27.03.2014, 20:49
Quintus Fabius schrieb:Aber gerade SEAD wird für den nächsten "größeren" Krieg von elementarer Bedeutung sein. Selbst der Iran wird zumindest S300 einsetzen, wogegen die F-35 noch ankommt, die F-18 aber vollkommen hilflos ist.Das ist doch viel zu platt gedacht. Es bestimmen eine ganze Reihe von Faktoren die Effektivität von Luftabwehrsystemen gegen Kampfjets.
Topographie, Klima, Wetter, Platzierung, Ausbildung, Wartung, Erfahrung, Belastung, Motivation, Alarmstatus, RoEs, Wirkmittel, EW, Köder - die Liste ist schon ellenlang bevor wir uns mit Quartetttechnik beschäftigen müssen.
Ich würde heute kein Problem damit sehen, eine Luftwaffe der 1. Liga gegen moderne SAMs vorgehen zu lassen. Mag sein das die ein oder andere Maschine verloren geht, aber ein grundsätzliches militärisches Problem ist das nicht.
Quintus Fabius schrieb:Gerade weil die Leistungsfähigkeit von Luftabwehrsystemen so immens zugenommen hat, ist die grundsätzliche Idee der F-35 absolut richtig. Die Frage für mich wäre eher, wie man sie kostengünstiger machen könnte und wie man sie zugleich noch etwas verbessern könnte. Und das führt zwingend zu der Frage ob Deutschland nicht in das Flugzeug einsteigen sollte.Nein, wozu denn? Mein Ansatz ist einfach: Flugzeuge mit der Fähigkeit selbst in extremen A2/AD Zonen SEAD/DEAD unsupported zu bewerkstelligen sind Enabler, die wir bestenfalls an den ersten Tagen eines Großkonflikts brauchen. Dann ist die Luftabwehr neutralisiert oder hat keine Munition mehr. Alles was danach kommt kann in wesentlichen die bessere Holzklasse fliegen (= Legacy Jets).
Das gilt gleichermaßen auch für jeden Konflikt in dem der Gegner nicht auf ein größeren Luftabwehrnetz setzen kann (= 99% aller Gegner). Einzelsysteme kriegt man da sowieso immer im Verbund klein.
Dies bedeutet pragmatisch gesehen, dass im Regelfall das was wir momentan haben qualitativ ausreichend ist. Und auch in Zukunft noch ausreichend sein wird. Verantwortliche Militärpolitik beschäftigt sich aber natürlich nicht nur mit dem Regelfall. Insofern brauchen wir schon Assets die auch im Großkrieg in schwer verteidigten Zonen wirken können. Aber dieses "wir" hier ist sicher nicht Deutschland und bezieht sich auch nicht auf die allermeisten anderen europäischen Luftwaffen. Es ist einfach ein Fakt, dass das kaum ein westliches Land in die Verlegenheit kommen wird, alleine gegen Gegner zu kämpfen die diese Fähigkeiten haben. Insofern reicht es in unserem schönen System kollektiver Sicherheit vollkommen wenn wir Holzklasse fliegen.
Die Enabler würden von den Nationen gestellt werden die sich selbst als first rate Player sehen (müssen). Sprich natürlich die USA, Großbritannien, Japan, Israel und vielleicht noch Frankreich und Südkorea. Es würde da für den Erhalt der totalen 'westlichen' Überlegenheit in der Luft mehr als ausreichend wenn diese Nationen unter sich Enabler entwickeln und in bescheidenen Stückzahlen einführen. Ich habe diese Option sehr lange für die Zukunft der F-22 vertreten und halte es eigentlich noch immer für die beste Lösung.
Es würde den Ansprüchen absolut genügen, wenn die USA eine vergleichsweise bescheidene Flotte aus F-22A, F/A-22A und FB-22 unterhalten würden, Stückzahl in etwa 500 Jets. Damit ist alles abgedeckt was so an Bedrohungen auf uns zukommen könnte und die anderen aufgezählten Nationen wären jeweils mit ein paar Dutzend Raptoren mehr als zufrieden gewesen.
Und der ganze Rest freut sich wie ein Schneekönig das man die spottbilligen und kontinuierlich verbesserten Legacy Jets weiter kaufen kann.