Weltweites Bevölkerungswachstum / Flüchtlingsströme / Folgen
#81
@Samun
Zitat:1. Es geht bei Malthus nicht primär um Überbevölkerung, sondern um die Rechtfertigung von Kriegen.
Seine Kernthese ist "Wenn die Menschen nicht durch Krieg sterben würden, würden sie verhungern. Deswegen ist Krieg OK."
Das ist nur eine Art von verschiedenen möglichen, wie man Malthus interpretieren kann. Ein Sozialdarwinist würde es vermutlich so interpretieren, um eine "wir oder die"-Weltsicht zu rechtfertigen. Malthus schlug aber auch eine Politik der Bevölkerungskontrolle vor (restriktive Familienplanung, Zölibat, etc.). Was man ihm vorwerfen kann, ist dass er den technischen Fortschritt nicht in seine Überlegungen einbezog.
Ich will aber auf einen anderern Punkt hinaus, in welchem Malthus eben recht hat: eine bestimmte Menge an Lebensmitteln kann eine bestimmte Menge Menschen ernähren. Sobald es mehr Menschen werden, muss ein Ausweg gefunden werden. Was mich zu Punkt 2 bringt:
Zitat:2. Du sagst, dass die Menschen nicht immer einen Weg finden werden. Das bedeutet, dass du behauptest Malthus hätte Recht, weil seine These nicht immer völlig versagt. Das ist aber gelinde gesagt logisch sinnfrei. Denn eine These muss immer greifen und nicht nur ab und zu mal.
Ich finde es eher blauäugig, wenn man diese Vorstellung ausklammert, bloss weil sie bisher noch nie im grösseren Stil eingetroffen ist. Die Mathematik dahinter funktioniert einwandfrei: sperr 10 Menschen in einen Raum und gib ihnen nur Essen für 9. Entweder sterben alle nach einiger Zeit an Mangelerscheinungen, weil sie teilen, oder einer wird eliminiert/opfert sich selbst, damit es für den Rest reicht. Auf die Erde übertragen stellt sich nur die Frage, wo der Deckel ist, sprich ab welcher Anzahl Menschen die Ressourcen nicht mehr reichen. Die Meinungen und Modelle dazu gehen weit auseinander:
Zitat:Extrembeispiele, die von verschiedenen Wissenschaftlern vertreten werden, reichen von 1,2 Milliarden Menschen (laut Paul R. Ehrlich) bis hin zu 1000 Milliarden (Cesare Marchetti).
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.wikipedia.org/wiki/Tragf%C3%A4higkeit_der_Erde">http://de.wikipedia.org/wiki/Tragf%C3%A ... t_der_Erde</a><!-- m -->

Zitat:3. Du sagst selbst, dass Darwinismus und Sozialdarwinismus nicht das gleiche sind. Und ich stimme dir darin zu. Das bedeutet aber meiner Meinung nach einen Widerspruch. Du kannst nicht gleichzeitig das akzeptieren und Malthus Thesen. Denn sie wiedersprechen sich von Grund auf.
Die beiden Begriffe widersprechen sich mMn nicht, da der Sozialdarwinismus doch vom Darwinismus abgeleitet wurde. Ich interpretiere die beiden Begriffe im vorhandenen Kontext aber so: der Darwinismus sollte uns eigentlich dauernd daran erinnern, dass wir als Art überleben bzw. uns weiterentwickeln müssen. Das betrifft die Menschheit als Ganzes. Sozialdarwinismus stellt eine Gruppe von Menschen über andere Gruppen. Im Bezug auf Malthus ergibt sich folgende Anwendung: solange eine Lösung gefunden wird, um die wachsende Menschheit zu versorgen (die Chancen stehen nicht schlecht), überlebt die Menscheit als Art. Sobald aber zu wenig Ressourcen für zuviele Menschen vorhanden sind, kommt es wahrscheinlich zu einer "wir-oder-die"-Verhaltensweise. Es sei denn, man führt eine globale gerecht verteilte Geburtenkontrolle ein.

Mal abseits von den ganzen theoretischen Überlegungen stelle ich mir als Normalbürger - wie vermutlich genügend andere - folgende Frage: wie stehts um meinen Lebensstandard, wenn die Bevölkerung steigt? Diese und ähnliche Sorgen sind ein gefundenes Fressen für Rechtspopulis...äh, Sozialdarwinisten. Mit der schwammigen Wahrnehmung, dass es nicht für alle reichen könnte, lässt sich politisch viel erreichen.
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RE: Russland vs. Ukraine - von aramiso - 21.05.2022, 13:27
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