01.08.2010, 13:36
Zitat:In der Kaiserlichen Armee wie in der Reichswehr war jeder Infanterist in der Lage auf diese Entfernung Mannziele zu treffen. Bei der Reichswehr fanden Vergleichsschießen zwischen Schützen mit normalen Gewehren und solchen mit Optiken statt und es war kaum ein Unterschied auf Distanzen um die 600 m feststellbar.
Das ganze zeigt also nur auf, daß die heutigen Infanteristen ihr Handwerk nicht mehr beherrschen. Und zwar nicht nur beim Schießen auf solche Entfernungen, auch bei kurzen Distanzen, beim Feuern in Vollautomatik, usw usf, kurzum bei allen handwerklichen Grundlagen sind die heutigen Infanteristen deutlich schlechter als es deutsche Infanterie früher war.
In der kaiserlichen Armee und der Reichswehr benutzte man das Gewehr 98 in 8x57mm und schon im Ersten Weltkrieg hatte sich gezeigt, dass ein Standard-Schießtraining über diese Entfernungen unnötig war. Was auch die anderen Nationen feststellten ! Die 8x57 ist für ein automatisches Sturmgewehr zu stark, siehe das FG42 und die Reichswehr war mit ihrem Konzept der Aufwuchsarmee ein Sonderfall. Die Verhältnisse von damals sind mit den heutigen nicht vergleichbar. Es hat ja seinen Grund, warum man dann im 2. Weltkrieg das Sturmgewehrkonzept entwickelte !
Allerdings gebe ich dir Recht, wenn du sagst, dass die Infanterieausbildung in der BW (auch in anderen Armeen) jahrzentelang vernachlässigt wurde. Es war ja immer wichtiger, auf dem Schießstand die Füsse in korrekter Stellung zu haben, als zu treffen. Vom Feuern aus der Bewegung mit wechselnden Zielen ganz zu schweigen, das gab es früher gar nicht..........
Zitat:Desweiteren ist es eine Frage der verwendeten Waffe. Wenn man weiterhin einfach nur Patronen einsetzt bei denen auf einer Hülse eine Kugel sitzt, dann ist das Treffen auf 600 m natürlich schwierig.
Hülsenlose Munition oder Flüssige Treibladungen, Pfeilgeschosse oder Granaten kleinen Kalibers (beispielsweise im Bereich 20mm) würden es selbst mäßigen Schützen ermöglichen, über 600 m Gegner sicher zu treffen.
Ich gebe dir insofern Recht, als man über neuartige Munition nachdenken muss, wie du sie beschreibst. Das bisherige Konzept hat die Grenzen seiner Weiterentwicklung erreicht, Fortschritte finden nur noch in Nuancen statt. Deshalb experementiert die US Army ja auch mit hülsenloser Munition und Teleskopgeschossen und hat sich dafür mit HK zusammengetan, die haben seit dem G11 Erfahrung darin.
Aber den Gegner auf 600m zu treffen ist eine Sache, du musst ihn vorher auch entdecken und als Gegner identifizieren ! 600m bei Staub und Rauch unter dem Stress des Kampfes sind nicht so einfach.............
Zitat:Das größte Problem bei der Weiterentwicklung der Schützenwaffen ist die Strukturextrapolierung, die gerade bei Soldaten, bei Armeen besonders ausgeprägt ist. Soldaten wie Armeen sind oft überaus konservativ und daher sehr oft kaum in der Lage, neue Entwicklungen zu verstehen oder herbei zu führen. Sie halten an veraltetem ganz grundsätzlich fest, aufgrund ihrer Kultur und Denkweise.
Daher behindert das Soldatentum durch seine Strukturextrapolierung sehr oft die Weiterentwicklung der Waffentechnik statt sie zu befördern. In der Folge dessen sind neue Waffen und Durchbrüche in der Waffentechnik von Personen ohne militärischen Hintergrund entwickelt worden.
Klar sind Armeen konservativ und die immer wiederkehrende Sorge der alten Generäle vor Munitionsverschwendung bei Einführung des Hinterladers, des Repetierers, des Selbstladers, des Sturmgewehrs, des kleineren Kalibers usw. ist schon legendär..............
Aber oft verschwinden moderne Technologien auch im Sparzwang des Verteidigungshaushalts !
Es stimmt auch einfach nicht, dass Durchbrüche nur aus dem Privaten kamen, man darf dabei nicht vergessen, das Waffenfirmen i.d.R. Privatfirmen sind und natürlich experementieren. Sie taten das aber oft auch im staatlichen Auftrag. Klar ist Eugene Stoner ein gutes Beispiel für den privaten Erfinder, aber Michail Kalashnikov arbeitete als Soldat in einem Militärbetrieb. Und das G11 wurde auf Anforderung des Militärs entwickelt, ebenso we die rauchlose Lebel-Patrone, die 1886 eine Revolution bei der Munition auslöste.........
Die Tatsache, das das Kugel-Hülse Prinzip heute an seine Grenzen gestoßen ist, nutzt unseren Soldaten am Hindukusch aber nichts, ebenso wenig, wie die Aussicht auf etwas Revolutionäres in 10 oder 15 Jahren !
Sie müssen JETZT kämpfen mit ihren G36 und MG4 und ihnen fehlen Unterstüzungswaffen wie ein SMG in 12.7mm, ein 25mm GW oder ein DMR in .308 ! Und das sind Waffen, die kurzfristig beschafft werden können, weil auf dem Markt vorhanden oder in Kürze verfügbar: das HK417S oder das M2/M3 oder das XM806 oder das XM25 oder das Daewoo K11................