Zukunft der Atomwaffen
Erich schrieb:dieser "nukleare Overkill" hat mich immer gestört. Selbst wenn man unterstellt, dass das "Gleichgewicht des Schreckens" (wer zuerst schießt, stirbt als zweiter) eine gewisse Zurückhaltung - ja sogar eine dauerhafte Phase des "Nichtkrieges" mit sich brachte: es ist immer noch nicht verständlich, dass jede der Atommächte soviele atomare Waffen schussbereit haben muss, dass man damit die ganze Erde mehrfach hintereinander zerstören kann.
Das ist relativ einfach zu erklären. Es heißt nicht von ungefähr Mutual Assured Destruction und nicht Mutual Destruction. Das MAD Prinzip kann nur dann funktionieren wenn in jeder Lage ein Zweitschlag garantiert erfolgen kann. Paradoxerweise erzeugt die Anhäufung 'überflüssiger' Angriffskraft damit Sicherheit. Kleinere Arsenale sind zu anfällig gegenüber konventionellen und nuklearen Counterforce Angriffen. In Krisensituationen würde es die Verantwortlichen zusätzlich unter Druck setzen (use it or lose it).
Das soll nicht heißen, dass sich die Zahlen aus der Hochzeit des Kalten Krieges damit rechtfertigen lassen (da war viel zu viel Irrationalität dabei aber 5fach vs 10fach spielt dann auch keine Rolle mehr), heutzutage sind wir aber meines Erachtens an einem Punkt wo wir nicht mehr tiefer gehen sollten.
Das schließt auch die immer wieder angedachte Aufgabe der nuklearen Tirade mit ein.
Weniger Sprengköpfe bedeuten damit nicht ein Mehr an Sicherheit sondern ein Weniger. Auch weil ABM Systeme nun mal Realität sind (auch wenn ich ihnen noch lange keine strategische Bedeutung zumessen würde).


Erich schrieb:Sowohl die europäischen Atommächte (Frankreich wie Großbritannien) wie auch China haben sich jahrzehntelang mit deutlich weniger atomaren Waffen begnügt. Und trotzdem genug "Abschreckungspotential" behalten, um Kapazität für einen Rückschlag zu haben.
GB und Frankreich sind keine Eigenständigen Player gegenüber Russland. Die Arsenale entstanden um sich der Nationalen Handlungshoheit zu versichern indem die nukleare Eskalation notfalls sehr vorgenommen werden kann. Nach dem Einsatz britischer oder französischer Kernwaffen hätten sich die Amerikaner davon niemals distanzieren können.
China hatte bis nach Ende des Kalten Krieges überhaupt nicht die technischen und finanziellen Möglichkeiten ihr Arsenal auszubauen.
Das geschieht erst jetzt - unter dem Vorzeichen, dass die Amerikaner nicht mal eine einzige Metropole in einem Atomkrieg opfern würden. Insofern hält sich die Aufrüstung in Grenzen und wird die nuklearstrategische Situation stabilisieren.
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