03.08.2007, 17:07
@ Francisco
In Polen würdest du wahrscheinlich Samoobrona von Lepper oder PiS wählen... so hören sich nämlich deren Argumentationen auch an...
Deine Problemschilderungen sind oberflächlich, sämtlich nur Aggregationen von Symptomen. Du solltest dich mal mit der Unterscheidung zwischen Symptom und Ursache vertraut machen. Das würde nämlich deiner einseitigen Argumentation nicht schlecht tun.
Zudem: Wie schon angemerkt: All diese Phänomene, die du schilderst, sind ja keine russischen Alleinmerkmale. Du findest sie mal mehr, mal weniger, in so vielen Schwellenländern und gescheiterten Staaten. Von Nigeria, über Brasilien, China, auch in den anderen Transformationsländern Osteuropas. Auch in Polen gab und gibt es ähnliche Phämomene, aber die waren nicht so stark ausgeprägt, obwohl auch hier ein radikaler marktwirtschaftlicher Kurs gefahren wurde.
Dein Problem ist letztlich die Analyse. Die Problemschilderungen sind ja durchaus treffend, nur wie gesagt, du kannst nicht zwischen Symptom und Ursache unterscheiden. Und du schilderst eben nur die Symptome, faktenreich, aber da endet es eben auch. Personalisierungen von Problemen zeugen immer davon, dass die Probleme nicht voll erfaßt wurden. Und in Polen, Nigeria und wer weiß noch wo gab es eben ähnliche Probleme. Aber nicht überall gab es eben einen Jelzin oder seine Camerilla. Von daher fehlt bei dir eben einfach das zusammenhängende Denken und das Wissen um die Problematik von Staats- und Wirtschaftstransformationsprozessen.
Jelzin und seine Leuten waren eben nur unter ganz spezifischen gesellschaftlichen, sozialen und politischen Bedingungen möglich. In einem Russland, das schon ewig demokratisch gewesen wäre, hätte es ihn und seine Leute nicht geben können! Ganz einfach deshalb, weil die Wirtschaft dann eh schon privat gewesen wäre und die Verlockung von Privatisierungsgewinnen einfach nicht gegeben wäre. Hier muss man eben den Sozialismus und sein Scheitern als fundamentale Hypothek und Belastung auch mal anerkennen.
Was glaubst du denn: Nach Jahrzehnten von Unterdrückung und ineffizienter Staatswirtschaft kann man so einfach ein ganzes Land ohne Probleme auf ein neues Polit- und Wirtschaftssystem umstellen? Träum mal weiter...
Leute wie Jelzin und die Oligarchenclique sind eine logische Folge der historischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, denn sie sind das Produkt dieser Transformation. In anderen Ländern gelang es schlechter, besser oder anders schlecht, mit den gängigen Transformationsproblemen fertig zu werden. Aber Jelzin selbst war doch KP-Funktionär gewesen die die meisten Wendeprofiteure. Hier sieht man mal, dass die Freiheiten und Verlockungen des neuen Systems eben zwingend die Leute veränderten. Manche haben ihren Schnitt gemacht, manche nicht. In den anderen Transformationsländern dagegen gab es nicht nur reformfreudige Kommunistengruppen, sondern auch Dissidentengruppen und Opposition, die die Reifung politischer Institutionen beschleunigten. Daher gab es auch mehr Kontrolle bei den Privatisierungsprozessen. Nichtsdestotrotz gab es selbst in einem so demokratischen Land wie Polen unzählige Skandale um Korruption und Bereichung bei den Privatisierungsprozessen.
Ich hoffe die Botschaft ist deutlich geworden: Es lag nicht ursächlich an Jelzin. Jelzin und sein offenbares Versagen war nur ein Symptom der sozialen und gesellschaftlichen Defizite Russlands. Es hätte genauso gut ein anderer sein können, der an den großen Problemen gescheitert wäre. Natürlich hast du daher Recht, dass Jelzin wenig bewegt hat und er eben nur im Westen gut bewertet wird. Aber selbst Putin hat hat doch wenig erreicht, obwohl die Wende doch schon länger zurück liegt. In diesem Zusammenhang muss man eben die Defizite sehen, die strukturellen Probleme, die sich mit der Wende fast automatisch sozialtechnisch ergeben haben. Wie gesagt, an solchen Problemen wären selbst andere gescheitert. Jelzin war daher letztlich verantwortlich dafür, dass er so schwach reagiert hat auf die ganzen sozialen Probleme. In machen Punkten wird er die Probleme auch verschlimmert oder verschlimmbessert haben. Aber er und seine Leute wie die ganzen Oligarchen waren eben nicht die reale Ursache dafür. Sie waren nur Symptom und weiterverschlimmernde Einflußfaktoren. Grundlegend waren die ineffiziente Burokratie, der katastrophale Zustand der Wirtschaft mitsamt dem Hinterherhinken hinter dem Westen, die fehlende demokratisch-politische Kultur, das Fehlen einer aktiven Zivilgesellschaft, die ehemals starke Stellung von Funktionären und Geheimdiensten, die im Rahmen der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Neuverteilung natürlich ihre alten Privilegien nutzten und am meisten profitieren konnten. Das waren die echten Gründe, die der Misere zu Grunde lagen.
Dir fehlt die daher die Einsicht, dass Leute wie Jelzin, Beresowski etc. eben Produkte dieser historischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und Wandlungen waren. Sie waren aber keine genuin eigenständige Ursachen für die Misere in den 90er Jahren. Das sind nunmal Transformationsprobleme.
PS: Ich habe mich für mehrere Arbeiten mit der Prolematik gesellschaftlicher Transformationen und Entwicklungsprozesse beschäftigt. Einmal mit Schwerpunkt Transformation Polens und dann Entwicklung der Länder des Südens. Dabei sind mir auch zahlreiche Verweise auf Russland untergekommen bei Leuten wie Stiglitz oder Fukuyama beispielsweise. Zudem schöpfe ich aus Quellen wie NZZ, IHT und Spiegel.
Diese ganzen dummen persönlichen Angriffe lasse ich mal unkommentiert....
In Polen würdest du wahrscheinlich Samoobrona von Lepper oder PiS wählen... so hören sich nämlich deren Argumentationen auch an...
Deine Problemschilderungen sind oberflächlich, sämtlich nur Aggregationen von Symptomen. Du solltest dich mal mit der Unterscheidung zwischen Symptom und Ursache vertraut machen. Das würde nämlich deiner einseitigen Argumentation nicht schlecht tun.
Zudem: Wie schon angemerkt: All diese Phänomene, die du schilderst, sind ja keine russischen Alleinmerkmale. Du findest sie mal mehr, mal weniger, in so vielen Schwellenländern und gescheiterten Staaten. Von Nigeria, über Brasilien, China, auch in den anderen Transformationsländern Osteuropas. Auch in Polen gab und gibt es ähnliche Phämomene, aber die waren nicht so stark ausgeprägt, obwohl auch hier ein radikaler marktwirtschaftlicher Kurs gefahren wurde.
Dein Problem ist letztlich die Analyse. Die Problemschilderungen sind ja durchaus treffend, nur wie gesagt, du kannst nicht zwischen Symptom und Ursache unterscheiden. Und du schilderst eben nur die Symptome, faktenreich, aber da endet es eben auch. Personalisierungen von Problemen zeugen immer davon, dass die Probleme nicht voll erfaßt wurden. Und in Polen, Nigeria und wer weiß noch wo gab es eben ähnliche Probleme. Aber nicht überall gab es eben einen Jelzin oder seine Camerilla. Von daher fehlt bei dir eben einfach das zusammenhängende Denken und das Wissen um die Problematik von Staats- und Wirtschaftstransformationsprozessen.
Jelzin und seine Leuten waren eben nur unter ganz spezifischen gesellschaftlichen, sozialen und politischen Bedingungen möglich. In einem Russland, das schon ewig demokratisch gewesen wäre, hätte es ihn und seine Leute nicht geben können! Ganz einfach deshalb, weil die Wirtschaft dann eh schon privat gewesen wäre und die Verlockung von Privatisierungsgewinnen einfach nicht gegeben wäre. Hier muss man eben den Sozialismus und sein Scheitern als fundamentale Hypothek und Belastung auch mal anerkennen.
Was glaubst du denn: Nach Jahrzehnten von Unterdrückung und ineffizienter Staatswirtschaft kann man so einfach ein ganzes Land ohne Probleme auf ein neues Polit- und Wirtschaftssystem umstellen? Träum mal weiter...
Leute wie Jelzin und die Oligarchenclique sind eine logische Folge der historischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, denn sie sind das Produkt dieser Transformation. In anderen Ländern gelang es schlechter, besser oder anders schlecht, mit den gängigen Transformationsproblemen fertig zu werden. Aber Jelzin selbst war doch KP-Funktionär gewesen die die meisten Wendeprofiteure. Hier sieht man mal, dass die Freiheiten und Verlockungen des neuen Systems eben zwingend die Leute veränderten. Manche haben ihren Schnitt gemacht, manche nicht. In den anderen Transformationsländern dagegen gab es nicht nur reformfreudige Kommunistengruppen, sondern auch Dissidentengruppen und Opposition, die die Reifung politischer Institutionen beschleunigten. Daher gab es auch mehr Kontrolle bei den Privatisierungsprozessen. Nichtsdestotrotz gab es selbst in einem so demokratischen Land wie Polen unzählige Skandale um Korruption und Bereichung bei den Privatisierungsprozessen.
Ich hoffe die Botschaft ist deutlich geworden: Es lag nicht ursächlich an Jelzin. Jelzin und sein offenbares Versagen war nur ein Symptom der sozialen und gesellschaftlichen Defizite Russlands. Es hätte genauso gut ein anderer sein können, der an den großen Problemen gescheitert wäre. Natürlich hast du daher Recht, dass Jelzin wenig bewegt hat und er eben nur im Westen gut bewertet wird. Aber selbst Putin hat hat doch wenig erreicht, obwohl die Wende doch schon länger zurück liegt. In diesem Zusammenhang muss man eben die Defizite sehen, die strukturellen Probleme, die sich mit der Wende fast automatisch sozialtechnisch ergeben haben. Wie gesagt, an solchen Problemen wären selbst andere gescheitert. Jelzin war daher letztlich verantwortlich dafür, dass er so schwach reagiert hat auf die ganzen sozialen Probleme. In machen Punkten wird er die Probleme auch verschlimmert oder verschlimmbessert haben. Aber er und seine Leute wie die ganzen Oligarchen waren eben nicht die reale Ursache dafür. Sie waren nur Symptom und weiterverschlimmernde Einflußfaktoren. Grundlegend waren die ineffiziente Burokratie, der katastrophale Zustand der Wirtschaft mitsamt dem Hinterherhinken hinter dem Westen, die fehlende demokratisch-politische Kultur, das Fehlen einer aktiven Zivilgesellschaft, die ehemals starke Stellung von Funktionären und Geheimdiensten, die im Rahmen der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Neuverteilung natürlich ihre alten Privilegien nutzten und am meisten profitieren konnten. Das waren die echten Gründe, die der Misere zu Grunde lagen.
Dir fehlt die daher die Einsicht, dass Leute wie Jelzin, Beresowski etc. eben Produkte dieser historischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und Wandlungen waren. Sie waren aber keine genuin eigenständige Ursachen für die Misere in den 90er Jahren. Das sind nunmal Transformationsprobleme.
PS: Ich habe mich für mehrere Arbeiten mit der Prolematik gesellschaftlicher Transformationen und Entwicklungsprozesse beschäftigt. Einmal mit Schwerpunkt Transformation Polens und dann Entwicklung der Länder des Südens. Dabei sind mir auch zahlreiche Verweise auf Russland untergekommen bei Leuten wie Stiglitz oder Fukuyama beispielsweise. Zudem schöpfe ich aus Quellen wie NZZ, IHT und Spiegel.
Diese ganzen dummen persönlichen Angriffe lasse ich mal unkommentiert....