Zur Frage der Jagd als Faktor bei der Beeinflussung der Tötungshemmung: meiner Ansicht nach ist es nicht unbedingt die Jagd selbst, sondern das töten von Tieren im allgemeinen, weshalb man hier neben Jägern auch Nomaden und Viehzüchter die selbst schlachten mit hinein nehmen sollte.
Nomadenvölker deren Lebensgrundlage Viehhaltung ist, sind aufgrund einer Vielzahl von Faktoren im Schnitt kriegerischer als sesshafte Kulturen. Die Tötungshemmung von Angehörigen solcher Kulturen ist aber auch aufgrund des Tötens von Tieren im Vergleich zu anderen Kulturen reduziert.
Man sollte an dieser Stelle auch erwähnen, dass viele extrem kriegerische Kulturen die Jagd als Kriegsvorbereitung ansahen bzw ansehen und sich mit Jagden auf Kriege vorbereiten. Das betraff auch Völker die Großreiche erricheten und in diesen dann ihre ursprüngliche nomadische Lebensweise aufgaben, beispielsweise die Mongolen oder insbesondere die Mandschuren.
Man übertrug sogar Taktiken der Jagd auf den Krieg und ging dann gegen den Feind mit der gleichen Vorgehensweise vor die man bei den großen Gesellschaftsjagden einsetzte.
Die auffällige Häufung von Gewalt und Krieg bei Jungsteinzeitlichen Völkern könnte daher auch dadurch beeinflusst sein, dass die Menschen zu dieser Zeit noch sehr viel Jagden um ihre Lebensunterhalt zu verdienen. Selbst Völker die schon Ackerbau betrieben, ergänzten die meistens noch unsicheren Ernten der Äcker mit Jagd. Die Menschen der Jungsteinzeit waren fast alle noch keine reinen Ackerbauern oder Viehzüchter sondern unterhielten Mischwirtschaftsformen, in denen sich Ackerbau und Anfänge der Tierhaltung mit einem erheblichen Anteil Jagd vermischten.
Folgende Faktoren kann man daher meiner Ansicht nach als Gründe anführen:
-Mischwirtschaft (unsicherer Ackerbau, begrenzte Viehhaltung, Jagd) mit einem hohen Anteil Jagd am Lebensunterhalt
-beginnende Viehzüchter/Nomadenkulturen
-explodierende Bevölkerungszahlen bei zugleich sehr stark abnehmender Jagdbeute (Aussterben der Großsäuger, immer schwierigere Jagdbedingungen, starke reduzierung der Tierbestände durch Überjagung)
-keinerlei kulturellen Einschränkungen (bspw keine religiösen, kulturellen Gewaltverbote)
-flache Hierarchien (und dadurch verstärktes Konfliktpotential zwischen Individuen ohne das ein Staat oder eine übergeordnete Macht dies verhindert/unterdrückt)
-Technologiesprung in der Waffentechnologie (Bogen, Speerschleuder, Schleuder)
-allgemeine Bewaffnung der gesamten Bevölkerung (es gab keine Soldaten/Krieger gegenüber einer schlecht oder gar nicht bewaffneten Zivilbevölkerung sondern jeder war stark bewaffnet, jeder war zugleich Kämpfer)
-klimatische Schwankungen und dadurch hervor gerufene Wanderungsbewegungen
-keine Sklaverei bzw nur Vorformen der Sklaverei (Frauenraub)
-Untergang friedlicherer Gruppen aufgrund Vernichtung durch agressivere Gruppen
-keine Gesetzgebung zur Regelung/Unterdrückung von Gewalt/Krieg
...
All diese Faktoren könnten zusammen die Jungsteinzeit besonders kriegerisch im Vergleich zu anderen Zeitaltern gemacht haben. Aus dieser Gewaltätigen Zeit heraus entwickelten sich dann regelrechte Räuber-Beute Verhältnisse zwischen verschiedenen Menschengruppen und wo sich diese institunalisierten, entwickelten sich dann erste Staatsstrukturen. Extrem gewalttägige kleinere Gruppen beherrschten dann Unterworfene andere Gruppen und beuteten diese aus, wozu sie zugleich diesen Gruppen den Waffengebrauch untersagten, so entstanden Kriegerkasten gegenüber beherrschter Zivilbevölkerung.
Eine solche Trennung gab es aber in der Jungsteinzeit noch nicht, hier waren alle Bewaffnet, die Hierarchien flach, oder gar nicht vorhanden, keinerlei Kulturelle Hemmungen gegenüber Gewalt/Krieg vorhanden. Dazu ein rasant zunehmendes Konfliktpotential aufgrund rastant zunehmender Bevölkerungszahlen und aufgrund der Kultur und Wirtschaftsform stark erniedrigte tötungshemmungen gegenüber anderne Menschengruppen die man nicht als seinesgleichen empfand.
Meiner Ansicht nach hatten die Menschen in der Jungsteinzeit gegenüber den Angehörigen anderer Gruppen keinerlei Tötungshemmung, genau so wenig wie heutige jungsteinzeitliche Völker eine solche gegenüber anderen Völkern/Stämmen haben. Menschen sind immer nur die Leute der eigenen Gruppe. Der Nachbarstamm, dass sind keine menschen.
Bezeichnend, dass das Wort Mensch in vielen Völkern als eigenbezeichnung verwendet wird. Sehr viele jungsteinzeitliche Völker bezeichnen sich selbst einfach als Menschen, andere Völker sind im Umkehrschluß keine Menschen und können daher ohne Hemmung getötet werden.
Zitat:-Angst vor Strafe oder schlimmen Konsequenzen, wobei Konsequenzen wenn sie wieder aus Gewalt bestehen die Empathie schwächt
So ist es. Der Instink hat nur Angst davor Opfer zu werden, er hat keine Angst davor Täter zu sein. Menschen in bestehenden jungsteinzeitlichen Kulturen töten beispielsweise primär deshalb nicht, weil sie Rache fürchten, weil sie fürchten dabei selbst getötet zu werden, weil sie fürchten dass Freunde/Familie dabei getötet werden könnten. Sobald aber diese Befürchtungen nicht mehr gegeben sind, bricht sich oft hemmungslose Gewalt die Bahn und es wird blindwütig getötet ohne dabei irgendwelche Gewissensbisse oder negativen Empfinden zu verspüren.
Bei uns übernimmt auch die Kulturelle Indoktrination hier einen Teil, man empfindet unterbewusst bzw tief in sich drinnen Furcht vor den Konsequenzen und unterdrückt daher seinen Instinkt, den Gegenüber der einen ärgert, nervt, beleidigt einfach mit Gewalt anzugehen.
Sehr viele zivilisierte Menschen in entwickeltn Industriestaaten hier und heute denken selbst bei geringfügigen Störungen bereits darüber nach, wie es wäre den Gegenüber zu töten oder verspüren den Wunsch Gewalt auszuüben, und unterdrücken dann diese Empfindungen bzw empfinden sie als Falsch. Ihr erster instinktiver Reflex aber ist Gewalt. Sehr viele Deutsche (die Mehrheit) würde selbst bei geringfügigsten Beleidigungen oder störungen rein instinktiv extreme Gewalt ausüben und denkt daher bei solchen Störungen daran, wie es wäre dies zu tun. Der Chef nervt, man will ihn am liebsten umbringen.
Fast jeder normale Mensch denkt zumindest ein paar Mal in seinem Leben daran wie es wäre, einen anderen Menschen der ihn stört zu töten. Das ist unsere wahre natur, unterdrückt bzw eingesschränkt allein durch einen dünnen kulturellen Anstrich und die angst vor den Konsequenzen. Man will ja schließlich weiter im Luxus leben, Geld verdienen, Urlaub fahren, und nicht im Gefängnis hocken. Nur deshalb und aufgrund der Kulturellen Indoktrination das Gewalt schlecht sei, greift man nicht zur Gewalt.
Wirklich von Grundauf friedliche Menschen sind sehr sehr selten. Und viele die so tun als ob, sind es in Wahrheit auch nicht, sie spielen nur ihre rolle, sie spielen nur was sie glauben das von ihnen verlangt wird.