14.05.2012, 21:09
Samun:
Meiner Ansicht nach unterliegst du wie die meisten eben dem gerade beim Militär besonders typischen Fehler der Strukturextrapolierung. Dabei nimmt man was war und was man kennt und geht dann zwingend davon aus, dass es so auch in Zukunft sein wird. Dein Zitat: Kleiner und Großer Krieg waren schon immer getrennte Kategorien und die von dir daraus gezogenen Schlußfolgerungen sind eindeutige Strukturextrapolierung. Nur weil es bisher immer kleinen und großen Krieg gab, muß das nicht so weiter gehen. Meiner Meinung nach werden beide jetzt bzw bereits kurzfristig völlig ineinander übergehen, in eine einzige neue Form in der es eben keine Trennung mehr zwischen beiden gibt. Unsere ganze Militärstruktur, unsere ganze Idee von Militär und Krieg wird zunehmend überholt, ist zunehmend veraltet. Um es mit einem Begriff aufzuhängen: Der SOLDAT als Idee ist veraltet. Die Zukunft gehört nicht den Soldaten, dieser Typus von Kämpfer an sich kann im modernen Krieg der Zukunft meiner Überzeugung nach nicht mehr bestehen.
Dem kann ich natürlich nur zustimmen. Meiner Meinung nach aber besteht das Problem darin, dass wir die "Gamechanger", die Technologiekiller wiederum durch Technologie kontern wollen (bspw durch Panzerung). Darin sehe ich einen Fehler. Meiner Ansicht nach wäre es viel einfacher, besser, sinnvoller und nachhaltiger, durch Änderung in Taktik, Doktrin und Kultur diese Systeme zu kontern. Nicht Technik durch Technik zu kontern, sondern Technik durch Taktik, Doktrin und Militärkultur zu kontern.
Dies würde dann statt einem Bürgerkrieg einfach nur zu Kriegen zwischen diesen neuen Staaten führen. Afghanistan ist nicht einfach entlang der Ethnien aufteilbar, da sich die Ethnien dort noch bunter und in ihrer Grenzziehung noch mittelalterlich vermischen als auf dem Balkan.
Wenn du Afghanistan aufteilst, produziert dass zwingend Kriege zwischen den dann neu entstandenen Staaten. Die Islamisten mit ihrem universalistischen, den Staat an sich überwindenden Konzept hält das darüber hinaus nun auch nicht ab, wieder die Sammlung der "islamischen" Erde zu betreiben.
Eine Teilung würde überall Probleme ähnlich wie im Nordkosovo entstehen lassen, diese aber um ein vielfaches gesteigert. Sobald unser Druck dann dort wegfallen würde, gäbe es eben statt Bürgerkrieg innerhalb eines Landes eine Reihe von Kriegen zwischen diesen neuen Ländern.
Deshalb ist die Teilung Afganistans in mehrere Staaten meiner Überzeugung nach keine Lösung.
phantom:
Die Infanteriewaffen die technisch möglich wären, und uns im Infanteriekampf immense Vorteile geben würden, sind keineswegs das Günstigste was man auf dem Waffenmarkt kaufen kann und würden unseren Feinden in keinster Weise zur Verfügung stehen. Im Endeffekt kämpfen wir heute mit völlig veralteten Waffen, deren ganzes Konzept jetzt dann schon über 100 Jahre alt ist. Wir haben nicht mal im Ansatz alles, geschweige denn Schützenwaffen wie sie möglich wären.
Das Infanteriewaffen (insbesondere auch unsere derzeitigen Systeme) tatsächlich auf dem Waffenmarkt das günstigste sind liegt gerade eben daran, dass die Infanterie derart extrem vernachlässigt wurde und kein Geld für Schützenwaffen ausgegeben wird. Würde man nur einen Teil der in Großsystemen verschwendeten Gelder für die Schützenwaffen verwenden, würde sich die Kampfkraft unserer Infanterie immens steigern.
Du mit null Ortskenntnis willst dich gegen die Einheimischen im Infanteriekampf durchsetzen,
Die eigene Ortskenntnis ist nicht gleich null und die der Feinde ist auch nicht überall gleich der der Einheimschen vor Ort. Und würden wir unsere Infanterie kampfstärker machen, ihr neue Waffen geben, sie besser trainieren, das handwerkliche Können unserer Infanterie steigern, dann könnten wir uns jederzeit im Infanteriekampf durchsetzen. Und das hätte immense Vorteile gebgenüber allen anderen Angriffsformen die wir gegen den Feind richten könnten.
Das Primärproblem ist nämlich gar nicht folgendes:
Sondern das wahre Problem ist, dass das Zeitfenster in dem der Gegner bekämpft werden kann immer sehr gering ist. Und in diesem geringen Zeitfenster haben die überwiegend quantitativ schwächeren Kräfte die wir dann vor Ort haben nicht genug Feuerkraft. Im Schnitt, in der Mehrzahl der Fälle treiben wir wieder und wieder den Gegner auf oder stoßen per Zufall auf ihn oder werden von ihm angegriffen, und haben dann, innerhalb des kurzen zeitfensters das wir haben nicht genug Feuerkraft um ihn zu binden und dann zu vernichten.
Das ist sehr vergleichbar der Situation eines Scharfschützen. Dieser hat lange Zeiträume kein Ziel, dann taucht dieses für einen kurzen Moment auf. Wenn der Scharfschütze dann nicht schießt ist die Chance vorbei und das Ziel ist weg. Vergleichbar dazu brauchen unsere Truppen vor Ort die notwendige Feuerkraft den Feind dann zu vernichten, wenn er auftaucht. Und davon sind wir weit entfernt.
Deshalb müssen wir dann jedes Mal zäh und langsam reagieren und unsere Kräfte entwickeln. Und wenn der Feind dann dies kommen sieht, löst er sich in der Zivilbevölkerung in Luft auf (wenn er mal nicht gerade die Entsatzkräfte überfällt weil diese eigentlich das primärziel waren).
Wir müssen raus aus der Defensive. Und dazu brauchen wir Feuerkraft um mit quantitativ schwächeren Einheiten genug Feuerkraft zu haben um den Feind zu binden und zu vernichten.
Es muss bei weitem nicht immer alles gleich bleiben. Das ist auch gar nicht machbar. Aber es wäre besser, wenn vieles gleich bliebe. Die Fern- und Nebenwirkungen von Veränderungen sind oft gar nicht kalkulierbar. Deshalb ist der Status Quo in der Mehrzahl der Fälle viel besser als eine Veränderung deren Folgen wir nicht sicher vorher sagen können. Die Erhaltung des Status Quo ermöglicht es, insgesamt mehr Stabilität zu erwirken.
Ich will also zerrüttete Ehen nicht retten, ich will die Scheidung verhindern. Die Ehe kann ruhig zerüttet bleiben, aber sie besteht weiter, darauf kommt es an. Ob die Ehepartner dabei im Moment glücklich sind spielt gar keine Rolle. Viel wichtiger ist der weitere Bestand der Ehe.
Ich erwarte gar nichts von denen, weil DIE gar keine Rolle spielen. Die meisten Dritte Welt Völker sind in der großen Mehrheit der Bevölkerung extreme Opportunisten. Ein Musterbeispiel dafür ist übrigens Afghanistan. Ich muß dir den Vorwurf machen, dass du die Mentalität dieser Menschen nicht mal im Ansatz verstehst.
Die stellen sich instinktiv auf die Seite desjenigen, der aus ihren Augen wahrscheinlich der Sieger sein wird. Steht in ihren Augen kein Sieger eindeutig fest, sind sie neutral bis eine Seite das übergewicht kriegt. So verhält sich das. Wenn du ihre Häuser durchsuchst, dann stört die das nur, wenn du ansonsten schwach erscheinst und der Feind sobald du wieder weg bist erneut im Dorf ist. Und das kann der Feind, der numerisch wirklich schwach ist, numerisch viel schwächer als wir nur, wenn wir ihn nicht physisch vernichten.
Nur wenn der Feind stark ist, erhält er weiteren Zulauf. Ist aber der Übertritt zum Feind ein sicheres Ticket in einen schnellen und nicht lukrativen Tod, dann erhält dieser keinen Zulauf mehr, denn dann obsiegt der Opportunismus der Einheimschen über alle sonstigen Meinungen die sich über dich haben.
Um ein praktisches Beispiel zu geben: Die Neo-Taliban erhalten in den letzten Jahren vor allem deshalb so viel Zulauf, weil man bei ihnen viel Geld verdienen kann und die Verluste gering sind ! Die Taliban versuchen wie wir ihre Verluste gering zu halten, und während wir dafür auf Panzerung setzen, setzen sie beispielsweise auf Bombenanschläge und Sprengfallen, weil mit dieser Kampfweise die eigenen Verluste geringer sind und sie dadurch gestärkt werden, mehr Zuspruch erhalten und ihre Reihen auffüllen können.
Frieden ist immer nur temporär. In jedem Land, in jedem Volk der Welt. Daher scheitert jede Befriedung, egal wo auf der Welt, es muß nur genug Zeit vergehen. Du fragst nach dem Recht: und ich antworte dir aus Überzeugung: mit dem Recht des im Moment Stärkeren, dem einzigen Recht das es gibt. Und dann muß man es so einrichten, dass nicht die eine Hälfte der Bevölkerung gegen einen selbst ist, sondern gegen die andere Hälfte der Bevölkerung und dass diese dadurch sogar abhängig von uns wird. Der Feind kämpft dann nicht gegen uns, sondern gegen andere Einheimische und diese sind dann durch den Druck des Feindes auf uns angewiese und damit von uns abhängig, ergo können wir sie dadurch beherrschen.
Das ist moralisch und ethisch unfein, aber es praktikabel.
Die werden noch viel eher verraten, wenn die Bevölkerung davon ausgeht, dass wir siegen werden. Deshalb wurde ganz am Anfang in Afghanistan beispielsweise uns viel mehr verraten als jetzt. Du kannst bei Ultra-Opportunisten keinen anderen Meinungsumschwung erreichen als diesen. Du kannst sie kaufen, bestechen, oder mit Stärke von dir überzeugen. Aber du kannst sie nicht für deine verschwiemelten moralischen und ethischen Vorstellungen einnehmen, denn die interessieren sich nicht dafür, egal was du veranstaltest.
Damit würdest du die lokalen militärischen Eliten verärgern und diese würden schlußendlich in der Mehrzahl der Fälle das Geld von den Leuten wieder eintreiben. Aus praktischer erfahrung kann ich dir berrichten, das bei einem Projekt bei dem ich beteiligt war es bereits ein Riesenproblem darstellte, dass wir am Dorfältesten und dessen Familie vorbei Gelder fließen ließen. Dies brachte das Projekt beinahe schon zum scheitern.
Wenn du so viel Geld tatsächlich direkt unters einfache Volk streuen wolltest, (was übrigens sehr schwierig praktisch zu bewerkstelligen wäre), dann würde dass nur Verteilungskämpfe um die Frage, wer dieses Geld in welchen Anteilen vom Volk wieder eintreibt auslösen bzw es würde die militärischen Eliten gegen dich aufbringen.
Und das ist ja auch gut so, und zwingend notwendig.
Shahab3:
Die ideologische Überlegenheit des Freiheitskampfes lässt sich in einer Besatzungssituation mit "Entwicklungshilfen" der Besatzer auch gar nicht aufwiegen.
Vollste Zustimmung.
Ergänzend möchte ich noch ausführen, dass die Wirkung von Entwicklungshilfe ganz allgemein stark überschätzt wird. Sehr oft ist Entwicklungshilfe sogar immens schädlich und kontraproduktiv. Meiner Meinung nach sollte man sogar gar keine Entwicklungsfhilfe leisten, dass ist aber ein Punkt über den ich immer gerne diskutiere und zu dem ich noch keine wirklich abschließende eigene Ansicht habe. Viele Entwicklungshilfeexperten und Fachleute aus der Dritten Welt fordern seit einiger zeit schon ein völliges Ende der Entwicklungshilfe weil diese langfristig mehr schadet als nützt.
Im Krieg nun, kurz- und mittelfristig sind diese Schäden der Entwicklungshilfe natürlich viel geringer oder gar nicht feststellbar. Entwicklungsfhilfe kann daher ein Propagandawerkzeug sein. Man sollte sie aber eben in ihrer Wirkung nicht überschätzen oder gar nach derzeitigem deutschen Vorbild zum Kern des ganzen machen wollen.
Aus praktischer Erfahrung kann ich dazu nur sagen: so ist es.
Meiner Ansicht nach unterliegst du wie die meisten eben dem gerade beim Militär besonders typischen Fehler der Strukturextrapolierung. Dabei nimmt man was war und was man kennt und geht dann zwingend davon aus, dass es so auch in Zukunft sein wird. Dein Zitat: Kleiner und Großer Krieg waren schon immer getrennte Kategorien und die von dir daraus gezogenen Schlußfolgerungen sind eindeutige Strukturextrapolierung. Nur weil es bisher immer kleinen und großen Krieg gab, muß das nicht so weiter gehen. Meiner Meinung nach werden beide jetzt bzw bereits kurzfristig völlig ineinander übergehen, in eine einzige neue Form in der es eben keine Trennung mehr zwischen beiden gibt. Unsere ganze Militärstruktur, unsere ganze Idee von Militär und Krieg wird zunehmend überholt, ist zunehmend veraltet. Um es mit einem Begriff aufzuhängen: Der SOLDAT als Idee ist veraltet. Die Zukunft gehört nicht den Soldaten, dieser Typus von Kämpfer an sich kann im modernen Krieg der Zukunft meiner Überzeugung nach nicht mehr bestehen.
Zitat:Und diese "Technologiekiller" können genauso gekontert werden, wie alles andere.
Dem kann ich natürlich nur zustimmen. Meiner Meinung nach aber besteht das Problem darin, dass wir die "Gamechanger", die Technologiekiller wiederum durch Technologie kontern wollen (bspw durch Panzerung). Darin sehe ich einen Fehler. Meiner Ansicht nach wäre es viel einfacher, besser, sinnvoller und nachhaltiger, durch Änderung in Taktik, Doktrin und Kultur diese Systeme zu kontern. Nicht Technik durch Technik zu kontern, sondern Technik durch Taktik, Doktrin und Militärkultur zu kontern.
Zitat:Ich fände als beste Lösung Afghanisten - und nebenbei erwähnt auch andere failed states - einfach entlang von Ethnien aufzuteilen um mehrere zumindest halbwegs stabile Staaten zu schaffen, die auch zentral regierbar sind.
Dies würde dann statt einem Bürgerkrieg einfach nur zu Kriegen zwischen diesen neuen Staaten führen. Afghanistan ist nicht einfach entlang der Ethnien aufteilbar, da sich die Ethnien dort noch bunter und in ihrer Grenzziehung noch mittelalterlich vermischen als auf dem Balkan.
Wenn du Afghanistan aufteilst, produziert dass zwingend Kriege zwischen den dann neu entstandenen Staaten. Die Islamisten mit ihrem universalistischen, den Staat an sich überwindenden Konzept hält das darüber hinaus nun auch nicht ab, wieder die Sammlung der "islamischen" Erde zu betreiben.
Eine Teilung würde überall Probleme ähnlich wie im Nordkosovo entstehen lassen, diese aber um ein vielfaches gesteigert. Sobald unser Druck dann dort wegfallen würde, gäbe es eben statt Bürgerkrieg innerhalb eines Landes eine Reihe von Kriegen zwischen diesen neuen Ländern.
Deshalb ist die Teilung Afganistans in mehrere Staaten meiner Überzeugung nach keine Lösung.
phantom:
Die Infanteriewaffen die technisch möglich wären, und uns im Infanteriekampf immense Vorteile geben würden, sind keineswegs das Günstigste was man auf dem Waffenmarkt kaufen kann und würden unseren Feinden in keinster Weise zur Verfügung stehen. Im Endeffekt kämpfen wir heute mit völlig veralteten Waffen, deren ganzes Konzept jetzt dann schon über 100 Jahre alt ist. Wir haben nicht mal im Ansatz alles, geschweige denn Schützenwaffen wie sie möglich wären.
Das Infanteriewaffen (insbesondere auch unsere derzeitigen Systeme) tatsächlich auf dem Waffenmarkt das günstigste sind liegt gerade eben daran, dass die Infanterie derart extrem vernachlässigt wurde und kein Geld für Schützenwaffen ausgegeben wird. Würde man nur einen Teil der in Großsystemen verschwendeten Gelder für die Schützenwaffen verwenden, würde sich die Kampfkraft unserer Infanterie immens steigern.
Du mit null Ortskenntnis willst dich gegen die Einheimischen im Infanteriekampf durchsetzen,
Die eigene Ortskenntnis ist nicht gleich null und die der Feinde ist auch nicht überall gleich der der Einheimschen vor Ort. Und würden wir unsere Infanterie kampfstärker machen, ihr neue Waffen geben, sie besser trainieren, das handwerkliche Können unserer Infanterie steigern, dann könnten wir uns jederzeit im Infanteriekampf durchsetzen. Und das hätte immense Vorteile gebgenüber allen anderen Angriffsformen die wir gegen den Feind richten könnten.
Das Primärproblem ist nämlich gar nicht folgendes:
Zitat:Das Problem ist, er ist nicht oder nur sehr schwer aufspürbar.
Sondern das wahre Problem ist, dass das Zeitfenster in dem der Gegner bekämpft werden kann immer sehr gering ist. Und in diesem geringen Zeitfenster haben die überwiegend quantitativ schwächeren Kräfte die wir dann vor Ort haben nicht genug Feuerkraft. Im Schnitt, in der Mehrzahl der Fälle treiben wir wieder und wieder den Gegner auf oder stoßen per Zufall auf ihn oder werden von ihm angegriffen, und haben dann, innerhalb des kurzen zeitfensters das wir haben nicht genug Feuerkraft um ihn zu binden und dann zu vernichten.
Das ist sehr vergleichbar der Situation eines Scharfschützen. Dieser hat lange Zeiträume kein Ziel, dann taucht dieses für einen kurzen Moment auf. Wenn der Scharfschütze dann nicht schießt ist die Chance vorbei und das Ziel ist weg. Vergleichbar dazu brauchen unsere Truppen vor Ort die notwendige Feuerkraft den Feind dann zu vernichten, wenn er auftaucht. Und davon sind wir weit entfernt.
Deshalb müssen wir dann jedes Mal zäh und langsam reagieren und unsere Kräfte entwickeln. Und wenn der Feind dann dies kommen sieht, löst er sich in der Zivilbevölkerung in Luft auf (wenn er mal nicht gerade die Entsatzkräfte überfällt weil diese eigentlich das primärziel waren).
Wir müssen raus aus der Defensive. Und dazu brauchen wir Feuerkraft um mit quantitativ schwächeren Einheiten genug Feuerkraft zu haben um den Feind zu binden und zu vernichten.
Zitat:Du musst eine zerrüttete Ehe auch nicht zwingend retten. Versteh gar nicht wie du auf diese Idee kommst, dass alles immer gleich bleiben muss.
Es muss bei weitem nicht immer alles gleich bleiben. Das ist auch gar nicht machbar. Aber es wäre besser, wenn vieles gleich bliebe. Die Fern- und Nebenwirkungen von Veränderungen sind oft gar nicht kalkulierbar. Deshalb ist der Status Quo in der Mehrzahl der Fälle viel besser als eine Veränderung deren Folgen wir nicht sicher vorher sagen können. Die Erhaltung des Status Quo ermöglicht es, insgesamt mehr Stabilität zu erwirken.
Ich will also zerrüttete Ehen nicht retten, ich will die Scheidung verhindern. Die Ehe kann ruhig zerüttet bleiben, aber sie besteht weiter, darauf kommt es an. Ob die Ehepartner dabei im Moment glücklich sind spielt gar keine Rolle. Viel wichtiger ist der weitere Bestand der Ehe.
Zitat:Nein, die sehen nur dass du Ihnen die Häuser kaputt schiesst und bei Hausdurchsuchungen Angst und Terror verbreitest. Dass es in 5 Jahren vielleicht besser werden könnte (will ich nicht abstreiten), das sieht doch niemand von denen. Die wollen jetzt Resultate sehen und wenns ihnen schlechter denn je geht, ja bitte was erwartest du.
Ich erwarte gar nichts von denen, weil DIE gar keine Rolle spielen. Die meisten Dritte Welt Völker sind in der großen Mehrheit der Bevölkerung extreme Opportunisten. Ein Musterbeispiel dafür ist übrigens Afghanistan. Ich muß dir den Vorwurf machen, dass du die Mentalität dieser Menschen nicht mal im Ansatz verstehst.
Die stellen sich instinktiv auf die Seite desjenigen, der aus ihren Augen wahrscheinlich der Sieger sein wird. Steht in ihren Augen kein Sieger eindeutig fest, sind sie neutral bis eine Seite das übergewicht kriegt. So verhält sich das. Wenn du ihre Häuser durchsuchst, dann stört die das nur, wenn du ansonsten schwach erscheinst und der Feind sobald du wieder weg bist erneut im Dorf ist. Und das kann der Feind, der numerisch wirklich schwach ist, numerisch viel schwächer als wir nur, wenn wir ihn nicht physisch vernichten.
Nur wenn der Feind stark ist, erhält er weiteren Zulauf. Ist aber der Übertritt zum Feind ein sicheres Ticket in einen schnellen und nicht lukrativen Tod, dann erhält dieser keinen Zulauf mehr, denn dann obsiegt der Opportunismus der Einheimschen über alle sonstigen Meinungen die sich über dich haben.
Um ein praktisches Beispiel zu geben: Die Neo-Taliban erhalten in den letzten Jahren vor allem deshalb so viel Zulauf, weil man bei ihnen viel Geld verdienen kann und die Verluste gering sind ! Die Taliban versuchen wie wir ihre Verluste gering zu halten, und während wir dafür auf Panzerung setzen, setzen sie beispielsweise auf Bombenanschläge und Sprengfallen, weil mit dieser Kampfweise die eigenen Verluste geringer sind und sie dadurch gestärkt werden, mehr Zuspruch erhalten und ihre Reihen auffüllen können.
Zitat:Du kannst doch nicht ein Volk was sich teilen möchte, zum Zusammenhalt zwingen. Mit welchem Recht, frag ich dich? Da hast du immer die Hälfte gegen dich, da wird eine Befriedung am Boden IMMER scheitern.
Frieden ist immer nur temporär. In jedem Land, in jedem Volk der Welt. Daher scheitert jede Befriedung, egal wo auf der Welt, es muß nur genug Zeit vergehen. Du fragst nach dem Recht: und ich antworte dir aus Überzeugung: mit dem Recht des im Moment Stärkeren, dem einzigen Recht das es gibt. Und dann muß man es so einrichten, dass nicht die eine Hälfte der Bevölkerung gegen einen selbst ist, sondern gegen die andere Hälfte der Bevölkerung und dass diese dadurch sogar abhängig von uns wird. Der Feind kämpft dann nicht gegen uns, sondern gegen andere Einheimische und diese sind dann durch den Druck des Feindes auf uns angewiese und damit von uns abhängig, ergo können wir sie dadurch beherrschen.
Das ist moralisch und ethisch unfein, aber es praktikabel.
Zitat:Du musst den Meinungsumschwung in den Köpfen der Bevölkerung erreichen, dann erledigt sich die Sache von selbst. Sobald die Terrorsiten geächtet werden, werden diese Personen/Aufenthaltsorte auch verraten.
Die werden noch viel eher verraten, wenn die Bevölkerung davon ausgeht, dass wir siegen werden. Deshalb wurde ganz am Anfang in Afghanistan beispielsweise uns viel mehr verraten als jetzt. Du kannst bei Ultra-Opportunisten keinen anderen Meinungsumschwung erreichen als diesen. Du kannst sie kaufen, bestechen, oder mit Stärke von dir überzeugen. Aber du kannst sie nicht für deine verschwiemelten moralischen und ethischen Vorstellungen einnehmen, denn die interessieren sich nicht dafür, egal was du veranstaltest.
Zitat:Ein anderer Ansatz wäre, dass man 2 Drittel des investierten Geldes direkt in jeden Haushalt der einzelnen Leute pumpt.
Damit würdest du die lokalen militärischen Eliten verärgern und diese würden schlußendlich in der Mehrzahl der Fälle das Geld von den Leuten wieder eintreiben. Aus praktischer erfahrung kann ich dir berrichten, das bei einem Projekt bei dem ich beteiligt war es bereits ein Riesenproblem darstellte, dass wir am Dorfältesten und dessen Familie vorbei Gelder fließen ließen. Dies brachte das Projekt beinahe schon zum scheitern.
Wenn du so viel Geld tatsächlich direkt unters einfache Volk streuen wolltest, (was übrigens sehr schwierig praktisch zu bewerkstelligen wäre), dann würde dass nur Verteilungskämpfe um die Frage, wer dieses Geld in welchen Anteilen vom Volk wieder eintreibt auslösen bzw es würde die militärischen Eliten gegen dich aufbringen.
Zitat:Der Gruppenzwang ist so enorm, Humanität zum Teil völlig ausgeschaltet und können von Einzelnen gar nicht eingeklagt werden. Man ist froh wenn man in der Gruppe nicht ausgeschlossen wird ... und macht deshalb auch alles mit
Und das ist ja auch gut so, und zwingend notwendig.
Shahab3:
Die ideologische Überlegenheit des Freiheitskampfes lässt sich in einer Besatzungssituation mit "Entwicklungshilfen" der Besatzer auch gar nicht aufwiegen.
Vollste Zustimmung.
Ergänzend möchte ich noch ausführen, dass die Wirkung von Entwicklungshilfe ganz allgemein stark überschätzt wird. Sehr oft ist Entwicklungshilfe sogar immens schädlich und kontraproduktiv. Meiner Meinung nach sollte man sogar gar keine Entwicklungsfhilfe leisten, dass ist aber ein Punkt über den ich immer gerne diskutiere und zu dem ich noch keine wirklich abschließende eigene Ansicht habe. Viele Entwicklungshilfeexperten und Fachleute aus der Dritten Welt fordern seit einiger zeit schon ein völliges Ende der Entwicklungshilfe weil diese langfristig mehr schadet als nützt.
Im Krieg nun, kurz- und mittelfristig sind diese Schäden der Entwicklungshilfe natürlich viel geringer oder gar nicht feststellbar. Entwicklungsfhilfe kann daher ein Propagandawerkzeug sein. Man sollte sie aber eben in ihrer Wirkung nicht überschätzen oder gar nach derzeitigem deutschen Vorbild zum Kern des ganzen machen wollen.
Zitat:Man wird dem fremden Menschen auch dafür danken und ihm anschließend eiskalt in den Rücken schießen.
Aus praktischer Erfahrung kann ich dazu nur sagen: so ist es.