18.07.2008, 21:26
Zitat:Natürlich hilft Technologie, Technologie ist die Quelle des bisherigen Fortschritts, sie hat es möglich gemacht, dass Produktion und Konsum in ungeahnte Höhen gestiegen sind, dass die Produktivität eines Einzelnen (auch im Agrarbereich) weit über dem Produktivitätsnieau eines ganzen Gutshofes um 1500 liegt...
Wir sprechen hier aber nicht von Technologie im Allgemeinen sondern von Technologie zur Gewinnung von Lebensmitteln.
Und diese Technologie ist gar nicht so komplex. Tatsächlich sind bei der Gewinnung von Lebensmitteln gewaltige Produktionssteigerungen erreicht worden. Aber die Gründe dafür sind klar und bekannt.
Und der entscheidende Kern, der eigentliche Motor dieser ganzen Produktionssteigerung ist die Verwendung Fossiler Energie. Nicht nur für Gewinnung, Anbau, Transport, sondern auch und insbesondere für Dünger.
Deine ganze Produktionssteigerung ist allein durch die immer größere Verwendung von immer größeren Mengen von Energie möglich geworden. Es ist also höchst einfach: Man hat immer mehr hinein gesteckt und deshalb ist immer mehr heraus gekommen.
Dieses labile Kartenhaus stürzt in dem Moment zusammen in dem du die Grundlage, die Basis wegziehst. Die Fossile Energie.
In bestimmten Bereichen der Lebensmittelproduktion wiederum vernichtet die Produktionssteigerung die Grundlagen.
Jede Urproduktion im Bereich der Lebensmittel kann dauerhaft nur im Rahmen der Nachhaltigkeit funktionieren. Dies bedeutet das nicht mehr produziert werden kann als nachwächst wenn man die die Grundlage des Nachwachsenden zerstören will, das reicht von Böden zu Fischbeständen hin zu jeder Art von Pflanzen oder Tieren.
Wir fischen viel mehr Fische aus dem Meer als nachkommen, wir bauen mehr Pflanzen an als der Boden tragen kann, dies geht nur über Öl, sei es für den Betrieb der Fischindustrie, sei es für den Dünger ohne den der Boden in kürzester Zeit auslaugen würde.
Wir verletzen das Prinzip der Nachhaltigkeit, unsere Lebensmittelproduktion ist eben nicht nachhaltig und deshalb dem Untergang geweiht.
Zitat:Dünger verbessern die Qualität des Bodens, Züchtung und Genetik sorgt dafür, dass Pflanzen schneller reifen und größer werden. Dies mag auch negative Folgen haben (zum Beispiel beim Getreide: infolge der Überzüchtung bilden sich Allergien da aus, ich bin da übrigens auch dadurch betroffen...), aber letztlich können trotz aller Probleme mehr Menschen ernährt werden.
Solange du den Dünger hast. Woher aber soll all der unglaublich viele Dünger kommen wenn die Fossillen Stoffe Erdöl und Erdgas aufgebraucht sind?
Wo sollen neue Thunfische herkommen wenn die Bestände vernichtet sind? Woher neue andere Fische?
Woher soll auf den Nährstoffarmen Böden in weiten Teilen der Welt neue Pflanzen herkommen wenn diese Podsolierten oder übermäßig Quarzsandhaltigen Böden aufgebraucht sind?
Wenn etwas wachsen soll muß man dafür Nährstoffe im Boden verwenden. Und wir laugen die Böden aus, übernutzen sie, degradieren sie zu bloßem Wachstumssubstrat zur Aufnahme von Dünger.
Thomas: All deine Technologie und blinde Fortschritttsgläubigkeit ändert nichts an den Tatsachen die die gleichen sind wie 1800, nämlich das es Naturgesetze gibt und das diese Naturgesetze die gleichen sind wie früher:
Fakt ist: das allein in der Sahelzone jedes Jahr Millionen von Hektar Landwirtschaftlicher Flächen dauerhaft verloren gehen. Weltweit noch viel viel mehr. Und keine Technologie der Welt wird diese Flächen wieder fruchtbar machen, sie sind verloren.
Dein blinder Fortschrittsglaube ist rührend, der Exzeptionalismus ist doch längst wiederlegt und in Wahrheit bist du es, der veraltetes Denken pflegt. Nämlich den Glauben daran das die Jetzt Zeit eine Ausnahme darstelle. Aber Physik bleibt Physik, auf Quarzsand wächst nichts ohne ständigen Input und diesen können wir nicht dauerhaft durchhalten da er auf begrenzten Ressourcen basiert.
Zitat:Wie das ganze dann realiter aussieht, mit all den Verzerrungen durch Macht, Interessen, Profitgier usw, das ist leider eine andere Frage.
Und das kommt dann noch dazu. Aber nur rein von den Grundlagen her können wir ohne Erdöl und Erdgas schon die jetzt bestehende Zahl von Menschen nicht weiter ernähren. Dies ist Fakt. Das ist noch ganz ohne die Verteilungsfrage dessen was ist.
Die Distributionsprobleme kommen da noch dazu und verstärken diese Effekte in Spiralen, aber ohne Erdöl und Erdgas, ohne den Dünger der daraus gewonnen wird, ohne die Fossile Energie, ist die Landwirtschaftliche Produktion in der derzeitigen Höhe nicht aufrecht erhaltbar.