30.05.2009, 10:29
Zitat:Knapp drei Wochen nach seiner Kaperung haben Piraten den deutschen (Flagge Malta) Frachter PATRIOT am 15. Mai frei gelassen; von Lösegeldzahlung ist auszugehen. Medien berichten, dass Piraten damit begonnen haben, bei Verweigerung oder Verzögerung einer Lösegeldzahlung die Ladung gekaperter Schiffe zu verkaufen. Dies hört sich zwar logisch an, dürfte aber meist mit erheblichen Problemen verbunden sein. Es erfordert nämlich eine zum Entladen, zwischenzeitlichen Einlagern und Weitertransport geeignete Infrastruktur. Da diese an den Piratenstandorten praktisch nicht vorhanden ist, kommt dies nur für Güter in Frage, die „per Hand“ und auf kleinen Booten von den Schiffen an Land transportiert werden können. Vermutlich wird man sich so darauf beschränken, die Ladung an Bord zu sichten und dann nur das zu plündern, was sich leicht transportieren lässt, zugleich aber auch lukrativ ist (z.B. elektronische Geräte).gazer Text, da MF und nur kurz im Netz - noch mehr aktuelle Nachrichten gibts hier: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.marineforum.info/AKTUELLES/aktuelles.htm">http://www.marineforum.info/AKTUELLES/aktuelles.htm</a><!-- m -->
Auch in der abgelaufenen Woche wurden wieder mehrere versuchte Überfälle gemeldet, die allerdings sämtlich abgewehrt werden konnten. Gleich mehrfach konnte sich dabei die kanadische Fregatte WINNIPEG (Teil des NATO Einsatzverbandes SNMG-1) auszeichnen. Am 15. Mai vereitelte sie mit Bordhubschraubereinsatz einen Überfall auf das US Containerschiff MAERSK VIRGINA, am 18. Mai den Versuch, den maltesischen Frachter SEA PRIDE zu kapern. Am 22. Mai stieß die Fregatte schließlich in offener See auf zwei offensichtliche Piratenboote. Waffen und Ausrüstung wurden beschlagnahmt, sechs Piraten auch kurzzeitig verhört, dann aber mangels rechtlicher Handhabe wieder frei gelassen.
Am 15. Mai vereitelte die italienische Fregatte MAESTRALE einen Angriff auf den Frachter MARIA K (St. Vincent & Grenadines); nach Warnschüssen vom Bordhubschrauber konnten neun Piraten festgenommen werden. Sie warten nun an Bord der Fregatte auf Weisung aus Rom, was mit ihnen geschehen soll. Mit Warnschüssen zwang auch der russische Zerstörer ADMIRAL PANTELEYEV Piraten zum Abdrehen, die am 23. Mai mitten im geleiteten Konvoi den Frachter EIDE TRADER (Marshall Islands) kapern wollten. Die auf einer Weltreise den Golf von Aden passierenden australischen Fregatten BALLARAT und SYDNEY waren zufällig in der Nähe als Piraten gleich zwei Schiffe (DUBAI PRINCESS, MSC STELLA) kapern wollten und konnten helfend eingreifen. Am 26. Mai konnte die schwedische Korvette MALMOE einen Angriff auf den Frachter ANTONIS vereiteln. Sieben Piraten wurden nach Warnschüssen festgenommen. Die MALMOE operiert seit etwa zwei Wochen im Rahmen der EU Operation Alatanta.
Unter den für Operation Atalanta geltenden Rahmenbedingungen kann die MALMOE ihre Gefangenen wohl in Kenia den Behörden übergeben. Die Frage der Behandlung festgenommener Piraten beschäftigt aber unverändert eine ganze Reihe von Nationen. Dass die WINNIPEG die festgesetzten Piraten wieder in ihre Boote entließ, hat in kanadischen Medien erneut ein sehr negatives Echo gefunden. Die kanadische Regierung verhandelt nun mit Kenia über ein Abkommen zur dortigen Strafverfolgung. Die von der russischen Marine beim Angriff auf einen Tanker festgenommenen 29 Piraten sollen an ein (noch nicht genanntes) regionales Land übergeben werden. In den Niederlanden sorgt der dort beginnende erste Prozess gegen festgenommene Piraten für Aufregung. Einer der Piraten äußerte sich in einem Interview begeistert über die Lebensverhältnisse im niederländischen Gefängnis (gutes Essen, Fernsehen, Fußball spielen, saubere sanitäre Anlagen). Er wolle seine Haftzeit (erwartet werden 4 Jahre) zu einer Ausbildung nutzen und anschließend in den Niederlanden bleiben (Asyl). Das Interview weckt Besorgnisse, dass eine mögliche Festnahme Piraten eher anreizen als abschrecken könnte.
Eine am 18./19. Mai vom International Maritime Bureau in Malaysia initiierte Konferenz scheint kaum wirkliche Fortschritten bei der internationalen Kooperation zur Bekämpfung von Piraterie zu bringen. Zwar waren mehr als 60 Nationen anwesend; Vorschläge (u.a. Aufstellung einer internationalen Maritime Task Force unter UN Mandat) wurden in langen Debatten allerdings zur Bedeutungslosigkeit verwässert. Kenia prüft nun „wohlwollend“ einen Vorschlag, Polizeioffiziere auf ausländischen Kriegsschiffen einzuschiffen, um festgesetzte Piraten unmittelbar festzunehmen und der Strafgerichtsbarkeit zuzuführen. Gemeinsam mit Tansania will Kenia überdies die eigenen Patrouillen vor den Küsten Ostafrikas verstärken, um so „Ausweichversuche“ somalischer Piraten schon im Ansatz zu unterlaufen. Die NATO entwickelt einen Operationsplan für einen neuen Anti-Piraterieeinsatz, der schon im Juni beginnen könnte. Er soll auf eine breitere Basis gestellt werden und neben hochseefähigen Kriegsschiffen auch Seefernaufklärungsflugzeuge sowie „close-to-shore patrol vessels“ beinhalten. Die EU erwägt die regionale Ausweitung der Operation Atalanta bis in die Seegebiete nahe der Seychellen.
Aktuelle Entwicklungen bei Einsatzkräften
Nachdem die Fregatten BALLARAT und SYDNEY beim Passieren des Golfes von Aden eher zufällig zwei Piratenüberfälle vereiteln konnten (und australische Medien voll des Lobes sind), erwägt die australische Regierung nun die Entsendung einer Fregatte zur Teilnahme an Anti-Piraterie Operationen, vermutlich mit Einbindung in CTF-151.
Medien berichten, dass somalische Piraten angeblich Flugabwehrraketen Stinger erworben haben. Die Meldungen können (noch) nicht offiziell bestätigt werden. Sollten sie allerdings stimmen, würde das künftigen Einsätzen von Bordhubschraubern deutliche Grenzen setzen und vermutlich auch eine Überarbeitung der Rules of Engagement erforderlich machen.