05.11.2023, 00:56
Russland vs. Ukraine
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05.11.2023, 08:55
(05.11.2023, 00:56)PKr schrieb: Leider finde ich die Graphik nicht mehr, aber diese -hier- zeigt die Bevölkerung der einzelnen russischen Regionen, und aktuelle Zahlen finden sich -hier-. Also sollten die Zahlen stimmen dann wären die bisherigen Berichte über die Anzahl der russischen Verluste ja stark übertrieben gewesen. Auch muss es scheinbar noch andere Gründe für hohe prozentuale Verlustzahlen geben, als nur die Armut der Region und/oder ein höherer Anteil ethnischer Minderheiten, weil beides zum Beispiel in der Oblast Bryansk nicht der Fall ist, eher sogar das Gegenteil wenn man die Durchschnittswerte betrachtet. Zu vermuten wäre dass die russ. Divisionen/Brigaden zu großen Teilen aus Personen aus der selben Region bestehen. Wenn solche Einheiten dann überdurchschnittliche Verluste erlitten könnte dies eine weitere Erklärung für die völlig unterschiedlichen Zahlen sein.
05.11.2023, 09:54
Die Sache ist viel einfacher: gerade bei den Berufs- und Zeitsoldaten rekrutiert sich die russische Armee weit überproportional aus abgelegenen Regionen, ethnsichen Minderheiten und weit überproportional aus dem Kaukasus und aus Ostsibirien. Auch gibt es dort vom Verhältnis deutlich mehr Reservisten. Das hat vielerlei Gründe, von der Stationierung entsprechender Einheiten bis hin zu rein wirtschaftlichen Gründen (Armut, hohe Arbeitslosigkeit usw) bis hin zu einer anderen sozialkulturellen Auffassung vom Militärdient (patriotischer, religiöser, rückständiger im Vergleich).
Und weil diese Bevölkerungsgruppen schlicht und einfach im Militär entsprechend stark überrepräsentiert sind, fallen auch die Verluste entsprechend höher aus. Wenn nun ganz spezifische Regionen die nicht in dieses Muster fallen ebenfalls überproportional hohe Verluste haben, dann sind dort immer ganz besonders viel eingesetzte Großkampfverbände stationiert die eine hohe Anziehungskraft haben - insbesondere Einheiten der VDV. Wo immer auffällig viele ethnische Russen fallen und ein entsprechender Bezirk im Westen Russlands auffällig ist, dann ist das sehr oft eine Region aus welcher traditionell VDV rekrutiert werden, weshalb beispielsweise auch die Regionen Ivanovo, Tula und Pskov sehr hohe Verluste erlitten. Ändert aber nichts am Gesamtbild und wie gesagt ist es nicht die Armut alleine. Wenn schon länger von einer Ethnie weit überproportinal viele in der Armee dienen, führt dies natürlich ebenfalls dazu, dass noch weiter welche dazu kommen. Wenn viele deiner Nachbarn Soldaten sind, etwaig Verwandte von dir Soldaten sind und in deiner Einheit viele von deinem Volk, erhöht das natürlich stark die Chancen dass du auch Soldat wirst. Die Überproportinalität sieht man übrigens auch sehr gut bei den Kriegsgefangenen, und dort kann man sie völlig frei von den Verlustzahlen betrachten, die in Bezug auf russische Verluste immer höchst fragwürdig sind und eigentlich kaum ermittelbar. Rein persönlich glaube ich, dass auch die Russen in weiten Teilen gar nicht wissen wieviele Verluste sie überhaupt jeweils aktuell haben, weil es ihnen egal ist. Gab schon öfter Fälle wo Verluste überhaupt nicht nach oben richtig berichtet wurden, um der Führung gute Nachrichten zu liefern und damit man nicht für die Verluste angegangen wird - und umgekehrt gab es Fälle wo Verluste erfunden wurden, um sich an den Geldern für die Hinterbliebenen zu berreichern. Und gerade bei den Mobiks gab es ganze Einheiten die einfach nicht richtig erfasst wurden und die teilweise lange Zeit gar nicht wussten wohin sie gehören und warum. Die wurden beispielsweise in die Ukraine geworfen aber nicht einmal in den Listen erfasst- regelrechte Nichtpersonen also.
05.11.2023, 20:07
Das antreten der ukrainischen 128th Brigade wurde am Freitag von einer russischen Rakete getroffen . Dabei gab es wohl mehr als 20 tote und mehr als 50 verletzte nach bisherigen Meldungen.
https://www.reuters.com/world/europe/ukr...023-11-05/
06.11.2023, 11:57
Die Ukrainer vermelden wohl Probleme mit der schwächelnden Luftverteidigung:
Zitat:Probleme für die Bodenoffensivehttps://www.n-tv.de/politik/Selenskyj-kl...11795.html Ich bin mir natürlich darüber bewusst, dass die Ukrainer Luftunterstützung benötigen, aber die Frage wäre auch, ob diese denn wirklich so gravierend sich auswirken würde? Mit einigen dutzend älteren F-16 werden die massiven SHORAD- und SAM-Wälder nicht aufgebrochen werden können. Das ist im Übrigen eine nicht ganz neue Beobachtung. Der letzte Krieg, wo Flugzeuge primär von Flugzeugen vernichtet wurden, war der Zweite Weltkrieg. Alle Kriege danach brachten es mit sich, dass die Masse der abgeschossenen Flugzeuge von bodengestützten Systemen zerstört wurden. Und da halten Russen und Ukrainer bislang sich die Waage - und können auch sehr leistungsstarke Flugabwehrsysteme aufbieten. D. h. genau genommen verweigern beide dem Gegner den Zugang zum eigenen bzw. frontnahen Luftraum mit entsprechenden Luftabwehrsystemen. Um eine Bodenoffensive voranzutreiben durch CAS, wäre es also notwendig zuerst die gegnerische Abwehr durch SEAD massiv niederzukämpfen - wozu aber beide nicht in der Lage sind -, erst dann macht der Einsatz von Kampfjets im Verbund mit Bodentruppen zur Durchbruchserzielung Sinn. Alles andere würde nur Bilder von abgeschossenen F-16 produzieren. Insofern werden auch die alten Hobel keine Gamechanger sein. Schneemann
06.11.2023, 14:09
(06.11.2023, 11:57)Schneemann schrieb: Um eine Bodenoffensive voranzutreiben durch CAS, wäre es also notwendig zuerst die gegnerische Abwehr durch SEAD massiv niederzukämpfen - wozu aber beide nicht in der Lage sind -, erst dann macht der Einsatz von Kampfjets im Verbund mit Bodentruppen zur Durchbruchserzielung Sinn.Ich würde vermuten, dass man mit den F16 auf DEAD setzen will, um diese Situation aufzulösen
07.11.2023, 11:39
Die ukrainischen Luftschläge gegen Ziele auf der Krim bzw. auf die Zaliv-Werft bei Kertsch haben wohl einige empfindliche Schäden verursacht.
Zitat:A Ukrainian missile strike on a shipyard in Crimea damages a Russian shiphttps://abcnews.go.com/International/wir...-104639741 Nachdem, was bisher bekannt wurde, wurde dabei die erst im September 2021 von Stapel gelaufene 800-Tonnen-Korvette Askold schwer getroffen, möglicherweise irreparabel. Angesichts der Bilder (https://twitter.com/Tendar/status/1721583067209339089) ist das zumindest durchaus denkbar. Das Schiff sieht so zerrupft aus, dass es vermutlich ein konstruktiver Totalverlust ist. Schneemann
08.11.2023, 16:54
https://www.focus.de/politik/ausland/ukr...90085.html
Panzer über DniproRussen melden ukrainischen Vorstoß bei Cherson Mittwoch, 08.11.2023, 07:32 Russische Berichte offenbaren, dass die Ukraine gepanzerte Fahrzeuge am Dnipro in Stellung bringt und mit einer Bataillonsgröße größere Operationen im Osten Chersons vorantreibt. Zitat Ende
10.11.2023, 17:23
Proukrainische Bestandsaufnahme inklusive Kartenmaterial zur Lage bei Kherson:
Zitat:SITUATION REPORT, KHERSON THEATER OF OPERATIONS >>https://twitter.com/AleksandrX13/status/...5330791892 Ich bin persönlich auch hier der Auffassung, das solche Operationen mit einer viel größeren Geschwindigkeit geführt werden müssen. Natürlich ist das bei Landungsunternehmen so eine Sache, aber wo sich Einheiten in Bataillonsstärke über Tage und Wochen operieren können auch Verbände in Brigadegröße eingesetzt werder um schneller eben auch operativ relevante Vorstöße zu erzielen. So wird sich auch dieser Vorstoß totlaufen sobald die Russen es für nötig halten Kräfte umzugruppieren. Und der Idee, dass diese Kräfte nicht wenigstens binnen Wochen generiert werden können sollte nach der russischen Offensive bei Avdiika nach einem Sommer der für die Ukraine eigentlich vorteilhaften Abnutzung besser niemand mehr anhängen. Gerade deshalb wäre es so wichtig, ausgemachte Schwachstellen des Gegners auch mit maximaler Stärke und Geschwindigkeit (und durchaus Risiko!) anzugehen, um das Maximale herauszuholen, bevor die Front wieder erstarrt.
10.11.2023, 20:45
Das führt zu der entscheidenden Frage, warum die Ukrainer die selbst von außerhalb und nur mit OSINT klar erkennbaren Schwächen der Russen eben nicht angreifen. Sondern eher dazu neigen, Stärken der Russen anzugreifen. Warum ?! Die sind zweifelsohne nicht unfähiger als wir es sind. Die einzige Logik dahinter kann allenfalls sein, dass der daraus entstehende Abnutzungskrieg (Attrition Warfare) für die Ukrainer so positiv ausfällt, dass sie damit rechnen diesen gewinnen zu können. Was aber meiner Meinung nach eine Rechnung ohne den Wirt ist, insbesondere eine welche zu sehr auf unbegrenzte weitere Unterstützung des Westens setzt und eine in welcher sie auch strategisch Stärke gegen russische Stärke setzen, denn stumpfer Abnutzungskrieg ist das einzige was die russische Armee kann bzw. worin sie schleichend langsam aber beharrlich besser wird und wo es eben keineswegs ausgemacht ist, dass diese ukrainische Strategie im Laufe der nächsten zwei Jahre aufgehen wird, wobei die Chance dass sie damit siegen durchaus da ist. Hängt halt sehr stark von vielen äußeren Faktoren ab, auf welche die Ukrainer nur einen geringen oder keinen Einfluss haben. Von daher ist das eine Strategie mit welcher sich die Ukraine diesen äußeren Umständen ausliefert.
Markus Reisner kurz zur aktuellen Lage: https://www.youtube.com/watch?v=R35WHmNDvPg
11.11.2023, 19:29
Ob es die US Republikaner wirklich durchziehen?
Zitat:Und Kiew braucht jeden Cent. Denn wie es aussieht, lässt die Unterstützung von EU und USA auf sich warten. Der Europäische Auswärtige Dienst teilte den Mitgliedsstaaten in der vergangenen Woche mit, dass es sehr unwahrscheinlich sei, die zugesagten eine Million Schuss Artilleriemunition an die Ukraine liefern zu können. Das angestrebte Ziel für März 2024 werde wahrscheinlich verfehlt, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen dem Wirtschaftsdienst Bloomberg. Zitat:Die Republikaner im Repräsentantenhaus wollen das Geld für die Ukraine nicht freigeben. Bei einer Anhörung im Senat hatten Bidens führende Außenpolitiker in der vergangenen Woche gewarnt, dass Washingtons Rivalen versuchen würden, amerikanische Funktionsstörungen auszunutzen. Die Fähigkeit der Ukraine, ihre Offensive gegen Russland voranzutreiben, könnte innerhalb weniger Wochen versiegen, wenn die Finanzierung nicht verlängert werde. https://www.berliner-zeitung.de/wirtscha...li.2157877
11.11.2023, 21:44
Das war doch zu erwarten , durch den Konflikt im nahen Osten nur etwas früher eingetreten. Die Hauptziele sind schon länger erreicht die man sich in den USA gesetzt hatte .
11.11.2023, 21:46
(11.11.2023, 21:44)alphall31 schrieb: Das war doch zu erwarten , durch den Konflikt im nahen Osten nur etwas früher eingetreten. Die Hauptziele sind schon länger erreicht die man sich in den USA gesetzt hatte . Du meinst es reicht der USA aus dass das rusische Militär verschlissen ist und erheblich Kampfkraft eingebüsst hat ?
12.11.2023, 00:59
Noch dazu sind der größte Teil von wirtschaftsverbindungen gekappt zwischen Russland und einigen europäischen Ländern die der USA missfielen. Von den Rohstofflieferungen ganz zu schweigen.
12.11.2023, 13:07
Es mag sicher den einen oder anderen strategischen Hintergedanke geben, der auch eine Rolle spielt. Dazu zählt sicherlich auch der Umstand, dass man in Washington Russlands Streitkräfte schwächen will (wobei dieser Umstand auch uns bzw. allen Europäern entgegen kommt).
Aber insgesamt gesehen wäre es verhängnisvoll, wenn wir die aktuellen Streitigkeiten in den USA alleine darauf herunterbrechen. Verhängnisvoll deswegen, weil wir die Verwerfungen in der US-Innenpolitik ausblenden und alles auf einen wie auch immer gearteten "Plan" reduzieren, der nun "irgendwie erfüllt ist". Genau das wäre aber fatal. Es geht den ablehnenden Republikanern hier nicht um "Pläne" oder in erster Linie um Russland, sondern es ist ein Revival des Isolationismus, zumindest was Europa angeht. Man sieht das russische Problem zunehmend als ein europäisches und nebensächliches - das muss nicht heißen, dass es so wäre -, dass die Europäer "gefälligst" alleine zu lösen haben. Selbst Nahost spielt dabei nur eine recht eng eingrenzbare Rolle. Einig sind sich allerdings fast alle politischen Kreise in den USA, dass die Hauptsorge von China ausgeht. Ende der 1940er Jahre, grob nach 1946, hat man sich von Asien abgewendet und den Kalten Krieg in Europa und Stalin als Hauptsorge angesehen. Aber als Mao dann 1949 die Macht an sich riss und die Volksrepublik ausrief, haben sich alle in Washington wieder irritiert umgedreht. Wer hat China verloren? - wurde gefragt. Dabei hatte man sich selbst zurückgezogen und Asien mehr oder minder sich selbst überlassen. Und ich könnte mir vorstellen - wenn sich die Republikaner durchsetzen sollten -, dass es umgekehrt nun auch auf die Ukraine bezogen so sein könnte. Man wendet sich Asien zu und sieht den "Nebenkriegsschauplatz" Ukraine eigentlich als nicht mehr gewichtig an. Gut möglich, dass in einigen Jahren man sich in Washington augenreibend fragt: Wer hat Kiew verloren? Die Frage müssen dann aber die Republikaner beantworten. (Und auch manche Europäer, die in fast zwei Jahren ihre Rüstungsindustrie immer noch nicht vorangebracht haben.) Schneemann |