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Nein, vielen Dank für die Vernetzung.
Allgemein:
Das ISW vermutet, dass die Russen eine Großoffensive aus dem Raum um Sawtowe herum in Richtung Westen führen werden, um die Oblast Luhansk wieder komplett einzunehmen:
https://understandingwar.org/backgrounde...ry-25-2023
Zitat:Russian forces may be engaging in limited spoiling attacks across most of the frontline in Ukraine in order to disperse and distract Ukrainian forces and set conditions to launch a decisive offensive operation in Luhansk Oblast. Russian forces have re-initiated offensive operations, namely limited ground attacks, on two main sectors of the front in the past few days—in central Zaporizhia Oblast along Kamianske-Mali Shcherbaky-Mala Tokmachka line and in the Vuhledar area of western Donetsk Oblast.[1] Ukrainian officials have noted that these attacks are conducted by small squad-sized assault groups of 10 to 15 people and are aimed at dispersing Ukrainian defensive lines.[2] The size and nature of these attacks suggest that they are more likely spoiling attacks that seek to distract and pin Ukrainian forces against discrete areas of the front than a concerted effort to relaunch offensive operations to gain ground in the central Zaporizhia and western Donetsk directions.
Zitat:The Russian military appears to be shifting its focus towards conventional forces and away from the non-traditional force structure of the Wagner Group, potentially in preparation for a decisive effort in Luhansk Oblast. On the strategic level, certain changes to Russian command reflect a gradual transition away from reliance on unconventional force groupings such as Wagner and towards supporting and empowering conventional Russian elements.
Zitat:The array of conventional forces across the Luhansk Oblast frontline suggests that Russian forces may be preparing for a decisive effort in this sector, supported by limited spoiling attacks elsewhere on the frontline to distract and disperse Ukrainian forces. ISW has previously discussed indicators of a potential decisive Russian effort in Luhansk Oblast.[8] Taken in tandem with a variety of intelligence statements that Russia is preparing for an imminent offensive operation in the coming months, it is likely that a decisive effort in Luhansk Oblast would be an offensive one.[9] The most probable course of a Russian offensive action in Luhansk Oblast would be premised on launching an attack along the Svatove-Kreminna line, supported by critical ground lines of communication (GLOCs) that run into major logistics hubs in Luhansk City and Starobilsk, in order to reach the Luhansk Oblast administrative border and complete the capture of the remaining part of Luhansk Oblast that is still Ukrainian-controlled.
Da eine solche Offensive zu dieser Zeit für die Russen schädlich und dumm wäre, halte ich es durchaus für wahrscheinlich, dass sie tatsächlich stattfindet.
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Zu einem der am meisten unterschätzten und am wenigsten genannten Aspekte des Ukrainekrieges - der Minenkriegsführung:
https://www.youtube.com/watch?v=DJ3Wi-DSwIg
Der Ukrainekrieg zeigt einmal mehr auf, wie wesentlich Minen sind, wie wirksam, effektiv und sinnvoll. Ein massiver Ausbau unserer Fähigkeiten im Minenkrieg, insbesondere unserer offensiven Fähigkeiten damit wäre eine der entscheidenden Schlussfolgerungen aus dem aktuellen Geschehen.
Weitere Beiträge von Oberst Reisner et al zur aktuellen Lage:
https://www.youtube.com/watch?v=ol5_zkPCxQk
dezidiert ab 09:22
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(25.01.2023, 22:06)Rudi schrieb: Das ist auch absolut mein Eindruck. Eine Relativierung der Gefahr durch Rußland wäre höchst kontraproduktiv.
Mein ganz persönliches Gefühl, wenn ich ihn sehe. Er haßt die Russen (als Angreifer) und kann das geradeso mit Mühe hinter einer professionellen Mine verbergen. Einer seiner ukrainischen Freunde ist ja bereits am Anfang des Krieges gefallen.
Hatten wir das schon ?
https://www.youtube.com/watch?v=u33XktOuSNk
Da ist meines Erachtens allerhöchste Vorsicht geboten. Dies ist und bleibt eine Black Box - und er ist sich seiner Außenwirkung sehr wahrscheinlich extrem bewusst. Das kann zwar alles durchaus sein, aber meiner ganz persönlichen Meinung nach würde ich dies insofern eher nicht Hass nennen - er ist Profi und kalkuliert eher sachlich kühl, gerade bei der möglicherweise gezielten Überhöhung des russischen Gegners (besser so als andersherum). Aber genau das unterscheidet ihn meines Erachtens von so vielen Zweckoptimisten, er mahnt dazu, die russische Seite auf keinen Fall zu unterschätzen. Schaut man sich dagegen verschiedene andere Statements etlicher anderer Militärs und Sicherheitsexperten an, so haben wir auf der einen Seite oft die völlig überzogene Euphorie oder aber extreme Schwarzmalerei (beides jeweils aus einer Sicht bezüglich ukrainischer Fähigkeiten und Möglichkeiten). Natürlich unterliegt auch er so manchem Irrtum (er ist nunmal kein Wirtschaftsfachmann oder Experte für Energieversorgungsfragen - hier lag er augenscheinlich deutlich daneben, hat dies aber vorsorglich durch den ausdrücklichen Gebrauch des Konjunktivs selber wieder relativiert). Rückwärts betrachtet scheint es oft so als wäre der Verlauf alternativlos oder gar logisch gewesen (genau diesen Punkt hat er in einem seiner früheren Videos sehr treffend thematisiert). In der jeweils vorliegenden aktuellen Situation gibt es aber sehr viele mögliche Szenarien und diese hängen oftmals schlicht von Kleinigkeiten bzw. nicht vollkommen vorhersehbaren Faktoren ab, wie zum Beispiel dem Wetter - und von derartigen Überraschungen weiß ich als Alpinist eine Menge zu berichten ;-) Das sind immer nur Wahrscheinlichkeitsrechnungen und plötzlich funkt ein mikroklimatischer Faktor dazwischen und im Nachbartal scheint tagelang die Sonne während es rundherum regnet.
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Mal eine Frage reingeworfen - hat jemand eine begründbare Meinung zum Umfang möglicher Ukrainischer Reserven?
Aktuell scheint ja von 'alles an der Front, kurz vor am Ende' bishin zu 'mehrere Armeekorps kurz vorm losrollen' vieles denkbar.
Zaluzhnyi sprach ja vor Weihnachten in einem Interview davon, dass er die Front nicht um jeden Preis halten werde und versucht Reserven für das nächste Jahr zu bilden. Gleichzeitig wurde/wird mindestens an der Bakhmut-Front kräftig rotiert und Einheiten regelmäßig aus der Front gezogen.
Im Gegensatz dazu ist es wmgl schwer verständlich, das substantielle Reserven zurückgehalten werden, anstatt die zunehmend prekäre Lage dort wenigstens temporär zu stabilisieren.
Gleichzeitig habe ich wiederrum dein Eindruck, dass aktuell relativ viel Militärhilfe in einem ziemlich großen Schwarzen Loch verschwindet und quasi nirgendwo auftaucht. Wobei das wiederrum ein Punkt für sich ist, das Bildmaterial ist und bleibt kümmerlich und wird eher dürftiger. Von daher könnte man sich täuschen.
Müsste ich eine Aussage treffen würde ich in Richtung 4, vielleicht 6 reguläre Heeresbrigaden gehen, die aktuell nicht eingesetzt werden. Aber das ist mehr Bauchgefühl als irgendein belastbarer Hintergrund.
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Das ist eine kaum beantwortbare Frage. Fakt ist, dass die Ukrainer jetzt schon mehrere Mobilisierungswellen hintereinander durchgeführt haben, aktuell könnten sie in Wahrheit schon bei der 8 oder 9 Mobilisierungswelle sein.
Die Ausbildung vieler ukrainischer Zwangsverpflichteter (und auch in der Ukraine werden junge Leute mit Gewalt und allen Mitteln zwangseingezogen, gibt es enorme Mengen an jungen Männern die davor ins Ausland fliehen oder dies versuchen und gibt es Gewaltanwendung des Staates gegen Wehrdienstverweigerer etc) ist teilweise sehr unzureichend, die Ausrüstung ist querschnittlich gesehen schlecht. Entsprechend haben viele neu aufgestellte ukrainische Einheiten trotz einer querschnittlich höheren Moral / Disziplin (im Vergleich zu den Russen) einen sehr niedrigen Kampfwert. Sie können daher nur bedingt an der Front eingesetzt werden.
Dazu kommt noch die Territorialverteidigung welche ja primär eigentlich im rückwärtigen Raum der Armee zuarbeiten soll, vor allem auch logistisch und in welcher ebenfalls viele Reserven eingebunden sind. Und dann muss die Ukraine entlang der weißrussischen Grenze und nördlich von Kiew einiges an Verbänden abstellen, ebenso zumindest gewisse Sicherungselemente in Richtung Transnistrien und schließlich sind gar nicht so geringe Mengen an ukrainischen Soldaten in Polen in Ausbildung bzw. auch in westlichen Ländern zu diesem Zweck von Engelland bis zur Bundesrepublik. Dazu kommen noch erhebliche Mengen an Verletzten deren Einsatzfähigkeit aber wieder hergestellt werden kann und die dann oft ebenfalls zunächst mal noch als Ausbilder tätig sind oder in neu gebildete Verbände eingezogen werden etc
Insgesamt gesehen ist es daher mein rein persönlicher Eindruck, dass die ukrainischen Reserven rein quantitativ (bloße Mannzahl) deutlich größer sind als dies oft wahrgenommen wird. Rein von der Mannzahl her halte ich daher meiner rein persönlichen Ansicht nach eher 10 bis 12 Heeresbrigaden für realistisch, ABER: dass betrifft die bloße Quantität, während die Qualität dieser Verbände teilweise sehr fragwürdig sein dürfte. Meine rein persönliche Meinung ist, dass die Ukraine systematisch eine erhebliche strategische Reserve aufbaut und aktuell gerade mitten drin in diesem Aufbau ist. Deshalb auch das Rotieren der Einheiten, um Kampferfahrung zu gewinnen, die Qualität der Verbände zu heben und fortwährend erfahrendere Soldaten zu generieren die man dann als Rückgrat in diese wachsende strategische Reserve einbaut.
Zu der sich in Luft auflösenden Militärhilfe sollte man anmerken, dass diese natürlich auch in erheblichem Umfang abgenutzt wird und teilweise auch die Russen wiederum ukrainisches Militärmaterial erbeutet haben oder immer noch erbeuten. Die Ukrainer gehen zudem mit dem zur Verfügung gestellten Material nicht gerade sparsam um, dass können sie sich auch militärisch nicht leisten, obwohl sie es eigentlich müssten. Ein gutes Beispiel dafür sind Panzerabwehrhandwaffen, welche von den Ukrainern geradezu inflationär verbraucht werden. Wenn man den dort nachweisbaren Verbrauch auch nur bedingt auf andere Bereiche überträgt, dann braucht es kein Schwarzes Loch als Erklärung, dass ganze Material wird einfach so hektisch wie möglich verfeuert und verbraten um damit irgendwie was zu reißen.
Ganz allgemein ist es mein Eindruck, dass die ukrainische Führung davon ausgeht (oder ausgehen muss), dass der Westen immer weiter in erheblichem Umfang liefern wird und dass auch die Folgekosten des Krieges und für den Wideraufbau vom Westen getragen werden. Anders lassen sich etliche Entscheidungen der Ukrainer ansonsten eigentlich nicht nachvollziehen. Man muss sich dort recht sicher darüber sein, dass man auch in Zukunft weiter aus dem Vollen schöpfen kann.
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Von Perun über den Verfall der russischen Streitkräfte:
https://www.youtube.com/watch?v=hx5mTslkUBs
Und über den aktuellen Stand an der Front von MACRONOMIST:
https://www.youtube.com/watch?v=H-heyTL40pM
Lagebericht #167 des Russisch-Ukrainischen Kriegs - Update vom 28.01.2023
Erstaunlich dass dieser Kanal so wenig Beachtung findet im Vergleich zu anderen die deutlich weniger liefern im Verhältnis.
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@Nightwatch
Zitat:Gleichzeitig wurde/wird mindestens an der Bakhmut-Front kräftig rotiert und Einheiten regelmäßig aus der Front gezogen.
Im Gegensatz dazu ist es wmgl schwer verständlich, das substantielle Reserven zurückgehalten werden, anstatt die zunehmend prekäre Lage dort wenigstens temporär zu stabilisieren.
Das muss im Grunde nicht schlecht sein. Diese Art Rotationen können sogar den qualitativen Querschnitt der Truppe erhöhen. D. h. dadurch, dass Frontverbände im regelmäßigen Abstand aus dem Kampf herausgenommen und ihnen Erholungsphasen ermöglicht werden, sorgt man sogar für eine Verbesserung der Kampfbefähigung. Einerseits erhalten die Truppen beständig Erfahrung und bleiben an sich im Kern weitgehend erhalten - und zugleich bekommen auch neu aufgestellte Einheiten die Chance, Kampferfahrungen zu sammeln (bevor auch sie dann wieder herausgenommen werden) bzw. können erfahrene Soldaten ihr Wissen an Neuzugänge vermitteln - und andererseits wird es vermieden, dass erfahrenere Verbände bis zum völligen Verschleiß ausbluten und dann mit hastig rekrutierten Newbies, deren Kampfwert zweifelhaft wäre, die Löcher gestopft werden müssen. Insofern ist diese Vorgehensweise der Rotation durchaus vernünftig.
Zitat:Gleichzeitig habe ich wiederrum dein Eindruck, dass aktuell relativ viel Militärhilfe in einem ziemlich großen Schwarzen Loch verschwindet und quasi nirgendwo auftaucht. Wobei das wiederrum ein Punkt für sich ist, das Bildmaterial ist und bleibt kümmerlich und wird eher dürftiger.
Das fiel mir auch schon auf, zumindest sind die Filmchen, die überall auftauchen, oftmals noch solche, die man vom letzten Sommer her noch kennt. D. h. wirklich viel neues Bildmaterial, etwa gerade aus den Winterkämpfen, findet man nur relativ wenig. Und häufig sind es dann Bilder, deren Location quasi nicht nachvollziehbar ist. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob dies dem Umstand des Versickerns von Lieferungen geschuldet ist oder aber ob die Ukrainer nicht einfach nur vorsichtiger geworden sind mit den Veröffentlichungen, da erkennbar die Russen mittlerweile auch etwas vorsichtiger sind bzw. zumindest in der Tendenz etwas befähigter versuchen im Vorfeld aufzuklären? Gut möglich also, dass man sich einfach nicht mehr so arg medial aus dem Fenster lehnen will, weil der Gegner etwas genauer hinschaut...
Schneemann
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Der Hauptgrund dafür dass man vom gelieferten Material und der Truppenstärke der Ukraine in letzter Zeit wenig gesehen hat dürfte die Logistik sein. Woran es da genau hapert könnte ich nur mutmaßen. Ich denke dass es inzwischen einen signifikanten Mangel an tauglichen Transportfahrzeugen gibt. Diesen versucht man durch Einsatz von Zivilfahrzeugen wie Pickups und PKW auszugleichen.
Sollte es stimmen dass Wagner nun in Klishchiivka und Blahodatne steht dann sind sie schon verdammt nah an den Hauptnachschublinien nach Bakmut dran. Die Zeit wäre dann wohl reif für das Szenario von Quintus.
Zitat:Ukrainian troops here described mounting difficulties in stopping the Russian advances around Bakhmut, the site of this winter’s heaviest fighting in the 11-month-old war.
Russia on Sunday claimed the capture of another village in the Bakhmut area as its forces try to surround the city and force a Ukrainian retreat.
Zitat:To the north, Yevgeny Prigozhin, head of the Wagner Group paramilitary force that has spearheaded the Russian attack on Bakhmut, claimed on Sunday that the unit had captured the village of Blahodatne. Ukraine’s armed forces disputed the claim, saying that their troops had repelled Russian attacks on Blahodatne.
Klishchiivka, to the southwest, was now under Russian control, soldiers in the area said, and Ukrainians are fighting to hold onto Ivanivske, due west of Bakhmut. Only one road into Bakhmut, from the northwest, remains entirely in Ukrainian control.
https://www.wsj.com/articles/ukraine-ask...1674990772
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(29.01.2023, 10:40)Schneemann schrieb: @Nightwatch
Das muss im Grunde nicht schlecht sein. [...] Insofern ist diese Vorgehensweise der Rotation durchaus vernünftig. Natürlich. Das Argument ging insofern in die Richtung - weil die Ukrainer kräftig rotieren und einzelne Verbände nicht an der Front verbleiben bis sie aufgerieben sind liegt der Schluss nahe, dass doch noch recht substantielle Reserven vorhanden sind.
Gleichzeitig stellt sich halt angesichts der Lage um Bakhmut die Frage, ob die (lokalen) Reserven nicht viel aggressiver eingesetzt werden müssen um die Situation nocheinmal zu stabilisieren.
Ansonsten ist es doch mittlerweile absehbar, dass Bakhmut in den nächsten Wochen geräumt werden muss. Der Umstand das hier nichts passiert und man gleichzeitig anscheinend weiterhin gewillt ist, dort fast bis zum letzten zu halten könnte wiederum ein Indiz sein, dass (lokal) keine ausreichenden Reserven mehr vorhanden sind.
Zitat:Gut möglich also, dass man sich einfach nicht mehr so arg medial aus dem Fenster lehnen will, weil der Gegner etwas genauer hinschaut...
Weiß nicht ob Bildmaterial das Stunden/Tage/Wochen später veröffentlicht wird für die Gegenseite in irgendeinen nennenswerten Wert hätte, zumal bei den Russen der Informationsfluss nach vorne ja doch eher ausbaufähig zu sein scheint.
Eine Erklärung für fehlendes Bildmaterial zu gelieferter westlicher Hardware könnte halt sein, dass man aktuell dabei ist diese Kräfte erst aufzubauen und etwaige Bildlieferanten im Training besser zu kontrollieren sind als an der Front.
lime schrieb:Der Hauptgrund dafür dass man vom gelieferten Material und der Truppenstärke der Ukraine in letzter Zeit wenig gesehen hat dürfte die Logistik sein. Woran es da genau hapert könnte ich nur mutmaßen. Ich denke dass es inzwischen einen signifikanten Mangel an tauglichen Transportfahrzeugen gibt. Diesen versucht man durch Einsatz von Zivilfahrzeugen wie Pickups und PKW auszugleichen. Am Einsatz von Zivilfahrzeugen ist doch nichts falsches. Und wenn dem so wäre könnte der Westen im ganz erheblichen Umfang und politisch völlig problemlos LKWs schicken.
Zitat: Sollte es stimmen dass Wagner nun in Klishchiivka und Blahodatne steht dann sind sie schon verdammt nah an den Hauptnachschublinien nach Bakmut dran. Die Zeit wäre dann wohl reif für das Szenario von Quintus.
Nachdem die Russen es endlich kapiert haben, dass es besser ist die Flanken anzugreifen als direkt gegen die Stadt anzurennen... ohne einen Entlastungsangriff wird Bakhmut in den nächsten Wochen geräumt werden müssen. Wobei mich mal wieder das dumpfe Gefühl beschleicht, dass dort schon garnicht mehr so viele Ukrainer stehen.
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https://www.rand.org/pubs/perspectives/PEA2510-1.html
Zitat:Discussion of the Russia-Ukraine war in Washington is increasingly dominated by the question of how it might end. To inform this discussion, this Perspective identifies ways in which the war could evolve and how alternative trajectories would affect U.S. interests. The authors argue that, in addition to minimizing the risks of major escalation, U.S. interests would be best served by avoiding a protracted conflict. The costs and risks of a long war in Ukraine are significant and outweigh the possible benefits of such a trajectory for the United States. Although Washington cannot by itself determine the war's duration, it can take steps that make an eventual negotiated end to the conflict more likely.
The Perspective highlights four policy instruments the United States could use to mitigate these impediments: clarifying plans for future support to Ukraine, making commitments to Ukraine's security, issuing assurances regarding the country's neutrality, and setting conditions for sanctions relief for Russia.
Erstaunliche Töne.
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Warum? Ein langer Krieg ist von vielen genausowenig gewollt wie notwendige Waffenlieferungen für einen raschen Sieg der Ukraine.
Das Paper stellt dann insofern nur die Folgerungen aus dieser Gemengelage vor. Einen gangbaren Weg zu einer akzeptablen Lösung haben sie aber auch nicht anzubieten, weswegen man zuallererst halt mal die Grundannahme überdenken sollte. Es ist und bleibt halt nicht irgendwie nützlich/sinnvoll/angemessen/bedacht/deeskalierend (pick bs of your choice) der Ukraine umfassende Waffenlieferungen zu verweigern. . Solange das aber nicht geschieht wird es mangels Durchhaltewillens im Westen zwangsläufig irgendwann auf halbgare wie langfristig katastrophale Übergangslösung hinauslaufen. Die wird dann von allen im Westen gefeiert werden und früher oder später wird man überrascht feststellen, das garnichts gelöst ist und der nächste Krieg vor der Tür steht.
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Ein Blick auf das internationale Parkett - eine Stimme aus Brasilien:
Zitat:Keine Munition, aber...
Lula will gemeinsam mit Xi im Krieg vermitteln
Schon kurz nach Kriegsbeginn fragt Deutschland bei Brasilien Munition für Gepard-Panzer an. Die werde man nicht liefern, stellt Präsident Lula jetzt klar. Helfen könne Brasilien dennoch: als Vermittler bei Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland. Dabei macht er deutlich, dass er die Schuld auf beiden Seiten sieht.
Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat eine Vermittlungsinitiative Brasiliens und Chinas für eine Beendigung des Ukraine-Kriegs vorgeschlagen. "Es ist notwendig, eine Gruppe von Ländern zu bilden, die stark genug ist und respektiert wird, und sich mit den beiden an einem Verhandlungstisch zusammenzusetzen", sagte Lula in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz in der brasilianischen Hauptstadt Brasília. Er habe bereits mit Scholz und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron über die Initiative gesprochen. [...]
Erneut kritisierte Lula den ukrainischen Präsidenten Selenskyj für seine Haltung im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. "Ich glaube, Russland hat den klassischen Fehler begangen, in das Territorium eines anderen Landes einzudringen", sagte er. "Aber ich denke immer noch: 'Wenn einer nicht will, streiten zwei nicht.'"
https://www.n-tv.de/politik/Lula-will-ge...81189.html
Auch wenn Lula als linker Volkstribun durchaus seine Verdienste hat bei der Unterstützung der ärmeren Schichten hat, was ich auch durchaus begrüßenswert finde (denn brasilianischen, innenpolitischen Machtkampf um seine Person nun mal außen vor gelassen), so frage ich mich, wie er denn reagieren würde, wenn ein Nachbar Brasilien angreift, z. B. den Mato Grosso erobert, diesen dann mit inszenierten Abstimmungen aus dem brasilianischen Staatsgebiet herausbricht und dann ein Stellungskrieg mit zehntausenden Opfern verursacht und dann Selenskyj und Putin ihm sagen würden, dass er [Lula] ja auch mitverantwortlich sei und sich doch bitte um einen Frieden bemühen solle? Vermutlich würde es einen Aufschrei der Empörung von ihm geben...
Hinzu kommt auch, dass China, welches Lula hier mit bemüht, nicht so ganz neutral ist, sondern vor einigen Tagen klar sagte, dass man den USA die Schuld an diesem Krieg geben würde. Dazu:
Zitat:China gibt den USA die Schuld am Krieg: Peking bleibt wenig überraschend bei seinem Skript
Kurz vor dem Besuch des US-Außenministers erneuert China seine Schuldzuweisung. Wen das überrascht, der verschließt seit einem Jahr die Augen vor Pekings Treue zum Aggressor Russland. [...]
China gibt den USA die Schuld am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Was die Außenamtssprecherin Mao Ning am Montag vor Reportern sagt, ist eine Nachricht – aber ganz sicher keine Neuigkeit. [...] Stunden nachdem Putin Kiew bombardieren lässt, verurteilt Außenamtssprecherin Hua Chuanying nicht Russland, sondern „diejenigen, die den USA im Fächeln der Flammen folgen und dann die Schuld auf andere schieben“. [...] Nun, am 30. Januar 2023, fast exakt ein Jahr nach der Pekinger Freundschaftserklärung „ohne Grenzen“ zwischen China und Russland, folgt die nächste Strophe im alten Lied der Schuldumkehr. „Die USA sind es, die die Ukraine-Krise ausgelöst haben“, sagt Sprecherin Mao. Washington verlängere durch Waffenlieferungen den „Konflikt“.
https://www.tagesspiegel.de/internationa...66982.html
Schneemann
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(31.01.2023, 09:46)Schneemann schrieb: Ein Blick auf das internationale Parkett - eine Stimme aus Brasilien:
https://www.n-tv.de/politik/Lula-will-ge...81189.html
Auch wenn Lula als linker Volkstribun durchaus seine Verdienste hat bei der Unterstützung der ärmeren Schichten hat, was ich auch durchaus begrüßenswert finde (denn brasilianischen, innenpolitischen Machtkampf um seine Person nun mal außen vor gelassen), so frage ich mich, wie er denn reagieren würde, wenn ein Nachbar Brasilien angreift, z. B. den Mato Grosso erobert, diesen dann mit inszenierten Abstimmungen aus dem brasilianischen Staatsgebiet herausbricht und dann ein Stellungskrieg mit zehntausenden Opfern verursacht und dann Selenskyj und Putin ihm sagen würden, dass er [Lula] ja auch mitverantwortlich sei und sich doch bitte um einen Frieden bemühen solle? Vermutlich würde es einen Aufschrei der Empörung von ihm geben...
Hinzu kommt auch, dass China, welches Lula hier mit bemüht, nicht so ganz neutral ist, sondern vor einigen Tagen klar sagte, dass man den USA die Schuld an diesem Krieg geben würde. Dazu:
https://www.tagesspiegel.de/internationa...66982.html
Schneemann
Die Antwort Brasilien ist doch rein diplomatisch anzusehen. In Wahrheit dürfte Brasilien Rußland und China wesentlich näher stehen als der westlichen Welt. Nur will man dies eben nicht offen kommunizieren. Meines Erachtens dürfte man auch vor der Anfrage an Brasilien schon gewusst haben dass es mit Munitionslieferungen etc. nichts werden wird. Die Anfrage selbst diente dann wohl nur der Verifizierung der eigentlich schon bekannten Situation.
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Medial kippt die Stimmung langsam, obwohl am Boden seit Monaten nicht mehr viel passiert ist.
Zitat:So bitter es ist: Ein Sieg der Ukraine wird täglich unwahrscheinlicher. Kiews Armee gehen Leute und Material aus, der Feind stellt sich besser ein und verfügt über gewaltigen Nachschub. Kein Wunder, dass westliche Diplomaten nun immer häufiger von Waffenstillstand sprechen.
https://www.welt.de/debatte/kommentare/p...Aa7KiGlWLs
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Das ist ja gerade das Problem, es passiert nichts weil man hübsch zuwartet und dabei zusieht wie die Russen erstarken. Es gab in diesem Krieg schon einige strategische Gelegenheiten die man hätte ergreifen können - und man ist jedesmal zielsicher im Tiefschlaf daran vorbeigesegelt.
Davon ab, einige Artikel in der Presse muss man auch nicht überbewerten, zumal Christoph B. Schiltz seit Kriegsbeginn in dieses Horn stößt. Ich habe allerdings kein Abo, wäre interessant wenn jemand eine Zusammenfassung posten könnte.
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