10.02.2014, 16:29
Quintus Fabius schrieb:Eine der wenigen rühmlichen Ausnahmen in diesem Reigen ist Tunesien. Aber dort gab es folgerichtig dann auch keinen Partisanenkrieg.DDR, auch ein löbliches Beispiel wo man die "Elite" durch den Druck der Strasse entfernt hat. Es stimmt aber, dass die Elite oft nicht freiwillig abtritt und ihre Schläger schickt.
Zitat:So ist es. Sehr wahrscheinlich denke ich hier atavistischer als du, kann mich daher etwas besser in diese Situation hinein versetzen. Es geht bei vielen Partisanenkriegen aber gar nicht mehr um ein Land, sondern gerade an der Grenze zwischen Partisanekrieg und reinem Terrorismus um den Kampf gegen die andere Partei. Die internationalen Dschihadisten die sich zur Zeit in Syrien herum treiben, sind ein Musterbeispiel dafür. Und ja, dass ist absolut mittelalterlich vom Konzept, und wurde schon damals umgesetzt: nannte sich beispielsweise in Bezug auf die Muslime Ghazw.Würde das auf fruchtbaren Boden stossen, wenn man mit einer Strategie der ökonomischen Aufrüstung das gemeine Volk stärken würde. Eine Charme-Offensive, damit man das Volk sicher auf unserer Seite hat, das wäre nötig ... so stell ich mir vor, dass man dem Terror / destruktiven Kräften die Glaubwürdigkeit entzieht.
Zitat:Du verwendest schon das richtige Wort: Masse. Also Mehrheit. Die Mehrheit wählt nicht, es sei denn, sie würde aus kulturellen Gründen glauben dies tun zu müssen (Schweiz).Du hast in der Schweiz keinerlei Repressalien zu befürchten, wenn du nicht wählst.
Zitat:Solche Kulturen sind aber die Ausnahme. Das heißt im Umkehrschluss: Elitenherrschaft.Im Gegenteil, das siehst grad an der gestrigen Abstimmung in der Schweiz. Die Masse ist für einen Zuwanderungsstopp, die Elite dagegen (hier bin ich z.B. mit der Elite einig

Zitat:Weil die Minderheit welche dann wählt eine Elite bildet. Gerade deshalb ist Deutschland beispielsweise eher eine Oligarchie als eine Demokratie.Die Masse ist gleichgültig, solang es gut läuft. Aber wichtig ist, dass man korrigierend eingreifen kann, wenn sich die Elite daneben benimmt. Das Allerwichtigste einer Demokratie ist, dass du die Elite abwählen kannst! Und das ist bei euch zweifelsohne auch der Fall.
Zitat:Du überschätzt meiner Meinung nach aufgrund deines eigenen hohen intellektuellen Niveaus dass Denkvermögen und dass Interesse der breiten Mehrheit der Menschen.Wir haben unterschiedliche Meinungen bei vergleichbarer Intelligenz ... was sagt uns das ... es sind die Erfahrungen in einem Leben die man macht, die dich in der Entscheidungsfindung stark prägen. Du kannst bei gleicher Intelligenz zu völlig anderen Schlüssen kommen. Ich glaub nicht, dass die Intelligenz so stark das Abstimmungsverhalten prägt. Ich würde eher sagen, dass Leute die sehr viel Geld haben eher Rechts wählen. Die müssen nicht unbedingt clever sein, heute wird das Geld oftmals vererbt ... Rechtswähler versuchen das was sie haben, in allen politischen Entscheiden zu wahren (im übertragenen Sinn ihren Reichtum zu verteidigen).
Zitat:Selbst in der Schweiz wo es ja in den Medien immer massive Diskussionen, Kampagnen und Leserbriefschlachten mit dem Ziel der Einflussnahme auf den politischen Prozess gibt, schließen sich viele Schweizer aufgrund der sich gegenseitig ausschließenden Informationen über kurz oder lang einer bestimmten Seite an und "wählen" dann im weiteren immer entsprechend wobei der Bestätigungsfehler für die notwendigen Informationen sorgt.Man redet aber drüber, alleine das dass sich zwei Parteien zu einem Thema äussern und du anschliessend abstimmen kannst, fördert doch das generelle Interesse an der Politik. Wenn ich nur über Personen abstimmen kann, ist das nicht in dem Mass der Fall. Hat aber wieder Vorteil, dass die Politik gute Sachen viel schneller umsetzen kann (Deutschland) ... leider auch die schlechten. Aber alles kann bei euch ja auch nicht durch eine Regierung durchgeboxt werden, ihr habt ja auch eine Verfassung / einzelne Dinge kann man ja auch nicht so simpel kippen, oder? Bei uns braucht es da eine Volksabstimmung. Bei 100'000 gesammelten Stimmen, muss zudem auch abgestimmt werden, da hat bei uns das Volk schon extrem viel Macht im Vergleich zu anderen Demokratien.
Zitat:Aber merkst du etwas in Bezug auf die Folgen?! Beide Male endete dass ganze mit einer dauerhaften Herrschaft über das betroffene Gebiet.Sind die Philippinen nicht souverän?
Zitat:Aufgrund deiner sozialkulturellen Prägung als Schweizer vermute ich, dass du die Unmündigkeit, Ignoranz und Unfähigkeit der meisten Menschen weltweit sich selbst zu organisieren heillos unterschätzt.Politisch ja, unternehmerisch aber nein. Auf der ganzen Welt müssen sich einfache Bauern ohne den Staat durchschlagen. In vielen Ländern gibt es geschäftige Händler die sich ein anständiges Vermögen aufbauen oder all die Handwerker die selber kleine Betriebe haben. Sie müssen alle selber für ihr Überleben sorgen und sitzen nicht einfach in einem grossen Betrieb. Ich meine primär diese Selbstständigkeit, die wir heute im Angestelltenverhältnis zunehmend verlieren, das ist schade. Das Volk der Afghanen ist vermutlich autonomer als die Deutschen und Schweizer.
Zitat:Das Land ist zum Scheitern verurteilt und nichts was wir tun könnten, könnte dort eine funktionierende Wirtschaft aufbauen.Ich weiss es nicht, dazu müsste man Ökonomen und Firmen fragen, die bereit sind im Ausland zu investieren. Das würde dann eine Risikogarantie benötigen, wenn die Situation noch instabil wäre. Das würde ich jetzt aus dem zu grossen Militärtopf nehmen.

Zitat:Es verkennt aber die Möglichkeiten die man trotzdem hat, den Untergang, den Niedergang, dass Scheitern besser zu verwalten. Und da sind wir beim absolut wesentlichen Unterschied zwischen dir und mir:Ich würde mich in so einer Situation gar nicht einmischen, du siehst den Partisanenkrieg als Möglichkeit.
Zitat:Dir geht es primär um Erfolg.Nein, ich weiss dass ich in vielen Fällen nicht erfolgreich wäre. Bei mir würde es heissen, lass dir helfen und dann musst du dich uns anschliessen oder dann lass es bleiben und wir gehen wieder. Ich bin sicher dass ich 50% der Fälle wieder gehen müsste / in dem Sinn eine Niederlage einstecken müsste. Aber bei meinem Modell bin ich sicher dass es einige sehr gute Resultate geben würde. Während beim ausschliesslich militärischen Modell, in den allermeisten Fällen sich ökonomisch gar nichts bewegt ... aber zugegebenermassen, das Morden meist stark eingeschränkt werden kann.
Zitat:Wie willst du sie wegbringen? Der Krieg ist in Afghanistan der einzige verbliebene funktionierende Wirtschaftszweig. Ohne Krieg bricht Afghanistan sogar wirtschaftlich zusammen, weil es nicht im Ansatz lebensfähig ist.Wir beide sind da nicht die Experten. Aber selbst in den kärgsten Ländern kann man z.B. teure Rohstoffe finden. Es ist wirklich erstaunlich dass zum Teil völlig verarmte Länder, mit dem Fund von Rohstoffen eine wirtschaftlichen Boom in ungeahntem Mass erleben.
Theoretisch braucht man ja gar keine Rohstoffe um erfolgreich zu sein (Schweiz) ... aber leider ist für die Entwicklungsländer der Zug schon längst abgefahren. Wir waren die glücklichen die von den Umständen profitiert haben, die anderen nicht.
Zitat:Du wirst die Stammeskultur in Afghanistan nicht beenden können, mit keiner denkbaren Maßnahme.Ökonomischer Erfolg kann selbst die verkrustetsten Strukturen aufbrechen. Gib den Leuten ein Perspektive, dann können sie erst ans Umdenken denken.

Zitat:Gerade deshalb schreibe ich ja aber immer darüber, dass dieser überwunden werden muss. Das wir also eine neue Kultur des Krieges brauchen und das uns primär unsere Kultur im Wege steht.Du glaubst, wenn du nach 10 Jahren den Partisanenkrieg gewonnen hast, dann den wirtschaftlichen (Wieder)Aufbau schaffen kannst. Ich glaub dann hast du so viel Geschirr zerschlagen, dass dir das nicht mehr gelingen kann.
Zitat:Nehmen wir mal theoretisch an, dem wäre so: dann bedeutet dies automatisch den Konflikt mit den real bestehenden Eliten. Und Konflikt bedeutet in diesen Gesellschaften Krieg und Gewalt. Wenn du aus der einfachen Bevölkerung rekrutierst, ist die Folge eine Auseinandersetzung, ein Konflikt zwischen diesen Aufsteigern und den real praktisch bereits vorhandenen Eliten.Es geht eben nicht ums Regieren, es geht drum dass man etwas erschafft, was für andere einen Wert hat / was andere kaufen möchten. Dann kann jeder etwas verkaufen und mit dem Geld sich neue Sachen kaufen. Dann belebt sich die Wirtschaft selbst und jedem geht es ständig im Schnitt etwas besser. Das Regieren ist eine Nebensache / eigentlich völlig unwichtig.
Zitat:Deine Doktrin erzeugt also einen Konflikt selbst da, wo vorher keiner war.Du machst die Elite viel zu wichtig. Sie ist eben völlig unwichtig und wir müssen ihren Einfluss tief halten. Das Wichtigste ist dass die Leute Arbeiten und ein Produkt herstellen was sie verkaufen oder selbst gebrauchen können. Leute die nur verwalten und regieren wollen sind Gift für den Aufschwung. Die muss man entmachten. Deren P/L ist in der Regel grottenschlecht und der Einfluss überproportional gross.
Zitat:Und nun verrat mir mal ganz praktisch und real: wie du "die" entfernen willst, ohne militärische Gewalt und Rechtlosigkeit?!Dafür braucht es dich! Wenn die nicht freiwillig Macht abgeben und sich am Aufbau einer besseren Ökonomie beteiligen wollen, müssen sie sich entweder vom Regieren zurückziehen oder du musst sie in deinem Einflussbereich erschiessen. Leute die nur die Destabilisierung im Sinn haben und deinen Aufbau sabotieren wollen, muss man mit aller Härte bekämpfen. Da bin auf deiner Linie, meinetwegen auch mit deinen Methoden. Aber auf keinen Fall flächendeckend, wir brauchen die Bevölkerung (Inseln) die vollständig hinter uns stehen. Diese Inseln können sich vergrössern wenns gut läuft ... aber auch nur dann. Das schliesst keine Kommandoeinsätze aus oder UACV-Aktionen weit ab von diesen Inseln. Aber flächendeckend Kontrolle ausüben zu wollen, scheint mir ein sinnloses Unterfangen zu sein. Wenn man einzelne Pseudo-Eliten die uns dauernd sabotieren, abmurxen kann, wieso nicht.
Zitat:Wie - ganz praktisch und real (mit welchen Maßnahmen also) willst du die ganzen Großgrundbesitzer, Stammesführer, Adeligen (Geburtsrecht), geistigen Führer (Mullahs) entfernen und ersetzen ??Die muss du nicht entfernen solang sich nicht destruktiv gegenüber deinen Zielen verhalten. Im Gegenteil, du musst schon versuchen, die von deiner Logik zu überzeugen. Aber nicht so dass du denen zahlen musst. Man baut eine Ifrastruktur von der alle profitieren, ja ... aber sicher nicht Geld für einen einzigen Typen.