19.09.2011, 07:56
Also mit deiner grundsätzlichen Aussage hast du schon recht, dass es nicht (nur) an der Politik liegt.
Aber die Ausführungen dazu sind meiner Meinung nach nicht ganz treffend.
Die Probleme fangen oben an und setzen sich nach unten fort. Allerdings ist mit oben sowohl die militärsche als auch die politische Führung gemeint. Die Probleme die unten auftreten und die du beschreibst haben ihre Ursache auf der politischen und obersten militärischen Führung. Und sie werden über die Personalpolitik nach unten transferiert.
Das Karrieredenken führt dazu, dass bei weitem die meisten unserer höchsten Soldaten Opportunismus die höchste Tugend geworden ist. Man sagt den Politikern nur das, von dem man glaubt, dass sie es hören wollen. Und nachher beschwert man sich darüber, dass die Politik diese Vorgaben macht. Aber wie sollten es die Politiker auch besser wissen, wenn ihnen niemand die Wahrheit sagt, weil man Angst hat, seine Karriere zu gefährden.
Und diese Opportunisten setzen dann in der Personalpolitik ihre eigenen Schützlinge, die in der Regel ihr Ebenbild sind, durch. Dabei werden eher in der Regel als in der Ausnahme auch die eigenen Vorschriften und Gesetze ignoriert, weil man "am Runden Tisch" Soldaten für Positionen durchsetzt, die nach der - maßgeblichen - Papierlage nicht geeignet sind; die aber irgendwer mit viel Lametta da haben will. Die dadurch Geschädigten könnten zwar die Gesetze und Vorschriften theoretisch einklagen. Aber mangeldes Wissen und falsch verstandenen Loyalität - die du im übrigen auch vertrittst Quintus - führen dazu, dass dieses Vetternwirtschaftssystem fröhlich vor sich langhin gedeiht.
Hinzu kommt, dass das Personalwesen an sich ein riesiger aufgeblähter Apparat ist. Und trotz der Verringerung der Truppe in der kommenden Reform sieht es so aus, als ob die Personalführung noch wachsen wird. Die Personalplaner selbst sind durch ihre - selbstgemachten - Vorschriften so gefangen, dass ein sinnvoller Einsatz der personellen Ressoucen nicht möglich ist, da man dadurch halt gegen die Vorschriften verstoßen würde.
Alles wird der Karriereplanung untergeordnet. Offiziere müssen alle 1,5-2 Jahre versetzt werden, um die Voraussetzungen zu erfüllen um rechtzeitig befördert zu werden. In dieser Zeit wird kaum Expertise in Fachfunktionen oder Zusammenhalt mit den Untergebenen in Führungsfunktionen aufgebaut. Zudem geht durch mangeldes Wissensmanagement mit jeder Versetzung Unmengen an Wissen verloren.
Auf Ebenen der Ämter bleiben Projekte der Vorgänger sehr häufig liegen, weil man mit Projekten anderer seine eigene Karriere nicht vorwärts bringen kann.
Und auf Ebene der Truppe werden die Dienststellen oft effektiv von alten Portepisten geführt, die aber Dank der Umstellung der Unteroffizierausbildung, auch immer weniger werden.
Am Studium ist grundsätzlich nichts auszusetzen. Im Gegenteil; es zeigt sich dass studierte Offiziere unabhängig von der Studienrichtung die besseren Führer sind. Das Problem, was du vermutlich meinst ist, dass durch die Möglichkeit zum Studium viele Bewerber angezogen werden, für die das Soldatsein zweitrangig ist. Aber das ist ein Problem, dass wohl eher in der Gesellschaft zu suchen ist, denn in der Bundeswehr.
Ein Problem, dass auch aus der Personalführung und den Attraktivitätssteigerungsmaßnahmen kommt, ist die Dienstgradinflation. Das Problem ist eigentlich auch wieder politisch. Weil man keine Solderhöhungen durchsetzen konnte oder einfach nicht den Arsch in der Hose hatte es zu versuchen, hat man den Umweg über schnellere Beförderung und höhere Dienstposten gewählt. Im Endeffekt kommt es Kostenmäßig auf das Gleiche raus. Nur kommen zusätzlich noch eine Menge negativer Faktoren dazu. Zum Beispiel die oben genannte schnellere Durchschleusung durch die Dienstgrade und die damit verbundenen schnelleren Versetzungen.
Zu den Möglichkeiten auf der unteren Ebene ist zu sagen, dass die Pflichtenhefte so vollgestopft sind, dass die Führer auf den unteren Ebenen kaum Spielraum haben über die Muss -Ausbildung hinaus etwas zu tun. Damit ist es auch kein Wunder warum sich dort im eigentlichen Aufgabengebiet kaum etwas machen lässt.
Hinzu kommt, dass die Ausrüstung fehlt. Die Ausrüstung, die im Einsatz genutzt wird, ist in der Regel im Heimatstandort nicht verfügbar. Dagegen kann auch der beste Kompaniechef nichts machen.
Das ist mal eine Auflistung einiger Probleme, die ich sehe, wen auch lange nicht alle.
Das größte Problem, was du mit der Bundeswehr hast Quintus liegt aber nicht in der Bundeswehr, sondern in der Gesellschaft begründet. Und deswegen kann hier auch keine Bundeswehrreform eine Lösung bringen.
Aber die Ausführungen dazu sind meiner Meinung nach nicht ganz treffend.
Die Probleme fangen oben an und setzen sich nach unten fort. Allerdings ist mit oben sowohl die militärsche als auch die politische Führung gemeint. Die Probleme die unten auftreten und die du beschreibst haben ihre Ursache auf der politischen und obersten militärischen Führung. Und sie werden über die Personalpolitik nach unten transferiert.
Das Karrieredenken führt dazu, dass bei weitem die meisten unserer höchsten Soldaten Opportunismus die höchste Tugend geworden ist. Man sagt den Politikern nur das, von dem man glaubt, dass sie es hören wollen. Und nachher beschwert man sich darüber, dass die Politik diese Vorgaben macht. Aber wie sollten es die Politiker auch besser wissen, wenn ihnen niemand die Wahrheit sagt, weil man Angst hat, seine Karriere zu gefährden.
Und diese Opportunisten setzen dann in der Personalpolitik ihre eigenen Schützlinge, die in der Regel ihr Ebenbild sind, durch. Dabei werden eher in der Regel als in der Ausnahme auch die eigenen Vorschriften und Gesetze ignoriert, weil man "am Runden Tisch" Soldaten für Positionen durchsetzt, die nach der - maßgeblichen - Papierlage nicht geeignet sind; die aber irgendwer mit viel Lametta da haben will. Die dadurch Geschädigten könnten zwar die Gesetze und Vorschriften theoretisch einklagen. Aber mangeldes Wissen und falsch verstandenen Loyalität - die du im übrigen auch vertrittst Quintus - führen dazu, dass dieses Vetternwirtschaftssystem fröhlich vor sich langhin gedeiht.
Hinzu kommt, dass das Personalwesen an sich ein riesiger aufgeblähter Apparat ist. Und trotz der Verringerung der Truppe in der kommenden Reform sieht es so aus, als ob die Personalführung noch wachsen wird. Die Personalplaner selbst sind durch ihre - selbstgemachten - Vorschriften so gefangen, dass ein sinnvoller Einsatz der personellen Ressoucen nicht möglich ist, da man dadurch halt gegen die Vorschriften verstoßen würde.
Alles wird der Karriereplanung untergeordnet. Offiziere müssen alle 1,5-2 Jahre versetzt werden, um die Voraussetzungen zu erfüllen um rechtzeitig befördert zu werden. In dieser Zeit wird kaum Expertise in Fachfunktionen oder Zusammenhalt mit den Untergebenen in Führungsfunktionen aufgebaut. Zudem geht durch mangeldes Wissensmanagement mit jeder Versetzung Unmengen an Wissen verloren.
Auf Ebenen der Ämter bleiben Projekte der Vorgänger sehr häufig liegen, weil man mit Projekten anderer seine eigene Karriere nicht vorwärts bringen kann.
Und auf Ebene der Truppe werden die Dienststellen oft effektiv von alten Portepisten geführt, die aber Dank der Umstellung der Unteroffizierausbildung, auch immer weniger werden.
Am Studium ist grundsätzlich nichts auszusetzen. Im Gegenteil; es zeigt sich dass studierte Offiziere unabhängig von der Studienrichtung die besseren Führer sind. Das Problem, was du vermutlich meinst ist, dass durch die Möglichkeit zum Studium viele Bewerber angezogen werden, für die das Soldatsein zweitrangig ist. Aber das ist ein Problem, dass wohl eher in der Gesellschaft zu suchen ist, denn in der Bundeswehr.
Ein Problem, dass auch aus der Personalführung und den Attraktivitätssteigerungsmaßnahmen kommt, ist die Dienstgradinflation. Das Problem ist eigentlich auch wieder politisch. Weil man keine Solderhöhungen durchsetzen konnte oder einfach nicht den Arsch in der Hose hatte es zu versuchen, hat man den Umweg über schnellere Beförderung und höhere Dienstposten gewählt. Im Endeffekt kommt es Kostenmäßig auf das Gleiche raus. Nur kommen zusätzlich noch eine Menge negativer Faktoren dazu. Zum Beispiel die oben genannte schnellere Durchschleusung durch die Dienstgrade und die damit verbundenen schnelleren Versetzungen.
Zu den Möglichkeiten auf der unteren Ebene ist zu sagen, dass die Pflichtenhefte so vollgestopft sind, dass die Führer auf den unteren Ebenen kaum Spielraum haben über die Muss -Ausbildung hinaus etwas zu tun. Damit ist es auch kein Wunder warum sich dort im eigentlichen Aufgabengebiet kaum etwas machen lässt.
Hinzu kommt, dass die Ausrüstung fehlt. Die Ausrüstung, die im Einsatz genutzt wird, ist in der Regel im Heimatstandort nicht verfügbar. Dagegen kann auch der beste Kompaniechef nichts machen.
Das ist mal eine Auflistung einiger Probleme, die ich sehe, wen auch lange nicht alle.
Das größte Problem, was du mit der Bundeswehr hast Quintus liegt aber nicht in der Bundeswehr, sondern in der Gesellschaft begründet. Und deswegen kann hier auch keine Bundeswehrreform eine Lösung bringen.