18.08.2012, 09:14
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/pussy-riot-schuldig-gesprochen-russlands-ungenierter-abschied-vom-rechtsstaat-1.1443790">http://www.sueddeutsche.de/politik/puss ... -1.1443790</a><!-- m -->
Also ... Straftat wäre das bei uns wohl auch, und wenn das Strafmaß mit den Augen unserer Gesellschaft und nach unseren Wertemaßstäben überzogen erscheint, dann muss man einfach konzedieren, dass andere Kulturen andere Wertemaßstäbe haben (Punkt).
Das heißt nicht, dass ich die Mädels nicht sympathisch finde, und ich sicher nicht für ein Straflager plädieren würde - dazu bin ich zu sehr in unserer Kultur verankert. Das heißt aber auch, dass ich mir nicht anmaßen darf, über die Moral- und Wertevorstellungen anderer Kulturen "den Stab zu brechen". Soviel Rücksicht gebietet der Respekt vor anderen Menschen und ihren eigenständigen kulturellen Maßstäben, alles andere wäre anmaßend. Und Russland war über Jahrtausende von der kulturellen Entwicklung Westeuropas abgeschnitten. Lediglich zur Zarenzeit (Peter der Große) und seit dem Zusammenbruch des Kommunismus gab es zaghafte Öffnungen, die in der breiten Gesellschaft nicht immer voll angekommen sind. Dass sich dann eine Gesellschaft anders entwickelt, ist zwangsläufig.
Zitat:Russland und die "Pussy Riots"also mal Butter bei die Fische - wir müssen differenzieren zwischen einem Straftatbestand und dem Strafmaß.
Ungenierter Abschied vom Rechtsstaat
17.08.2012, 15:25 Ein Kommentar von Julian Hans
Der Prozess war ein bizarres Schauspiel, der Schuldspruch passt in Putins Kalkül: Mit der Verurteilung zu zwei Jahren Straflager für die drei Aktivistinnen von "Pussy Riot" zeigt Russland der Weltöffentlichkeit, dass es sich von seinem Weg zu Rechtsstaat und Demokratie verabschiedet hat. Und das auch noch ohne jede Scheu. Dass die Aktivistinnen nun als Gesicht der Opposition gelten, hilft dem Präsidenten sogar.
...
- Zum Straftatbestand - da frag ich mich dann doch, wie bei uns reagiert worden wäre, wenn dieser Auftritt nicht in Moskau, sondern, sagen wir mal, im Dom von Köln, Bamberg oder München passiert wäre. Auch bei uns wären wohl die Wogen hochgeschlagen - Blasphemie und Hausfriedensbruch wären denkbare Schlagworte ....
Zum Strafmaß - nun, da ist wohl der gesellschaftliche Anspruch in unterschiedlichen Gesellschaften sehr unterschiedlich. Dieser Auftritt etwa beim wichtigsten US-Verbündeten der arabischen Region, in Mekka (Saudi Arabien) - hätte wohl andere Folgen für die Mädels gehabt.
Also ... Straftat wäre das bei uns wohl auch, und wenn das Strafmaß mit den Augen unserer Gesellschaft und nach unseren Wertemaßstäben überzogen erscheint, dann muss man einfach konzedieren, dass andere Kulturen andere Wertemaßstäbe haben (Punkt).
Das heißt nicht, dass ich die Mädels nicht sympathisch finde, und ich sicher nicht für ein Straflager plädieren würde - dazu bin ich zu sehr in unserer Kultur verankert. Das heißt aber auch, dass ich mir nicht anmaßen darf, über die Moral- und Wertevorstellungen anderer Kulturen "den Stab zu brechen". Soviel Rücksicht gebietet der Respekt vor anderen Menschen und ihren eigenständigen kulturellen Maßstäben, alles andere wäre anmaßend. Und Russland war über Jahrtausende von der kulturellen Entwicklung Westeuropas abgeschnitten. Lediglich zur Zarenzeit (Peter der Große) und seit dem Zusammenbruch des Kommunismus gab es zaghafte Öffnungen, die in der breiten Gesellschaft nicht immer voll angekommen sind. Dass sich dann eine Gesellschaft anders entwickelt, ist zwangsläufig.