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Eine BTG soll alle Arten von Gelände bewältigen und unter Gefechtsbedingungen einen 200-km-Vorstoß durchführen können - in schneller Zeit!
Dafür ist sie exzellent ausgelegt. Allerdings muß sie hierin auch gehandhabt werden können. Und da kommen jetzt drei Gegenfaktoren auf:
1. Tatsächlich braucht es eine Brigade (eventuell ein Regiment) als Mantelorganisation um zumindest eine BTG überhaupt vollständig aufstellen und richtig betreiben zu können. Ergo: Eine BTG hat also eine Brigade im Hintergrund ... nötig.
2. Da außerhalb russ. Bodens legal ausschließlich Freiwillige eingesetzt werden können, dürfte es sich bei den BTGs schlichtweg um den Freiwilligenbestand der "gebärenden" Brigade handeln (abzüglich des notwendigen Skeletts an Brigade-Personal). Ergo: Eine BTG kann einfach als ausgehöhlte Brigade angesehen werden.
3. Die organisatorische und personelle Begrenzung macht die BTG materialabhängig. Das ist tatsächlich ein Vorteil, kein Nachteil. Material ist wesentlich leichter zu ersetzen und nachzuführen als Personal und fertige Organisationen. Und der Gefechtswert liegt quantitativ und qualitativ beim Material. Das Personal muß heute nur noch hinreichend effektiv sein. Eine Einheit oder Mannschaft ist effektiv, solange seine Hauptwaffe einsatzbereit bleibt. Und das ist nun der Hinkefuß der eingesetzten BTGs: die Inventurdifferenz. Ergo: Die Vulnerabilität liegt im Materialerhalt.
Beim österreichischen Bundesheer haben wir gelernt (und ein absitzender Panzergrenadier stand mit einem Fuß im Jagdkampf): Es ist wichtig die Pioniertechnik des Gegners zu zerstören, da ihre Anzahl begrenzt und zudem verwundbarer als Kampfgerät ist.
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Bezüglich des Faktors "Personal" kann ich nicht ganz zustimmen. Der menschliche Faktor wird heute in der Kriegsführung meiner Meinung nach sogar zu weitgehend unterschätzt und zu sehr auf das bloße Material geblickt.
Natürlich ist es vorteilhaft, wenn eine Anzahl Soldaten n mehr Material hat als die gleiche Anzahl n beim Feind. Aber das hat auch Grenzen, man könnte hier in der Übertragung von wirtschaftswissenschaftlichen Überlegungen von einem abnehmenden Grenznutzen sprechen.
Und: die bloße Zahl n ist es eben nicht, die Frage ist auch die Qualität des Personals. Wenn ich fähige und hochmotivierte professionelle Soldaten habe, dann können diese das Material auch wesentlich besser nutzen, also erhöht sich der Wert des Materials im Verhältnis. Verhält es sich anders herum, sinkt der Wert der gleichen Menge an Material deutlich ab.
Das Material ist also kein Selbstzweck sondern steht in einer Wechselbeziehung zur Qualität der Bediener.
Dies könnte übrigens unter anderem auch ein Grund für diese Struktur bei den Russen sein. Man setzt mehr Material pro Menge Soldaten n an, gerade um damit die geringere Qualität der Soldaten auszugleichen.
Das heute das Personal nur noch hinreichend effektiv sein muss sehe ich daher nicht so. Ein lediglich hinreichend effektives Personal benötigt aber natürlich mehr und besseres Material, es ist also kriegswirtschaftlich gesehen ineffizienter. Gerade in der heutigen Zeit aber wird die Frage der Effizienz immer relevanter, sind doch die Kosten des modernen Krieges einfach extrem hoch geworden. Mehr mit weniger zu leisten sollte daher eine primäre Zielsetzung sein und dies geht nur durch ein möglichst weitgehend qualifiziertes Personal.
Deine Schlußanmerkung bezüglich der Zielsetzung primär die Kampfunterstützungstruppen anzugehen sollte man in diesem Kontext ebenfalls nochmal heraus stellen. Den eine BTG hat im Verhältnis zu wenig für die Eigensicherung geeignete Kampftruppe. Sie ist meiner Meinung nach zu sehr auf den Kampf gegen die Kampftruppe des Feindes hin konzentriert, und scheitert daher bei der Eigensicherung ihrer Kampfunterstützungselemente. Das ist durchaus intentional, sonst könnte sie nicht derart kompakt / klein ausfallen.
Im Ukrainekrieg flanschen die Russen aktuell an ihre BTG daher alle möglichen zusätzlichen Infanterie-Einheiten dran, beispielsweise Einheiten der Seperatisten, Kosakenverbände oder sonstige Nachzügler - aber denen fehlt ebenso das Können und vor allem die Mobilität und das Durchhaltevermögen. Sie werden dann oft mehr zu einer Belastung für die BTG und eignen sich auch nicht für mehr als für bloße Sicherungsaufgaben. Zudem läuft das natürlich völlig dem eigentlichen ursprünglichen Konzept zuwieder.
Das ganze ist daher meiner Ansicht nach ein gutes Beispiel dafür, dass man ähnlich wie beim USMC, ich würde sogar sagen in einer nochmals übersteigerten Form des Grundgedankes der Marines, auch die Kampfunterstützungstruppen so weit wie möglich zum Kampf qualifizieren muss, als mindestens benötigen sie eine vollumfängliche Infanterie-Ausbildung und eine komplette Bewaffnung mit allen notwendigen Schützenwaffen.
Ausbildung als Infanterie kostet in Wahrheit nicht viel, ist unaufwendiger als vieles andere, das gleiche gilt für die genannten Schützenwaffen. Wenn man eine solche Ausbildung frei von allem Firlefanz nur auf Effizienz und Effektivität hin ausrichten würde, könnte man sehr schnell alle Unterstützungs-Elemente zu vollwertiger Infanterie heran bilden.
Also eben nicht bloß ausreichend qualifizieren, sondern über die eigentliche Aufgabe hinaus qualifizieren. Dieser Qualitätsvorsprung würde sich gerade in einem modernen Krieg in der entscheidenden Eröffnungsphase deutlich bemerkbar machen (bevor er bei einem längeren Abnutzungskrieg durch die Verluste nivelliert würde). Da ein solcher langer Abnutzungskrieg von unseren Gesellschaften aber ohnehin nicht gestemmt werden könnte, erachte ich die Überqualifizierung des Personals für absolut wesentlich und sehe in der höheren Qualität des Menschenmaterials einen wesentlichen Faktor um möglichst frühzeitig entscheidende Weichen stellen zu können.
Den Hinkefuß der BTG würde ich daher über den Materialmangel (als spezifisch russischer Erscheinung, bei der VR China sähe das aufgrund der industriellen Kapazität ganz anders aus!) daher vor allem auch im Mangel beim Personal sehen. Man hätte mit den BTG sehr viel mehr ausrichten können, wären die Soldaten dieser Einheiten nur befähigter gewesen.
Gerade aber weil diese Soldaten ja eigentlich eine Auslese aus den Brigaden waren und sind, primär Berufs- und Zeitsoldaten war ich so überrascht von ihrem oft bewiesenen Mangel an militärischem Können, den als Auslese aus ihren Herkunftsverbänden hätte ich sie querschnittlich für besser eingestuft.
Der Mangel an Können und das Primat einfach nur ausreichend effektiv zu sein haben daher die BTG im aktuellen Krieg meiner Meinung nach weit unter ihren eigentlichen Möglichkeiten operieren lassen.
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Ja und Nein.
Nein: Ich meine die russische Konzeption beschrieben zu haben, keinesfalls eine (dann selbstverständlich anders gewichtete) westliche Variante.
Russische Organisationsprinzipien folgen meines Wissens nach immer noch streng arithmetischen Forderungen. Infanterie etwa ist immer eine Anzahl, die sich aus der Transportkapazität "in einem Lift" ergibt (wichtig, da Geschwindigkeit ein wesentlicher Rechenfaktor ist). Also besteht etwa eine Schützengruppe aus der Besatzung eines einzigen Schützenpanzers. Wenn das sieben Mann sind, sind es sieben. Wenn das fünf Mann sind, sind es eben fünf. Und zwar UNABHÄNGIG von Qualität. Unterschiede in Qualität auch unterschiedlich aufrechnen zu wollen ist schon sehr unsowjetisch. Hat doch Stalin schon klipp und klar gesagt: Quantität hat seine eigene Qualität.
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"La fortune est toujours pour les gros bataillons."
Deiner Aussage bezüglich der sowjetisch/russischen Doktrin kann ich durchaus zustimmen, aber eigentlich wollte man ja mit den BTG ursprünglich gerade eben auf etwas anderes hinaus. Weg von der "Artithmetik", hin zu einer deutlich höheren Qualität des Personals.
Nur dass die russische Militärreform (2008 bis 2012) dann de facto zur Unzeit gestoppt wurde, (mitten drin) und entsprechend die gleiche von dir beschriebene Doktrin weiter fortgeführt wurde, in neuen, gar nicht für diese gedachten Strukturen.
https://www.bpb.de/themen/europa/russlan...re-folgen/
Deshalb hat meiner Meinung nach vor allem die Rückkehr zur "klassisch sowjetischen" Militärausbildung den Kampfwert der BTG deutlich gemindert im Vergleich zu dem was sonst möglich wäre.
Ein Extrembeispiel: die BTG verfügen ja in der Theorie über eine erhebliche NLOS Feuerkraft, diese ist direkt Teil der Kampfgruppe und kann daher von dieser unmittelbar sofort abgerufen werden, ohne irgendwelche dazwischen geschalteten Elemente und ohne dass man diese Anforderungen überhaupt irgendwohin übermitteln könnte, einfach intern also.
In der real existierenden russischen Armee in der Ukraine aber geht man trotzdem ständig möglichst steif die Hierarchieleiter hinauf und hinunter. Damit die Einheiten überhaupt noch ausreichend schnell handeln können springen vergleichsweise viele hochrangige Offiziere sehr weit vorne herum, weil sonst die Eigeninitiative fehlt. Gerade das Konzept der BTG würde aber mit mehr Eigeninitiative, also mit einer höheren Qualität des Personals deutlich effektiver sein.
Aber das ist jetzt keinerlei Kritik an deiner völlig richtigen Feststellung, dass dies konträr zur aktuellen russischen Doktrin läuft, die ja anscheinend (man hat in der Ukraine jede Menge russische Vorschriften und Dienstanweisungen erbeutet, neben denen die Bürokratie in der Bundeswehr bereits schon wieder harmlos aussieht) sehr stark auf steife bürokratische Verfahren setzt.
Du hast daher die russische Konzeption sicher richtig beschrieben, ich wollte daher auch lediglich ergänzend darauf hinweisen, dass die BTG genau genommen von ihrer Struktur her nicht so recht zur aktuellen russischen Konzeption der Kriegsführung an sich passen und dieser im Prinzip zuwieder laufen. Wir haben also da eine Armee (die russische) welche eine bestimmte Verfasstheit hat, eine spezifische Doktrin, eine ganz bestimmte grundsätzliche Auffassung vom Vorgehen im Krieg und ausgerechnet diese Armee hat dazu eine Einheiten-Struktur die nicht zu all diesem passt und die lediglich ein Erbe der gescheiterten Militärreform ist.
PS: Ein militärischer Traum wäre für mich immer noch eine nach klassisch deutschen Vorstellungen ausgebildete und geführte und vollständig mit ARMATA Varianten ausgerüstete BTG. Das hätte mal Kampfkraft! Aufgrund der größeren Absitzstärke des T-15 (9 Mann) würde auch die Infanterie stärker ausfallen und würde man dann noch alle Kampfunterstützungstruppen vollumfänglich infanteristisch befähigen, dass wäre mal ein Kampverband ! Mehr Kampfkraft in dieser Größenordnung wird man aktuell vermutlich gar nicht zusammenbündeln können.
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Ich denke auch, daß die BTGs im besten Fall ein Oszillieren zwischen zunehmend überholter WaPa Doktrin und modernem Gefecht der verbundenen Waffen ist.
Das Unteroffizierskorps gilt ja als Rückgrat einer Armee. Eine rückgratlose BTG liefert eben soviel oder sowenig wie aktuell im Ukraine-Konflikt. Um das zu glätten, würde doktrinbedingt auf effektiveres Material (takt. Kernwaffen) zurückgegriffen werden. Durchaus stimmig.
Ich weiß nicht, wie lange es für die russische Armee dauern würde, unter den erschwerten Bedingungen ihrer nahen Zukunft, ein Unteroffizierskorps aufzubauen. Vermutlich eineinhalb Jahrzehnte.
Dein BTG im Post Scriptum würde eine "aktuelle BTG, sogar im Bestzustand" tatsächlich hinter sich lassen. Der große Vorteil ist es ja Kraft wirklich nach vorne zu bringen. Das ist ein kolossaler Geschwindigkeitsvorteil. Und, was generell sehr unterschätzt wird: Steilfeuer ganz vorne angesiedelt, wird dann auf immer kleinere Ziele eingesetzt, was sich auf Gefechte auf Zugs- und Gruppenebene massiv auswirkt!
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Allgemein:
Was wenige wissen ist, dass es in der russischen Armee eine Art weitere Zwischenstufe zwischen Offizieren und Unteroffizieren gab und bedingt auch noch gibt. Eine eigene Gruppe de facto niedrigrangiger Offiziere, gesondert von den sonstigen Offizieren. Davon gab es in der späten Sowjetunion eine sehr große Anzahl und sie übernahmen in der russischen Armee in weiten Teilen de facto die Aufgaben des Unteroffizierskorps.
Bei der Militärreform der russischen Armee wurde diese eigene Halb-Offizierskaste dann massiv aufgelöst, davon ist kaum noch etwas übrig. Der Plan war diese komplett abzulösen und ihre Aufgaben vollständig auf Unteroffizierskorps und die richtigen Offiziere aufzuteilen. Man hielt (folgerichtig) eine vierte spezielle Laufbahn zwischen Offizieren und Unteroffizieren für überflüssig, sonst hätte man ja eben Offiziere, Halb-Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften gehabt.
Nur: dass man dann nachdem man diese Gruppe weitgehend zerschlagen hat plötzlich die Reform hinwarf und eben kein Unteroffizierskorps aufbaute. Damit wurde dieser Bereich eben noch weiter degradiert.
Es gab damals während der Reform auch den Vorschlag, diese Halboffiziersgruppe unter Verzicht auf ein Unteroffizierskorps noch auszubauen und anstelle eines solchen zu verwenden. Ein Argument der Militärreformer war, dass der bessere Sold dieser Gruppe dann fähigere Bewerber anziehen würde und man so sogar ein im Vergleich mit anderen Streitkräften de facto fähigeres "Unteroffizierskorps" hätte. Und dass es ja keine Rolle spielt wie man das ganze nennt und was für Dienstgrade das sind, vorausgesetzt die eigentliche Funktion wird erfüllt.
Diese noch sinnvollere Reform wurde jedoch gleich zu Beginn massiv blockiert und schlußendlich unisono vom regulären Offizierskorps abgelehnt und sabotiert (wie auch sonst vieles andere was die Pfründe der Offiziere auch nur ansatzweise bedrohen könnte, beispielsweise den Aufbau von ausreichend Reserveoffizieren oder die Verwendung von Studenten in der Reserve etc.
In Bezug auf das eigentliche Thema stellt sich in diesem Kontext die Frage, ob eine Regiments- oder eine Bataillonsstruktur besser für die Führbarkeit im modernen Krieg geeignet ist.
Wobei dann hier sofort die Frage zu stellen ist, was genau ein Regiment sein soll. Denn: ein klassisches Regiment besteht ja gerade eben aus mehreren Bataillonen !
Das was man heute so ein Regiment nennt, hat mit dem was es früher mal war nur noch wenig oder gar nichts mehr zu tun. Bei der Bundeswehr sind Regimenter im Endeffekt nur verstärkte Bataillone die ein paar Kompanien mehr haben. Früher aber erreichten Regimenter als Truppengattungsreine Verbände teilweise die Größe heutiger Brigaden. Da bestand dann eine Division aus vier Regimentern (Karree-Division) oder aus drei Regimentern (Triangulare Divisioin).
Solche klassischen richtigen Regimenter können wir also de facto mal gleich außen vor lassen, denn dann stellt sich die Frage Regiment oder Bataillon überhaupt gar nicht, ist das Regiment ja dann die übergeordnete Ebene des Bataillons.
Heutige Regimenter (in der Bundeswehr) bestehen aus mehr Kompanien, haben also mehr Untereinheiten. Dafür ist der Regimentsstab etwas größer.
Nehmen wir zum Vergleich mal ein heutiges Fallschirmjäger-Regiment vs ein Fallschirmjäger-Bataillon.
26. Regiment: 1 Stabs-/Versorungskompanie, 2 EGB Kompanien, 3 FSJäger Kompanien, 1 schwere Kompanie, weitere logistische Elemente (Kompanieäquivalent), Ergänzungstruppenteil (Kompanieäquivalent) (die Ausbildungskompanie lasse ich mal weg). Man kommt so auf 9 Kompanie-Äquivalente im Einsatz, also 9 dem Regimentsstab unterstellte Untereinheiten.
263. Bataillon (2015 aufgelöst): 1 Stabs-/Versorungskompanie, 1 EGB Kompanie, 2 FSJäger Kompanien, 1 schwere Kompanie, sonstige Elemente (Kompanieäquivalent). Man kommt so auf 6 Kompanie-Äquivalente, also 6 dem Bataillonstab unterstellte Einheiten.
Wenn wir also 18 Kompanie-Äquivalente haben, dann kann man diese folglich in 2 Regimenter oder in 3 Bataillone gliedern. An der Zahl der Kompanien ändert sich dabei nichts. Man spart sich aber bei einer Gliederung in Regimenter einen Bataillonsstab. Andererseits sind weniger Untereinheiten deutlich besser führbar als mehr Untereinheiten und 9 unterstellte Elemente sind eigentlich zuviel.
Damit das also funktioniert, bedarf es spezifischer Umstände und eines sehr hohen Könnens sowohl der Regimentsführung als auch insbesondere der Kompanieführer. Ob man diese Qualität dann überhaupt im Kampfeinsatz so aufrecht erhalten kann ist fragwürdig.
Von der Frage der Führbarkeit her sind daher auf den ersten Blick Bataillone deutlich besser, entsprechend gliedert man die Brigaden heute auch in solche.
Andererseits ist das Regiment ja eigentlich kein wirkliches Regiment im bisherigen klassichen Sinne, sondern ein mit zusätzlichen Kompanien versehenes Bataillon. Nun könnte man wiederum daran gehen diese Kompanien deutlich größer zu machen, um so die Anzahl der Kompanien per Regiment zu verringern. Dann hätte das Regiment die gleiche Zahl von Untereinheiten wie das kleinere Bataillon usw.
Das wurde beispielsweise in der kaiserlich japanischen Armee in bestimmten Verbänden so gemacht, um die Führbarkeit der sehr mannstarken Bataillone zu verbessern.
Beispielsweise:
"Regiment neu": 1 Stabs-Aufklärungskompanie (verstärkt), 4 FSJäger Kompanien (verstärkt), 1 Versorgungs-Kompanie (verstärkt)
Schon hat man nur noch 6 Elemente. Entsprechend müsste man dann aber auch in den Kompanien wiederum größere Züge vorsehen, und damit diese wiederum (nach unten wird dies immer relevanter!) im Gefecht führbar bleiben dort mehr Führungselemente.
Insgesamt betrachtet kann man daher mit einer solchen Struktur in Wahrheit keine Führungs-Elemente einsparen ! man verschiebt sich lediglich entweder nach oben oder nach unten. Man hat also entweder mehr Offiziere und mehr Stabseinheiten und Stabsangehörige (konventionelle Bataillonsstruktur), oder mehr Unteroffiziere und Gruppenführer etc auf den unteren Ebenen ("Regiments" Struktur).
Für den eigentlichen Kampf, für die taktische Ebene halte ich einen Schwerpunkt bei den Führern im unteren Bereich für besser. Also mehr Unteroffiziere, und deshalb die Regimentsstruktur für überlegen. Und ihre Führbarkeit weiter oben könnte man wie erklärt verbessern.
Wenn dem aber so ist, warum setzt sich dass dann nicht von selbst durch? Der Grund ist höchst einfach: das bedeutet weniger Offiziere, weniger Karriere für diese, weniger Möglichkeiten für das Offizierskorps. Entsprechend haben die Offiziere ein hohes Interesse daran dass der Schwerpunkt in der Führung woanders, nämlich oben bei ihnen liegt, aus selbstischen Gründen.
Wenn dem nicht aktiv entgegen gesteuert wird, erzeugt nicht zuletzt dies den allseits bekannten Wasserkopf. Diesem könnte man aber durch andere Strukturen entgegen wirken, wenn man dies wirklich wollte.
Was aber vor allem anderen dazu benötigt würde ist ein möglichst starkes, möglichst befähigtes Unteroffizierskorps. Auch mit einer deutlich besseren Bezahlung der Unteroffiziere, höheren Anforderungen an diese und einer besseren und weitergehenden Ausbildung für diese. Ein weitergehender Motivator könnte und sollte die Möglichkeit sein, durch bewiesene Leistung im Kampfeinsatz dann auch ohne die sonst geforderten schulischen und universitären Leistungen in den Offiziersstand aufzusteigen. Diese Aufwärtsmobilität ist heute viel zu gering, sie herzustellen könnte aber zusammen mit anderen Strukturen die Leistung insgesamt deutlich erhöhen.
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(25.04.2022, 19:42)Quintus Fabius schrieb: Für den eigentlichen Kampf, für die taktische Ebene halte ich einen Schwerpunkt bei den Führern im unteren Bereich für besser. Also mehr Unteroffiziere, und deshalb die Regimentsstruktur für überlegen. Und ihre Führbarkeit weiter oben könnte man wie erklärt verbessern. Prinzipiell bin ich der gleichen Ansicht, gerade mit Blick auf die BW-Auftragstaktik.
Wie siehst du diesbezüglich die Unterstellung von besonderen (Teil-)Einheiten unter Manöverelemente? Also z.B. schwere Kompanien, Aufklärungszüge etc. innerhalb von Infanterieeinheiten. Ich persönlich halte es für vorteilhafter, wenige Manöverelemente mit selbständig Aufträge durchführenden Sonderelementen zu kombinieren, anstatt zu viele direkt zu führende Elemente zu kombinieren. Also lieber in einem Regiment 3-4 Kampfkompanien mit Aufklärern, Mörsern etc. ergänzen, als 7-8 Infanteriekompanien geschlossen zu führen und alles weitere auf Brigadeebene zu koordinieren.
Zitat:Was aber vor allem anderen dazu benötigt würde ist ein möglichst starkes, möglichst befähigtes Unteroffizierskorps. Auch mit einer deutlich besseren Bezahlung der Unteroffiziere, höheren Anforderungen an diese und einer besseren und weitergehenden Ausbildung für diese. Ein weitergehender Motivator könnte und sollte die Möglichkeit sein, durch bewiesene Leistung im Kampfeinsatz dann auch ohne die sonst geforderten schulischen und universitären Leistungen in den Offiziersstand aufzusteigen. Diese Aufwärtsmobilität ist heute viel zu gering, sie herzustellen könnte aber zusammen mit anderen Strukturen die Leistung insgesamt deutlich erhöhen.
Das wäre auch mit Blick auf die Attraktivität der Mannschaftslaufbahn für Berufssoldaten ungemein von Vorteil und somit extrem hilfreich bei der Bekämpfung des Bewerbermangels.
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Äußerst interessant und gut beschrieben.
Auch ich sehe es als chancenträchtiger den Schwerpunkt der Truppenführung in den vorderen Bereich zu platzieren. Gerade bei den russ. BTGs war so frappierend, daß notfalls ein Generalsrang diese Lücke füllen muß. Diese Lücke darf es erst gar nicht geben.
Wenn es stimmt, daß Krieg ein Lernwettbewerb ist, dann muß das bis zur vordersten Spitze gelten. Dafür brauche ich den Charakter, die Ausbildung und den Posten des Anführers.
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Broensen:
Zitat:Wie siehst du diesbezüglich die Unterstellung von besonderen (Teil-)Einheiten unter Manöverelemente? Also z.B. schwere Kompanien, Aufklärungszüge etc. innerhalb von Infanterieeinheiten. Ich persönlich halte es für vorteilhafter, wenige Manöverelemente mit selbständig Aufträge durchführenden Sonderelementen zu kombinieren, anstatt zu viele direkt zu führende Elemente zu kombinieren. Also lieber in einem Regiment 3-4 Kampfkompanien mit Aufklärern, Mörsern etc. ergänzen, als 7-8 Infanteriekompanien geschlossen zu führen und alles weitere auf Brigadeebene zu koordinieren.
Man müsste hier halt eher von einer Regiments-Kampfgruppen- vs. Bataillons-Kampfgruppen Struktur sprechen, statt von Regimentern und Bataillonen.
Den reine klassiche Regimenter machen so heute keinen Sinn mehr. Entsprechend macht es auch gar keinen Sinn 7 - 8 Infanteriekompanien geschlossen irgendwo zu führen. Als Befürworter organischer Strukturen in denen sich bereits alle gründlich kennen machen auch aus solchen für den Friedensbetrieb eventuell interessanteren Friedensstrukturen keinen Sinn mehr.
Aber wäre ein "Regiment" mit 3 - 4 Kampfkompanien überhaupt ein Regiment? Warum dieses überhaupt noch so benennen, haben doch Bataillone schlußendlich auch eine solche Größe?!
Eine klassische Gliederung von mir seit vielen Jahren im Bereich der Infanterie zum Vergleich:
Kommando (Regimentskampfgruppe) zu 1 Stabs-Fahne (verstärkte Kompanie) 200, 1 Feuerunterstützungs-Fahne (verstärkte Mörserkompanie) 200, 4 Infanterie-Fahnen (verstärkte Infanteriekompanien je 200. Somit käme diese leichte Infanterie-Einheit auf 1200 Mann, mit einer immens großen Stärke an real einsetzbarer Infanterie, bei real nur 6 Untereinheiten.
Zum direkten Vergleich: das Jäger-Regiment 1 hatte 1800 Mann (also einiges mehr), und war in 10 Kompanien gegliedert. Nun ist das dahingehend interessant, dass damit die Kompanien querschnittlich 180 Mann hatten ! was ja wenn ich eine solche Stärke fordere immer massivst kritisiert wird und ins Lächerliche gezogen. Tatsächlich hatten die Kampfkompanien hier natürlich deutlich weniger und kamen noch weitere logistische und sonstige Elemente außerhalb der Kompanien hinzu.
Das von mir hier skizzierte Kommando (Regimentskampfgruppe) hätte aber de facto mehr real einsetzbare Infanterie gehabt. Es benötigt dann als echte leichte Infanterie auch weniger bestimmte Kampfunterstützungstruppen, beispielsweise weniger Pioniere, Versorgung etc
Wenn man aber den Bereich der leichten Infanterie verlässt, dann steigt der notwendige Anteil solcher Kampfunterstützungstruppen natürlich steil an.
Daraus ist meine Schlußfolgerung, dass Bataillonskampfgruppen zu klein sind, und von der Größe her gar nicht das ausreichend mitführen können was eben notwendig ist. Bataillonskampfgruppen gingen meiner Meinung nach beispielsweise bei echter leichter Infanterie, sind aber bei mechanisierten Einheiten bereits zu beschränkt von der Mannzahl her um all das in ausreichender Quantität mit "reinzupacken" was da erforderlich ist. Entsprechend wäre eine Regiments-Kampfgruppe durchhaltefähiger und hätte mehr Kampfkraft. Sie wäre aber immer noch völlig ausreichend beweglich und kompakt.
Deshalb benötigt man entsprechende Zusatzelemente (Aufklärung, schwere Kompanien etc) direkt in dem "Regiment" - also der Regiments-Kampfgruppe. Und auch die eigentlichen Kampftruppeneinheiten müssen zahlenmässig stärker sein, deshalb ja eine Regimentskampfgruppe und keine Bataillonsstruktur. Damit es davon aber nicht zu viele werden, vergrößert man einfach die Kampftruppeneinheiten ebenfalls (etwas).
Querschnittlich betrachtet müssen sie dazu von der Größe her gar nicht so sehr vergrößert werden. Etwas größer genügt schon, und man hat mehr Kampftruppe (Regimentsstärke statt Bataillonsstärke) und trotzdem zugleich weniger Untereinheiten.
An dieser Stelle wird mir dann immer eine Milchmädchenrechnung vorgeworfen, weil die Gesamtzahl ja keine andere sei, sondern man diese nur anders gliedern würde etc, aber es verändert wie schon oben beschrieben eben erheblich die Gewichtung bei der Führung. Natürlich kann man immer argumentieren, dass dann beispielsweise 3 Bataillons-Kampfgruppen im Endeffekt genau das gleiche liefern wie 2 Regiments-Kampftruppen, weil beispielsweise Mannzahl und Systeme praktisch gesehen gleich sind, aber die Führungsfrage ist hier meiner Meinung nach die entscheidende und wo exakt diese Mannzahl eingesetzt wird und in welchem Verhältnis.
Zur allgemeinen Erheiterung mal ein Regiment wie es früher mal war ! Der Kaiserlich Japanischen Armee von ca 1939, Standard-Größe (es gab auch deutlich größere):
HQ Kompanie mit 176 Mannn, Fernmelde Kompanie mit 132 Mann, Artillerie-Einheit (75mm) mit 122 Mann, Panzerabwehr-Einheit (PaK) mit 116 Mann, Drei Infanteriebataillone mit jeweils 1099 Mann (zusammen 3297 Mann), Pionier-Einheit mit 100 Mann. Summa Summarum 3943 Mann.
Die meisten japanischen Regimenter stiegen dann vom Umfang her alsbald auf 4831 Mann weil man die Mannzahl der Standard-Einheiten als unzureichend für einen ernsthaften Krieg betrachtete und es gab sogenannte verstärkte Regimenter (Typ A) mit bis zu 5687 Mann.
Man vergleiche das mal mit Heute.
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Zitat:... weil die Gesamtzahl ja keine andere sei, sondern man diese nur anders gliedern würde etc. ...
Die komplette Mannzahl entspricht der Gesamtfläche einer Immobilie. Die Aufteilung ist viel entscheidender.
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Danke, Quintus. Ich tu' mich zwar mit "Kommando" und "Fahne" schwer, aber die Grundtendenz entspricht auch meinen Vorstellungen.
Und es gibt ja auch kaum eine Verbandskategorie, die sich in vielfältigeren Ausgestaltungen finden lässt, als das Regiment. Da halte ich es schon für vertretbar, diesen traditionellen Begriff für eine gemischte Kampfgruppe zu verwenden, auch wenn das nicht dem historischen Ursprung entspricht.
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