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Die Lage in Bergkarabach verschärft sich weiter - und genau genommen sehe ich wenig Optionen, wie die seitens Aserbaidschan ausgelöste Krise bzw. durchgesetzte Blockade beendet werden könnte. Baku scheint hier im Stillen darauf zu setzen, dass die Blockade greift und Bergkarabach mehr oder minder ohne größere Proteste der Weltgemeinschaft an Aserbaidschan zurückfällt. Und nachdem der frühere, regulierende Einfluss Moskaus immer mehr ein selbst verschuldeter Totalausfall ist, könnte es durchaus sein, dass Alijew - in Anlehnung an die Großmachttöne aus Ankara - darauf baut, seinen Plan mithilfe der turkstämmigen Achse durchzusetzen.
Es kann aber auch bedeuten, dass es einen neuen Krieg gibt...
Zitat:Blockade der Versorgungsroute
Aserbaidschan hungert Bergkarabach aus [...]
Seit dem 12. Dezember 2022 reduzierte die Regierung von Aserbaidschan schrittweise die Versorgung über die einzige Versorgungsroute zwischen Bergkarabach und Armenien, den Latschin-Korridor, zunächst mittels einer vorgeblichen Protestaktion von Öko-Aktivisten, seit Ende April mit einem Kontrollpunkt am Grenzübergang von Armenien nach Aserbaidschan. Die Regierung in Baku spricht vom Recht auf Kontrolle über das eigene Territorium und der Notwendigkeit, Waffentransporte in die Region zu unterbinden. [...]
Russische Soldaten sollten demnach den fünf Kilometer breiten Landstreifen kontrollieren. Die Vereinbarung beendete einen 44 Tage währenden Krieg, bei dem Aserbaidschan Territorium zurückerobert hatte, das Armenien seit Beginn der 1990er-Jahre besetzt gehalten hatte. [...]
Für die armenische Bevölkerung in Bergkarabach wurde das Leben seither immer prekärer. In den vergangenen Monaten ließ Aserbaidschan nur noch Fahrzeuge der russischen Truppen und des Internationalen Roten Kreuzes mit schwer kranken Patienten und lebenswichtigen Medikamenten passieren, und dies immer seltener. Inzwischen bleibt den Bewohnern in Bergkarabach nur noch, was sie an Vorräten übrig haben, was sie unter Wucherpreisen den russischen Soldaten abkaufen können und was in ihren Gärten und auf ihren Feldern wächst. [...] Außerdem ist die Gas- und die Stromversorgung aus Armenien unterbrochen. Die Führung von Bergkarabach sah sich gezwungen, zur Stromerzeugung den Betrieb der Wasserkraftwerke zu forcieren, weshalb nun immer häufiger auch die Wasserversorgung ausfällt. Mittlerweile beklagen die Bewohner Mangelernährung und gesundheitliche Folgeprobleme wie Fehlgeburten. [...]
Die EU, die USA, Russland und andere Staaten warnten Alijew und drangen auf den Fortgang der von ihnen vermittelten Friedensverhandlungen. Alijew, zwar auf internationale Investitionen angewiesen, setzt er aber nach wie vor auf die Umsetzung seiner Maximalforderungen. In Bergkarabach ist das die vollständige Assimilierung der Armenier in den aserbaidschanischen Staat. Entsprechend fürchten diese, schrittweise ihre Eigenständigkeit zu verlieren, wenn nicht ganz vertrieben zu werden. Entsprechend verstehen sie die Entsendung von Hilfsgütern aus Baku als Versuch, Abhängigkeiten zu schaffen. Zudem lässt Aserbaidschan seit dem 20. August verstärkt Armenier in Begleitung der russischen Truppen aus Bergkarabach ausreisen - ohne eine Sicherheit auf Rückkehr. Die Zahl der Ausgereisten könnte inzwischen mehrere Hundert betragen.
https://www.tagesschau.de/ausland/bergka...n-110.html
Schneemann
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Knallt gerade wieder nen bisschen.
https://twitter.com/clashreport/status/1...5731133792
Da die Armenier dem Russen nicht lieb genug sind, lässt er sie erstmal leiden.
Aserbaidschaner und Türken freut es.
Wird der Iran evtl. intervenieren?
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Dazu auch:
Zitat:Azerbaijan launches operation against Nagorno-Karabakh
Azerbaijan's defence ministry says it has begun "anti-terrorist" operations in areas of Nagorno-Karabakh under Armenian control. Tensions have been high for months surrounding the breakaway ethnic-Armenian enclave, recognised internationally as part of Azerbaijan.
Air raid sirens and mortar fire were heard in Karabakh's main city. Eleven Azerbaijani police and civilians have been reported killed in a mine blast and another incident. Defence officials in the breakaway region said the Azerbaijani military had "violated the ceasefire along the entire line of contact with missile-artillery strikes". Other Karabakh representatives spoke of a "large-scale military offensive". [...] On Tuesday, the defence ministry in Baku accused Armenian forces of "systematic shelling" of its army positions and said it had responded by launching "local, anti-terrorist activities... to disarm and secure the withdrawal of formations of Armenia's armed forces from our territories". [...]
Russia's foreign ministry said it had been warned of the Azerbaijani offensive only minutes in advance and urged both countries to respect a ceasefire signed after the war in 2020. The EU's regional special representative, Toivo Klaar, said there was "urgent need for immediate ceasefire". [...]
The defence ministry released images of the destroyed vehicle, but ethnic Armenian officials in Karabakh said it was Azerbaijan's military that had violated the ceasefire.
https://www.bbc.com/news/world-europe-66851975
Genau genommen könnte das ein gut geplanter Angriff sein. Man hat seit rund einem Jahr den Latschin-Korridor faktisch abgeriegelt, somit die einzige Landversorgungsroute zwischen dem armenisch bewohnten Teil Bergkarabachs und Armenien gekappt und damit die Verteidiger geschwächt.
Und Armenien selbst ist, seitdem der alte Schutzherr Russland in der Ukraine sich heillos verzettelt und nicht mehr wirklich interessiert scheint am Kaukasus, in einer sehr angespannten Situation und nicht wirklich ein starker Gegner - zu sehr haben Finanzsektor und Wirtschaft in den letzten Jahren gelitten. Und Baku hat derweilen fleißig aufgerüstet, mit eigenen Petrodollars und türkischer Unterstützung. Und nun tritt man zur Offensive an - und den "casus belli" hat man mal schnell initiiert...
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https://www.tagesschau.de/ausland/europa...n-100.html
Zitat:Großangriff auf Armenier in Bergkarabach
Aserbaidschanische Streitkräfte greifen den von Armeniern bewohnten Teil von Bergkarabach an. Ziel sei die "Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung".
Aserbaidschan hat einen neuen Militäreinsatz zur Eroberung der Konfliktregion Bergkarabach gestartet.
Der Militäreinsatz solle den nach dem Bergkarabach-Krieg 2020 im Waffenstillstand festgeschriebenen Rückzug armenischer Truppen aus dem Gebiet durchsetzen. Es werde nur auf militärische Ziele geschossen. Zuvor seien eigene Stellungen von armenischer Artillerie angegriffen und mehrere Soldaten verletzt worden.
Die Führung der Konfliktregion um die Hauptstadt Stepanakert wies die Anschuldigungen zurück. Deren Verteidigungskräfte hielten sich an den Waffenstillstand, teilte das Verteidigungsministerium der international nicht anerkannten Republik Arzach in Bergkarabach mit. Der Vorwurf, die Feuerpause gebrochen und zwei aserbaidschanische Soldaten verletzt zu haben, sei "erlogen und entspricht nicht den Tatsachen", heißt es in einer Mitteilung.
Armeniens Verteidigungsministerium erklärte, das Land sei weder mit militärischem Personal noch Gerät in Bergkarabach vertreten.
In den vergangenen Wochen war ein massiver Truppenaufmarsch aserbaidschanischer Streitkräfte um Bergkarabach und an der Grenze zu Armenien zu beobachten, außerdem Transportflüge von Militärflughäfen in den verbündeten Staaten Israel und Türkei nach Aserbaidschan.
Russische Friedenstruppen mit einer offiziellen Stärke von 2.000 Mann sollten gemäß einer Friedensvereinbarung von 2020 die Armenier in Bergkarabach schützen, sie ließen die aserbaidschanischen Truppen seither aber weitgehend gewähren. Das russische Außenministerium teilte mit, man stelle Kontakt zwischen den Konfliktparteien her.
Die Armenier in Bergkarabach verfügen über "Selbstverteidigungstruppen" mit mehreren Tausend Soldaten und einer begrenzten Zahl an Militärgerät und Munition. Alle Männer in Bergkarabach durchlaufen mit 18 Jahren eine Militärausbildung, in vielen Haushalten befinden sich Waffen. So kann es den aserbaidschanischen Streitkräften zwar gelingen, die Militärstellungen der Armenier zu zerstören. Aber die Kämpfer könnten sich in die Wälder zurückziehen und von dort aus Angriffe auf die aserbaidschanischen Kräfte führen, warnen Experten wie Richard Giragosian und Tom de Waal.
Sollten die aserbaidschanischen Angriffe andauern, droht eine massive Flüchtlingswelle wie im Jahr 2020, wenn nicht gar die weitgehende Vertreibung der armenischen Bevölkerung aus Bergkarabach. Dies könnte in Armenien zu innenpolitischen Unruhen führen.
Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium schrieb in einer Pressemeldung: "Auf der Straße nach Latschin und in anderen Richtungen wurden humanitäre Korridore und Auffangstationen eingerichtet, um die Evakuierung der Bevölkerung aus der Gefahrenzone zu gewährleisten."
Es wird da meiner Einschätzung nach keinen erfolgreichen Guerillakrieg geben, weil sowohl die Zivilbevölkerung ethnisch gesäubert werden wird, als auch die Guerilla nicht ausreichend Nachschub erhalten können.
Eventuell gibt es auch einen Deal zwischen Russland und Azerbeidschan und die Russen verraten die Armenier für irgendwelche Vorteile welche ihnen die Azeris gewähren.
Im weiteren sollte man noch bedenken, dass immer mehr Azeris inzwischen von einem Großazerbeidschan träumen, was insbesondere den Iranern eigentlich Sorgen machen sollte, angesichts des Anteils an Azeris unter ihren Staatsbürgern.
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https://www.spiegel.de/ausland/aserbaids...a5cc8a3c4c
Zitat:Aserbaidschan ruft Armenier in Bergkarabach zu Kapitulation auf
Nach dem Angriff auf Bergkarabach fordert Armeniens Schutzmacht Russland ein Ende des Blutvergießens. Aserbaidschan erklärt sich zu Verhandlungen bereit – wenn sich die Armenier in Bergkarabach ergeben.
Aserbaidschan hatte am Vortag Truppen in das von Armeniern kontrollierte Bergkarabach geschickt, um die abtrünnige Kaukasusregion gewaltsam zu unterwerfen. Armenien rief russische Truppen zu Hilfe.
Die Regionalhauptstadt Stepanakert sowie weitere Städte standen nach Angaben der Vertretung Bergkarabachs in Armenien unter »intensivem Beschuss«. Pro-armenische Kräfte meldeten mindestens 27 Todesopfer, darunter zwei Zivilisten. Über 7000 Bewohner wurden demnach aus 16 Ortschaften evakuiert.
Die aserbaidschanische Regierung erklärte sich grundsätzlich zu Verhandlungen bereit, forderte aber als Voraussetzung die Kapitulation der armenischen Separatisten. Sie müssten ihre Waffen abgeben, das »illegale Regime« müsse sich auflösen. Sollte dies nicht geschehen, würde die Offensive »bis zum bitteren Ende fortgesetzt«. Im Fall einer Kapitulation schlug Baku Gespräche »mit Vertretern der armenischen Bevölkerung Karabachs« in der aserbaidschanischen Stadt Jewlach vor.
Berg-Karabachs Hauptstadt Stepanakert stand nach Angaben eines AFP-Reporters am Dienstagabend weiter unter Beschuss. Gleichzeitig gab Baku bekannt, 60 armenische Stellungen erobert zu haben.
Der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan sprach hingegen im Fernsehen von einem aserbaidschanischen »Einsatz von Bodentruppen« mit dem Ziel einer »ethnischen Säuberung« der armenischen Bevölkerung in der Enklave.
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(19.09.2023, 20:01)Quintus Fabius schrieb: https://www.tagesschau.de/ausland/europa...n-100.html
Es wird da meiner Einschätzung nach keinen erfolgreichen Guerillakrieg geben, weil sowohl die Zivilbevölkerung ethnisch gesäubert werden wird, als auch die Guerilla nicht ausreichend Nachschub erhalten können.
Eventuell gibt es auch einen Deal zwischen Russland und Azerbeidschan und die Russen verraten die Armenier für irgendwelche Vorteile welche ihnen die Azeris gewähren.
Im weiteren sollte man noch bedenken, dass immer mehr Azeris inzwischen von einem Großazerbeidschan träumen, was insbesondere den Iranern eigentlich Sorgen machen sollte, angesichts des Anteils an Azeris unter ihren Staatsbürgern.
Da Rußland aktuell kaum Truppen aufbringen will bzw. kann um dort einzugreifen und auch die armenische Regierung immer mehr gen Westen abrückt werden die russ. Bemühungen in der Sache vermutlich auf ein Minimum begrenzt sein. Insgeheim hofft man vielleicht auch dass die arm. Regierung diesen Angriff politisch nicht überleben wird. Und der Iran wird ohne Rußland eher nicht gegen Aserbaidschan aktiv werden auch wenn man dort sicher gerne würde...
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Das hat hinsichtlich Iran nicht nur mit Russland zu tun. Nachdem sich Teheran und Baku in den 1990ern und noch bis in die frühen 2000er arg über Kreuz lagen (ging auch um Förderrechte im Kaspischen Meer - wo die Aserbaidschaner die Iraner außen vor ließen und sogar eher Franzosen und Amerikaner hofierten - und Lastwagen-Transit-Zölle), hat man sich in den letzten grob zehn, zwölf Jahren wieder verstärkt angenähert und die alten Zwists recht zufriedenstellend beigelegt.
Aktuell bzw. in den letzten fünf bis sieben Jahren ist der iranische Lieferverkehr über Aserbaidschan deutlich gewachsen, wozu nicht nur der vom Iran stark unterstützte Ausbau der Fernstraße Marand-Bazargan (Aserbaidschan-Türkei) Anteil hatte. Auch der Seeweg Kerman-Baku sah in letzter Zeit einen deutlichen Anstieg der Tonnageleistung. Das ist sicher noch nicht allzu gewichtig bzw. man darf es nicht überbewerten, aber es ist ein Zeichen für einen wachsenden Handelsaustausch. Zumindest wegen dem Konflikt in Bergkarabach wird man in Teheran insofern keinen größeren Streit vom Zaun brechen wollen (zumal man auch noch andere Baustellen hat).
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Wie es aussieht hat Aserbaidschan mit einem kurzen, aber heftigen militärischen Einsatz die Armenier weitestgehend in die Knie gezwungen.
Der Einsatz wurde nach einem Tag wieder beendet, da sich die Gegenseite scheinbar zu Friedensgesprächen bereit erklärt hat.
https://www.sueddeutsche.de/politik/aser...-1.6243660
Aserbaidschan feiert die ganze Aktion als "Sieg", die Souveränität werde nun wieder hergestellt.
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/...e-102.html
Interessant ist, dass die Friedensgespräche wohl durch russische "Friedenstruppen" vermittelt wurden.
Ein weiteres Indiz dafür, dass Russland kein Interesse mehr an einer weiteren Eskalation des Konflikts zeigt.
Außerdem sind bei dem Angriff seitens Aserbaidschan wohl auch russische Truppen getötet wurden. Dass man dies von russischer Seite aus mehr oder weniger stillschweigend hinnimmt wird wohl dem Umstand geschuldet sein, dass man momentan andere gewichtigere Probleme hat.
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/...e-100.html
Mal schauen wie es dort weitergeht, wie Aserbaidschan mit der armenischen Bevölkerung umgehen wird und ob nun tatsächlich Ruhe einkehrt oder die ganze Geschichte auch nur eine weitere Pause bis zur nächsten Eskalation bedeutet.
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(21.09.2023, 05:01)Schlingel schrieb: Mal schauen wie es dort weitergeht, wie Aserbaidschan mit der armenischen Bevölkerung umgehen wird und ob nun tatsächlich Ruhe einkehrt oder die ganze Geschichte auch nur eine weitere Pause bis zur nächsten Eskalation bedeutet.
So wie es aussieht fliehen die Armenier bevor sie sehen könnten wie Aserbaidschan mit ihnen umgeht. Interessant ist vor allem der Umstand dass die armenische Regierung sofort erklärt hat dass die armenischen Truppen nicht eingreifen werden. Deshalb blieb den Milizen auch gar nicht anderes übrig als sofort zu kapitulieren.
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Frankreich steht kurz davor, "konkrete operative Maßnahmen" mit Armenien abzuschließen.
OPEX 360 (französisch)
von Laurent Lagneau - 16. Oktober 2023
[Bild: https://www.opex360.com/wp-content/uploa...190716.jpg]
Am 15. Oktober hisste der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev in Stepanakert, der Hauptstadt der ehemaligen Republik Artsach [oder Bergkarabach], die Flagge seines Landes, nachdem er sie in einer Blitzoffensive am 19. September erobert hatte, die von der Passivität Russlands profitierte, obwohl dieses ein Waffenstillstandsabkommen garantierte, das im November 2020 von Baku und Eriwan unterzeichnet worden war. Nachdem das Gebiet mehrere Monate lang einer von Baku verhängten Blockade ausgesetzt war, hat es sich seitdem von seiner armenischen Bevölkerung entleert.
Die Frage ist nun, ob sich Präsident Aliyev mit dieser Eroberung zufrieden geben wird... Es wird vermutet, dass Aserbaidschan seine militärische Überlegenheit nutzen will, um über den "Zanguezur-Korridor", der durch die armenische Region Syunik führt, Zugang zu seinem Territorium in Nachitschewan zu schaffen. Oder gar in Armenien einzumarschieren.
Politico zufolge soll der Chefdiplomat der USA, Antony Blinken, einer Handvoll Abgeordneter mitgeteilt haben, dass sein Dienst die Möglichkeit in Betracht ziehe, dass Aserbaidschan in naher Zukunft in Armenien einmarschieren könnte.
Der demokratische Abgeordnete Franck Pallonne aus New Jersey, der an dem Treffen im kleinen Kreis teilnahm, sprach diese Befürchtung öffentlich aus. "Alijew treibt sein Ziel voran, den Süden Armeniens einzunehmen", sagte er über X/Twitter. Sein Regime sei "mutiger geworden, nachdem es kaum Konsequenzen zu befürchten hatte", weil es Berg-Karabach unter seine Kontrolle gebracht habe.
Laut Politico soll Blinken darüber nachgedacht haben, die Ausnahmeregelung des Freedom Support Act nicht zu verlängern, die es den USA seit 2002 erlaubt, Baku trotz seiner territorialen Streitigkeiten mit Eriwan militärische Unterstützung zu gewähren.
Dennoch ist die Angelegenheit für die US-Diplomatie heikel, da sie versucht, die Türkei, die ein enger Verbündeter Aserbaidschans ist, zu schonen, um ihre Zustimmung für den Beitritt Schwedens zur NATO zu erhalten.
Armenien zählt seinerseits, während Berg-Karabach von Aserbaidschan in einer relativen allgemeinen Gleichgültigkeit erobert wurde, seine Freunde... Und Frankreich gehört dazu.
Bei einem Besuch in Eriwan am 3. Oktober kündigte die französische Außenministerin Catherine Colonna an, dass Paris "seine Zustimmung zum Abschluss künftiger Verträge [...] gegeben hat, die die Lieferung von militärischem Material an Armenien ermöglichen, damit es seine Verteidigung gewährleisten kann". Er versicherte, dass dies "im Geiste der Verantwortung auf beiden Seiten und ohne jeglichen Geist der Eskalation" geschehen werde.
Offensichtlich stört die französische Position. "Eine ständige Verteidigungsmission wurde eingerichtet, und unser Verteidigungsattaché, ein erfahrener Oberstleutnant, wird im Informationsbereich angegriffen: Ich möchte ihn zu seinem Engagement beglückwünschen", erklärte Armeeminister Sébastien Lecornu bei einer Anhörung im Senat am 11. Oktober.
Dieser sagte jedenfalls, dass er das Thema Armenien "sehr genau" verfolge und ein "Vertrauensverhältnis" zu Souren Papikian, seinem armenischen Amtskollegen, aufgebaut habe.
"Der Staatschef hat klargestellt, dass unsere defensive Agenda sich um den Verkauf von Waffen drehen kann. Ich werde nicht mehr dazu sagen, um Druck zu vermeiden, aber einige Waffen können strikt defensiv sein und vor allem dazu dienen, Leben zu schützen und Sicherheit zu gewährleisten", fuhr Lecornu fort.
Er schloss: "Ich werde nächste Woche mit dem armenischen Verteidigungsminister in Kontakt treten, um operative und konkrete Maßnahmen abzuschließen. Frankreich ist Armenien verpflichtet". Ist daraus zu schließen, dass die französischen Streitkräfte an Übungen in Armenien teilnehmen werden?
Foto: MISTRAL-Rakete - MBDA
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Militärische Übungen von Baku und Ankara in der Nähe von Armenien: Frankreich "äußerst wachsam".
L'Orient le jour (französisch)
AFP / am 23. Oktober 2023 um 15:03 Uhr
Frankreich ist "äußerst wachsam" angesichts potenzieller Bedrohungen der territorialen Integrität Armeniens, betonte das französische Außenministerium am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP auf die Frage nach den Militärübungen, die Aserbaidschan mit der Türkei durchführt.
Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium hatte zuvor den Beginn von Militärübungen mit der Türkei in der Nähe Armeniens angekündigt, die vor dem Hintergrund der Spannungen zwischen Baku und Eriwan nach der aserbaidschanischen Rückeroberung der Region Bergkarabach durchgeführt wurden. Dem Ministerium zufolge werden diese Manöver insbesondere in der aserbaidschanischen Enklave Nachitschewan, die an Armenien und den Iran grenzt, sowie in "befreiten Gebieten" abgehalten, deren Lage nicht genau angegeben wurde und mit denen Karabach oder angrenzende aserbaidschanische Bezirke gemeint sein könnten.
"Wie Frau Catherine Colonna, Ministerin für Europa und Auswärtige Angelegenheiten, mehrfach angedeutet hat, wird Frankreich äußerst wachsam gegenüber jedem Versuch sein, die Souveränität und territoriale Integrität Armeniens zu bedrohen", sagte der Quai d'Orsay in einer Erklärung gegenüber AFP.
Die Spannungen zwischen Aserbaidschan und Armenien haben mit der blitzartigen militärischen Rückeroberung Karabachs durch Aserbaidschan im vergangenen Monat erneut zugenommen, nachdem die Region seit rund 30 Jahren von armenischen Separatisten kontrolliert worden war.
Fast die gesamte Bevölkerung, mehr als 100.000 der 120.000 offiziell erfassten Personen, floh nach Armenien. Eriwan befürchtet nun, dass sein reicherer, besser bewaffneter und von der Türkei unterstützter Nachbar versuchen könnte, seinen Vorteil zu forcieren. Armenien befürchtet insbesondere, dass Aserbaidschan versucht sein könnte, die Enklave Nachitschewan gewaltsam mit seinem Territorium zu verbinden, indem es den armenischen Süden angreift.
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(23.10.2023, 15:23)voyageur schrieb: Militärische Übungen von Baku und Ankara in der Nähe von Armenien: Frankreich "äußerst wachsam".
L'Orient le jour (französisch)
AFP / am 23. Oktober 2023 um 15:03 Uhr
Frankreich ist "äußerst wachsam" angesichts potenzieller Bedrohungen der territorialen Integrität Armeniens, betonte das französische Außenministerium am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP auf die Frage nach den Militärübungen, die Aserbaidschan mit der Türkei durchführt.
Und was will Frankreich machen wenn Aserbaidschan den armenischen Süden besetzt? Und es liegt klar auf der Hand dass genau das das strategische Ziel nicht nur Aserbaidschans sondern auch Erdogans ist.
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Frankreich wird Militärausbilder nach Armenien schicken
OPEX 360 (französisch)
von Laurent Lagneau - 23. Oktober 2023
[Bild: https://www.opex360.com/wp-content/uploa...231023.jpg]
Im Sommer 2020 und gemäß ihrem Konzept "zwei Länder, eine Nation" veranstalteten Aserbaidschan und die Türkei eine gemeinsame Militärübung in Nachitschewan, einer aserbaidschanischen Region, die zwischen Armenien und dem Iran eingeklemmt ist. Einige Wochen später wurde Nagorno-Karabach zum Schauplatz eines neuen Krieges, der zu Gunsten Bakus umschlug ... und von Ankara unterstützt wurde.
Drei Jahre später, nachdem es sich schließlich die vollständige Kontrolle über Bergkarabach gesichert hatte, wurde Aserbaidschan verdächtigt, seine militärische Überlegenheit für eine Offensive gegen Armenien nutzen zu wollen, um sich über den "Zanguezur-Korridor", der durch die armenische Region Syunik führt, einen Zugang zu Nachitschewan zu verschaffen.
Vor diesem Hintergrund kündigten Baku und Ankara am 23. Oktober das Manöver "Mustafa Kemal Atatürk 2023" an, an dem 3000 Soldaten, 130 Panzer, 100 Artilleriegeschütze und mehr als 20 Flugzeuge, darunter auch Kampfflugzeuge, teilnehmen werden.
[Video: https://youtu.be/Pvut7dHN1B0?feature=shared]
"Frankreich wird äußerst wachsam gegenüber jedem Versuch sein, die Souveränität und territoriale Integrität Armeniens zu bedrohen", reagierte der Quai d'Orsay, während der Armeeminister Sébastien Lecornu seinen armenischen Amtskollegen Souren Papikian empfangen sollte, um die militärische Zusammenarbeit zwischen Paris und Eriwan zu erörtern.
Auch wenn Armenien isoliert zu sein scheint, kann es dennoch auf die Unterstützung Frankreichs zählen. In der vergangenen Woche hatte Lecornu bei einer Anhörung im Senat gesagt, dass er in den nächsten Tagen "technisch-operative" Maßnahmen zugunsten der armenischen Streitkräfte ankündigen werde. Dies hat er nun also getan.
So wurden drei Schwerpunkte für die Zusammenarbeit festgelegt. Der erste soll die Reform des armenischen Verteidigungsministeriums und die Transformation seiner Streitkräfte begleiten. In diesem Zusammenhang sprach Herr Lecornu von der Schaffung einer "strategischen Intimität", die durch die Ernennung eines französischen Militärberaters in Eriwan, den Austausch mit der Personalabteilung des französischen Heeres [DRHAT] und die Aufnahme armenischer Offiziers- und Unteroffiziersschüler an der Militärakademie Saint-Cyr Coëtiquidan und der Nationalen Schule für aktive Unteroffiziere [ENSOA] erreicht werden soll.
Die zweite von Herrn Lecornu entwickelte Achse betrifft die Ausbildung im Infanteriekampf, insbesondere in drei Bereichen: Landungskampf, Gebirgskampf und Präzisionsschießen. Dazu sollen französische Militärausbilder im Rahmen von "operativen Ausbildungsabteilungen" [DIO] nach Armenien entsandt werden. Es ist auch geplant, der armenischen Armee sogenannte Kohärenzausrüstungen wie Nachtsichtgeräte (NVG) zu liefern.
Schließlich betonte der französische Minister im Bereich der Fähigkeiten vor allem die Luftabwehr. Und Armenien bestätigte den Kauf von drei GM 200-Radargeräten von Thales.
Da aber, wie Lecornu betonte, "die Erfassung nur dann Sinn macht, wenn sie mit Modulen zur Intervention und zum Abfangen von Angriffen aus der Luft einhergeht", wurde eine Absichtserklärung unterzeichnet, um Eriwan - und zwar zunächst - Boden-Luft-Raketen des Typs Mistral 3 zu liefern. Weitere Ankündigungen könnten folgen, da in Kürze ein Audit der armenischen Luftabwehr mit französischer Unterstützung durchgeführt werden soll.
Im Vorgriff auf die Kritik, die Aserbaidschan wahrscheinlich an Frankreich üben wird (Baku beschuldigte Frankreich kürzlich, im Kaukasus eine "Politik der Militarisierung" zu betreiben), stellte Lecornu die Dinge klar. "Es genügt, dass man Sie nicht angreift, damit diese Waffen nicht verwendet werden", sagte er.
Er betonte: "Die Boden-Luft-Abwehr wird nur ausgelöst, wenn es einen Angriff gibt. [...] Es ist ein Waffensystem, das aufgrund seiner Natur nur dann eingesetzt werden kann, wenn es einen Angriff auf armenisches Territorium gibt und oftmals mit Zivilisten darunter".
Foto: französisches Heer
(23.10.2023, 21:30)lime schrieb: Und was will Frankreich machen wenn Aserbaidschan den armenischen Süden besetzt? Und es liegt klar auf der Hand dass genau das das strategische Ziel nicht nur Aserbaidschans sondern auch Erdogans ist.
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Militärisch
Ausbilder und Waffen, und da die Rugby WM zu Ende geht, werden sie auch Antidrohnenausrüstung bekommen.
Diplomatisch
Armenien steht ziemlich allein da, schon von den Zugangswegen her, Georgien ist ein Wackelkandidat, bleibt der Iran, der ein wirkliches Interesse am Überleben Armeniens hat. Macron hat viel telefoniert, und Teheran hat plötzlich eine Französin ausreisen lassen , die seit Jahren festgehalten wurde. Zufall, oder nicht.
Türkei, ist vollkommen von den saudischen Devisen abhängig , und MBS hat noch einige Rechnungen mit Erdogan offen.
Kurz gesagt wirkliche Diplomatie, es kann klappen, aber es kann auch schief gehen. Aber was ist die Alternative. In jedem Fall ärgert es Putin.
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Anbei: die russischen "Friedenstruppen" wurden in den letzten Tagen anscheinend fast komplett aus der Region abgezogen. Benötigt man wohl in der Ukraine und in Azerbeidschan wird diese Veränderung recht positiv gewertet.
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(13.06.2024, 13:44)Quintus Fabius schrieb: Anbei: die russischen "Friedenstruppen" wurden in den letzten Tagen anscheinend fast komplett aus der Region abgezogen. Benötigt man wohl in der Ukraine und in Azerbeidschan wird diese Veränderung recht positiv gewertet.
Dürfte eher daran liegen dass sich Armenien immer stärker gen Westen orientiert. Aserbaidschan wird sich bei passender Gelegenheit den Korridor zur Türkei sichern und den Süden Armeniens besetzen. Dagegen wird aktuell keine Partei eingreifen.
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