15.09.2009, 21:50
Erich schrieb:
Und selbst heute, bei wesentlich harmloseren Aspekten, hört man aus Russland aggressive Töne: Als z. B. im Mai 2009 die GUS-Länder Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Ukraine, Moldau und Weißrussland mit der EU eine „östliche Partnerschaft“ begründeten, drohte man aus Moskau mit buntesten Formulierungen, so als wenn der Untergang Osteuropas kurz bevor stünde. Und so was ist einfach eine nicht mehr zeitgemäße Politik. Punkt.
Schneemann.
Zitat: ad 1:Ja, und? Das ist zwar die de facto Erklärung des Begriffs „Imperium“, richtig. Das hat aber mit unseren Bsp. (hier: USA und frühere UdSSR/jetzt GUS) absolut nichts am Hut, bzw. dient nicht dem Erläutern (auch wenn ich genau weiß, auf was du wieder abzielst, nämlich auf eine vermeintliche Vorführung eines wie auch immer gearteten US-Imperialismus) der Problematik hier. Wenn sich der Begriff „Imperium“ nämlich nur dadurch definiert (besser: definieren würde), Macht auch außerhalb der eigenen (Staats)Grenzen auszuüben, dann habe ich auch ein deutsches, französisches, spanisches, brasilianisches und erst Recht chinesisches und russisches Imperium. Kurz: Auf diesem Planeten wimmelt es dann von Imperien, weil so ziemlich die meisten größeren Länder Macht außerhalb ihrer Staatsgrenzen ausüben könnten. Und spätestens dann hat sich dein etwas besserwisserisch vorgetragener Erklärungsansatz pulverisiert (und ich bin sicher, du bist nicht der einzige Latein-Kundige hier).
Ein Imperium (von lat. imperium: Oberbefehl, Herrschaft, Gewalt oder imperare im = in; parare = pare = "hervorbringen": "befehlen, beherrschen") ist definiert durch die Möglichkeit, Macht auch außerhalb der eigenen (Staats)Grenzen auszuüben.
Zitat: ad 2:Was redest zu eigentlich für verqueres Zeug? Mir ging es einzig um die NATO und die Staaten, die dieser angehört haben und angehören – was auch jeder erkennen kann, der die bisherigen Beiträge gelesen hat –, als ich von einem „freiwilligen Beitritt“ zu einem Bündnis im Gegensatz zum Warschauer Pakt sprach, der ein erzwungenes Imperium war. Und weder Afghanistan, der Iran oder der Irak gehören der NATO an.
da hab ich wahrscheinlich übersehen, dass die afghanische und irakische Regierung um eine US-Intervention gebeten hatten - und auch eine mögliche Besetzung Irans (die den Iran ggf. in die Reihe der "Verbündeten Regierungen" einreihen könnte) kommt wenn überhaut dann nur auf ausdrücklichen und freiwilligen Wunsch der iranischen Regierung zustande
Zitat: sorry, ich bin nicht immer up to date ...Das Gefühl hatte ich nach deinem letzten Post auch.
Zitat: oder auch: ich marschier mal ein, installiere eine Regierung die mir genehm ist, und behaupte dann das sei alles freiwillig passiert ...Aha. Frage mich nur, warum so viele Staaten darauf drängen, dass sie in die NATO dürfen oder früher darauf gedrängt haben. Wenn das so ein furchtbares Imperium der Amerikaner ist, frage ich mich, warum einem die Staaten fast schon hinterher rennen, während beim Warschauer Pakt alle froh waren, endlich von diesem loszukommen. Und: Man darf aus der NATO auch austreten, wenn man möchte. De Gaulle hat dies mit dem Austritt Frankreichs – das eines DER Kernländer Europas war und ist –1965/66 aus der NATO deutlich gezeigt. Der Unmut war da, aber man hat die Franzosen ziehen lassen; und siehe da, 43 Jahre später kehrten sie freiwillig wieder in die NATO zurück. Wenn ein Land hingegen aus dem Warschauer Pakt austreten wollte, so war dies undenkbar, ja so wurde es von russischen Panzern heimgesucht und schlicht besetzt (siehe Ungarn 1956, Prag 1968).
Und selbst heute, bei wesentlich harmloseren Aspekten, hört man aus Russland aggressive Töne: Als z. B. im Mai 2009 die GUS-Länder Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Ukraine, Moldau und Weißrussland mit der EU eine „östliche Partnerschaft“ begründeten, drohte man aus Moskau mit buntesten Formulierungen, so als wenn der Untergang Osteuropas kurz bevor stünde. Und so was ist einfach eine nicht mehr zeitgemäße Politik. Punkt.
Zitat: der Zerfall der Sowjetunion wäre mit den von mir genannten Beispielen vergleichbar - das hat nichts damit zu tun, ob solche Beispiele derzeit denkbar oder möglich sind, sondern zeigt, welcher Umbruch stattgefunden hat.Nein. Das zeigt einzig und alleine das Versagen des Systems, das berechtigterweise kollabiert ist.
Zitat: ich nicht - es geht schließlich nur darum, die Bedeutung des Umbruchs zu verstehen, nicht um die Frage, ob ein solcher Umbruch derzeit im Westen ansteht oder denkbar wäre.Das kam aber so rüber.
Schneemann.