Moderne Festungsanlagen
#56
Hab Dank für deine Analyse, Quintus
Ernst Jünger beschreibt für den Stellungskampf nicht nur das Ausweichen vor dem gegnerischen Feuer, sondern auch das glatte Gegenteil , nämlich die bewusste Bewegung in das gegnerische Feuer hinein, um die eigenen Kampfstellungen noch einnehmen zu können. Gleichsam wurde 1916 bei Verdun von Deutscher Seite aus eigenes Artilleriefeuer durchstoßen, um die Franzosen zu überraschen.
Jünger beschreibt ebenfalls sehr authentisch, wie schwierig die Orientierung in Gegnerischen Grabensystemen sein konnte, obgleich diese kaum einen Kilometer von den eigenen Linien entfernt lagen.
Sehr interessant fand ich auch die Aussage Jüngers, das, wenn das Gegnerische Feuer denn nur sporadischer kam, die Geräuschentwicklung anfliegender Granaten verriet, wo diese in etwa einschlagen würden. Gleichsam berichtet Marc Bloche, das gegenüber der psychologischen Wirkung eines massiven Artillerieschlags abgestumpfte Veteranen des Ersten Weltkriegs 1940 in Panik ausbrachen, als sie mit Bomben belegt wurden. Beim Übergang über die Maas sollen dementsprechend weniger die durch die Luftangriffe angerichteten Schäden denn der einhergehende psychologische Effekt entscheidend gewesen sein.

Ob allerdings ein moderner Krieg durch wechselseitiges „Tarnen und Täuschen“ tatsächlich in der von dir gezeigten Weise durchgeführt wird und gewissermaßen zum Drolle de Guerre „degeneriert“ halte ich für fragwürdig (Serbien war nun nicht gerade auf Augenhöhe).
Zum einen gilt die Ideologie der Verlustvermeidung in den Köpfen von Politikern nur, wenn sie die Verluste nicht wirklich rechtfertigen können – und das auch nur in Gesellschaften, in denen eine derartige Rechtfertigung überhaupt üblich ist.
Verluste – sprich Todesfälle - sind überdies immer eine sehr subjektiv empfundene Sache.
Wenn selbst eine westliche Gesellschaft mehr oder weniger achselzuckend über 120000 tote Raucher pro Jahr steigen kann, dann würde ich bei einem Großkrieg nicht auf Zurückhaltung hoffen – irgendein Idiot fängt immer an, zumal sich bei vielen Militärs die krankhafte Idee eines kurzen, schnellen Krieges festgesetzt hat – was nicht zuletzt volkswirtschaftlichen Notwendigkeiten entspringt, da die Mobilisierung einer großen Streitmacht, selbst wenn diese nicht in den Einsatz geht, einen Staat bereits ruinieren kann, wenn sie über längere Zeit aufrecht erhalten wird.
Ich würde eher erwarten, dass beide Seiten es gewohnheitsmäßig mit dem Bewegungskrieg versuchen werden, dieser sich dann allerdings wie 1863 oder 1915 aufgrund der zu hohen Feuerkraft festfrisst.
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