Weltweite Verteuerung der Nahrungsmittel
#42
Ich habe im Bereich Entwicklungshilfe gearbeitet und kann daher vielleicht ein paar Aussagen dazu machen.

Zitat:Tatsächlich ist es doch so, das alle vom bloßen Herumdoktern an der Krankheit profitieren

Leider ist es nicht so. Weder die Geberstaaten noch die Nehmerstaaten profitieren wirklich, es profitiert lediglich eine sehr begrenzte Zahl von Privatpersonen und Unternehmen. Und die Betonung liegt auf begrenzt, für die Deutsche Wirtschaft beispielsweise spielt es insgesamt überhaupt keine Rolle ob es deutsche Entwicklungshilfe gibt oder nicht.

Entwicklungshilfe wird überschätzt!

Zitat:Die Geberstaaten profitieren, indem sie sich ihren Einfluss erhalten.

Das ist ein Argument das insbesondere von den Entwicklungshilfeorganisationen wie beispielsweise der GTZ immer wieder selber vorgebracht wird. Leider ist es unzutreffend, in der Praxis zeigt sich in vielen Ländern, daß hohe Entwicklungshilfezahlungen eben nicht dazu führen, daß der Einfluss erhalten bleibt. Wer den größten Einfluss vor Ort hat entscheidet sich aus anderen Gründen.

Zitat:Das ist für die kapitalistischen Betriebe von Vorteil, da sie so ihre lukrativen Märkte halten und die Bevölkerungen - sowohl in den Geber- als auch den Nehmerstaaten, wohlbemerkt! - ruhig ausplündern können.

Insbesondere bei der Rohstoffversorgung zeigt sich klar das scheitern dieser Versuche.

Der Vorteil für die kapitalistischen Betriebe ist in Wahrheit ein ganz anderer: Sie können nicht aufgrund von gewonnenem Einfluss die Märkte plündern, sondern sie kassieren ohne echte Gegenleistung die Entwicklungshilfezahlungen ein.

Im Endeffekt ist ein Gros der Entwicklungshilfezahlungen eine Art versteckte Industriesubvention. Das Geld fließt von den Organisationen oder vom Staat direkt zu Unternehmen die dafür die Projekte ausführen sollen, was aber in der Realität nicht wirklich geschieht. Man druckt dann einige hübsche Broschüren und baut ein Potemkinsches Dorf und das Geld steckt man hochzufrieden anderswo in ganz andere Dinge.

Es geht also gar nicht um Märkte und deren Kontrolle, sondern viel mehr um Versteckte Subventionen. Von diesen profitieren zwar einige Firmen ganz enorm, aber insgesamt auf die Wirtschaft bezogen ist das jetzt auch nicht so entscheidend das ohne diese versteckten Subventionen nichts mehr ginge.

Zitat:Die Nehmerstaaten profitieren von diesem System allerdings auch, und sie haben keinen Grund, "gesund" werden zu wollen. Wer krank ist, hat ganz sicher die Erfahrung gemacht, das er gepflegt wird. So etwas gefällt doch, oder? Jeder kümmert sich um einen, besonders jene, die einen lieben, und man braucht noch nicht mal seinen Arsch aus dem Bett zu heben! Das ist doch schön und bequem, oder?

Auch das ist nicht zutreffend.

Bei den Nehmerstaaten muß man zwei Dinge beachten:

1 die offiziellen Wirtschaftszahlen stimmen in der Dritten Welt nirgends mehr mit der realen Wirtschaft überein, weil die Schattenwirtschaft dort überall Ausmaße angenommen hat die unvorstellbar sind. Viele sehr arme Länder schwimmen in Geld bis dahin, daß dieses Zuviel an Geld ohne reale Wirtschaftsleistung vor Ort zu erheblichen wirtschaftlichen Problemen führt.

2 Auch in den Nehmerstaaten profitieren sehr kleine Gruppen von Personen davon.

Ich gehe davon aus, daß du dies schon meinst, daß die Eliten davon profitieren. Aber die Staaten als solches profitieren davon überhaupt nicht. In fast allen Dritte Welt Ländern über die ich etwas aussagen kann spielt die Entwicklungshilfe für das Leben der absoluten Mehrheit der Bevölkerung überhaupt keine Rolle.

Sie ist so irrelevant das sie de facto nicht existent ist. Eine zunehmende Zahl von Menschen in diesen Ländern lehnt zudem inzwischen jede Entwicklungshilfe ab. Diese Staaten also wollen oft gar keine Entwicklungshilfe, sie erkennen darin weder Sinn noch Nutzen.

Das reicht bis in die Eliten hinauf, wo bis auf die direkten Profiteure des Systems die Entwicklungshelfer als lästige Dummköpfe betrachtet werden. Man hat dort gar kein Gesund- oder Krank Denken, im Gegenteil.

Solange man einen Hummer Jeep mit vergoldeten Felgen fährt hält man sein Land für überaus gesund. Und lehnt Entwicklungshilfe ab, es sei denn diese bezahlt dafür das sie helfen darf. Man muß in der Praxis des öfteren Leute dafür bestechen, bezahlen dafür das man wiederum Geld bezahlen darf.

So weit ist es, daß wir fürs Zahlen dürfen sogar Zahlen müsssen.


Zitat:Die Herrschaft des Kapitals muss gebrochen werden

Du könntest auch schreiben: Die Herrschaft der Schwerkraft muß gebrochen werden. Es ist schön und richtig, und dennoch völlig utopisch.

Zitat:Patriotismus und Sozialismus.

Sozialismus ist auch nur eine Art von Kapitalismus. Er ist keine Überwindung des Kapitalismus sondern nur eine andere Art davon. Durch Sozialismus kann man den Kapitalismus nicht überwinden. Den auch der Sozialismus baut die Gesellschaft auf der Frage des Geldes und der Güterverteilung auf.

Zitat:Erst wenn die Betriebe gezähmt und wieder unter den Willen der Nationen unterworfen sind können in den jeweiligen Staaten wahrhaftig freie und wohlhabende Gesellschaften ohne Armut - da in ihnen jeder das seine, und zwar das gleiche, erhalten kann - entstehen.

Ist das das Ziel? Frei und Wohlhabend schließt sich schon von vornherein aus. Freiheit wird sich nur durch Armut realisieren lassen, also gar nicht, da die Menschen nicht freiwillig Arm sein werden.

Wir sind zu viele Menschen, daß ist die schlichte und einfache Wahrheit. Der Gesamtkuchen ist nicht groß genug. Würden wir diesen gleichmäßig verteilen, würde es bei weitem nicht für den Lebensstandard reichen, auf den die heutige Generation glaubt ein Recht zu haben.

Die Betriebe werden erst dann unterworfen werden, wenn die Staaten selbst ersetzt worden sind. Die heutigen Staaten und die Betriebe, der Staat und der Kapitalismus sind so weitgehend deckungsgleich, daß es eine Illusion ist zu glauben, der Staat könnte den Kapitalismus zähmen.

Wie sollte er dies können wo beide, Staat und Kapitalismus doch weitestgehend identisch sind?

Erst aus dem Zusammenbruch dieses Systems als ganzem werden sich die Dinge ändern.

Bevor wir nicht gegen die Wand geknallt sind wird niemand in der Lage sein, daß Lenkrad in eine andere richtung zu drehen.

Den wir sind viel zu viele und wir leben weit über unsere Verhältnisse. Wir verbrauchen als Menschheit zu viel von dem was natürlich regeneriert werden kann und zerstören damit für lange Zeit die Lebensgrundlage für das bloße Überleben eines beachtlichen Anteils von uns.

Daher ist die Zukunft ein Zusammenbruch und ein Massensterben, und erst aus diesem wird etwas neues entstehen können. (Oder auch nicht)


Was man aber machen sollte (aber in Wahrheit auch nicht kann):

Alle Entwicklungshilfe vollständig abschaffen! Einschließlich des Ministeriumg und dann sollte man alle damit betrauten fristlos entlassen und/oder vor Gericht stellen.

(Aber auch nur alles Träume)
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