@Quintus
Zitat:Ich dachte beispielsweise du hättest geschrieben: keine Weserübung ?! Zitat:
Ja, das meinte ich auch so. Die Bezüge von Erz aus Schweden fanden ja schon vorher statt. Genau genommen war "Weserübung" ja nur die Absicherung der Erztransporte, da man ein alliiertes Ausgreifen danach fürchtete, bzw. bzgl. Narvik eine versuchte Verbesserung der Transportoption. Da Narvik aber derart durch die Kämpfe im Mitleidenschaft gezogen wurde, dass die Verladeplätze erst zwölf Monate nach dem Ende der Norwegen-Kampagne (Juni 1940, d. h. sie waren ab Mitte 1941 wieder nutzbar) voll wieder arbeiten konnten (manche erst nach 18 Monaten), fällt die Operation bei unserem Planspiel nicht ins Gewicht, da wir von Ende 1940 als Startdatum ausgingen.
Zitat:Natürlich wären erhebliche Produktionssteigerungen auf deutscher Seite bei Umstellung auf eine totale Kriegswirtschaft möglich gewesen und umgekehrt hätten auch die Westalliierten hier noch immens Luft nach oben gehabt. Das "Wunder" Speers resultierte aber auch auf einem wesentlich größeren eroberten Gebiet, Zwangsarbeit, der systematischen Ausplünderung der besetzten Länder (insbesondere auch Frankreichs) und vielen weiteren Faktoren, die dann in unserem Szenario nicht so vorliegen würden. [...]
Aber mal unabhängig davon beurteilst du die Lage der deutschen Kriegsindustrie ohne die Einnahme Frankreichs meiner Ansicht nach etwas zu positiv. Natürlich war da noch viel Luft nach oben, aber nicht ansatzweise so viel wie es dann später unter Speer real der Fall war.
Das ist natürlich auch wieder irgendwo richtig, allerdings auch wieder mit einem Hinweis zu versehen. Denn: Ein "Wunder Todt" 1940 hätte vermutlich nicht den Umfang des "Wunders Speer" ab 1943 erzielt. Allerdings wäre es nicht nur so, dass weniger Arbeitskräfte (d. h. auch Zwangsarbeiter) aus den besetzten Territorien in unserem Planspiel eingesetzt hätten werden können, da 1940 schlicht weniger Territorien besetzt waren, sondern es wäre auch so gewesen, dass der deutsche Arbeitskräftemangel wiederum 1940 geringer gewesen wäre als ab ca. 1943, als bereits erhebliche Verluste der Wehrmacht eingetreten waren, die man mit eingezogenen Arbeitern aufzufangen gedachte. Zudem waren die Streitkräfte 1943 insgesamt personalmäßig größer als 1940, d. h. der deutsche Arbeitsmarkt hatte mehr Personal frei.
Zitat:Es spielt aber auch gar keine Rolle was hier möglich gewesen wäre: Jeder denkbaren Steigerung deutscher Produktion stünde eine entsprechende Steigerung britischer und französischer Produktion gegenüber und da diese ungehindert aus aller Welt Rohstoffe, Fertigteile oder auch komplette Waffen (USA als Verkäufer) hätten beziehen können, hätte so ein Rüstungswettlauf niemals von den Deutschen gewonnen werden können.
Dass es so war, dass nicht alle Rohstoffe vorhanden waren, steht außer Frage. Aber das wichtigste (das, was den Krieg treibt), d. h. Stahl, Öl und Geld (wenn auch durch Schulden) sowie Mannstärke, wäre vorhanden gewesen. Deutschland hatte hochgerechnet doppelt so viel Stahl zur Verfügung wie Großbritannien und stellte 1940 rund 40% mehr Munition her (natürlich ohne meine spinnerte Idee eines Todt-Programms 1940). Darüber hinaus darf man auch nicht vergessen, dass das GDP des Deutschen Reiches jenes des Vereinigten Königreiches 1939 und 1940 übertraf (mit Frankreich gemeinsam hätten die beiden westalliierten Hauptakteure ein um ca. 20% höheres GDP als das Deutsche Reich, aber eben nur zusammen). Allerdings ist es schwierig, dass französische GDP für 1940 richtig abzuschätzen, eben weil es nach Juni 1940 einbrach.
Zitat:Im Jahr 1940 steigerte das Reich seine Rüstungsproduktion um 76%, die USA um 150%, die Franzosen um 200% und die Briten um 250%
1941 steigerte das Reich seine Rüstungsproduktion de facto nicht, verschob aber die Schwerpunkte drastisch (beispielsweise hat man 1940 mehr Stahl für den Westwall aufgewendet als für Panzer), also 0%, die Briten steigerten ihre Rüstungsproduktion um 86% und die USA um 200%.
Also einerseits denke ich, dass diese Zahlen überzeichnet sind (das US-GDP stieg von 1939 bis 1941 im Grunde "nur" um etwa 25% - was aber auch schon imposant genug ist), andererseits sollten wir nicht jetzt noch die USA hineinrechnen in unsere Planungen. Denn: Ein "Patt" in Europa nach dem Polenkrieg - und Roosevelt war zwar erklärter Gegner Hitlers, hatte aber dennoch auf seine innenpolitischen Verwerfungen zu achten - hätte sehr wahrscheinlich ein Verschieben der Neutralität hin zu einer Pseudo-Neutralität bzw. ein Herantasten an einen Krieg (Lieferungen, Neutralitätspatrouillen, panamerikanische Sicherheitszone etc.) enorm erschwert. Erst nach dem Fall Frankreichs klingelten in Washington die Alarmglocken und Roosevelt konnte eine härtere Linie durchsetzen, aber auch noch 1940 hatte er dennoch heftigen inneren Isolationismus bzw. die eine oder andere deutschfreundliche Meinung und auch eine gewisse gesellschaftliche "Kriegsunlust" (in den USA war das Interesse sehr gering, sich nach 1918 nochmals in europäische Zwistigkeiten einzumischen) niederzuringen.
Zitat:Zusammenfassung:
Unter den getroffenen Annahmen ist der Ausgang der Entscheidungsschlacht der Offensive in der Eifel meiner Überzeugung nach fragwürdig. Sie hätte je nach den Umständen sowohl mit einem deutschen als auch einem westalliierten Sieg enden könnnen. Das hängt von vielen weiteren Faktoren ab, wie dem beispielsweise dem Wetter, der Frage ob der flankierende Angriff am Rhein entlang linkshreinisch nach Norden durchbricht, wie die Luftschlacht ausgeht usw. Welche Seite daher hier den Sieg dann davon getragen hätte ist meiner Meinung nach nicht kalkulierbar.
Ich denke auch, dass dies die wohl wahrscheinlichste Lösung bzw. Nichtlösung sein dürfte.
Schneemann