17.11.2009, 00:11
Was heißt hier schon philosophisch-historischer Ansatz oder gar kultureller? Diese Kategorisierung kann ich nicht teilen und würde sie deutlich bezweifeln. Meine Darlegung ist schlicht eine zeitgenössische Bestandsaufnahme der vielschichtigen chinesisch-globalen bzw. chinesisch-internationalen Beziehungsmuster mit einem entsprechend adäquaten Begriffsverständnis, der verschiedene Facetten auseinanderhalten kann. Wie aussagestark nun deine versuchte Nachzeichnung eines angenommenen chinesischen kollektiven Volksgeistes ist, würde ich zumindest mit ein paar Fragezeichen versehen.
Zum einen existiert die Volksrepublik China, so wie du sie beschreibst bzw. so wie du sie mit Labels versieht (kommunistisch und totalitär) gar nicht. Ein totalitärer, kommunistischer Staat war die Sowjetunion unter Stalin, das heutige China kann man damit aber nicht mehr treffend bezeichnen (insbesondere weil es nunmal Unterschiede zwischen autoritär und totalitär gibt beispielsweise). Das heutige China ist ein System-Mischmasch aus oligarchischer, verkrusteter Technokraten-Einparteienherrschaft, das unter Einschluß massiver Korruption einen pseudo- und semifreien Marktradikalismus beheimatet.
Was nun deine Beschreibung der "chinesischen Seele" angeht, so ist sie sicherlich relativ zutreffend. Die chinesische Selbstbeschreibung war lange und ist inzwischen immer mehr wieder durch die Selbststilisierung zum Reich der Mitte, zum Mittelpunkt der Welt gekennzeichnet. Und diese eingebildete Überlegenheit wird durch eine in sich brüchige und korrupte Parteiführung, die um ihre Machtz fürchtet, auch recht häufig in Anspruch genommen. Auf diese Weise will man die nationale Indentität stärken, vom Fehlen politischer Freiheit ablenken und Regime und Nation ins Eins setzen, so dass ein Aufbegehren gegen das Regime mit einem Akt des Vaterlandsverrats gleichzusetzen wäre.
Man kann aber aus dieser allein heutigen Draufsicht auf die chinesische Volksseele nicht schließen, wo sich China im Kontinuum der Außenbeziehungen je nach Politikfeld verorten wird zukünftig. Da spielen schlicht institutionelle, innenpolitische wie auch außenpolitische Konstellationen und Ressourcenverteilungen eine Rolle.
Klar wird man nicht von der Hand weisen, dass der Aufstieg Chinas die Machttektonik Asiens und der Welt zum Schwingen bringen wird. Aber wie man auch in der Diskussion erkennen kann, ist dieser Aufstieg noch längst keine sichere Sache, gibt es auch die Möglichkeit des teilweisen Scheiterns für China. Und in diesem weiterhin noch längerfristigen Prozess der vermeintlichen Aufstiegs bestimmt eben nicht nur die chinesische Selbstbeschreibung die Politik des Regimes, sondern eben auch harte politische, ökonomische und innen- wie außenpolitische Faktoren. Und da glaube ich eher nicht an eine schnelle aggressive Politik Chinas. Was langfristig passiert, ist für mich zu nebulös, da kann und wird noch viel unerwartetes passieren.
Zum einen existiert die Volksrepublik China, so wie du sie beschreibst bzw. so wie du sie mit Labels versieht (kommunistisch und totalitär) gar nicht. Ein totalitärer, kommunistischer Staat war die Sowjetunion unter Stalin, das heutige China kann man damit aber nicht mehr treffend bezeichnen (insbesondere weil es nunmal Unterschiede zwischen autoritär und totalitär gibt beispielsweise). Das heutige China ist ein System-Mischmasch aus oligarchischer, verkrusteter Technokraten-Einparteienherrschaft, das unter Einschluß massiver Korruption einen pseudo- und semifreien Marktradikalismus beheimatet.
Was nun deine Beschreibung der "chinesischen Seele" angeht, so ist sie sicherlich relativ zutreffend. Die chinesische Selbstbeschreibung war lange und ist inzwischen immer mehr wieder durch die Selbststilisierung zum Reich der Mitte, zum Mittelpunkt der Welt gekennzeichnet. Und diese eingebildete Überlegenheit wird durch eine in sich brüchige und korrupte Parteiführung, die um ihre Machtz fürchtet, auch recht häufig in Anspruch genommen. Auf diese Weise will man die nationale Indentität stärken, vom Fehlen politischer Freiheit ablenken und Regime und Nation ins Eins setzen, so dass ein Aufbegehren gegen das Regime mit einem Akt des Vaterlandsverrats gleichzusetzen wäre.
Man kann aber aus dieser allein heutigen Draufsicht auf die chinesische Volksseele nicht schließen, wo sich China im Kontinuum der Außenbeziehungen je nach Politikfeld verorten wird zukünftig. Da spielen schlicht institutionelle, innenpolitische wie auch außenpolitische Konstellationen und Ressourcenverteilungen eine Rolle.
Klar wird man nicht von der Hand weisen, dass der Aufstieg Chinas die Machttektonik Asiens und der Welt zum Schwingen bringen wird. Aber wie man auch in der Diskussion erkennen kann, ist dieser Aufstieg noch längst keine sichere Sache, gibt es auch die Möglichkeit des teilweisen Scheiterns für China. Und in diesem weiterhin noch längerfristigen Prozess der vermeintlichen Aufstiegs bestimmt eben nicht nur die chinesische Selbstbeschreibung die Politik des Regimes, sondern eben auch harte politische, ökonomische und innen- wie außenpolitische Faktoren. Und da glaube ich eher nicht an eine schnelle aggressive Politik Chinas. Was langfristig passiert, ist für mich zu nebulös, da kann und wird noch viel unerwartetes passieren.