04.06.2010, 09:56
Zitat:Nun die S200 ist aber nicht grad ein System was man als Modern noch besonders Leistungsfähig bezeichnen kann oder? Sie stammt immerhin aus den Jahr 1968 und hat ihre Wurzeln in den spähten 50er Jahren, nun wenn sich dieses System schon als Brauchbar erwies warum sollten sich Systeme die 30 oder 40 Jahre weiter sind plötzlich als unbrauchbare erweisen ?
Das Alter alleine ist nicht entscheidend. Es ist schlicht ein grober taktischer Fehler in die Reichweite einer S-200 zu rennen. Wer das tut, gehört sowieso erschossen, was in solchen Fällen aber die Besatzung mit dem Leben bezahlt. Das ist auch heute noch so.
Die S-200 Stellungen sind sehr leicht aufzuklären. Das System ist nicht mobil und wirkt nur in mittleren und größeren Höhen gegen wenig manövrierfähige Ziele. Also bekämpft man ihre fixen Stellungen aus der Distanz. Dann ist der Weg frei. Oder man unterfliegt sie einfach, was für eine E-2 eher sinnbefreit sein dürfte. Eine E-2 o.Ä in ihrer Reichweite ist aber auch heute noch ein gefundenes Fressen. Mit erfolgreichem Jamming ist es nicht zwangsläufig so einfach. Prinzipiell ziehen solche Emitter die S-200 im passiven HoJ- Modus sogar eher an. Luftabwehr legt man sich zurecht, bekämpft sie aus sicheren Reichweiten oder geht ihr aus dem Weg. Nur Vollpfosten spatzieren da einfach rein und verlassen sich auf die magische Elektronik und die vermeintlichen technologischen Fortschritte an Bord.
Wenn man sie in die Finger bekommt, dann analysiert man SAM Systeme auch nicht primär, um sie dann mit eigenem Jamming lahmzulegen (was durchaus auch gelingt), sondern man findet heraus, wer wann wen genau in welchen Höhen/Distanzen "sehen" und bekämpfen kann und wie man am besten vorgeht, das Ding zu knacken. Technische Schwachstellen sind dabei nur ein möglicher Angriffspunkt, der unterschiedlich gute Chancen bietet. Daher ist das Alter der Elektronik nicht unbedingt entscheidend, auch wenn sich damit die genannten Parameter deutlich verschieben lassen. Wer diese Erkenntnisse grundsätzlich ignoriert und in den Wirkradius reinfliegt oder durch Veränderungen überrascht wird, wird vom Himmel geschmiert. So einfach ist das. Die USA gehen dabei aber sehr sorgfältig vor, klären das Zielgebiet akribisch genau auf und decken den Gegner vorher mit Abstandswaffen ein. Dass es damals schiefgegangen ist, muss ein menschlicher Fehler gewesen sein.
Zitat:Die schwachen Waffenleitrechner der sowjetischen Tanks sind ja auch Hinweis für. Habs in einem anderen Thread verlinkt, die haben aus der Fahrt fast nichts getroffen. Wie effektiv das Waffensystem ist, hängt nicht primär von den physikalischen Leistungen ab. Je höher die Rechenleistung, desto störungsresistenter sind die Suchköpfe der Lenkwaffen, desto präziser die Kanonen, desto früher können Radare auch kleine Ziele erfassen ... .
In welchem Jahrhundert hat man Dich denn eingefroren? Kurze Zusammenfassung, was bisher geschah: Der Warschauer Pakt ist tot, die informationstechnische Isolation der Russen aufgehoben, der Computer hat seinen globalen Siegeszug angetreten. Die Zeiten wo man in der DDR in irgendwelchen Bastlerstuben versucht hat, IBM Rechner nachzulöten sind vorbei. "Rechenleistung" im Überfluss gibts heute für den Preis einer Kiste Cola in Hongkong..oder mit Aufpreis bei Aldi. Rechenleistung ist heute nur noch eine wissenschaftliche Frage, bzw eine Frage, die sich auf die Miniaturisierung und Stromeinsparung reduziert. Den Kopf den man sich früher, um Echtzeitsysteme (insb. in der Luftfahrt) machen musste, macht man sich heute auf einem ganz anderen Niveau und zwar letztlich alle auf dem selben Niveau. Das ist der entscheidende Unterschied zu den Zeiten des Kalten kriegs. Verfügbare Rechenleistung ist heute für alle praktisch identisch. In Russland sitzen heute sehr, sehr fähige Programmierer, die ebenso effiziente Algorithmen schreiben können, wie ihre westlichen Kollegen. ...sofern sie in anderen Branchen nicht mehr verdienen..