03.09.2013, 16:12
Quintus Fabius schrieb:Was ist den eine Festung für dich? Wie definierst du Festung? Wenn man es als eine Art von befestigtem Stellungssystem sieht, dass eine Wirkung auf der Oberfläche ausübt (Schutz für die eigenne Truppen - Beherrschung des umliegenden Gelände - Bindung von Feindkräften an der Festung (Belagerung)) - dann ist der Kampf um eine Großstadt ganz klar der Kampf um eine Festung.Eine Stadt ist zunächst mal eine Stadt und der Kampf um und in einer Stadt ist - wie bei anderen Gelände auch - mit besonderen Herausforderungen verbunden. Eine Festung im Kontext dieser Diskussion sehe ich im blosen Urbanen Gelände nicht. Theoretisch ist es natürlich denkbar Teile oder auch eine ganze Stadt in eine Festung zu verwandeln die diesen Namen auch verdient. Wir müssen da aber schon sehr weit in der Militärgeschichte zurückgehen um entsprechende Beispiele zu finden. die Propaganda von Festungsstädten im zweiten Weltkrieg ist hier nicht notwendigerweise zielführend.
Quintus Fabius schrieb:Früher gab es deshalb ja auch den Begriff der Festungsstadt oder Stadtfestung, viele Städte lagen innerhalb von Festungen oder dienen als solche. Heute fallen da einfach nur die äußeren Mauern und Gräben weg und dient die ganze Stadt als Kampfgebiet und damit als Befestigung der Festung.Es ist einfach nur Kampf im urbanen Gelände. Urbanes Gelände ist schwierig weil es dem Verteidiger erhebliche Vorteile bildet, deswegen aber noch lange keine Festung.
Echte Festungen hatten vielleicht noch im ersten Weltkrieg einen militärischen Weg, die mobile Kriegsführung und das Flugzeug haben das Konzept dann aber beerdigt.
Quintus Fabius schrieb:Wenn ein entschlossener Angreifer wie die Russen in Grozny dann trotzdem die Zivilbevölkerung die ansonsten als zusätzliches Befestigungselement gesehen werden kann niedermetzelt, dann ist das trotzdem insgesamt ein weiterer zusätzlicher Schaden für den Angreifer in der heutigen Zeit. Als mindestes beschädigt es die Moral und das psychische Gefüge der Truppen des Angreifers was die Kampfkraft derselben aus psychologischen Gründen dann senkt (und sei es auch nur in geringem Ausmaß). Es kann auch wirtschaftliche Folgen haben, und einen weiter reichenden Schaden für die Zivilgesellschaft des Angreifers verursachen.Ich denke eher das die jüngeren Erfahrungen der Amerikaner im Irak demonstrieren, dass man den Stadtkampf jetzt nicht überdramatisieren sollte. Sicherlich ist er schwierig, schmutzig und blutig, im Rahmen eines größeres Konfliktes aber auch kein besonders hervorstehendes Problem. Und das was die Russen in Grozny erreicht bzw. nicht erreicht haben wirft vielleicht auch mal ein Licht auf deren Leistungsfähigkeit...
Quintus Fabius schrieb:Eine Großstadt also als Festung zu nutzen, bringt dem Verteidiger in jedem Fal Vorteile, auch wenn der Angreifer auf das Überleben der Zivilbevölkerung keinen Wert legt.Das ist unbestritten. Sofern der Angreifer zivile Verluste ignorieren kann und die Stadt nicht bloß säubern will gibt es heute genügend Feuerkraft um den Kampf schnell und einseitig zu entscheiden.