29.12.2013, 11:16
Die beste Zusammenfassung über die geplante Vernichtung der C-Waffen-Ausgangsprodukte, die ich bisher gelesen habe:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.marineforum.info/html/body_wochenschau.html">http://www.marineforum.info/html/body_wochenschau.html</a><!-- m -->
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.marineforum.info/html/body_wochenschau.html">http://www.marineforum.info/html/body_wochenschau.html</a><!-- m -->
Zitat:Beim im östlichen Mittelmeer operierenden russischen „Mittelmeergeschwader“ hat es weitere Ablösungen gegeben. Der Flottentanker IVAN BUBNOV kehrte am 23. Dezember in seinen Heimathafen Sewastopol zurück; er wurde durch den ebenfalls zur Schwarzmeerflotte gehörenden Tanker IMAN abgelöst. Das Landungsschiff ALEXANDER SHABALIN der Baltischen Flotte ist nach einem Jahr Mittelmeer-Einsatz auf dem Rückmarsch in die Ostsee, macht noch einen Besuch in der spanischen Enklave Ceuta (Marokko) und wird Ende Januar in Baltiysk zurück erwartet. Dort hat sich als Ablösung die ebenfalls zur ROPUCHA-Klasse gehörende KALININGRAD auf den Weg ins Mittelmeer gemacht.interessant, dass sich die ARK FUTURA und die L 17 sowie die TAIKO und die F313 (dän. bzw. norw.) schon seit Wochen gemeinsam vor der Südostküste Zyperns vergnügen.
Am 27. Dezember haben sich bei einem Treffen in Moskau Vertreter von Russland, den USA, Syrien, der OPCW und Chemiewaffenexperten anderer Länder letzte Details zum geplanten Abtransport und zur Vernichtung der syrischen chemischen Kampfstoffe festgelegt.
Der geplante Ablauf im Detail
(Anmerkung: die Darstellung wird wöchentlich der Entwicklung angepasst)
Der von der OPCW veröffentlichte Plan sieht in Erfüllung einer UN-Resolution vor, dass 500t (die „gefährlichsten“ Substanzen) spätestens am 31. Dezember syrisches Gebiet verlassen haben müssen; weitere 800t dann bis zum 5. Februar.
Aktuellen (29 Dez) Meldungen zufolge ist der erste Termin nicht mehr einzuhalten. Die „Sicherheitslage in Syrien lasse einen Transport derzeit nicht zu“; man werde damit beginnen, „sobald es möglich sei“.
Der Transport von den Depots durch Syrien zum Verladehafen Latakia erfolgt mit russischen Fahrzeugen. Russland stellt dafür 50 Allradfahrzeuge, 15 gepanzerte LKW und 20 Schützenpanzer bereit, die bereits nach Syrien gebracht wurden. Der Straßentransport nach Latakia ist nicht risikofrei, auch wenn es sich nur bei einem sehr geringen Teil um einsatzfähige Kampfstoffe handelt. Die meisten Chemikalien sind bloße Ausgangsprodukte binärer Kampfstoffe, die selbst erst durch Mischen entstehen. Dennoch sind auch für deren Transport besondere Vorkehrungen zu treffen. Sie werden in spezielle Behälter verpackt, die dann nochmals gesichert und voneinander getrennt in Containern zu transportieren sind.
Auch wenn also z.B. durch bloßen Beschuss ein Freisetzen von Kampfstoffen kaum möglich sein wird, muss doch verhindert werden, dass Ausgangsprodukte für deren Herstellung in die Hände von Milizen fallen. Bisher war es offenbar nicht möglich, mit den diversen Bürgerkriegsparteien zeitlich und örtlich begrenzte Feuerpausen zu vereinbaren. Erst am 24. Dezember sollen Rebellen nach offiziellen syrischen Angaben Chemiewaffenstandorte angegriffen haben. Vor allem die radikal-islamischen Milizen lehnen jede Gespräche ab, und Al-Kaida nahestehende Gruppen nutzen jede sich bietende Chance zur weiteren Destabilisierung der Lage.
Überdies haben sich die Kämpfe in den letzten Tagen noch intensiviert, denn alle Bürgerkriegsparteien sind mit Blick auf die geplanten „Friedensgespräche“ bemüht, ihre Ausgangspositionen zu verbessern, „Fakten“ zu schaffen. Ob diese Gespräche wie geplant am 22. Januar in Montreux stattfinden können, ist derzeit wieder fraglich; es gebe „zu geringe Fortschritte“.
In Latakia werden die Container dann auf zwei zivile Schiffe verladen. Dies ist zum einen die dänische ARK FUTURA, ein Ro-/Ro-Schiff (183m), das in Langzeitcharter schon seit einigen Jahren vom dänischen Verteidigungsministerium meist zum Transport von NATO-Material (Fahrzeuge, Ausrüstung für Übungen) genutzt wird. Norwegen stellt den großen (260m) Frachter TAIKO zur Verfügung, ein Spezialschiff zum Transport von neuen Autos. Bei beiden Schiffen können die Container ohne Nutzung von Ladekränen direkt über Fahrzeugrampen an Bord gefahren werden.
Am 20. Dezember hat Großbritannien angekündigt, ebenfalls 150 t chemische Substanzen in Latakia zu übernehmen und zur Entsorgung in einer zivilen Verbrennungsanlage nach Großbritannien zu transportieren. Hier sind aber wahrscheinlich nur weniger gefährliche, auch für rein zivile Zwecke geeignete (dual-use) Substanzen gemeint, die nach OPCW-Planung eigentlich in Syrien selbst entsorgt werden sollten. Auch bleibt unklar, wann dies geschehen soll.
Vor der Verladung der Kampfstoffe im Hafen von Latakia sind alle Substanzen noch einmal zu verifizieren und genau zu dokumentieren. 20 Kampfstoffspezialisten der finnischen Streitkräfte sollen hier wohl helfen und dann auch den Weitertransport begleiten. Zur Absicherung sollen der russische Zerstörer SMETLIVIY und zwei russische Landungsschiffe (mit eingeschiffter Marineinfanterie) in Latakia einlaufen.
Nach dem Ablegen und während der Fahrt durch die syrischen Territorialgewässer werden zunächst die SMETLIVIY sowie eine (von Anti-Piraterie-Operationen aus dem Golf von Aden abzuziehende) chinesische Fregatte die beiden Frachter schützen. Bei Redaktionsschluss gab es allerdings noch keine Meldungen über die Suezkanalpassage einer chinesischen Fregatte. Für die chinesische Marine wird dies der erste operative Einsatz unter internationaler Führung. Einige Medien sprechen von einem „ersten Einsatz im Mittelmeer“; dies stimmt allerdings nicht. Im März 2011 war bereits eine chinesische Fregatte bei der Absicherung von Evakuierungsoperationen vor Libyen im Einsatz – damals aber unter ausschließlich nationaler Führung.
Außerhalb syrischer Gewässer übernehmen / verstärken dann das dänische Mehrzweckschiff ESBERN SNARE, die norwegische Fregatte HELGE INGSTAD und ein noch zu benennendes britisches Kriegsschiff die Konvoi-Sicherung. Die weitere Fahrt durch das Mittelmeer soll die Schiffe in einen (offiziell noch nicht bekannt gegebenen) italienischen Hafen führen, wo die Chemikaliencontainer auf das das zu den Ready Reserve Forces (Maritime Administration) der US Navy gehörende Ro-/Ro-Schiff CAPE RAY umgeladen werden sollen.
CAPE RAY (Foto: MARAD)Der zeitliche Ablauf ist allerdings vorerst noch unklar. Die CAPE RAY befindet sich noch immer in den USA (Portsmouth, Virginia). Die Installation von zwei mobilen Entsorgungsanlagen (plus einer dritten als Reserve) an Bord ist offenbar, und die Anlagen werden derzeit in See erprobt.
Am 3. Januar soll die CAPE RAY sich auf den etwa zwei Wochen dauernden Weg ins Mittelmeer machen. Sie kann damit erst in der zweiten Januarhälfte in Italien eintreffen, und dies wirft denn auch die Frage nach dem zwischenzeitlichen Verbleib der gefährlichen Chemikalien auf. Da ein Entladen mit Zwischenlagerung im Hafen aus diversen Gründen (öffentliche Proteste, Umweltschutz, Sicherheit/Bedrohung) kaum zu erwarten ist, dürften die Frachter mit ihrer Ladung an Bord zwei bis drei Wochen lang wohl irgendwo vor Anker liegend das Eintreffen der CAPE RAY abwarten. Mit Blick auf zeitliche Unwägbarkeiten kommt so vielleicht auch nur ein Frachter zum Transport der ersten Charge zum Einsatz, während der andere die zweite Charge (Abtransport ja bis spätestens 5. Februar) übernehmen könnte.
Nach Übernahme der Chemikaliencontainer wird die CAPE RAY in internationale Gewässer verlegen und dort mit den installierten Hydrolyse-Anlagen die Umwandlung der chemischen Substanzen in weniger gefährlichen aber noch immer teils extrem umweltschädlichen „Industriemüll“ vornehmen. Wo genau dies erfolgen wird, bleibt geheim. Da die Hydrolyse-Anlagen aber nur bei Wellenhöhen bis zu 1,5m betrieben werden sollen, sind wetterabhängig gewählte Positionen knapp außerhalb von Territorialgewässern in Lee von Land / Inseln anzunehmen. Die Sicherung der CAPE RAY dürften Einheiten der US Navy übernehmen. Sie hat nach wie vor drei Zerstörer sowie den FK-Kreuzer MONTEREY in der Region präsent.
Die auf der CAPE RAY benötigte Zeit für die Umwandlung der für die Kampfstoffproduktion geeigneten Chemikalien in weniger gefährlichen Industriemüll wird mit etwa 45 Tagen, höchstens 90 Tagen angegeben. Damit ist die Einhaltung der vorgegebenen Termine (31. März für die gefährlichen ersten 500t, 30. Juni für die restlichen 800t) grundsätzlich möglich, wenn es auch bei dauerhaft schlechtem Wetter für den ersten Termin knapp werden könnte. Die CAPE RAY wird anschließend die Endprodukte in einem noch zu benennenden Hafen zur weiteren, endgültigen industriellen Entsorgung entladen. Insgesamt ist von etwa 3.000 ts (incl. verschmutztes Wasser) die Rede.