Aufstands- und Partisanenbekämpfung (COIN)
#94
Erich:

Allein wegen dieser "Rezepte" hat sich die syrische Regierung überhaupt so lange halten können. Du musst das ganze umdrehen. Nur weil die vieles davon umgesetzt haben, haben sie überhaupt so lange überlebt. Das sie sich nicht auf Dauer halten können, war schon immer klar.

phantom:

Das Problem ist glaube ich auch die Beschränkung des Geschriebenen und die wenige Zeit die wir haben, so entstehen immer Mißverständnisse.

Nehmen wir mal nur das M 4. Es geht nicht um die Waffe als technisches System, (du hast natürlich völlig recht das nicht ein Gewehr den Krieg gewinnt), sondern darum, warum es sie gibt, warum sie so ist wie sie ist, warum sie so leicht ist, dieses Kaliber hat, warum das M 4 verwendet wird.

Wenn sonst alles passen würde, könnte man auch mit dem M 4 ganz leicht siegen. Das M 4 aber resultiert aus bestimmten Umständen, bestimmten Faktoren, und die passen nicht und verhindern einen Sieg.

Das gleiche was das M 4 hervor gebracht hat und zum Standardgewehr gemacht hat, verhindert den Sieg im Partisanenkrieg WAS DEN MILITÄRISCHEN TEIL angeht. Nämlich das man das Primat bei der Panzerung legt und nicht bei der Feuerkraft.

Noch darüber hinaus aber wird ein Partisanenkrieg aber wie jeder Krieg eben nicht rein militärisch gewonnen. Man muß völlig siegen, oderm an siegt gar nicht. Das gleiche, was das M 4 hervor gebracht hat, die Sozialkultur unserer Völker, die Militärkultur unserer Armeen aber verhindert auch hier den Sieg.

Aus dem gleichen Grund warum es das M 4 gibt, warum Panzerung gegenüber Feuerkraft bevorzugt wird, verlieren wir nicht nur den militärischne Teil, wir verlieren auch in den anderen Teilen, Aspekten des Partisanenkrieges. Im politischen ebenso wie im wirtschaftlichen oder kulturellen.

Es geht mir also nicht um die Waffe für sich allein, sondern um das Gesamte, aus dem diese Waffe resultiert. Das M 4 ist sehr schlecht. Und es wird verwendet, aus dem gleichen Grund warum wir militärisch verlieren. Und aus dem genau gleichen Grund auch politisch, wirtschaftlich und sozialkulturell verlieren.

Es geht mir um diese defensive, feige, schwache und kriegsunfähige Kultur und Haltung unserer Völker und Armeen. Vor allem macht uns diese Kultur zu rein REAGIERENDEN. Solange wir aber nur reagieren, verlieren wird. Gerade im Modernen Krieg müssen wir die Initiative an uns reißen, der Agierende werden, den Feind zum reagieren zwingen. Wenn uns das nicht gelingt, haben wir schon verloren.

Zitat:Langsam musst du dich aber auch entscheiden. Einmal willst du alle auslöschen und jetzt wieder verhandeln. Du hältst den Fahnen aber gehörig in den Wind, aber das gehört vermutlich zu deiner variablen Taktik.

Speziell in diesem Fall ist es eben nicht sinnvoll, die Führungselite des Feindes umzubringen. Speziell in diesem Fall sollte man den Feind überall jagen und töten bis man ihn findet, seine Anführer aber dabei systematisch verschonen, um Verhandlungsoptionen offen zu halten. Es handelt sich dabei um eine ganz spezifische Aussage zu diesem ganz spezifischen Fall.

In einem anderen Szenario könnte es durchaus sinnvoll sein, die gesamte Führungselite zu töten. Du hast daher durchaus recht, dass diese Aussage nicht zuletzt daraus resultiert, dass ich variable Taktiken vorziehe.

Abgesehen von ganz grundlegenden Prinzipien gibt es im Partisanenkrieg keine Axiome.


Das dir im weiteren der Gedanke, dass Terroristen Soldaten sind und Krieg führen fremdartig vorkommt, überrascht mich nicht. Das ist ja gerade der Punkt. Der Moderne Krieg wird von fast allen im Westen nicht verstanden. Insbesondere die westlichen Militärs hängen immer noch in Denkmustern fest, die bis in die Kabinettkriege zurück reichen.

Terroristen aber sind heute Soldaten und führen den modernen Krieg. Wer sich dem verweigert, verliert, genau so wie die Ritter irgendwann militärisch veraltet waren, wird auch unser Militär zunehmend veraltet. Ich kann ethisch und moralisch keinen Unterschied zwischen einem Terroristen und einem Infanteristen oder Artilleristen sehen. Nur weil der eine Frauen und Kinder mit einer Bombe in die Luft sprengt und der andere Männer mittels Granaten in die Luft sprengt, beide töten Menschen, deren Wert für mich derselbe ist. Warum sollte ein Mann nur weil er Uniform trägt weniger wert sein als eine Frau die keine trägt? Beide sehen den Angriff nicht kommen, beide werden durch Sprengstoff plötzlich auseinander gerissen, beide liegen dann zerfetzt da und verrecken.

Wo ist der tatsächliche Unterschied? Das du hier einen Unterschied machst, resultiert aus deiner sozialkulturellen prägung und deiner Kultur, hat aber keine reale praktische nüchterne Grundlage. Das was du da empfindest, sind Gefühle, die aus deiner Kultur herrühren. Und genau wegen dieser Kultur verlieren wir die Partisanenkriege. Und es handelt sich um bloße Gefühle deinerseits, dass der eine ein Verbrecher ist und der andere, der Soldat legitim tötet, bloße Gefühle, nicht um kalte, sachliche Überlegungen. Wenn Soldaten legitim töten, dann töten auch Terroristen legitim.
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[Kein Betreff] - von Holger - 23.01.2004, 11:13

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