29.03.2014, 22:21
Sagen wir mal so, unser letzter Baltic Air Policing Einsatz fand vor über zwei Jahren statt, Q1 2012. Eingesetzt haben wir - Überraschung und kein Scherz - F-4F Phantoms, kurz bevor sie ausgemustert wurden und nicht den Eurofighter. Warum? Spannende Frage.
Die ganze Veranstaltung soll nur noch bis 2018 laufen und die Luftwaffe soll bis dahin eigentlich nicht mehr herangezogen werden. Das ist recht seltsam, schließlich waren wir bis dahin seit 2008 praktisch jährlich vertreten und - so möchte man meinen - wäre das eine Verwendung die dem Eurofighter auf dem Leib geschnitten wäre. Warum also nicht?
Es ist nun so, dass der deutsche Eurofighter tatsächlich schon mal im Baltikum war. Sehr medienwirksam sogar, die Luftwaffe feierte ihr neues Spielzeug und das wurde von den Massenmedien auch schön aufgegriffen.
Was dann aber eher weniger Medienecho fand war die Tatsache, dass der Eurofightereinsatz im Baltikum genau zwei Monate lieft, September und Oktober 2009. Die andere Hälfte des Einsatzes übernahm dann wieder die Phantoms.
Warum? Na Friedensbetrieb und so, Material und Soldaten müssen regelmäßig ausgetauscht werden. Und was will man machen wenn nicht genügend Eurofighter Natofähig hat? Logisch man greift auf die alten Mühlen von vorgestern zurück. Die fliegen nämlich.
Genauer gesagt, dafür gibt's genügend ausgebildete Piloten. Bzw. um es noch schonungsloser auszudrücken, nach der Ausmusterung der Phantoms gibt es momentan eigentlich überhaupt keine einsatzfähigen und heranziehbaren Luftwaffenverbände mehr. Die deutsche Luftwaffe ist effektiv mit QRA Deutschland (Alarmrotten für die Luftpolizeilichen Aufgaben) und der Nuklearen Teilhabe ausgelastet. Dazu kommt halt noch die Papiertigerstaffel der NRF.
Daran wird sich bis 2018 nichts wesentliches ändern. Woher das kommt? Direkt vom Inspekteur der Luftwaffe der dem Minister in 2011 mitteilte, das die Jet-Luftwaffe bis dahin keine Auslandseinsätze stemmen kann. Wurde damals auch so öffentlich, interessierte bloß niemanden.
Problem ist wie schon gesagt weniger die Technik sondern das Personal. Wobei das auch nicht ganz richtig ist, schließlich lag der Klarstand bei den bis letztes Jahr ausgelieferten 103 Eurofightern bei - Zitat - "derzeit durchschnittlich etwa 50%". So eine Stellungnahme der Luftwaffe zu einem Spiegel Bericht aus 10/2013.
Ich verzichte an dieser Stelle darauf, welche kreativen Spielereien sich die Bundeswehr hinsichtlich Meldungen zum Klarstand für gewöhnlich so einfallen lässt, es reicht schon wenn wir einfach mal ganz nüchtern festhalten, dass wird derzeit ganze 50 Eurofighter in die Luft bekommen. Aber das heißt ja nicht das diese gefechtsfähig verwendbar in einem Geschwader konzentriert wären oder so. Wir haben ja deren drei.
Übrigens, gut ein Viertel unserer Eurofighter leidet laut dem Spiegelbericht unter schwerwiegenden technischen Mängeln die dazu führen das die Maschinen mittlerweile schon mehrere Jahre nicht mehr geflogen worden sind…
Aber wie gesagt, der Klarstand ist eigentlich garnicht so das Problem. Oder besser, der katastrophale Klarstand führt dazu das noch ein viel Größeres Problem entsteht. Dadurch das so wenige Maschinen verfügbar sind haben die deutschen Eurofighterpiloten kaum Möglichkeiten auch nur das deutsche Trainingspensum zu erfüllen. Unnötig zu erwähnen, dass die deutschen Vorgaben zum Training nix mit denen der Nato oder tatsächlicher militärischer Verwendungsfähigkeit zu tun haben.
Wenn dann die Etablierten zurückfallen weil zu wenig Maschinen das sind ist das halt so. Blöd wird’s natürlich dann wenn man dann auf einen ganzen Haufen Alibipiloten sitzt die auf dem Papier zwar gut ausschauen aber dummerweise nicht mehr die Nato-Anforderungen erfüllen und deshalb auch nicht innerhalb von Nato Strukturen eingesetzt werden können.
Richtig haarig wird’s dann wenn die wenigen Piloten die man dann einsetzen kann auch wirklich einsetzen soll. Schließlich sind diese Herrschaften auch irgendwo nur Menschen und mitunter ergeben sich bei denen aufgrund dummer Ereignisse Ausfallzeiten. Lebensrisiko und so. Oder es sind eh die länger gedienten Piloten des Geschwaders und sie werden urplötzlich auf andere Dienstposten versetzt. Rechnet man dann noch Ruhepausen zwischen Auslandseinsätzen mit ein kann man schon erahnen, dass da die Personaldecke hinsichtlich QRF qualifizierter Piloten fürs Baltikum dünn wird.
Ganz besonders weil wir in 2014 ja auch wieder Kräfte für die NRF stellen wollen müssen. Das ist ja in der Regel für die Bundeswehr ein Segen, da jeder davon ausgeht das die Kräfte eh nicht angefordert werden. Wenn davon jetzt aber 6 Eurofighter tatsächlich, also quasi in der Realität, ins Baltikum sollen und da – man glaubt es kaum – auch noch echt zu Verfügung stehen und reale Einsätze fliegen müssen werden das sicher drei Monate die die Luftwaffe personell und materiell an ihre Grenzen bringen.
Das nennt sich im Bundeswehrjargon dann Breite vor Tiefe. Oder anders gesagt - die Luftwaffe meldet sich ab.
Wem von dieser Trostlosigkeit noch nicht genug hat - <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.vbsk.net/jetN.html">http://www.vbsk.net/jetN.html</a><!-- m -->
Die ganze Veranstaltung soll nur noch bis 2018 laufen und die Luftwaffe soll bis dahin eigentlich nicht mehr herangezogen werden. Das ist recht seltsam, schließlich waren wir bis dahin seit 2008 praktisch jährlich vertreten und - so möchte man meinen - wäre das eine Verwendung die dem Eurofighter auf dem Leib geschnitten wäre. Warum also nicht?
Es ist nun so, dass der deutsche Eurofighter tatsächlich schon mal im Baltikum war. Sehr medienwirksam sogar, die Luftwaffe feierte ihr neues Spielzeug und das wurde von den Massenmedien auch schön aufgegriffen.
Was dann aber eher weniger Medienecho fand war die Tatsache, dass der Eurofightereinsatz im Baltikum genau zwei Monate lieft, September und Oktober 2009. Die andere Hälfte des Einsatzes übernahm dann wieder die Phantoms.
Warum? Na Friedensbetrieb und so, Material und Soldaten müssen regelmäßig ausgetauscht werden. Und was will man machen wenn nicht genügend Eurofighter Natofähig hat? Logisch man greift auf die alten Mühlen von vorgestern zurück. Die fliegen nämlich.
Genauer gesagt, dafür gibt's genügend ausgebildete Piloten. Bzw. um es noch schonungsloser auszudrücken, nach der Ausmusterung der Phantoms gibt es momentan eigentlich überhaupt keine einsatzfähigen und heranziehbaren Luftwaffenverbände mehr. Die deutsche Luftwaffe ist effektiv mit QRA Deutschland (Alarmrotten für die Luftpolizeilichen Aufgaben) und der Nuklearen Teilhabe ausgelastet. Dazu kommt halt noch die Papiertigerstaffel der NRF.
Daran wird sich bis 2018 nichts wesentliches ändern. Woher das kommt? Direkt vom Inspekteur der Luftwaffe der dem Minister in 2011 mitteilte, das die Jet-Luftwaffe bis dahin keine Auslandseinsätze stemmen kann. Wurde damals auch so öffentlich, interessierte bloß niemanden.
Problem ist wie schon gesagt weniger die Technik sondern das Personal. Wobei das auch nicht ganz richtig ist, schließlich lag der Klarstand bei den bis letztes Jahr ausgelieferten 103 Eurofightern bei - Zitat - "derzeit durchschnittlich etwa 50%". So eine Stellungnahme der Luftwaffe zu einem Spiegel Bericht aus 10/2013.
Ich verzichte an dieser Stelle darauf, welche kreativen Spielereien sich die Bundeswehr hinsichtlich Meldungen zum Klarstand für gewöhnlich so einfallen lässt, es reicht schon wenn wir einfach mal ganz nüchtern festhalten, dass wird derzeit ganze 50 Eurofighter in die Luft bekommen. Aber das heißt ja nicht das diese gefechtsfähig verwendbar in einem Geschwader konzentriert wären oder so. Wir haben ja deren drei.
Übrigens, gut ein Viertel unserer Eurofighter leidet laut dem Spiegelbericht unter schwerwiegenden technischen Mängeln die dazu führen das die Maschinen mittlerweile schon mehrere Jahre nicht mehr geflogen worden sind…
Aber wie gesagt, der Klarstand ist eigentlich garnicht so das Problem. Oder besser, der katastrophale Klarstand führt dazu das noch ein viel Größeres Problem entsteht. Dadurch das so wenige Maschinen verfügbar sind haben die deutschen Eurofighterpiloten kaum Möglichkeiten auch nur das deutsche Trainingspensum zu erfüllen. Unnötig zu erwähnen, dass die deutschen Vorgaben zum Training nix mit denen der Nato oder tatsächlicher militärischer Verwendungsfähigkeit zu tun haben.
Wenn dann die Etablierten zurückfallen weil zu wenig Maschinen das sind ist das halt so. Blöd wird’s natürlich dann wenn man dann auf einen ganzen Haufen Alibipiloten sitzt die auf dem Papier zwar gut ausschauen aber dummerweise nicht mehr die Nato-Anforderungen erfüllen und deshalb auch nicht innerhalb von Nato Strukturen eingesetzt werden können.
Richtig haarig wird’s dann wenn die wenigen Piloten die man dann einsetzen kann auch wirklich einsetzen soll. Schließlich sind diese Herrschaften auch irgendwo nur Menschen und mitunter ergeben sich bei denen aufgrund dummer Ereignisse Ausfallzeiten. Lebensrisiko und so. Oder es sind eh die länger gedienten Piloten des Geschwaders und sie werden urplötzlich auf andere Dienstposten versetzt. Rechnet man dann noch Ruhepausen zwischen Auslandseinsätzen mit ein kann man schon erahnen, dass da die Personaldecke hinsichtlich QRF qualifizierter Piloten fürs Baltikum dünn wird.
Ganz besonders weil wir in 2014 ja auch wieder Kräfte für die NRF stellen wollen müssen. Das ist ja in der Regel für die Bundeswehr ein Segen, da jeder davon ausgeht das die Kräfte eh nicht angefordert werden. Wenn davon jetzt aber 6 Eurofighter tatsächlich, also quasi in der Realität, ins Baltikum sollen und da – man glaubt es kaum – auch noch echt zu Verfügung stehen und reale Einsätze fliegen müssen werden das sicher drei Monate die die Luftwaffe personell und materiell an ihre Grenzen bringen.
Das nennt sich im Bundeswehrjargon dann Breite vor Tiefe. Oder anders gesagt - die Luftwaffe meldet sich ab.
Wem von dieser Trostlosigkeit noch nicht genug hat - <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.vbsk.net/jetN.html">http://www.vbsk.net/jetN.html</a><!-- m -->