Aufbau und Bewaffnung einer Infanterie-Kompanie
#37
Kosmos:

Bezüglich der Kampfgruppen: Diese ersetzen eben im Einsatz die bisherige Kompanie als Struktur und machen diese als Struktur daher überflüssig. Bis dato werden Kampfgruppen zusammen gestellt, und nebenbei gibt es reguläre Kompanien denen diese angehören. Wozu eine solche Doppelstruktur? Daher ersetzen die Kampgruppen die bisherigen regulären Kompanien, der Zug wird zur wichtigsten Einheit und anstelle von Bataillonen setzen sich Fahnen dann direkt aus Zügen zusammen, sind aber zugleich kompakter als bisherige Bataillone und übernehmen daher auch Aufgaben die bisher den Kompanien zugedacht sind, was insgesamt meiner Ansicht nach die taktische Flexibilität erhöhen würde.

Zitat:Versorgungseinheiten sind normalerweise nur in dem Maße vorhanden wie sie für bestimmte Menge an Soldaten und Waffen benötigt werden

Verschiedene Armeen brauchen unterschiedlich viel Versorgung. Es ist eben falsch zu behaupten, dass alle Armeen die gleiche Menge an Nachschub verbrauchen. Bezüglich unserer Armee, der BW ist festzustellen, dass deren Kampfeinheiten immens viel Versorgung brauchen.

Versorgung bedeutet hier nicht allein Munition, Waffen und Ersatzteile, dass reicht ja viel weiter. Die BW hat gigantische Mengen an Logistikeinheiten im Verhältnis zu den Kampftruppen. Ist das notwendig? Meiner Überzeugung nach nein. Wir haben viel zu viel Logistiker und im Verhältnis dazu viel zu wenig Kampftruppen. Auf jeden der tatsächlich kämpft kommen mehrere die dessen Kampfeinsatz versorgen und unterstützen sollen. Wenn man sich aber die tatsächliche Arbeitsleistung, dass was diese Soldaten tatsächlich tun genauer ansieht, dann sieht man da überall Möglichkeiten, Synergieeffekte zu nutzen und durch Maßnahmen die gleiche Versorgungsarbeit durch viel weniger Soldaten, mit viel weniger Arbeitskraft zu verrichten.

Noch darüber hinaus bin ich der Überzeugung, dass wir uns dringend so aufstellen müssen, dass die Kampftruppen mit weniger Versorgung auskommen. Das halte ich sogar für einen entscheidenden Punkt in der Frage der Assymetrischen Kriegsführung, denn die Frage der Versorgung hängt direkt mit der Frage der Kosten und der Ausdauer in solchen Einsätzen zusammen. Je weniger Versorgung unsere Kampffeinheiten brauchen, desto länger können sie Einsätze ausführen (bei gleicher Versorgungslage) und desto ausdauernder sind sie bei Operationen.

Daher kommt es meiner festen Überzeugung nach darauf an, die Truppen so aufzustellen und auszubilden, dass sie möglichst wenig Versorgung brauchen.

Zitat:genauso Rang der Offiziere, dieser spiegelt normalerweise Erfahrung und Wissen eines Offiziers die er braucht um eine bestimmte Anzahl an Soldaten zu führen.

Der Rang eines Offiziers spiegelt heute allerlei wieder, aber nur noch selten Erfahrung und Wissen in Bezug auf den Einsatz seiner Soldaten im Krieg.

Jeder Offizier sollte zudem in einer kleinen Berufsarmee wie der BW so ausgebildet und befähigt sein, dass er die Aufgaben seiner Vorgesetzten übernimmt.

Was wir heute bei Offizieren wie Unteroffizieren haben, ist eine Dienstgradinflation bei der immer höhere Ränge immer kleinere Aufgaben übernehmen und immer unfähiger sind.

Was wir bräuchten sind Offiziere und Unteroffiziere die aufgrund ihrer Ausbildung jederzeit in der Lage sind, viel größere Aufgaben wahrzunehmen, als dass ihr gegenwertiger Rang vorsieht. Jeder Zugführer (Leutnant) sollte so weit ausgebildet sein, dass er mindestens ein Bataillon führen kann. Eine Kompanie kann auch ein Oberleutnant führen usw

Wir müssen weg von der Dienstgradinflation und Offiziersschwemme hin zu tatsächlicher Befähigung der Soldaten, unabhängig von ihrem Rang.

Zitat:500 Soldaten mit bestimmten Waffen werden immer gleiche Versorgungsleistung und gleiche Offiziere benötigen,

Ich bin der Ansicht, dass das Falsch ist. Verschiedene Armeen die zur Zeit existieren beweisen zumindest meine Aussage, dass eben nicht 500 Mann überall die gleiche Versorgungsleistung und gleiche Zahl von Offizieren benötigen.

Westliche Armeen verbrauchen zur Zeit sehr sehr viel mehr Versorgung als andere Streitkräfte und insbesondere bei der BW (aber auch anderen westlichen Armeen) sinkt zugleich die Qualität und das handwerkliche Können der Offiziere ab während es zugleich sehr viele davon gibt (bei den Unteroffizieren dasselbe).

Es geht nicht um Begriffe und bloße Umbenennungen, es geht darum, daß ein Leutnant schon in der Lage sein sollte, jederzeit ein Bataillon (oder eine Fahne) führen zu können, auch wenn er im Einsatz gerade mal einen Zug unter sich hat.

Gerade für eine echte Auftragstaktik und um einen Kern für eine zukünftige größere Armee zu haben, ist diese Form der Befähigung unabdingbar.

Samun:

Zitat:und näher an die Kampftruppen sein muss.

Näher an den Kampftruppen ja, und ich würde sogar sagen, darüber hinaus ebenfalls zum Kampf befähigt bzw wo immer es geht von Kampftruppen selbst bewerkstelligt. Wozu gibt es Ordonanzen? Geschäftszimmersoldaten? Küchenhilfen ? usw usf? All diese Aufgaben können abwechselnd von Soldaten der Kampftruppen (Kranken, Verletzten, zur Erholung für diese Aufgaben abgestellten usw) ausgeführt werden, es sollte bis auf notwendige Ausnahmen (Techniker) gar keine spezialisierten Versorgungssoldaten geben die sich nur um die Versorgung kümmern.

Zitat:"Aus dem Land Leben" ist weder politisch noch militärisch in irgendeiner Weise zielführend

Ganz im Gegenteil. Gerade im Assymetrischen Krieg stehen wir dem Problem gegenüber, dass unser Feind seine ganze Strategie darauf ausgerichtet hat, dass unsere Kosten für den Kriegseinsatz größer sind als seine und das er mehr Ausdauer hat weil er signifikant weniger Versorgung benötigt.

Gerade im Assymetrischen Krieg wäre es daher zwingend notwendig die Kampftruppen in die Lage zu versetzen, Kampfeinsätze mit möglichst wenig Verbrauch an Versorgungsgütern durchzuführen. Bei guter Versorgung gibt uns dieser geringere Verbrauch dann eine unvergleichlich höhere Ausdauer.

Zitat:Taktische und strategische Beweglichkeit setzt eine Versorgung voraus, die dafür sorgt, dass immer alles da ist und es keine Verzögerungen aufgrund von Mangel an Munition, Treibstoff, Verpflegung etc. gibt

So ist es. Aber noch darüber hinaus erhöht sich insbesondere die taktische und operative Beweglichkeit, je weniger Versorgung man braucht.

Je weniger man Abhängig von Versorgung ist, desto beweglicher wird man dadurch auf der taktischen und operativen Ebene bzw desto ausdauernder wird man zugleich im Einsatz.

Wir sind heute viel zu abhängig von Fahrzeugen, Straßen, Infrastruktur, Versorgung, und die Folge ist, dass wir fast keine Tiefenwirkung mehr im Raum erzielen können, weil unsere ganze Kampfweise, unsere ganze Struktur so extrem abhängig von der Versorgung geworden ist.

Ist aber unsere übertriebene Versorgung wirklich effizient? Die Antwort ist nein, dazu ein praktisches Beispiel:

Da kommen Soldaten in einer Kriegszone an, wo ständig Gefechte stattfinden, und wichtige Versorgungsgüter die schon vor Ort sind werden nicht freigegeben und nicht ausgeteilt. Warum? Weil kein Zeichnungsberechtigter Offizier da ist der bei den Versorgungsfuzzis unterschreiben darf.

Dieses Beispiel ist phänotypsich für die ganze BW, für die modernen westlichen Armeen. Unsere Versorgung ist ineffizient, überbürokratisiert und weil von Versorgungsspezialisten betrieben die in Wahrheit keine Ahnung von den Bedürfnissen der Kämpfer an der "Front" haben allzu oft am Bedarf vorbei.

Statt 40mm Granaten wird es dann von Offizieren für wichtiger erachtet, Baumaterialien für Hundzwinger einfliegen zu lassen, damit diese deutschen DIN Normen genügen...

Für jeden der tatsächlich draußen kämpft sitzen dutzende nur im Lager herum. Und was tun die? Was leisten die tatsächlich? Was erbringen sie tatsächlich an Arbeit und wieviel Arbeitskraft verbraucht das?

Die Antwort ist, dass das was unsere gegenwertigen Versorgungseinheiten leisten auch von sehr viel weniger Soldaten geleistet werden könnte. Und wie immer und überall wenn zu viele Arbeiter eine bestimmte Arbeit machen, wird künstlich Selbstbeschäftigung geschaffen und erschaffen diese überflüssigen Soldaten durch ihre bloße Anwesenheit überflüssige Tätigkeiten, Selbstverwaltung und Eigenversorgung.

Wir brauchen immer mehr Versorgung nur für die Versorgungstruppen selbst. Der größte Teil der Versorgung geht gar nicht mehr an Kampftruppen, er geht an die Versorgung selbst die damit zum Selbstzweck geworden ist.

Das Verhältnis von Kampftruppen zu Versorgungseinheiten insbesondere bei der BW ist nur noch lächerlich. Für jeden der tatsächlich unter Einsatz seines Lebens kämpft, hängen im sicheren "Hinterland" dutzende rum die absolut überflüssig wären und nur noch als Selbstzweck existieren. Und auch diejenigen die notwendig wären, Versorgen nicht primär die Kampftruppen sondern nicht zuletzt sich selbst.

Das Überhandnehmen der Versorger ist eine Krankheit westlicher Armeen die früher im Zweiten Weltkrieg und davor gerade in Deutschland immer scharf bekämpft wurde. Und heute, im Gegenzug zu damals nicht einmal mehr als Problem wahrgenommen wird.
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