18.11.2009, 10:53
Zitat:Malthus Überlegungen haben sich schon in seinen Zeiten nicht bewiesen und auch im weiteren Fortgang haben sie keine weiteren empirischen Beweise erhalten.
Das sehe ich naturgemäß anders. Gerade die heutige Zeit zeigt, daß die Grundlegenden Überlegungen von Malthus langfristig eben doch stimmen. Natürlich ist jeder auf biologischen Faktoren basierende Graph keine gerade Linie und deshalb gibt es ein stetes auf und ab. Aber insgesamt, langfristig stimmen die Aussagen von Malthus durchaus.
Wenn man sich mit Biometrie beschäftigt und mit Ökologischen Systemen, findet man überall in der Natur ähnliche Mechanismen.
Fakt ist: Populationen haben einen ökologische Grenze.
Und immer wieder übersteigen auch in der Natur Populationen diese Grenze erheblich. Es ist sogar der Normalfall das die ökologische Grenze von jeder Population zumindest geringfügig überschritten wird.
In der Folge dessen bricht dann die Population ein und sinkt ein deutliches Stück unter die ökologische Grenze. Dann steigt sie von dort wieder an. Diese Abfolge findet man bei jeder Population in der Natur.
Und exakt das beschreibt Malthus: Er beschreibt wie die menschliche Population über ihre ökologische Grenze steigt und dann deutlich unter diese fällt. Das trifft in der Natur für sehr viele Tierarten zu, das wird auch mit der Menschheit geschehen.
Zitat:Einige seiner Grundüberlegungen sind und bleiben nunmal fundamental falsch, so zum Beispiel seine axiomatische Überzeugung, dass reiche Bevölkerungsschichten zu mehr und mehr Kindern neigen würden. Genau dies aber hat sich beispielsweise als grundlegend falsch erwiesen.
Da hast du Malthus nicht vollständig gelesen, Malthus ging insbesondere davon aus, daß Bildung und Geburtenkontrolle in den reichen Bevölkerungsschichten dem entgegen wirken könnten. Gerade deshalb war es eine der entscheidenden Empfehlungen von Malthus, die Bildung zu stärken.
Trotzdem stimmen die Aussagen von Malthus immer noch, also insgesamt auf die Menschheit bezogen. In China, Afrika und den Islamischen Ländern und auch Teilen von Südamerika vermehren sich die Wohlhabenderen immer öfter sogar noch schneller als die Armen. Eine Arme palästinensische Familie hat beispielsweise 4 Kinder, eine Wohlhabende demgegenüber schon 8 Kinder, in China kaufen sich die Reichen durch Bestechung das Recht auf 3 oder 4 Kinder während die Armen der 1 Kind Politik folgen müssen, selbst in Russland haben die Reichen im Schnitt mehr Kinder als die Armen usw
Es ist aber völlig egal ob ein Teil der Population (Europa, USA, Russland) in der Zunahme nachlässt oder nicht mehr zuwächst. Solche Teile der Population werden durch andere Gruppen überkompensiert bzw ersetzt.
Unter den Gruppen setzen sich nämlich diejenigen mit der höheren Geburtenrate durch. Es ist daher völlig egal ob wir weniger Kinder kriegen, dafür werden wir von anderen Gruppen verdrängt und ersetzt werden.
Zitat:Spätestens ab etwa 2030 wird das Wachstum der Erdbevölkerung stark verlangsamen, zwischen 2030 bis 2050 stagnieren.
Das Bevölkerungswachstum wird sich so lange nicht verlangsamen, bis der genannte Zusammenbruch erfolgt. Und die Bevölkerung ein deutliches Stück unter die ökologische Grenze fällt. Wenn sich das Wachstum tatsächlich verlangsamt, dann bedeutet das, das der Zusammenbruch kurz bevor steht. Immer bevor eine Population nach unten hin fällt schwächt sich das Wachstum zunächst oberhalt der ökologischen Grenze ab.
Wenn du also beweisen kannst, daß 2030 bis 2050 diese Abschwächung und Stagnation stattfinden wird, dann ist von einem Zusammenbruch ab 2050 sicher auszugehen.
Ich persönlich gehe davon aus, daß dieser Zusammenbruch noch nicht 2050 erfolgen wird. Wir werden 2030 immer noch ein drastisches Bevölkerungswachstum haben und eventuell auch noch 2050. Zwischen 2050 und 2100 ist dann die massive Korrektur, also die Hungerkatastrophe zu erwarten.
Zitat:Aber es hat doch schon etwas Lächerliches, wenn Untergangs- und Verfalls-Auguren immer wieder von neuem das Ende der fossilen Brennstoffe, so auch das Peak Oil verkünden und dann doch immer wieder den Zeitpunkt nach hinten verlegen müssen.
Ich bin kein Untergangs-Augur und möchte mich auch nicht als Vertreter des Katastrophismus verstanden wissen.
Wenn die menschliche Population wieder unter die ökologische Grenze sinkt, dann werden 1 oder 2 Milliarden Menschen sterben. Das heißt aber das immer noch mehrere Milliarden da sein werden. Ich selbst sehe das nicht als Untergang.
Wenn man nun von Verfall spricht, dann ist einfach folgendes Fakt:
1 Unsere derzeitge Form der Nahrungsbeschaffung funktioniert nur durch Fossile Brennstoffe.
2 Die Menge der fossilen Brennstoffe ist begrenzt.
3 Wir verbrauchen bereits jetzt mehr als die Natur produziert.
Werter Thomas, kennst du den Begriff des Ökologischen Jahres? In einem solchen Jahr haben wir die Menge dessen aufgebraucht was die Erde insgesamt in einem normalen Jahr zur Verfügung stellt. Und das ökologische Jahr ist bereits jetzt kürzer als das Realjahr.
Das bedeutet, wir verbrauchen bereits jetzt, (mit Erdöl und Erdgas) nachhaltig die grundlegenden Ressourcen. Beispielhaft ausgedrückt: Wir heben von einem Bankkonto nicht nur die Zinsen ab, sondern auch von dem Kapital das darauf ist. Dadurch erhalten wir im nächsten Jahr weniger Zinsen und müssen mehr Kapital abheben um unseren Lebensstandard zu finanzieren.
Wir verbrauchen also nachhaltig unsere Ressourcen, damit meine ich Äckerböden, Fischbestände, Biomasse usw
Die Verwüstung in weiten Teilen der Welt ist dramatisch, noch dramatischer ist die Lage was die Fischbestände angeht, von denen viele in den nächsten Jahren ausgerottet sein werden.
Eine ganze Menge Fischarten stirbt jedes Jahr aus oder wird in den nächsten Jahren aussterben. Durch Überfischung.
Das zeigt klar den Mechanismus auf den ich meine.
Wenn nun wir von dir prognostiziert das Erdöl und Erdgas noch viel länger reicht, dann wird die daraus folgende Hungerkatastrophe schlicht und einfach später geschehen und halt schlimmer ausfallen. Dann werden halt dann 3 oder 4 Milliarden sterben von dann vielleicht 10 bis 12 Milliarden insgesamt.
Wenn das Erdöl noch länger reicht, wird die Ökologische Grenze eben noch länger künstlich hoch gehalten. Und schon jetzt sind wir über dieser Ökologischen Grenze. Wenn dann wesentlich später die fossilen Brennstoffe enden, dann wird eben dann die Ökologische Grenze wesentlich später nach unten hin korrigiert werden und dann das große Sterben beginnen. (es werden aber immer noch mehrere Milliarden Menschen überleben)
Und wie alle Tierarten auch die dem exakt gleichen Mechanismus unterliegen wird die Menschheit von dort aus sich wieder vermehren.
Im kleinen gibt es schon Kriege bzw Ereignisse die aufgrund des beschriebenen Mechanismus geschehen sind oder geschehen: Beispielsweise der Völkermord in Ruanda, der Krieg in Darfur im Sudan und der sich in der Sahelzone ausbreitende Islamistische Terrorismus. Diese Ereignisse basieren bereits auf dem Mechanismus der Ökologischen Grenze der Population.