02.10.2008, 22:05
Zunächst fahre ich mit dem weiteren Einschätzen der noch fehlenden Textpassagen oben fort:
Was den Iran angeht, so muss man den Putsch gegen Mossadegh sicher als Machtspiel des Westens ansehen. Ja, keine Frage, aber man muss auch sagen, dass es diesen Putsch ohne die Befürchtung, das sich der Kommunismus auch in diesem Land ausbreiten könnte, wohl nicht gegeben hätte. Auch haben die USA erst recht spät überhaupt eingegriffen (Operation Ajax), nachdem es im Land Unruhen, Schießereien und Umsturzversuche gegeben hat. Auch muss man sehen, das die USA, während die Anglo-Iranien Oil Comapny (AIOC) verstaatlicht werden sollte, (noch) nicht eingegriffen haben. Die Sache landete auch vor dem Internationalen Schiedsgerichtshof in Den Haag und schließlich vor dem UN-Sicherheitsrat (etwas, das es im Falle Ungarn 1956 oder Prag 1968 nie gegeben hätte). Der Internationale Gerichtshof gab den klagenden Briten teils recht, aber Mossadegh lehnte einen Vergleich ab. Und erst als dann eine UN-Entscheidung auch noch durch das Veto der UdSSR blockiert und auf unbekannte Zeit verschoben wurde, wurde man in Washington hellhörig und aktiv, weil man eine Einmischung der UdSSR befürchtete (das macht den Putsch natürlich nicht ungeschehen oder irgendwie besser, aber ohne den Ostblock hätte es eine amerikanische Einmischung so wohl nicht gegeben). Und: Auch wenn ein zweifelsohne blutrünstiges Schah-Regime danach den Thron bestieg, so muss man sagen, dass Mossadegh nicht wie Imre Nagy 1958 (zwei Jahre nach dem Versuch einer Reform) in einem Schauprozess zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde (de facto von den Sowjets also ermordet wurde), sondern 1967, wenngleich unter Hausarrest, friedlich starb. Insofern: Die USA mischten sich nicht einfach wegen eines irgendwie gearteten Herrschaftsanspruchs ein, sondern sie mischten sich erst dann ein, als die UdSSR blockierte und ein kommunistischer Umsturz befürchtet wurde; und auch selbst dann lief die Einmischung im Verhältnis zu sowjetischen Einmischungen immer noch recht gesittet ab und es wurden nicht 20.000 Menschen getötet und 200.000 vertrieben (wie in Ungarn).
Im Falle Griechenlands war es zunächst so, dass es nach dem Abzug der Wehrmacht einen Kampf zwischen kommunistischen und monarchistischen ehemaligen Partisanenbewegungen tobte. Da Stalin Griechenland zunächst dem britischen Einflussbereich zugeschachert hatte, mischten sich auch die Briten teils aktiv militärisch ein und versuchten die Kräfte der kommunistischen Untergrundarmee nach deren Angriffen zurückzudrängen, was auch gelang. Anstehende Wahlen wurden übrigens von den Kommunisten auch noch boykottiert (vermutlich auf Moskauer Weisungen hin). Und nach der Truman-Doktrin begannen sich i. d. T. auch die USA zu engagieren, aber das ist meiner Meinung nach auch nur eine Reaktion im Rahmen des Kalten Krieges. Begonnen haben die USA diesen Krieg in Griechenland sicher nicht, sie haben nur – wie so oft – reagiert auf einen kommunistischen Angriff, ähnlich wie die Briten...
Hierzu ein Bsp.:
Weiter im Text:
Es lässt sich also ein roter Faden ziehen quer durch alle Einmischungen: Fast immer, wenn der Westen oder die USA die Finger bei einem Umsturz im Spiel hatten, stand die Furcht vor einem kommunistischen Staatstreich weit im Vordergrund. Inwieweit die kommunistische Gefahr nun tatsächlich bestanden hat, darüber lässt sich streiten. Aber ohne diese Gefahr wäre es wohl nur zu den wenigsten Einmischungen gekommen. Insofern lässt sich aus den genannten Beispielen kein Herrschaftsanspruch ableiten, sondern eher ein Reagieren gegenüber einer Bedrohung. Und das sollte ja nun erlaubt sein...
In einem späteren Post werde ich auf Kosmos antworten.
Schneemann.
Zitat: In der Abwehr gegen echte oder scheinbare kommunistische Bedrohungen engagierten sich die USA auch in Asien (Korea 1945-53, Vietnam 1950-73 mit Kambodscha 1955-73 und Laos) sowie - erneut - die Philippinen (1945-53) markieren diese Eppoche amerikanischer Aussenpolitik, und der zunehmende Durst der amerikanischen Industrien nach Energie führte zur starken Präsenz der USA in den ölreichen Staaten am Golf (Iran, Saudi-Arabien). Auch hier scheuten die USA vor aktiven Eingriffen nicht zurück. Griechendland (1947-49) und der Iran (1953) markieren zwei Beispiele, die zeigen, dass sich der amerikanische Herrschaftsanspruch nach dem zweiten Weltkrieg auch auf Europa und den Mittleren und Nahen Osten ausdehnte - und zwar im Zweifel auch gegen die Intentionen der örtlichen Bevölkerung.Die Eingriffe in Asien fallen in eine Zeit, in der die Welt in die beiden Lager USA und UdSSR quasi aufgeteilt war. Ohne die Bedrohung durch den Kommunismus hätten sich die USA sicher nicht in Asien eingemischt. In Korea hatte man es mit einem handfesten Angriffskrieg des Kommunismus zu tun; man hat nur und diesmal sogar tatsächlich auch unter dem Aspekt der Verteidigung der Freiheit reagiert (wenngleich auch Südkorea danach Jahrzehnte lang noch keine Demokratie war). In Vietnam/Laos stand der Kampf gegen den Kommunismus auch im Vordergrund. Zwar stützte man sich auf die falsche Dominotheorie, aber in den USA grassierte eine wahre Panik vor dem Kommunismus. Insofern fällt dieser Krieg auch in die Rubrik des Kalten Krieges und des Ost-West-Gegensatzes. Fakt ist aber: Ohne Kommunismus hätten sich die Amerikaner sicher nicht in den Dschungel des Mekong-Deltas begeben.
Was den Iran angeht, so muss man den Putsch gegen Mossadegh sicher als Machtspiel des Westens ansehen. Ja, keine Frage, aber man muss auch sagen, dass es diesen Putsch ohne die Befürchtung, das sich der Kommunismus auch in diesem Land ausbreiten könnte, wohl nicht gegeben hätte. Auch haben die USA erst recht spät überhaupt eingegriffen (Operation Ajax), nachdem es im Land Unruhen, Schießereien und Umsturzversuche gegeben hat. Auch muss man sehen, das die USA, während die Anglo-Iranien Oil Comapny (AIOC) verstaatlicht werden sollte, (noch) nicht eingegriffen haben. Die Sache landete auch vor dem Internationalen Schiedsgerichtshof in Den Haag und schließlich vor dem UN-Sicherheitsrat (etwas, das es im Falle Ungarn 1956 oder Prag 1968 nie gegeben hätte). Der Internationale Gerichtshof gab den klagenden Briten teils recht, aber Mossadegh lehnte einen Vergleich ab. Und erst als dann eine UN-Entscheidung auch noch durch das Veto der UdSSR blockiert und auf unbekannte Zeit verschoben wurde, wurde man in Washington hellhörig und aktiv, weil man eine Einmischung der UdSSR befürchtete (das macht den Putsch natürlich nicht ungeschehen oder irgendwie besser, aber ohne den Ostblock hätte es eine amerikanische Einmischung so wohl nicht gegeben). Und: Auch wenn ein zweifelsohne blutrünstiges Schah-Regime danach den Thron bestieg, so muss man sagen, dass Mossadegh nicht wie Imre Nagy 1958 (zwei Jahre nach dem Versuch einer Reform) in einem Schauprozess zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde (de facto von den Sowjets also ermordet wurde), sondern 1967, wenngleich unter Hausarrest, friedlich starb. Insofern: Die USA mischten sich nicht einfach wegen eines irgendwie gearteten Herrschaftsanspruchs ein, sondern sie mischten sich erst dann ein, als die UdSSR blockierte und ein kommunistischer Umsturz befürchtet wurde; und auch selbst dann lief die Einmischung im Verhältnis zu sowjetischen Einmischungen immer noch recht gesittet ab und es wurden nicht 20.000 Menschen getötet und 200.000 vertrieben (wie in Ungarn).
Im Falle Griechenlands war es zunächst so, dass es nach dem Abzug der Wehrmacht einen Kampf zwischen kommunistischen und monarchistischen ehemaligen Partisanenbewegungen tobte. Da Stalin Griechenland zunächst dem britischen Einflussbereich zugeschachert hatte, mischten sich auch die Briten teils aktiv militärisch ein und versuchten die Kräfte der kommunistischen Untergrundarmee nach deren Angriffen zurückzudrängen, was auch gelang. Anstehende Wahlen wurden übrigens von den Kommunisten auch noch boykottiert (vermutlich auf Moskauer Weisungen hin). Und nach der Truman-Doktrin begannen sich i. d. T. auch die USA zu engagieren, aber das ist meiner Meinung nach auch nur eine Reaktion im Rahmen des Kalten Krieges. Begonnen haben die USA diesen Krieg in Griechenland sicher nicht, sie haben nur – wie so oft – reagiert auf einen kommunistischen Angriff, ähnlich wie die Briten...
Hierzu ein Bsp.:
Zitat: „Jetzt schaltete ich mich in die Leitung der Angelegenheit direkt ein. Als ich erfuhr, daß die Kommunisten fast alle Polizeiwachen in Athen besetzt und den Großteil der nicht mit ihnen im Einverständnis stehenden Polizisten ermordet hatten und nur wenig über einen Kilometer von den Regierungsgebäuden entfernt standen, erteilte ich General Scobie und seinen fünftausend britischen Soldaten - die nur zehn Tage zuvor von der Bevölkerung als Befreier bejubelt worden waren - Befehl, zu intervenieren und mit Waffengewalt gegen die verräterischen Angreifer vorzugehen. [Winston Churchill]“
Weiter im Text:
Zitat:Die USA traten dabei aber überwiegend nicht als Hegemonialmacht auf, sondern als Verbündete - die den von Kommunisten oder einer feindlichen Umwelt (Israel) bedrohten Staaten kooperativ und multilateral beistanden.Okay, gibt es aber nicht wirklich was daran auszusetzen...
Zitat:Mit dem IWF und der Weltbank wurden politisch-wirtschaftliche Instrumentarioen geschaffen, die das Engagement der USA flankierend unterstützten sollten. Mit dem Ende der Sowjetunion waren die USA weltweit als Supermacht präsent. Das Ende der sowjetischen Bedrohung führte aber zugleich zu einer zunehmenden Konzentration der US-Verbündeten auf die eigenen Interessen - die bisweilen auch den Interessen der Supermacht USA widersprachen. Auch bei scheinabr sicheren Verbündeten und einer über Jahrzehnte hin treuen Gefolgschaft wie in Deutschland wird plötzlich die Führungsqualität der USA hinterfragt.Stimmt auch. Aber ich weiß nicht so recht, wie dieses Kritisieren oder Hinterfragen der US-Pläne jetzt dafür herhalten könnte, um einen Herrschaftsanspruch der USA argumentativ zu erklären. Ich sehe es eher so, dass dies gerade ein Zeichen dafür ist, dass die USA nicht so agieren. Alle Länder sind frei und dürfen ihre Meinung sagen, es ist ein freiwilliger Zusammenschluss (etwa die NATO).
Es lässt sich also ein roter Faden ziehen quer durch alle Einmischungen: Fast immer, wenn der Westen oder die USA die Finger bei einem Umsturz im Spiel hatten, stand die Furcht vor einem kommunistischen Staatstreich weit im Vordergrund. Inwieweit die kommunistische Gefahr nun tatsächlich bestanden hat, darüber lässt sich streiten. Aber ohne diese Gefahr wäre es wohl nur zu den wenigsten Einmischungen gekommen. Insofern lässt sich aus den genannten Beispielen kein Herrschaftsanspruch ableiten, sondern eher ein Reagieren gegenüber einer Bedrohung. Und das sollte ja nun erlaubt sein...
In einem späteren Post werde ich auf Kosmos antworten.
Schneemann.