03.10.2013, 12:58
Vor der Küste der Insel Lampedusa hat sich letzte Nacht eine der mutmaßlich schlimmsten Flüchtlingskatastrophen des Mittelmeeres ereignet...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/lampedusa438.html">http://www.tagesschau.de/ausland/lampedusa438.html</a><!-- m -->
Das Schlimme an der ganzen Geschichte ist zudem, dass sie nichts verändern wird, erstens nichts an der Systematik der Bootsfluchten, und zweitens auch nichts in der Wahrnehmung dieses Problems innerhalb Europas. Jahr für Jahr sterben an den Küsten des alten Kontinents hunderte, vermutlich aber tausende von Menschen, alleine letzte Nacht (vermutlich, im schlimmsten Fall) über 300 (siehe Text), aber die Öffentlichkeit und auch die Medien scheint dies irgendwie nur am Rande zu erreichen, man nimmt es mit einem "schockierten Schulterzucken" irgendwie hin und geht zum Tagesgeschäft über. Würde es sich um ein Schiffsunglück handeln, bei dem indessen Europäer betroffen sind, würde man dies sehr wahrscheinlich in epischer Breite tagelang in den Medien finden. So fand man das Unglück der "Costa Concordia" vor einem Jahr, bei welchem 32 Menschen den Tod fanden, fast 14 Tage lang in den Medien, die sich nicht zu dämlich waren, Vergleiche zur "Titanic" anzustellen (n-tv, nur als Bsp.). Obgleich in einer Nacht nun im Mittelmeer vermutlich zehn Mal mehr Menschen umkamen, wird dieses Ereignis nur eine Randnotiz bleiben, die spätestens übermorgen wieder vergessen ist.
Und ich sehe hierbei auch eine gewisse Abgestumpftheit gegenüber diesen Bootsflüchtlingskatastrophen um sich greifen. "Kleinere" Zwischenfälle mit sechs, acht oder 13 Toten sind oftmals nur noch in Randnotizen zu finden, aber sie geschehen, jeden Tag, jede Nacht. Diese Verdrängungsreflexe geschehen sicher nicht bewusst, eher ist es so, dass diese Vorfälle schon so oft geschehen, dass sie aus dem Aufmerksamkeitsspektrum schlicht rausfallen und eben, wenn man es mal mitbekommt, schnell vergessen werden. Es ginge mir selbst übrigens fast auch so. Nur durch Zufall, ich hatte dies im Syrien-Thread und mal gegenüber Erich thematisiert, konnte ich Kontakt zu jemandem herstellen (ein Syrer), der mir mit Handy-Bildern seine Bootsflucht aufzeigte und schilderte, wie er zusammen mit 50 Personen auf einem alten Holzkutter übers Mittelmeer fuhr (ein Kahn, auf welchen ich in tausend kalten Wintern keinen Fuss setzen würde und der m. Mn. n. gerade mal 10 bis 15 Personen hätte aufnehmen können). Es war ein seltsames Gefühl: Das, was eigentlich kaum greifbar fern wirkte, ja abstrakt erschien, saß plötzlich vor mir. Es hat sicher die Perspektive verändert...
Schneemann.
Zitat:Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa
82 Tote - mehr als 250 Vermisste
Sie waren in Seenot und wollten auf sich aufmerksam machen: Nachdem sie ihr Boot angezündet hatten, sind vor der italienischen Insel Lampedusa mindestens 82 Flüchtlinge aus Afrika ertrunken. Die Behörden befürchten, dass die Opferzahl noch weiter steigen wird. [...] "Ein Meer voller Leichen" sahen die Rettungskräfte, als sie am Morgen den Unglücksort erreichten. Die Opferzahlen müssen laufend nach oben korrigiert werden. 500 Menschen befanden sich an Bord des Schiffes, bisher konnten nur etwa 150 gerettet werden. [...]
Das Boot war vermutlich gestern Abend von der libyschen Küste aus gestartet. An Bord waren Flüchtlinge aus Somalia und Eritrea. Am Morgen geriet das Schiff etwa einen Kilometer von der Küste Lampedusas entfernt in Seenot.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/lampedusa438.html">http://www.tagesschau.de/ausland/lampedusa438.html</a><!-- m -->
Das Schlimme an der ganzen Geschichte ist zudem, dass sie nichts verändern wird, erstens nichts an der Systematik der Bootsfluchten, und zweitens auch nichts in der Wahrnehmung dieses Problems innerhalb Europas. Jahr für Jahr sterben an den Küsten des alten Kontinents hunderte, vermutlich aber tausende von Menschen, alleine letzte Nacht (vermutlich, im schlimmsten Fall) über 300 (siehe Text), aber die Öffentlichkeit und auch die Medien scheint dies irgendwie nur am Rande zu erreichen, man nimmt es mit einem "schockierten Schulterzucken" irgendwie hin und geht zum Tagesgeschäft über. Würde es sich um ein Schiffsunglück handeln, bei dem indessen Europäer betroffen sind, würde man dies sehr wahrscheinlich in epischer Breite tagelang in den Medien finden. So fand man das Unglück der "Costa Concordia" vor einem Jahr, bei welchem 32 Menschen den Tod fanden, fast 14 Tage lang in den Medien, die sich nicht zu dämlich waren, Vergleiche zur "Titanic" anzustellen (n-tv, nur als Bsp.). Obgleich in einer Nacht nun im Mittelmeer vermutlich zehn Mal mehr Menschen umkamen, wird dieses Ereignis nur eine Randnotiz bleiben, die spätestens übermorgen wieder vergessen ist.
Und ich sehe hierbei auch eine gewisse Abgestumpftheit gegenüber diesen Bootsflüchtlingskatastrophen um sich greifen. "Kleinere" Zwischenfälle mit sechs, acht oder 13 Toten sind oftmals nur noch in Randnotizen zu finden, aber sie geschehen, jeden Tag, jede Nacht. Diese Verdrängungsreflexe geschehen sicher nicht bewusst, eher ist es so, dass diese Vorfälle schon so oft geschehen, dass sie aus dem Aufmerksamkeitsspektrum schlicht rausfallen und eben, wenn man es mal mitbekommt, schnell vergessen werden. Es ginge mir selbst übrigens fast auch so. Nur durch Zufall, ich hatte dies im Syrien-Thread und mal gegenüber Erich thematisiert, konnte ich Kontakt zu jemandem herstellen (ein Syrer), der mir mit Handy-Bildern seine Bootsflucht aufzeigte und schilderte, wie er zusammen mit 50 Personen auf einem alten Holzkutter übers Mittelmeer fuhr (ein Kahn, auf welchen ich in tausend kalten Wintern keinen Fuss setzen würde und der m. Mn. n. gerade mal 10 bis 15 Personen hätte aufnehmen können). Es war ein seltsames Gefühl: Das, was eigentlich kaum greifbar fern wirkte, ja abstrakt erschien, saß plötzlich vor mir. Es hat sicher die Perspektive verändert...
Schneemann.