Japan
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Zitat:Zwei Jahre nach dem Super-GAU in Fukushima
Ausnahmezustand als Normalität


Knapp zwei Jahre nach der dreifachen Kernschmelze im AKW Fukushima ist die Katastrophe aus den Schlagzeilen verschwunden. Wohl auch deshalb, weil die Betreiberfirma Tepco stets den Eindruck vermittelt, sie habe die Lage im Griff. Dabei ist der Ausnahmezustand zur Normalität geworden.
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Wie weit man hier von Normalität entfernt ist, zeigen nicht nur die diversen Bildschirme, auf denen zwischen riesigen Baukränen zerstörte Gebäude, Reaktorruinen zu sehen sind. Auch ein Blick auf die Anzeige mit den aktuellen Strahlenwerten in den einzelnen Reaktoren lässt einen erschaudern: 3,5 Sievert pro Stunde in Reaktorblock 3 - eine in diesem Zeitraum tödliche Dosis
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Gewaltige Mengen radioaktiv verseuchtes Wasser lagern in diesen Tanks, bislang rund 250.000 Kubikmeter. Und jeden Tag kommen weitere 800 Kubikmeter hinzu. Allein 400 Kubikmeter Grundwasser strömen täglich von den Hügeln hinter dem AKW in die zerstörten Reaktorgebäude und werden dort kontaminiert. Zusätzliche 400 Kubikmeter werden Tag für Tag zur Kühlung der geschmolzenen Kerne in die Reaktoren 1 bis 3 geleitet.

Teilweise wird das Wasser dekontaminiert. Doch insbesondere Tritium kann nicht herausgefiltert werden. Die gigantische Menge verstrahlten Wassers, das geben selbst die offiziellen Begleiter von Tepco offen zu, ist eines der größten Probleme, mit denen man derzeit in Fukushima zu kämpfen hat.
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Das zweite große Problem ist Reaktor 4, jener Block, der zur Zeit des Bebens am 11. März 2011 wegen Wartungsarbeiten nicht in Betrieb war. Der Reaktor war "entladen", die Brennelemente in dem Abklingbecken im 5. Stock des Gebäudes zwischengelagert. Und von eben diesem Abklingbecken geht nun nach Einschätzung vieler Fachleute die größte Gefahr einer erneuten Zuspitzung der Katastrophe aus.
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Die größte Gefahr liegt allerdings weiter unten, im Reaktorbehälter selbst. Der geschmolzene Kern entwickelt eine derart hohe Strahlung, dass Menschen an dem Reaktor nicht arbeiten können. Niemand kennt die genaue Lage und den Zustand des Kerns, auch der Wasserstand in dem Reaktorbehälter ist nicht messbar.
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Block 1 beispielsweise ist seit einigen Monaten mit einer Stahl-Plastik-Konstruktion umgeben. Das sieht nett aus von außen. Doch unter der Verkleidung ist ebenfalls eine Ruine, mit Schrott, Hunderten Brennelementen im Abklingbecken und einem geschmolzenen Kern im Innern, der permanent mit frischem Wasser gekühlt werden muss. Und das Gebäude von Reaktorblock 2 ist äußerlich zwar unversehrt geblieben, hier gab es keine Wasserstoffexplosion. Doch auch in Block 2 ist der Kern im März 2011 geschmolzen und muss permanent gekühlt werden.

Die Katastrophe von Fukushima ist längst noch nicht zu Ende, die Risiken einer neuen Zuspitzung längst noch nicht gebannt. Das betrifft nicht nur die radioaktiv verseuchten Landstriche in der Umgebung, sondern auch das AKW selbst. Rund 20.000 Menschen arbeiten immer noch Tag für Tag daran, den Schutt beiseite zu räumen, die Reaktoren stabil zu halten und weitere Unglücke zu vermeiden. Doch ein weiteres großes Beben, ein weiterer Tsunami würden ausreichen, um all diese Bemühungen zunichte zu machen und die Katastrophe auf eine neue Stufe zu heben.
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Stand: 11.01.2013 14:26 Uhr
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