Aufstands- und Partisanenbekämpfung (COIN)
Quintus Fabius schrieb:Wackelig ist ein Partisanenkrieg immer. Ohne eine zuverlässige einheimische Polizei wird man aber so oder so in den meisten Fällen nicht gewinnen können. Und der Sieg ist für mich eben ein Ziel (während er es für dich anscheinend nicht ist - wie du mehrfach geschrieben hast).
Für mich ist der Sieg nicht wichtig, stimmt. In Afghanistan ist doch die Frage, was man mit diesem Einsatz überhaupt bezwecken möchte. Es geht hier doch nicht um die Eroberung von dieser Hochlandhalbwüste. Ursprünglich gings um den "Krieg gegen den Terror", dann kam um die ganze Geschichte zu legitimieren, die Sache Menschen- und Frauenrechten dazu. Aus meiner Sicht macht Letzteres wirklich keinen Sinn, die Rechte der Frauen sind in anderen Staaten auch nicht besser und eine humanitäre Katastrophe oder Genozid ist ja nicht vorhanden. Selbst mein Modell mit den Zentren, bräuchte es nicht wirklich.

Die Drohnen halte ich trotzdem für ein probates Mittel um Al-Quaida zu schwächen. Dazu brauchen wir nicht das Land in der Fläche mit Infanterie und eigenen Verlusten aufzumischen. Es reicht die Aufständischen immer wieder hart zu treffen. Ob man da immer die Richtigen trifft, ist natürlich fraglich. Aber selbst in den Berichten die sehr kritisch den Drohnen gegenüber stehen, ist von 2500 Toten, darunter 650 Zivilsten die Rede, wo man die Falschen (mit) getötet hätte. Das wäre weit unter der Kollateralschaden-Quote von konventionellen Luftangriffen oder der Infanterie, Artillerie u.s.w..

Was zusätzlich eben positiv ist, dass man mit den Drohnen keine zivilen Gebäude in der Umgebung zerstört. Weil man so gezielt, mit praktisch null Latenz agiert, braucht man einen minimalen Flächenschaden, damit man die Ziele eliminieren kann.

Zitat:Gerade bei deiner Doktrin aber ist das sehr viel schwerer - denn du sicherst ja die Zentren gegen den Feind.
Humanitäre Katastrophen abwenden damit die Leute im Land bleiben können, ist auch unser Interesse. Es macht doch keinen Sinn, wenn Millionen-Flüchtlingsströme die umliegenden Länder noch zusätzlich destabilisieren.

Zitat:Man könnte sogar noch einen Schritt weiter gehen und selber Anschläge inszenieren und diese dem Feind in die Schuhe schieben. Solche schwarzen Operationen haben sich in vielen Guerilla-Kriegen als sehr wirksam heraus gestellt. ...
Solche Anschläge müssten nicht mal real statt gefunden haben, man könnte sie im Rahmen der ohnehin notwendigen Kriegspropaganda einfach erfinden, zuzüglich entsprechender weiterer Greueltaten des Feindes.
Ich glaub nicht dass das was bringt, die USA werden so kritisch gesehen, dass jeder Anschlag auf zivile Einrichtung als Niederlage gesehen wird. Ich kann mich da nur nochmals wiederholen, was der Trottel Bush und seine Administration an Goodwill zerstört haben, kannst du auch auf lange Sicht, kaum mehr gut machen. Länder überfallen mit fingierten Beweisen, die dann auch noch der UNO unterbreitet wurden. Das hat Schurkenstaaten-Niveau, die USA sind auch unter der viel besseren Führung der Demokraten, momentan nicht mehr glaubwürdig in diesen Regionen. Da kann nur die Zeit helfen.

Zitat:Mali hat eine Größe von 1.240.192 km², dass ist ungefähr doppelt so groß.
Alleine aus den Zahlen kannst du ableiten, dass deine Infanterie nichts nützen würde, wenn der Gegner wirklich Absicht hätte, dich zu destabilisieren. Angenommen du bist mit 3000 Mann vor Ort, dann müsste einzelner Soldat 300km2 kontrollieren. Du weisst wie absurd das ist. Das ist alles grossmauliges Blabla, du würdest gar nichts erreichen mit den paar Clowns, wenn die Guerilla so wie in Afghanistan agieren würde.

Zitat:Deine ganze Drohnen-Doktrin ist viel zu sehr nur auf den Krieg in Afghanistan zugeschnitten und auf diesen Krieg überspezialisiert. In jedem tropischen Urwald würde sie dir bereits um die Ohren fliegen.
Es ist ein Mittel um Schutzzonen vor grösseren Angriffen zu sichern, dazu haben wir jetzt die Mittel die eine detaillierte Aufklärung und ein sofortiges Eingreifen ermöglicht. Dass man noch einzelne Terrorzellen mit bekämpfen kann, ohne dass man das ganze Land aufmischen muss, ist ein wichtiges Mittel um denen auch Schmerzen zu bereiten ... so wie die das mit uns machen.

Zitat:Du hast bisher nur eine rein auf Afghanistan überspezialisierte Strategie genannt. Wie soll dass angesichts der Komplexität und Vielfältigkeit der verschiedenen Partisanenkriege ausreichend flexibel sein? Deiner Strategie fehlt es daher meiner Meinung nach an Flexibiltät.
...
Das ist schon in etlichen Partisanenkriegen falsch gelaufen. Es hat noch nie funktioniert. Nenn mir einen einzigen Partisanenkrieg in dem diese Strategie etwas gebracht hat?!
Ich brauch keine Flexibilität, weil ich diesen Krieg nie führen würde. Das Land muss sich selber helfen, wenn sie nicht bereit sind, sich gegen diese Taliban zu wehren, bringt der ganze Partisanenkrieg nichts. Wenn es z.B. klar wäre wie in Ex-Jugoslawien, wo man Parteien klar trennen und dann auch eigene Staaten anstreben könnte, wäre deine Sache eine Option. Aber da wäre es eben viel einfacher, weil du dann bedingungslos von der heimischen Bevölkerung unterstützt wirst, dann ist es vergleichsweise einfach. Dann bist du auch nicht auf einen Partisanenkrieg angewiesen, die Bevölkerung verratet dir jeden "Drecksack" von der anderen Seite (wie im 2.ten Weltkrieg z.B.).

Zitat:Es gibt aber einen Unterschied zwischen Low-Tech und Hi-Tech. Partisanenkriege sind systeminhärent Low-Tech und behinhalten als wesentlichste Eigenheit, dass der Gegner sich dem Hi-Tech nicht stellt und damit dieses negiert sowie durch die Verwendung von sogenannten Technologie-Killern.
Der Drohne kannst du nicht beliebig entziehen. Sie besitzt ja die gleichen Stärken wie der Infanterist und ist in einigen Bereichen noch deutlich besser.

Zitat:Und nur ne Dumpfbacke kann einen Partisanenkrieg gewinnen, und zwar gerade eben mit Low Tech. Das bedeuet nicht auf Hi Tech zu verzichten! Das bedeutet, unabhängig vom Hi Tech zu sein und auch ohne dieses Krieg führen zu können und so den Gegner ganzheitlich angehen zu können.
Für mich jetzt nichts als markige Sprüche ... du musst flexibel sein, Big Grin und das bist du nicht. Du willst unbedingt deinen Partisanen-/Infanteriekrieg ohne dich zu hinterfragen, was das unter dem Strich bringen soll.

Zitat:Dann hast du mich von Grund auf nicht verstanden. Ich beschwere mich nicht darüber, ich lehne es auch nicht ab, sondern ich lehne ab, dass man nur noch mittels Drohnen kämpfen will, dass die Drohnen als Primär-System verstanden werden und nicht als Hilfsmittel.
Für mich genauso ein Fall wie mit der F-35, man kann lang plärren, dass das kein Abfangjäger sei. Wenn sie in dieser Rolle besser als ein Abfangjäger performt, dann ist es eben einer. Die Drohne hat das Potenzial erfolgreich im Bereich Infanteriebekämpfung zu operieren, dann soll man es machen, unabhängig von dem was Infanterie-Entscheidungsträger davon halten.

Zitat:Und jeder technische Ansatz kann von einem Feind gekontert werden: es ist vergleichsweise einfach, seine Kriegsführung völlig gegen Drohnenaufklärung zutarnen. Und was machst du dann?
Mit der Drohne genauer hinschauen, so wie du das als Infanterist auch machst. Und komm mir nicht mit dem Spruch das wäre technisch nicht möglich bei der Drohne. Die wird in der Zielanalyse (Automatik)/Videoauflösung laufend verbessert, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Zitat:Im weiteren verwendet der Feind immer mehr Zivilisten als Schutzschilde und deine Drohnenangriffe sind systeminhärent hier nicht in der Lage, Kollateralschäden zu vermeiden. Eine Kugel aus einem Scharfschützengewehr aber schon.
Selbst das wäre doch möglich, man könnte auch Rohrwaffen verbauen, wieso nicht. Die Zielverfolgung muss dann auf automatischer Objekterkennung erfolgen, weil die Latenzzeit zu gross ist. Im Moment wird halt geschossen, wenns günstige Bedingungen sind, da mach ich mir keine Illusionen. Man hat ja die Zeit zu warten, das ist nicht so wie beim Flugzeug wo alles innerhalb von Sekunden geschehen muss.

Zitat:Wir sollten gar nicht in Pakistan sein. Weder mit Drohnen noch mit Infanterie. Die Drohnenangriffe in Pakistan sind völlig kontraproduktiv und haben uns viele Verhandlungsoptionen vernichtet, darüber hinaus destabilisieren sie Pakistan. Du unterschätzt die negativen politischen Folgen der Drohnenangriffe in Pakistan heillos!
Wenns einen Krieg gegen den Terror gibt, kannst du nicht sagen, jetzt bleib ich nur in Afghanistan. Wenn sich die Terrorzellen nach Pakistan bewegen und die offensichtlich dort Asyl bekommen, ja bitte was machst du mit deinen Infanteristen. Da ist die Variante mit den Drohnen zwar nicht korrekt, aber sie ist im Vergleich zu den Infanteristen eine ausführbare Option.
Das Verhältnis USA / Pakistan ist seit der gewährten Residenz an Bin Laden im Villenviertel der Offiziere für, massivst beschädigt, ich wüsste nicht was es da zu verbessern gibt. Pakistan ist nicht mehr Partner Nummer 1, sieht man auch an den Waffenlieferungen an Indien. Jetzt kann man sich streiten welches Ereignis was ausgelöst hat ... Fakt ist aber, Pakistan war für die USA schon vor den Drohnenangriffen kein zuverlässiger Partner mehr.
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[Kein Betreff] - von Holger - 23.01.2004, 11:13

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