Aufstands- und Partisanenbekämpfung (COIN)
#72
phantom:

Zitat:Reines Wunschdenken, die werden ihr Geld dann halt nicht in Sprengfallen und RPGs versenken, sondern in solche Waffen.

Besagte Waffen sind nicht auf dem Waffenmarkt verfügbar und sie sind schlicht und einfach zu teuer für unsere derzeitigen Feinde. Wir sprechen hier von Systemkosten die weit über dem liegen, was der Feind für seine Schützenwaffen aufbringen kann. Vermutlich hast du keine Vorstellung von dem was möglich wäre und vor allem was dies kostet.

Zitat:Die würden sich drauf freuen, möglichst viel Infanteristen aus dem Hinterhalt abzuknallen

Da du eindeutig erkennbar schon die ganze Kampfweise nicht verstehst die notwendig wäre, aufgrund deiner tradierten, festgefahrenen Vorstellungen vom Krieg an sich, ist es natürlich schwer möglich dir zu vermitteln, dass nicht wir dann in Hinterhalten abgeknallt werden, sonderen dass unsere Feinde es sein würden, deren Infanterie im Hinterhalt durch Uns abgeknallt wird. Und dies ist kein Wunschdenken, sondern absolut machbar und wurde von Sondereinheiten auch schon erfolgreich praktiziert. Diese Kampfweise müsste daher stark ausgeweitet werden, dies scheitert jedoch an der Schwäche unserer Infanterie womit sich der Kreis zu meinen Ausführungen schließt.

Zitat:Du bist angeschrieben mit deinen Uniformen und westlichem Aussehen..

Wie ich es schon vermutet habe verstehst du schon den ganzen Ansatz nicht. Wir könnten im Kampf genau so unsichtbar sein wie der Gegner.

Zitat:Also manchmal hast du wirklich eigenartige Ansichten. Wieso intervenierst du in Afghanistan?

Ich würde gar nicht in Afghanistan intervenieren! Wenn du meine Ausführungen wirklich gelesen und verstanden hättest, hättest du lesen können, dass ich für den Fall Afghanistan hier und heute der Ansicht bin, dass dort eine Strategie richtig wäre. Dort hätte man es beim Krieg 2001 aus der Luft belassen sollen und hätte dann nicht mit Bodentruppen intervenieren sollen.

Ich beziehe mich bei meinen Ausführungen aber gerade eben nicht auf Afghanistan allein, sondern auf allgemeine Tendenzen und Prinzipien.

Zitat:Wieso besticht man diese Neo-Taliban nicht. Schleust man ein paar ein, kann man die Taliban vielleicht im Herz treffen.

Bestechung findet bereits statt, mit wenig praktischem Erfolg. Die nehmen das Geld um ihren Kampf weiter zu finanzieren. Der harte Kern der Taliban sind gerade eben keine Opportunisten. Vielversprechender ist hier der Ansatz den bereits die Russen am Schluß noch mit ihren Kaskade Einheiten versuchten. Also der Aufbau eigener Partisaneneinheiten die sich als unsere Feinde tarnen und mit anderen solchen Gruppen vernetzen.

Allgemein habe ich den Eindruck, dass du die Zersplitterung und Unübersichtlichkeit unserer Feinde unterschätzt.

Zitat:Exemplarisch kann man auch noch Israel als wirklich miserables Beispiel nennen, wo man eine Zwangsehe am Leben erhält

Genau das Gegenteil ist der Fall. Niemand dort ist an einer Zweistaatenlösung interessiert, weil diese das schlechteste für alle wäre. Das will dort in Wahrheit von den Eliten niemand, auch kein Nachbarstaat von Israel.

Zitat:Man hat doch fast ausschliesslich positive Erfahrungen mit dem Trennen von Staaten gesammelt.

Im Gegenteil, im Schnitt, in der mehrzahl der Fälle war die Trennung eine deutliche Verschlechterung der Situation. Ein musterbeispiel ist der kosovo oder die vielen Abtrennungen im Kaukasus.

Samun:

Zitat:Deine Ansicht, dass jetzt (wieder) eine große Zeit des kleinen Krieges anbricht ist in sofern nicht wirklich stichhaltig.

Die bricht nicht an, die ist jetzt Fakt.

Ich gehe aber noch darüber hinaus, und du hast mich glaube ich da nicht verstanden. Meiner Meinung nach wird sich die Trennung von großem und kleinem Krieg aufheben. Die Trennung wird nicht mehr sein. Es wird nicht mehr zwei Kriegsformen geben, die trennbar wären, sondern beides wird eins sein, eine neue Kriegsform,

weder kleiner noch großer Krieg.

Zitat:Und es wird uns nicht zum Vorteil gereichen den einen oder anderen zur alleinigen Grundlage für unsere Planungen zu nehmen. Und letztendlich läuft das genau darauf hinaus, wenn du behauptest, dass es nur (noch) eine Art des Krieges gibt.

Man sollte sich natürlich nie festlegen. Aber meiner Überzeugung nach könnte man durch mehr geistige Flexibilität, einen offenen Geist und agressives, dynamisches und vor allem Freies Agieren mit dem was wir haben sehr viel mehr erreichen. Selbst mit einer bloß auf den großen Krieg hin ausgerichteten Bewaffnung wäre im Kleinen Krieg viel möglich, wenn man diese kreativ, agressiv und frei einsetzen würde.

Stattdessen zermarten sich Wehrbeamte den Kopf ob irgendwelche Hundezwinger deutschen DIN Normen entsprechen und wer den Munitionsnachschub freigeben darf ...

Meiner Überzeugung nach sollten wir unsere Armee so aufstellen, dass damit alle Kriegsformen führbar sind. Dazu ist aber weder die frühere Form (ausgerichtet auf den großen Krieg) noch die heutige Konzentration auf den kleinen Krieg und die Stabilisierung richtig. Wir brauchen neue Strukturen, eine neue Form um mit ein und derselben Struktur und Bewaffnung alles führen zu können.

Zitat:Die Geschichte des letzten Jahrhunderts zeigt eindeutig, dass ethnisch heterogene Vielvölker-Staaten zum Untergang verdammt sind.

Die von dir aufgeführten Beispiele lassen meiner Ansicht nach keine zwingende Schlußfolgerung zu. Es sind auch Vielvölkerstaaten sehr erfolgreich und weit vom Untergang entfernt. Zu den von dir genannten Beispielen: Sowohl die Sowjetunion als auch Russland sind übrigens auch heute noch Vielvölkerstaaten mit einer Vielzahl von Ethnien.

Zitat:Aber diese Kriege zwischen den Staaten sind zum einen klarer abgegrenzt auf bestimmte Gebiete und Bevölkerungsgruppen und es sind Kriege die gewonnen werden können; im Gegensatz zu den jetzt herrschenden Verhältnissen. Und die "Vermischung" der Ethnien wird sich im Zweifelsfall ziemlich schnell relativieren.

Die zwingende Schlußfolgerung sind ethnische Säuberungen, mit allem was dazu gehört. In Afghanistan würde deine Aufteilung entlang der "Ethnien" dort zwangsläufig Völkermord zur Folge haben. Was mir persönlich in Bezug auf die Menschenleben egal wäre, aber meiner Ansicht nach dort zwingend wieder zur Taliban Herrschaft führt.

Auch so, ohne Aufteilung ist Völkermord in Afghanistan eine wahrscheinliche Zukunft, an dieser Stelle möchte ich auf die bereits angelaufene Vernichtung der Hazara durch die Taliban hinweisen,die durch unseren Eingriff abgebrochen wurde.

Auch ansonsten ist eine Teilung von der Erfahrung der vielen Abspaltungen der letzten Jahre her überwiegend eher schlecht gewesen. Im Gegensatz zum bekannten Status Quo, dessen Fern- und Nebenwirkungen bekannt sind, führt dies zu überwiegend unbekannten Fern- und Nebenwirkungen. Ein solches Risiko auf sich zu nehmen ist auch eher schlecht. Die meisten Teilungen und Spaltungen haben mehr Probleme verursacht als wirklich nachhaltig gelöst, oder ganz andere Probleme hervor gerufen. Musterbeispiele für katastrophale Teilugen haben wir ja mit dem Kosovo und im Kaukasus Raum genug.


Anbei: Leider werde ich jetzt mal eine geraume Zeit abwesend sein und kann deshalb diese interessante Diskussion leider vorläufig nicht weiterführen.
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