03.10.2013, 20:43
Zitat:Es gibt nur zwei Lösungen: entweder, man greift an Europas Grenze knallhart durch, oder man sorgt für einen Wohlstandsausgleich zwischen Nord und Süd.Das ist m. Mn. n. zu leicht gedacht. Knallhart durchgreifen tut Europa mit Frontex schon lange, zudem gehen die südlichen Staaten massiv und teils auch im Menschenrechtssinne überzogen gegen Flüchtlinge vor (ein solcher Sachverhalt geschah vor nicht allzu langer Zeit in Griechenland). Vor allem: Was heißt denn genau knallhart durchgreifen? Vor allem: Wie? Meinetwegen kann man die gesamte ehemalige Home Fleet, die 6. US-Flotte, die Bundesmarine und Regia Marina/Marina Militare im Mittelmeer mit der Jagd nach Flüchtlingsbooten auf Trapp halten. Das würde allenfalls dazu führen, dass man wohl mehr Schiffbrüchige retten könnte, eine Veränderung der Gesamtlage, d. h. dass überhaupt Flüchtlinge aufbrechen und losziehen, wird man aber dadurch nicht erreichen können, solange es den Leuten in ihren Heimatländern so dreckig geht, dass sie abhauen. D. h. also, man müsste vor Ort direkt eingreifen, um die Lage so zu ändern, dass eine Flucht nicht mehr erstrebenswert ist. Und wer will dies?
Oder anders gefragt: Wieviele Menschen erträgt Europa?
Daneben sitzen wir zwei Irrtümern auf: 1.) Menschen fliehen nur in äußersten Notsituationen, sie streben - so wie jeder andere - nach Sicherheit, Unversehrtheit und sicher auch einem gewissen Wohlstand (wobei letzteres nicht mal zentral ist). Zugleich ist aber die Aufgabe des eigenen Herkunftsbereiches für die meisten sehr schwer. Niemandem fällt die Entscheidung zu einer Flucht und damit zur Zurücklassung der eigenen Wurzeln leicht. Dies übersehen wir gerne. Ich glaube, die meisten, die fliehen, würden in Eritrea, Sudan, Tschad und Somalia etc. bleiben, wenn es dort wenigstens halbwegs sichere Zustände geben würde; 2.) muss man berücksichtigen, dass diejenigen, die sich eine "Überfahrt" (mal euphemistisch) leisten können, oft als besser ausgebildet angesehen werden können, bzw. wenigstens noch gewisse Kontakte und Gelder haben. Es sind also keine reinen Armutsflüchtlinge. Die betreffende Person aus Syrien (s. oben), zu der ich Kontakt habe, hat (nach eigenen Angaben, nachprüfen kann ich dies nicht) für die Fluchthilfe rund 3.000 US-Dollar bezahlen müssen. Das ist keine Kleinigkeit in Ländern, aus denen viele Flüchtende kommen. Insofern, ich meine, wir sollten auch von dem Standpunkt, dass es sich nur um reine reichtumsorientierte Armutsflüchtlinge handelt, wieder abkommen, er wirkt verzerrend, zudem halte ich auch die Frage "Wieviele Menschen erträgt Europa?" für ein wenig unfair. Wir sollten also weniger fragen, wieviel wir in Europa noch ertragen können, sondern wir sollten vielmehr auch fragen, warum denn Europa so beliebt ist - und bei der Beantwortung mal vom Besitzstandsreflex abkommen und an die Ideale von Freiheit und Humanismus uns erinnern. Weil: Wenn es mal soweit ist, dass niemand mehr nach Europa fliehen will, dann fliehe ich aus Europa... :wink:
Schneemann.