03.09.2009, 09:09
ich denke, das wirft ein Schlaglicht auf die psychologische Situation der Russen als gedemügte Macht im Allgemeinen und im Kaukasus insbesondere. "Beslan" war für die Russen etwas ähnliches wie "09.11." für die Amerikaner.
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Zitat:
Fünf Jahre danach
Beslan und die Bewältigung der eigenen Ohnmacht
Von Michael Ludwig, Beslan
02. September 2009 Am 1. September 2004 gegen neun Uhr sollte in der Mittelschule Nummer eins in Beslan der Beginn eines neuen Schuljahrs feierlich begangen werden, wie immer. Schulanfänger und Schüler aller Altersstufen waren festlich herausgeputzt zum Appell auf dem Schulhof vor der Turnhalle angetreten. Mütter mit Säuglingen im Arm waren mitgekommen, Tanten und Onkel als Zuschauer oder Begleiter der Kinder dabei.
Väter blickten stolz auf ihre Sprösslinge und die Großväter waren sicherlich auch in Beslan überzeugt, mit den am Jackenaufschlag zur Schau gestellten Verdienstorden aus der Sowjetzeit dem Ganzen zusätzliche Würde zu verleihen.
...
Sie wissen, dass das Geiseldrama von Beslan, zwar eine besonders schreckliche Tragödie war, aber zugleich auch nur eine Episode in der neusten Geschichte unaufhörlicher Gewalt im russischen Kaukasus, bei der immer wieder Unschuldige zwischen die Fronten gerieten. Und sie sehen, dass diese unheilvolle Geschichte noch längst nicht zu Ende ist. Terror und staatlicher Gegenterror gehen weiter.
Fast kein Tag vergeht mehr, ohne dass Tote zu beklagen sind, auch Kinder werden von Bomben und Granaten zerfetzt. Einer der ehemaligen Kampfgefährten Bassajews, Doku Umarow, hatte das Verbrechen der Terroristen an den Kindern von Beslan anfangs noch verurteilt. Inzwischen töten Umarows Leute, der sich selbst zum „Emir des Nordkaukasus“ ernannt hat und den antirussischen Untergrund anführt, bedenkenlos auch Kinder.
Bei staatlichen Vergeltungsmaßnahmen geht es nach dem Grundsatz zu, dass wo gehobelt werde, auch Späne fallen. Beslan solle nie wieder sein, sagen Opfer und russische Politiker. Aber weil die Politiker zu tragfähigen Lösungen für die vielfältigen Probleme im Kaukasus offenbar nicht in der Lage sind, ereignet es sich in kleinerem Maßstab bereits jetzt immer wieder und es ist keineswegs ausgeschlossen, dass sich auch eine solche Tragödie solchen Ausmaßes wie vor fünf Jahren wiederholt. Ella Kessajewa ist sich dessen bewusst und verlangt deshalb ein russisches Gesetz, das den Status von Terroropfern regelt. Sie hat damit den Finger in die Wunde gelegt. Der russische Staat macht keine Anstalten, zu reagieren, weil er sonst zugeben müsste, dass er die Lage im Kaukasus keineswegs unter Kontrolle hat.