06.07.2014, 01:22
Der aufziehende Sturm
Damit hatte die IJA nun den Rücken für den Krieg gegen Russland frei und ab 1903 auch die Aufrüstung und Modernisierung der Streitkräfte weitgehend abgeschlossen. Zugleich kam der zweispurige Ausbau der Transsibirischen Eisenbahn rasch voran und Yamagata warnte daher in immer kürzeren Abständen vor der erheblichen Gefährdung Japans, sollte die Transsib in der geplanten Weise fertig gestellt werden. Ende 1902 begann daher der Generalstab mit der Planung des Krieges gegen Russland und entwickelte dafür eine stark auf die japanische Marine abgestützte Strategie. Sollte diese sich zu Kriegsbeginn durchsetzen, und sei es vorüber gehend, wollte die IJA dies nutzen, um mit maximaler Stärke überzusetzen und die Russen direkt in der Mandschurei anzugreifen. Sollte jedoch nicht umgehend eine Vorherrschaft zur See herstellbar sein, wollte man nur im Rahmen des möglichen Truppen nach Korea übersetzen und dort eine strategische Defensive unter Nutzung des schwierigen Terrains aufbauen. Die Marinestreitkräfte sollten dazu im Kriegsfall durch die IJA befehligt werden, was nach bekannt werden der Pläne auf sofortigen und massiven Widerstand der IJN stieß. Die Details des Kriegsplans wurden vor allem durch Generalmajor Tamura Iyozo ausgearbeitet, welcher zu dieser Zeit tellvertretender Generalstabschef war. Um die japanischen Pläne geheim zu halten, wurden die Offensivpläne sogar vor dem Thron und weiten Teilen der Regierung verschwiegen, und statt dessen falsche Pläne vorgelegt, in denen eine Betonung der Defensive auf den Inseln Japans hervor gehoben wurde und die nur dazu dienten, den eigentlichen sehr kühnen Angriffsplan gegen die Russen geheim zu halten.
Am 21 April 1903 trafen sich dann wesentliche Minister und Generäle der IJA in der privaten Villa von Yamagata in Tokyo. Tamura äußerte dabei Zweifel, ob die IJA bereits stark genug für einen Krieg gegen Russland sei, wurde aber durch Yamagata und Generalmajor Iguchi Shogo dazu gedrängt, die Armee gegenüber dem Parlament und den anderen Teilen der Regierung als ausreichend stark darzustellen. Tamura und der Generalstabschef Marschall Oyama Iwao wandten sich darauf hin an den Kaiser und erklärten die Kriegsbereitschaft der IJA. Dieser wünschte trotzdem zunächst eine diplomatische Lösung und nur für den Fall, dass diese Scheitern sollte, würde er die Erlaubnis zum Angriffskrieg erteilen. Dabei wurde die japanische Herrschaft über Korea jedoch bereits im Vorab als nicht verhandelbar festgelegt. Im Oktober 1903 starb Tamura überraschend, womit der Widerstand in der Führung der IJA gegen einen baldigen Kriegsbeginn seinen wichtigsten Fürsprecher verlor, zumal Tamura es ja gewesen war, der die Kriegspläne gegen Russland detailliert ausgearbeitet hatte. Sein Nachfolger wurde auf Betreiben Yamagatas der deutlich kriegsbereitete Generalleutnant Kodama Gentaro. Dieser stieg in seiner neuen Position innerhalb kürzester Zeit zum Generalstabschef auf und die Planungen des Krieges gegen Russland wurden bis Februar 1904 durch Kodama noch überarbeitet. Als erstes sollte nun die 1 japanische Armee über den Yalu Fluss entschlossen nach Norden vorstoßen, um auf diese Weise ein Vordringen der Russen nach Korea von vornherein unmöglich zu machen. Die zweite Armee sollte die Liaodong Halbinsel nach Norden und Westen abriegeln und dort zunächst in die Defensive gehen. Die Dritte Armee schließlich so nahe wie möglich an Port Arthur landen und die Hafenfestung einnehmen. Nach Einnahme der Festung sollten dann die erste und zweite Armee zusammen in die Mandschurai vordringen und dort die russischen Streitkräfte zur Entscheidungsschlacht zwingen, während die dritte Armee als Flankensicherung und Reserve diesen folgen sollte. Die Vierte Armee sollte dann am Bohai Golf landen und die andere Flanke der ersten und zweiten sichern sowie die Kommunikations- und Nachschublinien nach hinten sichern, zudem es der dritten Armee ermöglichen, bei Bedarf ebenfalls in die Entscheidungsschlacht geworfen zu werden.
Die Entscheidungsschlacht sollte nach den Vorstellungen Kodamas durch die rasche Einschließung des Sibirischen Unabhängigen Korps in der Mandschurai und des 2 russischen Armeekorps in der Nähe von Liaoyang erfolgen, und dies bevor ausreichende Entsatztruppen und Verstärkungen aus Russland nachgeführt werden konnten. Die IJA ging im weiteren davon aus, dass die Russen für die Verlegung ausreichend starker Entsatzkräfte ungefähr ein halbes Jahr brauchen würden, und dass daher der ganze Kriegsplan unter höchstem Zeitdruck umzusetzen wäre. Einen Alternativplan für den Fall dass die geplanten Operationen in dem knappen Zeitfenster nicht durchgeführt werden konnten, gab es nicht. Ebenso wenig wurde die Möglichkeit einer Niederlage zur See überhaupt in Betracht gezogen. Da die diplomatischen Verhandlungen ohne Ergebnis verliefen, entschied daher die japanische Regierung am 04 Februar 1904, Russland bei der nächsten Gelegenheit den Krieg zu erklären.
Obwohl alle Beteiligten auf dieser Konferenz nach außen hin Härte und Entschlossenheit vorspielten, hatte selbst Yamagata insgeheim Zweifel am Sieg und hatte zum ersten Mal in seinem Leben depressive Gedanken. Noch nie war eine der europäischen Großmächte durch eine asiatische Macht besiegt worden und dass zaristische Russland galt um 1900 herum als die Nation mit der stärkten Landstreitkraft überhaupt, die russischen Reserven als unerschöpflich und die russische Streitmacht insgesamt um ein vielfaches stärker als die IJA. Kaiser Meiji konnte nach der Entscheidung über mehrere Tage hinweg nicht mehr schlafen und essen und hatte noch Wochen danach massive Schlafstörungen und fühlte sich fiebrig. Etliche Generäle der IJA waren zudem der Ansicht, dass die geplante Entscheidungsschlacht sich nicht umsetzen lassen würde und dass ein Zermürbungskrieg gegen Russland die sichere Niederlage zur Folge haben werde. Trotzdem teilten alle Beteiligten die Ansicht, dass der Krieg gegen Russland ohnehin unvermeidbar sei, und zu einem späteren Zeitpunkt die Bedingungen noch schlechter, eine Niederlage Japans noch wahrscheinlicher sein würde.
Trotzdem griff die IJN gemäß Kriegsplan und ohne Kriegserklärung am 08 Februar 1904 die russischen Flotteneinheiten in Port Arthur an. Es gab keinen Weg zurück mehr.
Damit hatte die IJA nun den Rücken für den Krieg gegen Russland frei und ab 1903 auch die Aufrüstung und Modernisierung der Streitkräfte weitgehend abgeschlossen. Zugleich kam der zweispurige Ausbau der Transsibirischen Eisenbahn rasch voran und Yamagata warnte daher in immer kürzeren Abständen vor der erheblichen Gefährdung Japans, sollte die Transsib in der geplanten Weise fertig gestellt werden. Ende 1902 begann daher der Generalstab mit der Planung des Krieges gegen Russland und entwickelte dafür eine stark auf die japanische Marine abgestützte Strategie. Sollte diese sich zu Kriegsbeginn durchsetzen, und sei es vorüber gehend, wollte die IJA dies nutzen, um mit maximaler Stärke überzusetzen und die Russen direkt in der Mandschurei anzugreifen. Sollte jedoch nicht umgehend eine Vorherrschaft zur See herstellbar sein, wollte man nur im Rahmen des möglichen Truppen nach Korea übersetzen und dort eine strategische Defensive unter Nutzung des schwierigen Terrains aufbauen. Die Marinestreitkräfte sollten dazu im Kriegsfall durch die IJA befehligt werden, was nach bekannt werden der Pläne auf sofortigen und massiven Widerstand der IJN stieß. Die Details des Kriegsplans wurden vor allem durch Generalmajor Tamura Iyozo ausgearbeitet, welcher zu dieser Zeit tellvertretender Generalstabschef war. Um die japanischen Pläne geheim zu halten, wurden die Offensivpläne sogar vor dem Thron und weiten Teilen der Regierung verschwiegen, und statt dessen falsche Pläne vorgelegt, in denen eine Betonung der Defensive auf den Inseln Japans hervor gehoben wurde und die nur dazu dienten, den eigentlichen sehr kühnen Angriffsplan gegen die Russen geheim zu halten.
Am 21 April 1903 trafen sich dann wesentliche Minister und Generäle der IJA in der privaten Villa von Yamagata in Tokyo. Tamura äußerte dabei Zweifel, ob die IJA bereits stark genug für einen Krieg gegen Russland sei, wurde aber durch Yamagata und Generalmajor Iguchi Shogo dazu gedrängt, die Armee gegenüber dem Parlament und den anderen Teilen der Regierung als ausreichend stark darzustellen. Tamura und der Generalstabschef Marschall Oyama Iwao wandten sich darauf hin an den Kaiser und erklärten die Kriegsbereitschaft der IJA. Dieser wünschte trotzdem zunächst eine diplomatische Lösung und nur für den Fall, dass diese Scheitern sollte, würde er die Erlaubnis zum Angriffskrieg erteilen. Dabei wurde die japanische Herrschaft über Korea jedoch bereits im Vorab als nicht verhandelbar festgelegt. Im Oktober 1903 starb Tamura überraschend, womit der Widerstand in der Führung der IJA gegen einen baldigen Kriegsbeginn seinen wichtigsten Fürsprecher verlor, zumal Tamura es ja gewesen war, der die Kriegspläne gegen Russland detailliert ausgearbeitet hatte. Sein Nachfolger wurde auf Betreiben Yamagatas der deutlich kriegsbereitete Generalleutnant Kodama Gentaro. Dieser stieg in seiner neuen Position innerhalb kürzester Zeit zum Generalstabschef auf und die Planungen des Krieges gegen Russland wurden bis Februar 1904 durch Kodama noch überarbeitet. Als erstes sollte nun die 1 japanische Armee über den Yalu Fluss entschlossen nach Norden vorstoßen, um auf diese Weise ein Vordringen der Russen nach Korea von vornherein unmöglich zu machen. Die zweite Armee sollte die Liaodong Halbinsel nach Norden und Westen abriegeln und dort zunächst in die Defensive gehen. Die Dritte Armee schließlich so nahe wie möglich an Port Arthur landen und die Hafenfestung einnehmen. Nach Einnahme der Festung sollten dann die erste und zweite Armee zusammen in die Mandschurai vordringen und dort die russischen Streitkräfte zur Entscheidungsschlacht zwingen, während die dritte Armee als Flankensicherung und Reserve diesen folgen sollte. Die Vierte Armee sollte dann am Bohai Golf landen und die andere Flanke der ersten und zweiten sichern sowie die Kommunikations- und Nachschublinien nach hinten sichern, zudem es der dritten Armee ermöglichen, bei Bedarf ebenfalls in die Entscheidungsschlacht geworfen zu werden.
Die Entscheidungsschlacht sollte nach den Vorstellungen Kodamas durch die rasche Einschließung des Sibirischen Unabhängigen Korps in der Mandschurai und des 2 russischen Armeekorps in der Nähe von Liaoyang erfolgen, und dies bevor ausreichende Entsatztruppen und Verstärkungen aus Russland nachgeführt werden konnten. Die IJA ging im weiteren davon aus, dass die Russen für die Verlegung ausreichend starker Entsatzkräfte ungefähr ein halbes Jahr brauchen würden, und dass daher der ganze Kriegsplan unter höchstem Zeitdruck umzusetzen wäre. Einen Alternativplan für den Fall dass die geplanten Operationen in dem knappen Zeitfenster nicht durchgeführt werden konnten, gab es nicht. Ebenso wenig wurde die Möglichkeit einer Niederlage zur See überhaupt in Betracht gezogen. Da die diplomatischen Verhandlungen ohne Ergebnis verliefen, entschied daher die japanische Regierung am 04 Februar 1904, Russland bei der nächsten Gelegenheit den Krieg zu erklären.
Obwohl alle Beteiligten auf dieser Konferenz nach außen hin Härte und Entschlossenheit vorspielten, hatte selbst Yamagata insgeheim Zweifel am Sieg und hatte zum ersten Mal in seinem Leben depressive Gedanken. Noch nie war eine der europäischen Großmächte durch eine asiatische Macht besiegt worden und dass zaristische Russland galt um 1900 herum als die Nation mit der stärkten Landstreitkraft überhaupt, die russischen Reserven als unerschöpflich und die russische Streitmacht insgesamt um ein vielfaches stärker als die IJA. Kaiser Meiji konnte nach der Entscheidung über mehrere Tage hinweg nicht mehr schlafen und essen und hatte noch Wochen danach massive Schlafstörungen und fühlte sich fiebrig. Etliche Generäle der IJA waren zudem der Ansicht, dass die geplante Entscheidungsschlacht sich nicht umsetzen lassen würde und dass ein Zermürbungskrieg gegen Russland die sichere Niederlage zur Folge haben werde. Trotzdem teilten alle Beteiligten die Ansicht, dass der Krieg gegen Russland ohnehin unvermeidbar sei, und zu einem späteren Zeitpunkt die Bedingungen noch schlechter, eine Niederlage Japans noch wahrscheinlicher sein würde.
Trotzdem griff die IJN gemäß Kriegsplan und ohne Kriegserklärung am 08 Februar 1904 die russischen Flotteneinheiten in Port Arthur an. Es gab keinen Weg zurück mehr.