11.06.2008, 21:21
Tut mir leid, Quintus, aber du erzählst teilweise puren Blödsinn hier, schließlich, Entschuldigung, aber mit Verlaub, politische Ideengeschichte ist mit mein Hauptgebiet im Studium, und da erlaube ich mir mal so eine Aussage, weil deine Aussagen absolut nicht gedeckt sind von der tatsächlichen Ideengeschichte. Da strotzt so manche Aussage vor purer Halbwissenschaftlichkeit bzw. absolut veralteter Denkmuster!!
Der Kommunismus war und ist sicherlich absolut nicht hauptsächlich in Deutschland und Russland beheimat und auch die Aussage, dass der Kommunismus eine "deutsche" Idee sei, ist ziemlich weit hergeholt! Abenteuerlich ist dann die Behauptung, dass Russland neben Deutschland die zweite Heimat des Kommunismus sein sollte, vor allem, wenn man bedenkt, dass Marx selbst Russland kaum revolutionäre Chancen eingeräumt hat...
Weltanschauungen, Ideenkonstrukte an sich national zuzuordnen ist ein reaktionäres Denkmuster des 19. jahrhundert, weil das Diskurse, Entwicklungen sind, die über Grenzen und Denker hinweg gehen. Marx kann man nicht ohne Hegel denken, aber genauso wenig ohne die Franzosen Rousseau, Saint-Simon und Blanc, aber man braucht genauso sehr die christl.-jüdische Teleologie und Heilslehre, ebenso die alten Griechen und dann auch die ganzen "liberalen" Denker wie Locke oder Montesquieu. Marx ist da nur ein weiterer Baustein in der Entwicklung des modernen europäischen Denken, abenteuerlich der Gedanke, der Kommunismus sei "deutch". Und auf das Attribut "russisch" würde ich sicher ganz und gar nicht kommen. Auch kann man nicht sagen, dass die Linken nun genuin in Deutschland verwurzelt waren. Im Gegenteil, es herrschten konservative, kleinbürgerliche Strömungen bis weit ins 19. Jahrhundert hinein vor; dagegen waren die frühen Kommunisten in Frankreich sehr viel aktiver und auch ihr Part in den Revolutionen von 1830 und 1848 war recht bedeutend. Deutsche Kommunisten spielten dagegen 1848 kaum eine Rolle und auch auch im Kaiserreich blieben letztlich konservative und liberale Strömungen mächtig. Sicher gab es die stärker werdenden Sozialdemokraten, aber ähnliche Bewegungen gab es in Frankreich und in Großbritannien und anderswo auch. Und Frankreich kann dagegen schon in der ersten Häfte des 19. Jahrhunderts starke linksradikale Strömungen vorweisen, die wirkliche politische Bedeutung hatten bzw. größere als die in Deutschland. Und auch später, im frühen 20. jahrhundert hatten Kommunisten und Sozialisten auch in anderen größeren Staaten Europas starke soziale Verwurzelungen, das war nicht geniun so in Deutschland!
Auch ist völliger Schwachfug, dass sich in Deutschland der Kommunismus durchgesetzt hätte, wenn der Nationalsozialismus nicht gekommen wäre. Völliger Blödsinn. Allein von der Sozialstruktur her war der Einfluß des Kommunismus beschränkt auf maximal 20, vielleicht 30% (wenn überhaupt). Dagegen existierte aber auch ein starker, reaktionär-konservativer Geist, den sich gerade die Nazis sehr zu Nutze machten.
Auch ansonsten ist deine Darstellung falsch...
Das erste Argument ist wie gezeigt falsch. Und deine zweite Aussage ist dahingehend falsch, dass du den Kontext nicht richtig beschreibst. Der Kommunismus wollte etwas ganz anderes, neues. Der Nationalsozialismus wiederum war eine rückwärts gewandte völkische Ideologie, die einzelne Elemente des Sozialismus mit viel Rassenwahn, übersteigertem Nationalismus und konservativer Einstellung mischte. Probem war: Deutschland hatte innerlich noch nicht die zivilgesellschaftliche Entwicklung und Evolution durchgemacht, die die anglosächsischen Länder schon durch hatte. Sprich, diese Ideologien und ihre radikalen Versuche sich durchzusetzen in der Weimarer Zeit wurzelten in bestimmten gesellschaftlichen Rückständigkeiten, insbesondere im Denken. Das waren also nicht nur Gegenkulturen, viel treffender waren diese radikalen Versionen von totalitären Ideologien Ausdruck fehlender bzw. noch nicht vollständiger Modernisierung und bestimmter Anpassungsprobleme...
Ergo: Russland und Deutschland sind keine natürlichen Verbündeten.
Bei beiden, wie auch in anderen Staaten konnten sich totalitäre Ideolohgien deswegen durchsetzen, weil noch nicht ausreichend Zivilgesellschaft entwickelt war (heute Deutschland ja, Russland nein) und weil im Rahmen der schwierigen Modernisierungsprozesse eben rückwärtsgewandte totalitäre Ideologien sich zeitweise durchsetzen konnten. Deiner rechtslastigen Interpretation kann ich nichts abgewinnen und sie ist schlichtweg falsch.
Überdies ist Deutschland heute in der Moderne angekommen, sprich kaum mehr ein "natürlicher" Verbündeter der Russen.....
Zudem: Liberalismus ist kein in sich geschlossener Denkstrang, sondern ein breites Konstrukt mit vielen Versionen. Es gibt Leute, die beziehen sogar den Kollektivisten Rousseau mit hinein in den Liberalismus und sehen den Sozialismus als äußerste, krasseste Version des Liberalismus. Verbindungen zwischen liberalen Denken und Kritik am Massenkapitalismus gibt es auch, sprich es gibt viele verschiedene Weisen, die verschiedenen Überzeugungen zu koppeln. Ich verweise auch mal gerne auf die Frankfurter Schule, sprich auf Adorno und Horckheimer.
Also, man kann nicht einfach sagen: Auf der einen Seite der amerikanische Liberalismus und auf der anderen Seite Deutschland und Russland. Das ist zu einfach, historisch unkorrekt und das verzerrrte Feindbild eines Rechten, der vor der heutigen Zeit kapituliert...
Ergo, du machst es dir viel zu einfach. Amerikanisch/angelsächisch ist nicht gleich liberal. Liberal kann viel bedeuten und hatte auch in der Vergangenheit stets verschiedene Bedeutungen. [/code]
Der Kommunismus war und ist sicherlich absolut nicht hauptsächlich in Deutschland und Russland beheimat und auch die Aussage, dass der Kommunismus eine "deutsche" Idee sei, ist ziemlich weit hergeholt! Abenteuerlich ist dann die Behauptung, dass Russland neben Deutschland die zweite Heimat des Kommunismus sein sollte, vor allem, wenn man bedenkt, dass Marx selbst Russland kaum revolutionäre Chancen eingeräumt hat...
Weltanschauungen, Ideenkonstrukte an sich national zuzuordnen ist ein reaktionäres Denkmuster des 19. jahrhundert, weil das Diskurse, Entwicklungen sind, die über Grenzen und Denker hinweg gehen. Marx kann man nicht ohne Hegel denken, aber genauso wenig ohne die Franzosen Rousseau, Saint-Simon und Blanc, aber man braucht genauso sehr die christl.-jüdische Teleologie und Heilslehre, ebenso die alten Griechen und dann auch die ganzen "liberalen" Denker wie Locke oder Montesquieu. Marx ist da nur ein weiterer Baustein in der Entwicklung des modernen europäischen Denken, abenteuerlich der Gedanke, der Kommunismus sei "deutch". Und auf das Attribut "russisch" würde ich sicher ganz und gar nicht kommen. Auch kann man nicht sagen, dass die Linken nun genuin in Deutschland verwurzelt waren. Im Gegenteil, es herrschten konservative, kleinbürgerliche Strömungen bis weit ins 19. Jahrhundert hinein vor; dagegen waren die frühen Kommunisten in Frankreich sehr viel aktiver und auch ihr Part in den Revolutionen von 1830 und 1848 war recht bedeutend. Deutsche Kommunisten spielten dagegen 1848 kaum eine Rolle und auch auch im Kaiserreich blieben letztlich konservative und liberale Strömungen mächtig. Sicher gab es die stärker werdenden Sozialdemokraten, aber ähnliche Bewegungen gab es in Frankreich und in Großbritannien und anderswo auch. Und Frankreich kann dagegen schon in der ersten Häfte des 19. Jahrhunderts starke linksradikale Strömungen vorweisen, die wirkliche politische Bedeutung hatten bzw. größere als die in Deutschland. Und auch später, im frühen 20. jahrhundert hatten Kommunisten und Sozialisten auch in anderen größeren Staaten Europas starke soziale Verwurzelungen, das war nicht geniun so in Deutschland!
Auch ist völliger Schwachfug, dass sich in Deutschland der Kommunismus durchgesetzt hätte, wenn der Nationalsozialismus nicht gekommen wäre. Völliger Blödsinn. Allein von der Sozialstruktur her war der Einfluß des Kommunismus beschränkt auf maximal 20, vielleicht 30% (wenn überhaupt). Dagegen existierte aber auch ein starker, reaktionär-konservativer Geist, den sich gerade die Nazis sehr zu Nutze machten.
Auch ansonsten ist deine Darstellung falsch...
Zitat:Ohne den Nationalsozialismus hätte sich in Deutschland der Kommunismus durchgesetzt und betrachtet man den Nationalsozialismus so sieht man auch hier eine deutliche Abkehr von der gesamten Angloamerikanischen Sozialkultur, eine Gegenströmung deren Ziel die Errichtung einer völlig anderen Sozialkultur war. Der Kommunismus und der Nationalsozialismus treffen sich in gewisser Weise, sie ähneln sich im Kern mehr als man es glauben mag. Das reicht von Otto Strasser hin zur Bewunderung auch anderere Nationalsozialisten für den Stalinismus und umgekehrt.
Das erste Argument ist wie gezeigt falsch. Und deine zweite Aussage ist dahingehend falsch, dass du den Kontext nicht richtig beschreibst. Der Kommunismus wollte etwas ganz anderes, neues. Der Nationalsozialismus wiederum war eine rückwärts gewandte völkische Ideologie, die einzelne Elemente des Sozialismus mit viel Rassenwahn, übersteigertem Nationalismus und konservativer Einstellung mischte. Probem war: Deutschland hatte innerlich noch nicht die zivilgesellschaftliche Entwicklung und Evolution durchgemacht, die die anglosächsischen Länder schon durch hatte. Sprich, diese Ideologien und ihre radikalen Versuche sich durchzusetzen in der Weimarer Zeit wurzelten in bestimmten gesellschaftlichen Rückständigkeiten, insbesondere im Denken. Das waren also nicht nur Gegenkulturen, viel treffender waren diese radikalen Versionen von totalitären Ideologien Ausdruck fehlender bzw. noch nicht vollständiger Modernisierung und bestimmter Anpassungsprobleme...
Ergo: Russland und Deutschland sind keine natürlichen Verbündeten.
Bei beiden, wie auch in anderen Staaten konnten sich totalitäre Ideolohgien deswegen durchsetzen, weil noch nicht ausreichend Zivilgesellschaft entwickelt war (heute Deutschland ja, Russland nein) und weil im Rahmen der schwierigen Modernisierungsprozesse eben rückwärtsgewandte totalitäre Ideologien sich zeitweise durchsetzen konnten. Deiner rechtslastigen Interpretation kann ich nichts abgewinnen und sie ist schlichtweg falsch.
Überdies ist Deutschland heute in der Moderne angekommen, sprich kaum mehr ein "natürlicher" Verbündeter der Russen.....
Zudem: Liberalismus ist kein in sich geschlossener Denkstrang, sondern ein breites Konstrukt mit vielen Versionen. Es gibt Leute, die beziehen sogar den Kollektivisten Rousseau mit hinein in den Liberalismus und sehen den Sozialismus als äußerste, krasseste Version des Liberalismus. Verbindungen zwischen liberalen Denken und Kritik am Massenkapitalismus gibt es auch, sprich es gibt viele verschiedene Weisen, die verschiedenen Überzeugungen zu koppeln. Ich verweise auch mal gerne auf die Frankfurter Schule, sprich auf Adorno und Horckheimer.
Also, man kann nicht einfach sagen: Auf der einen Seite der amerikanische Liberalismus und auf der anderen Seite Deutschland und Russland. Das ist zu einfach, historisch unkorrekt und das verzerrrte Feindbild eines Rechten, der vor der heutigen Zeit kapituliert...
Ergo, du machst es dir viel zu einfach. Amerikanisch/angelsächisch ist nicht gleich liberal. Liberal kann viel bedeuten und hatte auch in der Vergangenheit stets verschiedene Bedeutungen. [/code]