Entfremdung in der Nato - der große Graben
@ Sozio-Evolution der russischen und sowjetischen Gesellschaft

Erste größere Ansätze zur Industrialisierung gab es in Russland schon weit vor 1900, jedoch wurde erst kurz vor dem Krieg (Stolypin u.a.) eben jene mit weiteren Reformen, insbesondere auch in der Landwirtschaft weiter forciert. Dennoch hinkte Russland recht weit zurück industriell.
Zudem verlor man nach dem Ersten Weltkrieg mit den vorherig russischen Gebieten im Baltikum und Polen industriell-wirtschaftlich weiter entwickelte Gebiete, so dass die Sowjetunion durch Gebietsverluste und durch Weltkrieg und nachfolgenden Bürgerkrieg industriell und wirtschaftlich weit zurückhinkte. Lenins NEP war sicherlich ein Erfolgsprojekt, beschränkte sich aber auf die Schaffung mehrheitlich kleinbürgerlich-kleinunternehmerischer Strukturen, sowohl auf dem Land, als auch in der Stadt. Dass nach Jahrhunderten der Dominanz der Großgrundbesitzer nun keine neue Schicht der Mittelbauern jene langfristig ersetzen sollten, erschließt sich auch aus dem Programm der Sozialisten und der Mobilisierung ländlicher, armer Schichten in der Revolution. Dass dies weder "passend" war für da politische und gesellschaftliche System, erschließt sich von selbst. Zudem muss man eingestehen, fern von politischen Präferenzen oder Antipathien für gesellschaftliche Disparitäten und dominerende Mittelschichten, dass im Rahmen dieser gewaltsamen und oftmals brutalen Modernisierung eine gesellschaftliche Nivellisierung passierte, die ihresgleichen suchte. Und ich kann hier Nivellierung nicht automatisch als negativ besetzt werten, bedeutete dies doch gleichzeitig eine ungeahnte soziale Mobilität, die auch und gerade in einem pseudobürgerlichen Konzept wie der NEP nie möglich gewesen wäre. Hier wurden für breite Schichten Lebenschancen eröffnet, die sie so nie gehabt hätten. Dass der Preis dafür sehr hoch war, steht außer Frage. Dennoch muss man beide Seiten der Rechnung sehen. Und die sieht eben keine bloße "Vulgarisierung" der Gesellschaft, sondern eine mittelfristige massive "Technokratisierung" weiter ehemals bildungsferner Schichten. Dass dabei auch dem Gesellschaftsbild konforme Menschen produziert wurden, ist ein automatischer Nebeneffekt. Anders läuft es auch in unserer Gesellschaftsform nicht, nur wir können und dürfen uns natürlich an der "inahltlichen" Ausrichtung und Formierung dieser "Sowjetmenschen" stören, die man als überzeugter Westler sicher auch als Deformierung bezeichnen kann anhand der eigenen Überzeugungen.

@ Kosmos

Ich weiß durchaus, dass du eine kritische Sicht auf Russland, allein das bloße Ignorieren russ. Interessen als russophob bezeihnest. Dennoch um mal kalrzustellen: Das Gros der polnischen Bevölkerung stand dem Abwehrschirm der Amerikaner zwar distanziert, aber letztlich eben neutral gegenüber. Artikulierte Ablehnung, wie es hier und da in Tschechien existierte, gab es nie. Und das war auch kein Projekt "russophober Eliten". So bezeichnet man das ganze nur, wenn man einen guten Schuß Paranoia mit einem mächtigen Schuß russischer Selbstüberschätzung mischt.
Das ganze war ein Freundschaftsdienst an die Amerikaner, den man sich auch entsprechend teuer bezahlen lassen wollte mit Militärhilfe und Unterstützung. Russlands Position hat dazu als oberste Priorität niemanden in Warschau interessiert. Wozu auch?

Und was die wirtschaftliche Lage in zumindest Ostmitteleuropa angeht, so hast du auf der letzten Seite geschrieben, dass es niemals mehr Russland und Osteuropa so gut gehen wird wie zu Zeiten des Warschauer Paktes. Und das ist in meinen Augen blanker Blödsinn. Gut, für Russland kann und will ich jetzt nicht sprechen. Aber weil ich ja doch sehr aufmerksam die Änderungen gerade in Ostmitteleuropa, so auch in Polen beobachtet habe, so fährt man in Polen als souveräner Staat, als Teil der EU und NATO, als aufholendes Industrieland der ehemaligen Zweiten Land sehr, sehr, sehr, sehr viel besser als Vasallenstaat der Sowjetunion mit Planwirtschaft![/quote]
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