anfang. Wie so oft wäre es besser man bliebe zuhause und mische sich nicht ein.
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